heimsten Welthändeln bewirken, stören und erzeugen; noch weniger aber beachtet man, wie Liebesverhältnisse durch Ehr- geiz, Staatsverhältniß, Stellung der Gesellschaft überhaupt, modifizirt, sogar öfters nur allein begründet werden.
Zu stolz auf unsre Gemüthsstimmungen, halten wir jede davon sich unmittelbar auf das Beste in uns beziehend; auch denken wir, die Welt und ihren Verkehr willentlich zu regie- ren; und sie regiert uns Alle: und die, welche am meisten von ihr verstehen, am gewissesten. Ungeschickte, Blinde, die nur zwei Augen haben, und nicht besäet damit sind, gehen hren Weg seitwärts ab; und glauben, sie sind im Strom, weil sie ihn nie erkannten, und nicht wissen, wo er ist. Un- geheuer Fromme müssen wohl kein Bild der Welt gebrauchen; oder eins haben, welches ich nicht kenne; sie sehen grad nach oben, wo ich nichts als Sterne sehe, wenn's hell ist. Wis- senschaftliche Menschen bearbeiten Einen Geistesstrahl; hin- geführt bis zur allgemeinen Sonne des Wissens. Die, welche Natur, Leben, Welt, den Geist mit Gewalt verstehen wollen, und darin gar nicht nachgeben und sich ergeben, oder Einem Gegenstande der Natur oder Welt nur leben wollen, sind die Tollen. -- Ja, die ihrer Überzeugung, und wäre es auch der edelsten, trotz des Stromes leben wollen, sind schon von den Andern für toll gehalten: J. J. Rousseau. Nicht umsonst ist es so schwer, die Natur des Menschengeistes, sein noth- gezwungenes Wollen, unsere leibliche und seelische Persön- lichkeit, ihre Stellung zur ganzen Natur und zu der Men- schenwelt, zu unterscheiden, und darin wieder der Andern Per-
heimſten Welthändeln bewirken, ſtören und erzeugen; noch weniger aber beachtet man, wie Liebesverhältniſſe durch Ehr- geiz, Staatsverhältniß, Stellung der Geſellſchaft überhaupt, modifizirt, ſogar öfters nur allein begründet werden.
Zu ſtolz auf unſre Gemüthsſtimmungen, halten wir jede davon ſich unmittelbar auf das Beſte in uns beziehend; auch denken wir, die Welt und ihren Verkehr willentlich zu regie- ren; und ſie regiert uns Alle: und die, welche am meiſten von ihr verſtehen, am gewiſſeſten. Ungeſchickte, Blinde, die nur zwei Augen haben, und nicht beſäet damit ſind, gehen hren Weg ſeitwärts ab; und glauben, ſie ſind im Strom, weil ſie ihn nie erkannten, und nicht wiſſen, wo er iſt. Un- geheuer Fromme müſſen wohl kein Bild der Welt gebrauchen; oder eins haben, welches ich nicht kenne; ſie ſehen grad nach oben, wo ich nichts als Sterne ſehe, wenn’s hell iſt. Wiſ- ſenſchaftliche Menſchen bearbeiten Einen Geiſtesſtrahl; hin- geführt bis zur allgemeinen Sonne des Wiſſens. Die, welche Natur, Leben, Welt, den Geiſt mit Gewalt verſtehen wollen, und darin gar nicht nachgeben und ſich ergeben, oder Einem Gegenſtande der Natur oder Welt nur leben wollen, ſind die Tollen. — Ja, die ihrer Überzeugung, und wäre es auch der edelſten, trotz des Stromes leben wollen, ſind ſchon von den Andern für toll gehalten: J. J. Rouſſeau. Nicht umſonſt iſt es ſo ſchwer, die Natur des Menſchengeiſtes, ſein noth- gezwungenes Wollen, unſere leibliche und ſeeliſche Perſön- lichkeit, ihre Stellung zur ganzen Natur und zu der Men- ſchenwelt, zu unterſcheiden, und darin wieder der Andern Per-
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heimſten Welthändeln bewirken, ſtören und erzeugen; noch
weniger aber beachtet man, wie Liebesverhältniſſe durch Ehr-
geiz, Staatsverhältniß, Stellung der Geſellſchaft überhaupt,
modifizirt, ſogar öfters nur allein begründet werden.
Zu ſtolz auf unſre Gemüthsſtimmungen, halten wir jede
davon ſich unmittelbar auf das Beſte in uns beziehend; auch
denken wir, die Welt und ihren Verkehr willentlich zu regie-
ren; und ſie regiert uns Alle: und die, welche am meiſten
von ihr verſtehen, am gewiſſeſten. Ungeſchickte, Blinde, die
nur zwei Augen haben, und nicht beſäet damit ſind, gehen
hren Weg ſeitwärts ab; und glauben, ſie ſind im Strom,
weil ſie ihn nie erkannten, und nicht wiſſen, wo er iſt. Un-
geheuer Fromme müſſen wohl kein Bild der Welt gebrauchen;
oder eins haben, welches ich nicht kenne; ſie ſehen grad nach
oben, wo ich nichts als Sterne ſehe, wenn’s hell iſt. Wiſ-
ſenſchaftliche Menſchen bearbeiten Einen Geiſtesſtrahl; hin-
geführt bis zur allgemeinen Sonne des Wiſſens. Die, welche
Natur, Leben, Welt, den Geiſt mit Gewalt verſtehen wollen,
und darin gar nicht nachgeben und ſich ergeben, oder Einem
Gegenſtande der Natur oder Welt nur leben wollen, ſind
die Tollen. — Ja, die ihrer Überzeugung, und wäre es auch
der edelſten, trotz des Stromes leben wollen, ſind ſchon von
den Andern für toll gehalten: J. J. Rouſſeau. Nicht umſonſt
iſt es ſo ſchwer, die Natur des Menſchengeiſtes, ſein noth-
gezwungenes Wollen, unſere leibliche und ſeeliſche Perſön-
lichkeit, ihre Stellung zur ganzen Natur und zu der Men-
ſchenwelt, zu unterſcheiden, und darin wieder der Andern Per-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/66>, abgerufen am 20.11.2024.
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