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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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durch Arcadien bis zum Meere, war sie von einem Knaben entbunden worden, welchen sie in dem Haine der Minerva, auf dem Berge Parthenius, aussetzte, wo er von einer Hindin gesäugt und so von Hirten gefunden wurde. Diese gaben ihm den Namen Telephus, und brachten das Kind zu ihrem Herrn, dem Könige Corythus, welcher es als sein eigenes erzog und zu einem Helden bildete. Telephus reiste, erwachsen, nach Mysien, wohin ihm das delphische Orakel auf seine Frage nach seiner Mutter zu gehen geboten hatte, und fand den König Teuthras in einen Krieg mit Idas, des Aphareus Sohn, verwickelt und nahe daran, sein Reich zu verlieren. Telephus erschien mit seinen Begleitern dem Teuthras ein willkommener Gehülfe, und dieser versprach ihm, wenn er ihn von seinen Feinden befreite, die Hand seiner ältesten Tochter, nebst seinem Reiche. Telephus siegte und A. ward ihm als Braut zugeführt, doch weigerte sie sich durchaus, des viel jüngern Mannes Gattin zu werden, und drohte noch in der Hochzeitnacht, ihn zu ermorden. Doch die Götter schickten eine furchtbare Schlange ab, welche sich zwischen die Kämpfenden drängte; A. entsetzte sich, so dass sie ihr Schwert fallen liess, welches nun Telephus ergriff, um sie zu ermorden. Da rief A. ihren Geliebten, den Hercules, um Hülfe an, und hierdurch entdeckte Telephus, dass seine Braut Beine Mutter war. Voll Freude, die lang Gesuchte gefunden zu haben, meldete er dieses dem Könige, welcher ihm für die verlorene Braut in seiner Tochter Argiope Ersatz bot.


Augeas oder Augias (Gr. M.), König der Epeer und berühmt als einer der Argonauten, doch noch weit mehr bekannt durch sein Verhältniss zu Hercules (s. d.), der an seinem Stalle die Kräfte, welche Jupiter ihm verliehen, versuchen musste. Seine Abstammung ist sehr zweifelhaft, man gibt ihm den Sonnengott oder Neptun und verschiedene Nymphen zu Eltern, doch allgemeiner verbreitet ist die Angabe, nach welcher er ein Sohn des Phorbas, eines rhodischen Heros, und der Hyrmine ist. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Elis nieder und machte sich durch tausendfältige Bedrückungen seiner Unterthanen sehr verhasst, beunruhigte seine Nachbarn, trieb ihre Heerden hinweg, beraubte die Durchreisenden, stahl dem Neleus ein Gespann trefflicher Pferde, welches dieser zum Wettrennen nach Elis schickte, und begann einen Krieg wider die Pylier, welche sich unterstanden hatten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. - Hercules, in die schmachvolle Dienstbarkeit des Eurysthenes (s. d.) gekommen, musste unter Anderm auch den Stall des A. reinigen. Er vollbrachte diess bekanntlich dadurch, dass er die beiden Ströme Alpheus und Peneus durch die Stallungen hindurchleitete. Die Art, auf welche Hercules die Reinigung vornehmen sollte, war nicht bestimmt worden, daher konnte er sich auf Richterspruch berufen, und als A. seinen eigenen Sohn Phyleus zum Schiedsrichter vorschlug, auch dieses eingehen, wie denn dieser des Hercules Vertrauen auch nicht täuschte und ihm Recht gab, worauf A., voll Zorn, Beide vertrieb; Phyleus ging nach Dulichium, Hercules nach Olenus. Hercules vollzog nun zunächst die letzten seiner Arbeiten, dann dachte er auf Rache an dem Verräther A. Er überzog ihn mit Krieg, mit einem Hülfsheer, das von Tirynth zu ihm stiess, und hoffte auf gewissen Sieg; allein A. hatte an Cteatus und Eurytus, zwei Söhnen des Neptun und der Molione, welche zusammengewachsen waren, nicht minder mächtige Hülfe. Da entschloss sich Hercules zur List; er verbarg sich in einen Hinterhalt bei Cleonä in Argolis, als die Brüder dahin kamen, um den Göttern auf den isthmischen Spielen zu opfern, überfiel und tödtete sie; nun griff er den verrätherischen König nochmals an, und entblösst von dem Beistande, den ihm die Molioniden geleistet, unterlag A. dem Helden und fand endlich den Tod von dessen Hand. Unermessliche Schätze fielen dem Sieger zu, welche er jedoch nur anwendete, um die prächtigsten Kampfspiele, die olympischen, zu stiften. Das Reich selbst übergab er dem Sohne des Besiegten, Phyleus.


Augurium (Röm. Religion), die Wahrsagung aus dem Fluge der Vögel, dann weiter ausgedehnt, aus vielen andern Zeichen am Himmel, aus den Wolken, dem Blitze, dem Donner; ferner bei den Vögeln nicht allein aus ihrem Fluge, sondern auch aus ihrem Fressen, ihrem Gesang oder Geschrei; endlich besonders auch aus den Eingeweiden der Opferthiere. Man leitet das Entstehen dieser Art von Verkündigung des Willens der Götter von Numa Pompilius, nach Anderen schon von Romulus ab. Die Priester, denen das Geschäft der Wahrsagung oblag, hiessen Augurn, wurden bei allen wichtigen Verhandlungen zu Rathe gezogen, konnten durch die Gewalt ihres Ansehens selbst Senatsbeschlüsse rückgängig machen. Die Augurnwürde sollte nur untadelhaften Männern verliehen werden; wer sie jedoch einmal besass, den machten auch Verbrechen ihrer nicht verlustig. Die Feldherren, die Heere, die Kaiser hatten eigene Augurn, welche sie begleiteten. Das Verfahren der Augurn beim Wahrsagen war dieses: in einem eigenen priesterlichen Ornate verfügte der Augur sich auf den einmal bestimmten Platz, theilte mit seinem Stabe den Himmel in vier Theile: vor sich, hinter sich, zur Rechten und zur Linken, und betrachtete nach vorherigem Opfer und Gebete schweigend den Himmel; die Zeichen, welche er wahrnahm, deutete er sodann nach seiner politischen Ansicht.


Augutorrah Rhade Schaista (Ind. M.), "die achtzehn Bücher göttlicher Worte", eine Auslegung der heiligen Bücher der Indier; die Veda's, welche dieses Werk commentirt, sind ungefähr 3000 Jahre v. Chr. geschrieben, A. ungefähr 1500 Jahre später, und was jene einfach erzählen, umweben diese mit den buntesten Allegorieen.


Aulestes (Röm. M.), König der Tyrrhener. Als Aeneas dort gelandet war und der Befestigung seines neuen Reiches nur des Turnus unaufhörliche Kriege im Wege waren, schloss A. sich an den Trojaner an; doch musste er seine Bereitwilligkeit, dem Fremdling zu helfen, mit dem Leben büssen.


Aulis (Gr. M.), eine der Praxidiken oder Eidgöttinnen, welche mit ihren Schwestern Alalcomenia und Thelxinöa von den Böotiern am tilphusischen Berge verehrt wurde, Tochter des Ogyges, Erbauers von Eleusis, des ältesten Königs, welchen die fabelhafte Geschichte Griechenlands nennt, und der Thebe, einer Tochter des Jupiter und der Iodame. Die Stadt Aulis, bei welcher die Opferung der Iphigenia (s. d.) vor sich gehen sollte, hatte von dieser jungfräulichen Göttin den Namen.


Aulon (Gr. M.), Sohn eines griechischen Helden, des Tlesimenes, nicht minder heldenhaft als dieser, daher ihm, wie andern berühmten Kriegern und Heerführern, in Laconien ein Altar erbaut wurde.


Aulonius (Gr. M.), Beiname des Aesculap von einem kleinen Tempel, welchen derselbe in einem Aulon, d. h. Thale, in Messenien hatte.


Aulruna (Nord. M.), eine Heldenjungfrau, eines norwegischen Königs Tochter, nach ihrem Tode unter die Walküren aufgenommen.


Aundlang (Nord. M.). Die Cosmogonie der alten nordischen Völker nimmt einen dreifachen Himmel an: der unterste, in welchem sich die Götter und Helden bis zu dem Untergange der Welt aufhalten, heisst Asgard; der zweite ist A., in welchem die Asen, so viel ihrer den furchtbaren Kampf mit den Söhnen Muspelheims überdauern, nach der grossen Nacht Ragnarok wohnen werden, und Gimle (s. d.), der dritte eigentliche Himmel.


Aunus (Röm. M.), ein Ligurer, dessen Sohn von der Heldin Camilla angegriffen wurde, als Aeneas sich das Reich zu erobern suchte, das ihm vom Schicksal bestimmt war.


Aura (Gr. M.), Gefährtin der Diana, Tochter des arcadischen Königs Lelas und der Nymphe Periböa, war so schnellfüssig, dass kein Thier des Feldes ihr entging. Bacchus liebte das schöne Mädchen, ward aber spröde zurückgewiesen; ihm half Venus, indem sie A. durch einen Traum so lüstern machte, dass diese den jungen Gott gern in ihre Arme nahm, von dem sie ein Zwillingspaar empfing; nachdem sie dieses geboren, ward die Unglückliche rasend, frass eines ihrer Kinder im Wahnsinn auf und stürzte sich dann in das Meer.


Aurbode (Nord. M.), eine Riesenfrau, Gattin des Riesen Gymer und Mutter der schönsten Riesen-Jungfrau, Gerda, welche Freir zur Gemahlin wählte.


Auriga (Astrol. M.), "der Fuhrmann", eines der Sternbilder des nördlichen Himmels. Diess sollte der attische König Erichthonius sein, welcher das Viergespann erfunden hatte. Der A. steht zum Theil in der Milchstrasse, ostwärts vom Perseus, zwischen den Plejaden und dem grossen Bären. Er wird abgebildet als ein knieender Mann, der in der rechten Hand Steigbügel und Zaum trägt, an der linken zwei junge, und auf der

durch Arcadien bis zum Meere, war sie von einem Knaben entbunden worden, welchen sie in dem Haine der Minerva, auf dem Berge Parthenius, aussetzte, wo er von einer Hindin gesäugt und so von Hirten gefunden wurde. Diese gaben ihm den Namen Telephus, und brachten das Kind zu ihrem Herrn, dem Könige Corythus, welcher es als sein eigenes erzog und zu einem Helden bildete. Telephus reiste, erwachsen, nach Mysien, wohin ihm das delphische Orakel auf seine Frage nach seiner Mutter zu gehen geboten hatte, und fand den König Teuthras in einen Krieg mit Idas, des Aphareus Sohn, verwickelt und nahe daran, sein Reich zu verlieren. Telephus erschien mit seinen Begleitern dem Teuthras ein willkommener Gehülfe, und dieser versprach ihm, wenn er ihn von seinen Feinden befreite, die Hand seiner ältesten Tochter, nebst seinem Reiche. Telephus siegte und A. ward ihm als Braut zugeführt, doch weigerte sie sich durchaus, des viel jüngern Mannes Gattin zu werden, und drohte noch in der Hochzeitnacht, ihn zu ermorden. Doch die Götter schickten eine furchtbare Schlange ab, welche sich zwischen die Kämpfenden drängte; A. entsetzte sich, so dass sie ihr Schwert fallen liess, welches nun Telephus ergriff, um sie zu ermorden. Da rief A. ihren Geliebten, den Hercules, um Hülfe an, und hierdurch entdeckte Telephus, dass seine Braut Beine Mutter war. Voll Freude, die lang Gesuchte gefunden zu haben, meldete er dieses dem Könige, welcher ihm für die verlorene Braut in seiner Tochter Argiope Ersatz bot.


Augeas oder Augias (Gr. M.), König der Epeer und berühmt als einer der Argonauten, doch noch weit mehr bekannt durch sein Verhältniss zu Hercules (s. d.), der an seinem Stalle die Kräfte, welche Jupiter ihm verliehen, versuchen musste. Seine Abstammung ist sehr zweifelhaft, man gibt ihm den Sonnengott oder Neptun und verschiedene Nymphen zu Eltern, doch allgemeiner verbreitet ist die Angabe, nach welcher er ein Sohn des Phorbas, eines rhodischen Heros, und der Hyrmine ist. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Elis nieder und machte sich durch tausendfältige Bedrückungen seiner Unterthanen sehr verhasst, beunruhigte seine Nachbarn, trieb ihre Heerden hinweg, beraubte die Durchreisenden, stahl dem Neleus ein Gespann trefflicher Pferde, welches dieser zum Wettrennen nach Elis schickte, und begann einen Krieg wider die Pylier, welche sich unterstanden hatten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. – Hercules, in die schmachvolle Dienstbarkeit des Eurysthenes (s. d.) gekommen, musste unter Anderm auch den Stall des A. reinigen. Er vollbrachte diess bekanntlich dadurch, dass er die beiden Ströme Alpheus und Peneus durch die Stallungen hindurchleitete. Die Art, auf welche Hercules die Reinigung vornehmen sollte, war nicht bestimmt worden, daher konnte er sich auf Richterspruch berufen, und als A. seinen eigenen Sohn Phyleus zum Schiedsrichter vorschlug, auch dieses eingehen, wie denn dieser des Hercules Vertrauen auch nicht täuschte und ihm Recht gab, worauf A., voll Zorn, Beide vertrieb; Phyleus ging nach Dulichium, Hercules nach Olenus. Hercules vollzog nun zunächst die letzten seiner Arbeiten, dann dachte er auf Rache an dem Verräther A. Er überzog ihn mit Krieg, mit einem Hülfsheer, das von Tirynth zu ihm stiess, und hoffte auf gewissen Sieg; allein A. hatte an Cteatus und Eurytus, zwei Söhnen des Neptun und der Molione, welche zusammengewachsen waren, nicht minder mächtige Hülfe. Da entschloss sich Hercules zur List; er verbarg sich in einen Hinterhalt bei Cleonä in Argolis, als die Brüder dahin kamen, um den Göttern auf den isthmischen Spielen zu opfern, überfiel und tödtete sie; nun griff er den verrätherischen König nochmals an, und entblösst von dem Beistande, den ihm die Molioniden geleistet, unterlag A. dem Helden und fand endlich den Tod von dessen Hand. Unermessliche Schätze fielen dem Sieger zu, welche er jedoch nur anwendete, um die prächtigsten Kampfspiele, die olympischen, zu stiften. Das Reich selbst übergab er dem Sohne des Besiegten, Phyleus.


Augurium (Röm. Religion), die Wahrsagung aus dem Fluge der Vögel, dann weiter ausgedehnt, aus vielen andern Zeichen am Himmel, aus den Wolken, dem Blitze, dem Donner; ferner bei den Vögeln nicht allein aus ihrem Fluge, sondern auch aus ihrem Fressen, ihrem Gesang oder Geschrei; endlich besonders auch aus den Eingeweiden der Opferthiere. Man leitet das Entstehen dieser Art von Verkündigung des Willens der Götter von Numa Pompilius, nach Anderen schon von Romulus ab. Die Priester, denen das Geschäft der Wahrsagung oblag, hiessen Augurn, wurden bei allen wichtigen Verhandlungen zu Rathe gezogen, konnten durch die Gewalt ihres Ansehens selbst Senatsbeschlüsse rückgängig machen. Die Augurnwürde sollte nur untadelhaften Männern verliehen werden; wer sie jedoch einmal besass, den machten auch Verbrechen ihrer nicht verlustig. Die Feldherren, die Heere, die Kaiser hatten eigene Augurn, welche sie begleiteten. Das Verfahren der Augurn beim Wahrsagen war dieses: in einem eigenen priesterlichen Ornate verfügte der Augur sich auf den einmal bestimmten Platz, theilte mit seinem Stabe den Himmel in vier Theile: vor sich, hinter sich, zur Rechten und zur Linken, und betrachtete nach vorherigem Opfer und Gebete schweigend den Himmel; die Zeichen, welche er wahrnahm, deutete er sodann nach seiner politischen Ansicht.


Augutorrah Rhade Schaista (Ind. M.), »die achtzehn Bücher göttlicher Worte«, eine Auslegung der heiligen Bücher der Indier; die Veda's, welche dieses Werk commentirt, sind ungefähr 3000 Jahre v. Chr. geschrieben, A. ungefähr 1500 Jahre später, und was jene einfach erzählen, umweben diese mit den buntesten Allegorieen.


Aulestes (Röm. M.), König der Tyrrhener. Als Aeneas dort gelandet war und der Befestigung seines neuen Reiches nur des Turnus unaufhörliche Kriege im Wege waren, schloss A. sich an den Trojaner an; doch musste er seine Bereitwilligkeit, dem Fremdling zu helfen, mit dem Leben büssen.


Aulis (Gr. M.), eine der Praxidiken oder Eidgöttinnen, welche mit ihren Schwestern Alalcomenia und Thelxinöa von den Böotiern am tilphusischen Berge verehrt wurde, Tochter des Ogyges, Erbauers von Eleusis, des ältesten Königs, welchen die fabelhafte Geschichte Griechenlands nennt, und der Thebe, einer Tochter des Jupiter und der Iodame. Die Stadt Aulis, bei welcher die Opferung der Iphigenia (s. d.) vor sich gehen sollte, hatte von dieser jungfräulichen Göttin den Namen.


Aulon (Gr. M.), Sohn eines griechischen Helden, des Tlesimenes, nicht minder heldenhaft als dieser, daher ihm, wie andern berühmten Kriegern und Heerführern, in Laconien ein Altar erbaut wurde.


Aulonius (Gr. M.), Beiname des Aesculap von einem kleinen Tempel, welchen derselbe in einem Aulon, d. h. Thale, in Messenien hatte.


Aulruna (Nord. M.), eine Heldenjungfrau, eines norwegischen Königs Tochter, nach ihrem Tode unter die Walküren aufgenommen.


Aundlang (Nord. M.). Die Cosmogonie der alten nordischen Völker nimmt einen dreifachen Himmel an: der unterste, in welchem sich die Götter und Helden bis zu dem Untergange der Welt aufhalten, heisst Asgard; der zweite ist A., in welchem die Asen, so viel ihrer den furchtbaren Kampf mit den Söhnen Muspelheims überdauern, nach der grossen Nacht Ragnarok wohnen werden, und Gimle (s. d.), der dritte eigentliche Himmel.


Aunus (Röm. M.), ein Ligurer, dessen Sohn von der Heldin Camilla angegriffen wurde, als Aeneas sich das Reich zu erobern suchte, das ihm vom Schicksal bestimmt war.


Aura (Gr. M.), Gefährtin der Diana, Tochter des arcadischen Königs Lelas und der Nymphe Periböa, war so schnellfüssig, dass kein Thier des Feldes ihr entging. Bacchus liebte das schöne Mädchen, ward aber spröde zurückgewiesen; ihm half Venus, indem sie A. durch einen Traum so lüstern machte, dass diese den jungen Gott gern in ihre Arme nahm, von dem sie ein Zwillingspaar empfing; nachdem sie dieses geboren, ward die Unglückliche rasend, frass eines ihrer Kinder im Wahnsinn auf und stürzte sich dann in das Meer.


Aurbode (Nord. M.), eine Riesenfrau, Gattin des Riesen Gymer und Mutter der schönsten Riesen-Jungfrau, Gerda, welche Freir zur Gemahlin wählte.


Auriga (Astrol. M.), »der Fuhrmann«, eines der Sternbilder des nördlichen Himmels. Diess sollte der attische König Erichthonius sein, welcher das Viergespann erfunden hatte. Der A. steht zum Theil in der Milchstrasse, ostwärts vom Perseus, zwischen den Plejaden und dem grossen Bären. Er wird abgebildet als ein knieender Mann, der in der rechten Hand Steigbügel und Zaum trägt, an der linken zwei junge, und auf der

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Telephus siegte und A. ward ihm als Braut zugeführt, doch weigerte sie sich durchaus, des viel jüngern Mannes Gattin zu werden, und drohte noch in der Hochzeitnacht, ihn zu ermorden. Doch die Götter schickten eine furchtbare Schlange ab, welche sich zwischen die Kämpfenden drängte; A. entsetzte sich, so dass sie ihr Schwert fallen liess, welches nun Telephus ergriff, um sie zu ermorden. Da rief A. ihren Geliebten, den Hercules, um Hülfe an, und hierdurch entdeckte Telephus, dass seine Braut Beine Mutter war. Voll Freude, die lang Gesuchte gefunden zu haben, meldete er dieses dem Könige, welcher ihm für die verlorene Braut in seiner Tochter Argiope Ersatz bot. Augeas oder Augias (Gr. M.), König der Epeer und berühmt als einer der Argonauten, doch noch weit mehr bekannt durch sein Verhältniss zu Hercules (s. d.), der an seinem Stalle die Kräfte, welche Jupiter ihm verliehen, versuchen musste. Seine Abstammung ist sehr zweifelhaft, man gibt ihm den Sonnengott oder Neptun und verschiedene Nymphen zu Eltern, doch allgemeiner verbreitet ist die Angabe, nach welcher er ein Sohn des Phorbas, eines rhodischen Heros, und der Hyrmine ist. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Elis nieder und machte sich durch tausendfältige Bedrückungen seiner Unterthanen sehr verhasst, beunruhigte seine Nachbarn, trieb ihre Heerden hinweg, beraubte die Durchreisenden, stahl dem Neleus ein Gespann trefflicher Pferde, welches dieser zum Wettrennen nach Elis schickte, und begann einen Krieg wider die Pylier, welche sich unterstanden hatten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. – Hercules, in die schmachvolle Dienstbarkeit des Eurysthenes (s. d.) gekommen, musste unter Anderm auch den Stall des A. reinigen. Er vollbrachte diess bekanntlich dadurch, dass er die beiden Ströme Alpheus und Peneus durch die Stallungen hindurchleitete. Die Art, auf welche Hercules die Reinigung vornehmen sollte, war nicht bestimmt worden, daher konnte er sich auf Richterspruch berufen, und als A. seinen eigenen Sohn Phyleus zum Schiedsrichter vorschlug, auch dieses eingehen, wie denn dieser des Hercules Vertrauen auch nicht täuschte und ihm Recht gab, worauf A., voll Zorn, Beide vertrieb; Phyleus ging nach Dulichium, Hercules nach Olenus. Hercules vollzog nun zunächst die letzten seiner Arbeiten, dann dachte er auf Rache an dem Verräther A. Er überzog ihn mit Krieg, mit einem Hülfsheer, das von Tirynth zu ihm stiess, und hoffte auf gewissen Sieg; allein A. hatte an Cteatus und Eurytus, zwei Söhnen des Neptun und der Molione, welche zusammengewachsen waren, nicht minder mächtige Hülfe. Da entschloss sich Hercules zur List; er verbarg sich in einen Hinterhalt bei Cleonä in Argolis, als die Brüder dahin kamen, um den Göttern auf den isthmischen Spielen zu opfern, überfiel und tödtete sie; nun griff er den verrätherischen König nochmals an, und entblösst von dem Beistande, den ihm die Molioniden geleistet, unterlag A. dem Helden und fand endlich den Tod von dessen Hand. Unermessliche Schätze fielen dem Sieger zu, welche er jedoch nur anwendete, um die prächtigsten Kampfspiele, die olympischen, zu stiften. Das Reich selbst übergab er dem Sohne des Besiegten, Phyleus. Augurium (Röm. Religion), die Wahrsagung aus dem Fluge der Vögel, dann weiter ausgedehnt, aus vielen andern Zeichen am Himmel, aus den Wolken, dem Blitze, dem Donner; ferner bei den Vögeln nicht allein aus ihrem Fluge, sondern auch aus ihrem Fressen, ihrem Gesang oder Geschrei; endlich besonders auch aus den Eingeweiden der Opferthiere. Man leitet das Entstehen dieser Art von Verkündigung des Willens der Götter von Numa Pompilius, nach Anderen schon von Romulus ab. Die Priester, denen das Geschäft der Wahrsagung oblag, hiessen Augurn, wurden bei allen wichtigen Verhandlungen zu Rathe gezogen, konnten durch die Gewalt ihres Ansehens selbst Senatsbeschlüsse rückgängig machen. Die Augurnwürde sollte nur untadelhaften Männern verliehen werden; wer sie jedoch einmal besass, den machten auch Verbrechen ihrer nicht verlustig. Die Feldherren, die Heere, die Kaiser hatten eigene Augurn, welche sie begleiteten. Das Verfahren der Augurn beim Wahrsagen war dieses: in einem eigenen priesterlichen Ornate verfügte der Augur sich auf den einmal bestimmten Platz, theilte mit seinem Stabe den Himmel in vier Theile: vor sich, hinter sich, zur Rechten und zur Linken, und betrachtete nach vorherigem Opfer und Gebete schweigend den Himmel; die Zeichen, welche er wahrnahm, deutete er sodann nach seiner politischen Ansicht. Augutorrah Rhade Schaista (Ind. M.), »die achtzehn Bücher göttlicher Worte«, eine Auslegung der heiligen Bücher der Indier; die Veda's, welche dieses Werk commentirt, sind ungefähr 3000 Jahre v. Chr. geschrieben, A. ungefähr 1500 Jahre später, und was jene einfach erzählen, umweben diese mit den buntesten Allegorieen. Aulestes (Röm. M.), König der Tyrrhener. Als Aeneas dort gelandet war und der Befestigung seines neuen Reiches nur des Turnus unaufhörliche Kriege im Wege waren, schloss A. sich an den Trojaner an; doch musste er seine Bereitwilligkeit, dem Fremdling zu helfen, mit dem Leben büssen. Aulis (Gr. M.), eine der Praxidiken oder Eidgöttinnen, welche mit ihren Schwestern Alalcomenia und Thelxinöa von den Böotiern am tilphusischen Berge verehrt wurde, Tochter des Ogyges, Erbauers von Eleusis, des ältesten Königs, welchen die fabelhafte Geschichte Griechenlands nennt, und der Thebe, einer Tochter des Jupiter und der Iodame. Die Stadt Aulis, bei welcher die Opferung der Iphigenia (s. d.) vor sich gehen sollte, hatte von dieser jungfräulichen Göttin den Namen. Aulon (Gr. M.), Sohn eines griechischen Helden, des Tlesimenes, nicht minder heldenhaft als dieser, daher ihm, wie andern berühmten Kriegern und Heerführern, in Laconien ein Altar erbaut wurde. Aulonius (Gr. M.), Beiname des Aesculap von einem kleinen Tempel, welchen derselbe in einem Aulon, d. h. Thale, in Messenien hatte. Aulruna (Nord. M.), eine Heldenjungfrau, eines norwegischen Königs Tochter, nach ihrem Tode unter die Walküren aufgenommen. Aundlang (Nord. M.). Die Cosmogonie der alten nordischen Völker nimmt einen dreifachen Himmel an: der unterste, in welchem sich die Götter und Helden bis zu dem Untergange der Welt aufhalten, heisst Asgard; der zweite ist A., in welchem die Asen, so viel ihrer den furchtbaren Kampf mit den Söhnen Muspelheims überdauern, nach der grossen Nacht Ragnarok wohnen werden, und Gimle (s. d.), der dritte eigentliche Himmel. Aunus (Röm. M.), ein Ligurer, dessen Sohn von der Heldin Camilla angegriffen wurde, als Aeneas sich das Reich zu erobern suchte, das ihm vom Schicksal bestimmt war. Aura (Gr. M.), Gefährtin der Diana, Tochter des arcadischen Königs Lelas und der Nymphe Periböa, war so schnellfüssig, dass kein Thier des Feldes ihr entging. Bacchus liebte das schöne Mädchen, ward aber spröde zurückgewiesen; ihm half Venus, indem sie A. durch einen Traum so lüstern machte, dass diese den jungen Gott gern in ihre Arme nahm, von dem sie ein Zwillingspaar empfing; nachdem sie dieses geboren, ward die Unglückliche rasend, frass eines ihrer Kinder im Wahnsinn auf und stürzte sich dann in das Meer. Aurbode (Nord. M.), eine Riesenfrau, Gattin des Riesen Gymer und Mutter der schönsten Riesen-Jungfrau, Gerda, welche Freir zur Gemahlin wählte. Auriga (Astrol. M.), »der Fuhrmann«, eines der Sternbilder des nördlichen Himmels. Diess sollte der attische König Erichthonius sein, welcher das Viergespann erfunden hatte. Der A. steht zum Theil in der Milchstrasse, ostwärts vom Perseus, zwischen den Plejaden und dem grossen Bären. Er wird abgebildet als ein knieender Mann, der in der rechten Hand Steigbügel und Zaum trägt, an der linken zwei junge, und auf der

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/153>, abgerufen am 21.11.2024.