Familie der Blatthörner (Lamellicornia). Die größten bekann- ten Käfer gehören dieser sehr zahlreichen ausgezeichneten Familie an. Ihr Körper ist meist oval oder rundlich, dick, auf beiden Seiten stark gewölbt; der Kopf klein, der Stirnrand oft ausgebreitet oder horn- artig verlängert; das Halsschild meist so breit als die Flügeldecken, oft ebenso wie der Kopf mit sonderbaren Fortsätzen, Spitzen und Hör- nern geziert. Die Fühler sitzen in einer tiefen Grube unter den Seiten
[Abbildung]
Fig. 874.
Fühler des männli- chen und weiblichen Maikäfers. (Melolontha vulgaris).
des Stirnrandes und können meist ganz in die- ser Grube geborgen werden; sie sind kurz, geis- selförmig; die untern Glieder knopfartig, die vorderen blattförmig nebeneinander gestellt, so daß die sich wie die Blätter eines Buches öff- nen und schließen lassen und einen Kamm oder Wedel bilden. Die Füße sind stark, schwer, der Außenrand der Schie- nen gezähnt; die Tarsen stets fünfgliedrig, die Endkrallen stark. Beide Geschlechter unterscheiden sich oft sehr bedeutend im Aeußeren, indem das Männchen größer ist, eigenthümliche Hörner und Dornen und oft ungeheure Kiefer besitzt, die dem Weibchen abgehen.
Die Käfer leben von Blättern, faulenden Pflanzenstoffen, Mist und andern Excrementen, haben einen schwerfälligen Gang und einen ungelenken Flug, bei dem sie laut schnurren. Die Larven sind wal-
[Abbildung]
Fig. 875.
Larve des Mistkäfers (Copris).
zenförmig, weich, weißlich, mit sackförmigem un- tergebogenem Endtheile, hartem gelbem horni- gem Kopfe, der wie bei den Raupen, vertikal steht, sechs langen harten Füßen, aber ohne Au- gen. Der bekannte Engerling liefert das beste Bild einer solchen Larve. Sie leben mehrere Jahre in der Erde von Mist, Wurzeln, Pflan- zenstrünken und verpuppen sich dann in einem durch Schleim zusam- mengeklebten Erdballen.
Man unterscheidet mehrere Gruppen in dieser zahlreichen Familie.
Blumenkäfer, Cetonida. Körper glatt, ohne Zacken, Vor- sprünge und Hörner, von oben flach, metallisch glänzend; Kopf klein;
Fünfte Reihe.
Familie der Blatthörner (Lamellicornia). Die größten bekann- ten Käfer gehören dieſer ſehr zahlreichen ausgezeichneten Familie an. Ihr Körper iſt meiſt oval oder rundlich, dick, auf beiden Seiten ſtark gewölbt; der Kopf klein, der Stirnrand oft ausgebreitet oder horn- artig verlängert; das Halsſchild meiſt ſo breit als die Flügeldecken, oft ebenſo wie der Kopf mit ſonderbaren Fortſätzen, Spitzen und Hör- nern geziert. Die Fühler ſitzen in einer tiefen Grube unter den Seiten
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Fig. 874.
Fühler des männli- chen und weiblichen Maikäfers. (Melolontha vulgaris).
des Stirnrandes und können meiſt ganz in die- ſer Grube geborgen werden; ſie ſind kurz, geiſ- ſelförmig; die untern Glieder knopfartig, die vorderen blattförmig nebeneinander geſtellt, ſo daß die ſich wie die Blätter eines Buches öff- nen und ſchließen laſſen und einen Kamm oder Wedel bilden. Die Füße ſind ſtark, ſchwer, der Außenrand der Schie- nen gezähnt; die Tarſen ſtets fünfgliedrig, die Endkrallen ſtark. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich oft ſehr bedeutend im Aeußeren, indem das Männchen größer iſt, eigenthümliche Hörner und Dornen und oft ungeheure Kiefer beſitzt, die dem Weibchen abgehen.
Die Käfer leben von Blättern, faulenden Pflanzenſtoffen, Miſt und andern Excrementen, haben einen ſchwerfälligen Gang und einen ungelenken Flug, bei dem ſie laut ſchnurren. Die Larven ſind wal-
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Fig. 875.
Larve des Miſtkäfers (Copris).
zenförmig, weich, weißlich, mit ſackförmigem un- tergebogenem Endtheile, hartem gelbem horni- gem Kopfe, der wie bei den Raupen, vertikal ſteht, ſechs langen harten Füßen, aber ohne Au- gen. Der bekannte Engerling liefert das beſte Bild einer ſolchen Larve. Sie leben mehrere Jahre in der Erde von Miſt, Wurzeln, Pflan- zenſtrünken und verpuppen ſich dann in einem durch Schleim zuſam- mengeklebten Erdballen.
Man unterſcheidet mehrere Gruppen in dieſer zahlreichen Familie.
Blumenkäfer, Cetonida. Körper glatt, ohne Zacken, Vor- ſprünge und Hörner, von oben flach, metalliſch glänzend; Kopf klein;
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Fünfte Reihe.
Familie der Blatthörner (Lamellicornia). Die größten bekann-
ten Käfer gehören dieſer ſehr zahlreichen ausgezeichneten Familie an.
Ihr Körper iſt meiſt oval oder rundlich, dick, auf beiden Seiten ſtark
gewölbt; der Kopf klein, der Stirnrand oft ausgebreitet oder horn-
artig verlängert; das Halsſchild meiſt ſo breit als die Flügeldecken,
oft ebenſo wie der Kopf mit ſonderbaren Fortſätzen, Spitzen und Hör-
nern geziert. Die Fühler ſitzen in einer tiefen Grube unter den Seiten
[Abbildung Fig. 874. Fühler des männli-
chen und weiblichen Maikäfers.
(Melolontha vulgaris).]
des Stirnrandes und können meiſt ganz in die-
ſer Grube geborgen werden; ſie ſind kurz, geiſ-
ſelförmig; die untern Glieder knopfartig, die
vorderen blattförmig nebeneinander geſtellt, ſo
daß die ſich wie die Blätter eines Buches öff-
nen und ſchließen laſſen und einen Kamm oder
Wedel bilden. Die Füße ſind ſtark, ſchwer, der Außenrand der Schie-
nen gezähnt; die Tarſen ſtets fünfgliedrig, die Endkrallen ſtark. Beide
Geſchlechter unterſcheiden ſich oft ſehr bedeutend im Aeußeren, indem
das Männchen größer iſt, eigenthümliche Hörner und Dornen und oft
ungeheure Kiefer beſitzt, die dem Weibchen abgehen.
Die Käfer leben von Blättern, faulenden Pflanzenſtoffen, Miſt
und andern Excrementen, haben einen ſchwerfälligen Gang und einen
ungelenken Flug, bei dem ſie laut ſchnurren. Die Larven ſind wal-
[Abbildung Fig. 875. Larve des Miſtkäfers
(Copris).]
zenförmig, weich, weißlich, mit ſackförmigem un-
tergebogenem Endtheile, hartem gelbem horni-
gem Kopfe, der wie bei den Raupen, vertikal
ſteht, ſechs langen harten Füßen, aber ohne Au-
gen. Der bekannte Engerling liefert das beſte
Bild einer ſolchen Larve. Sie leben mehrere
Jahre in der Erde von Miſt, Wurzeln, Pflan-
zenſtrünken und verpuppen ſich dann in einem durch Schleim zuſam-
mengeklebten Erdballen.
Man unterſcheidet mehrere Gruppen in dieſer zahlreichen Familie.
Blumenkäfer, Cetonida. Körper glatt, ohne Zacken, Vor-
ſprünge und Hörner, von oben flach, metalliſch glänzend; Kopf klein;
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/671>, abgerufen am 03.03.2025.
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