werden können. Der Darmkanal im Innern ist S förmig gewunden und an seinem hintern Ende mit einer baumartig verzweigten Kieme in Verbindung. In der Gefangenschaft ziehen sich diese Thiere oft mit solcher Energie zusammen, daß sie einen großen Theil des Darm- kanales mit der Kieme losreißen und durch den After entleeren. Es sollen sich indeß diese Theile später wieder erzeugen. In den südlichen Meeren kommt eine Gattung vor, der Trepang, welcher in großen Massen gefischt und besonders nach China als stärkendes Reizmittel verkauft wird. Die Seewalzen finden sich in allen Meeren ungemein häufig an dem Boden kriechend, wo sie sich besonders von Schaal- thieren nähren. Pentacta; Psolus; Holothuria; Bohadschia; Cladolabes.
Achter Brief. Kreis der Würmer. (Vermes.)
Eine an Anzahl und Mannigfaltigkeit der Ausbildung dem Kreise der Protozoen und Strahlthiere nicht nachstehende Entwickelungs- richtung ist in den Würmern gegeben, welche durch die Gestalt ihres Körpers, durch die Anordnung und Ausbildung ihrer Organe einen wesentlichen Unterschied von allen übrigen Typen der niederen Thiere darbieten und namentlich in ihren höheren Formen sich bis in die Nähe des Kreises der Gliederthiere erheben, zu welchen sie in weit näherer Beziehung stehen, als zu den Weichthieren. Meist dunkel in ihrer Lebensweise, oft schmarotzend in andern Thieren und auf Kosten derselben, oder verborgen in Erdlöchern, unter Steinen und im Schlamme der Gewässer lebend, wenig anziehend durch Form oder Farbe, wurde dieser Kreis anfangs von den Naturforschern nur sehr wenig in Betrachtung gezogen, bis tiefere Blicke in ihre Organisation und ihren Haushalt Geheimnisse entdecken ließen, die in nicht geringem Grade die Wißbegierde anspannen mußten. So sind denn in unserer Zeit gerade die Würmer ein wesentlicher Gegenstand der Forschung geworden und stellen sich jetzt als denjenigen Kreis des Thierreichs dar, in welchem die meisten Resultate erzielt werden und wo auch die meisten ferner dem umsichtigen Beobachter sich darbieten. Umsomehr ist aber darauf hinzuweisen, daß fast überall unsere Kenntnisse bis jetzt nur fragmentarisch und demnach die ganze Behandlung des Ge-
werden können. Der Darmkanal im Innern iſt S förmig gewunden und an ſeinem hintern Ende mit einer baumartig verzweigten Kieme in Verbindung. In der Gefangenſchaft ziehen ſich dieſe Thiere oft mit ſolcher Energie zuſammen, daß ſie einen großen Theil des Darm- kanales mit der Kieme losreißen und durch den After entleeren. Es ſollen ſich indeß dieſe Theile ſpäter wieder erzeugen. In den ſüdlichen Meeren kommt eine Gattung vor, der Trepang, welcher in großen Maſſen gefiſcht und beſonders nach China als ſtärkendes Reizmittel verkauft wird. Die Seewalzen finden ſich in allen Meeren ungemein häufig an dem Boden kriechend, wo ſie ſich beſonders von Schaal- thieren nähren. Pentacta; Psolus; Holothuria; Bohadschia; Cladolabes.
Achter Brief. Kreis der Würmer. (Vermes.)
Eine an Anzahl und Mannigfaltigkeit der Ausbildung dem Kreiſe der Protozoen und Strahlthiere nicht nachſtehende Entwickelungs- richtung iſt in den Würmern gegeben, welche durch die Geſtalt ihres Körpers, durch die Anordnung und Ausbildung ihrer Organe einen weſentlichen Unterſchied von allen übrigen Typen der niederen Thiere darbieten und namentlich in ihren höheren Formen ſich bis in die Nähe des Kreiſes der Gliederthiere erheben, zu welchen ſie in weit näherer Beziehung ſtehen, als zu den Weichthieren. Meiſt dunkel in ihrer Lebensweiſe, oft ſchmarotzend in andern Thieren und auf Koſten derſelben, oder verborgen in Erdlöchern, unter Steinen und im Schlamme der Gewäſſer lebend, wenig anziehend durch Form oder Farbe, wurde dieſer Kreis anfangs von den Naturforſchern nur ſehr wenig in Betrachtung gezogen, bis tiefere Blicke in ihre Organiſation und ihren Haushalt Geheimniſſe entdecken ließen, die in nicht geringem Grade die Wißbegierde anſpannen mußten. So ſind denn in unſerer Zeit gerade die Würmer ein weſentlicher Gegenſtand der Forſchung geworden und ſtellen ſich jetzt als denjenigen Kreis des Thierreichs dar, in welchem die meiſten Reſultate erzielt werden und wo auch die meiſten ferner dem umſichtigen Beobachter ſich darbieten. Umſomehr iſt aber darauf hinzuweiſen, daß faſt überall unſere Kenntniſſe bis jetzt nur fragmentariſch und demnach die ganze Behandlung des Ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0175"n="169"/>
werden können. Der Darmkanal im Innern iſt <hirendition="#aq">S</hi> förmig gewunden<lb/>
und an ſeinem hintern Ende mit einer baumartig verzweigten Kieme<lb/>
in Verbindung. In der Gefangenſchaft ziehen ſich dieſe Thiere oft<lb/>
mit ſolcher Energie zuſammen, daß ſie einen großen Theil des Darm-<lb/>
kanales mit der Kieme losreißen und durch den After entleeren. Es<lb/>ſollen ſich indeß dieſe Theile ſpäter wieder erzeugen. In den ſüdlichen<lb/>
Meeren kommt eine Gattung vor, der Trepang, welcher in großen<lb/>
Maſſen gefiſcht und beſonders nach China als ſtärkendes Reizmittel<lb/>
verkauft wird. Die Seewalzen finden ſich in allen Meeren ungemein<lb/>
häufig an dem Boden kriechend, wo ſie ſich beſonders von Schaal-<lb/>
thieren nähren. <hirendition="#aq">Pentacta; Psolus; Holothuria; Bohadschia; Cladolabes.</hi></p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Achter Brief.</hi><lb/>
Kreis der Würmer. <hirendition="#aq">(Vermes.)</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">E</hi>ine an Anzahl und Mannigfaltigkeit der Ausbildung dem<lb/>
Kreiſe der Protozoen und Strahlthiere nicht nachſtehende Entwickelungs-<lb/>
richtung iſt in den Würmern gegeben, welche durch die Geſtalt ihres<lb/>
Körpers, durch die Anordnung und Ausbildung ihrer Organe einen<lb/>
weſentlichen Unterſchied von allen übrigen Typen der niederen Thiere<lb/>
darbieten und namentlich in ihren höheren Formen ſich bis in die<lb/>
Nähe des Kreiſes der Gliederthiere erheben, zu welchen ſie in weit<lb/>
näherer Beziehung ſtehen, als zu den Weichthieren. Meiſt dunkel in<lb/>
ihrer Lebensweiſe, oft ſchmarotzend in andern Thieren und auf Koſten<lb/>
derſelben, oder verborgen in Erdlöchern, unter Steinen und im Schlamme<lb/>
der Gewäſſer lebend, wenig anziehend durch Form oder Farbe,<lb/>
wurde dieſer Kreis anfangs von den Naturforſchern nur ſehr wenig<lb/>
in Betrachtung gezogen, bis tiefere Blicke in ihre Organiſation und<lb/>
ihren Haushalt Geheimniſſe entdecken ließen, die in nicht geringem<lb/>
Grade die Wißbegierde anſpannen mußten. So ſind denn in unſerer<lb/>
Zeit gerade die Würmer ein weſentlicher Gegenſtand der Forſchung<lb/>
geworden und ſtellen ſich jetzt als denjenigen Kreis des Thierreichs<lb/>
dar, in welchem die meiſten Reſultate erzielt werden und wo auch die<lb/>
meiſten ferner dem umſichtigen Beobachter ſich darbieten. Umſomehr<lb/>
iſt aber darauf hinzuweiſen, daß faſt überall unſere Kenntniſſe bis<lb/>
jetzt nur fragmentariſch und demnach die ganze Behandlung des Ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[169/0175]
werden können. Der Darmkanal im Innern iſt S förmig gewunden
und an ſeinem hintern Ende mit einer baumartig verzweigten Kieme
in Verbindung. In der Gefangenſchaft ziehen ſich dieſe Thiere oft
mit ſolcher Energie zuſammen, daß ſie einen großen Theil des Darm-
kanales mit der Kieme losreißen und durch den After entleeren. Es
ſollen ſich indeß dieſe Theile ſpäter wieder erzeugen. In den ſüdlichen
Meeren kommt eine Gattung vor, der Trepang, welcher in großen
Maſſen gefiſcht und beſonders nach China als ſtärkendes Reizmittel
verkauft wird. Die Seewalzen finden ſich in allen Meeren ungemein
häufig an dem Boden kriechend, wo ſie ſich beſonders von Schaal-
thieren nähren. Pentacta; Psolus; Holothuria; Bohadschia; Cladolabes.
Achter Brief.
Kreis der Würmer. (Vermes.)
Eine an Anzahl und Mannigfaltigkeit der Ausbildung dem
Kreiſe der Protozoen und Strahlthiere nicht nachſtehende Entwickelungs-
richtung iſt in den Würmern gegeben, welche durch die Geſtalt ihres
Körpers, durch die Anordnung und Ausbildung ihrer Organe einen
weſentlichen Unterſchied von allen übrigen Typen der niederen Thiere
darbieten und namentlich in ihren höheren Formen ſich bis in die
Nähe des Kreiſes der Gliederthiere erheben, zu welchen ſie in weit
näherer Beziehung ſtehen, als zu den Weichthieren. Meiſt dunkel in
ihrer Lebensweiſe, oft ſchmarotzend in andern Thieren und auf Koſten
derſelben, oder verborgen in Erdlöchern, unter Steinen und im Schlamme
der Gewäſſer lebend, wenig anziehend durch Form oder Farbe,
wurde dieſer Kreis anfangs von den Naturforſchern nur ſehr wenig
in Betrachtung gezogen, bis tiefere Blicke in ihre Organiſation und
ihren Haushalt Geheimniſſe entdecken ließen, die in nicht geringem
Grade die Wißbegierde anſpannen mußten. So ſind denn in unſerer
Zeit gerade die Würmer ein weſentlicher Gegenſtand der Forſchung
geworden und ſtellen ſich jetzt als denjenigen Kreis des Thierreichs
dar, in welchem die meiſten Reſultate erzielt werden und wo auch die
meiſten ferner dem umſichtigen Beobachter ſich darbieten. Umſomehr
iſt aber darauf hinzuweiſen, daß faſt überall unſere Kenntniſſe bis
jetzt nur fragmentariſch und demnach die ganze Behandlung des Ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/175>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.