bald. Gott schütze uns! Gestern Abend war Gesellschaft hier: ein ziemlich munterer Abend für Alle: ich, hatte dabei nichts zu holen: bin aber mit der Andern Zufriedenheit zufrieden. Jetzt habe ich geschrieben, weil nach dem Baden es nicht geht. Sonst wäre es auch anders ausgefallen. Braun ist sehr wohl und vergnügt, und besucht mich: erst ganz kürzlich: gestern aß er bei Moritz. -- Also Börne in Straßburg! Gräß- lich behandelt er Goethe. Mir gleichgültig. Schelling sprach schön über ihn in der Allgemeinen Zeitung. Adieu.
Eure F. V.
An Adolph von Willisen.
Sonnabend, den 21. April 1832.
Lesen Sie ja -- wie dumm ausgedrückt! -- in der Revue encyclopedique Seite 17, 18 bis 20, 21 bis 31. Auf diesen Seiten stehn die gelungensten, derbsten, lebendigsten Wahrhei- ten. Wie gesunde Jungen, im besten Moment erzeugt: streite man ihnen ihr Leben ab. Schlagen muß man sich mit ihnen: getödtet wird man, wenn man sie tödtet. Welch Tableau! -- der Zustände! Wie nur gesagt, was wahr ist: kein Raum, zu keiner Widerrede, als zur dümmsten: die auch der Frecheste nicht mehr bei der Hand haben wird. -- Wie ein großer nai- ver Arzt: der da am Körper, am geöffneten, zeigt: "Hier, an der Leber z. B., ist das Übel, so theilt es sich den übrigen Theilen und Funktionen mit; bis zum Herzen. Dies muß dagegen geschehn: hier hilft kein Läugnen mehr, jeder Lebens- theil leidet, so und so, mit." So zeigt er auch ihnen die
bald. Gott ſchütze uns! Geſtern Abend war Geſellſchaft hier: ein ziemlich munterer Abend für Alle: ich, hatte dabei nichts zu holen: bin aber mit der Andern Zufriedenheit zufrieden. Jetzt habe ich geſchrieben, weil nach dem Baden es nicht geht. Sonſt wäre es auch anders ausgefallen. Braun iſt ſehr wohl und vergnügt, und beſucht mich: erſt ganz kürzlich: geſtern aß er bei Moritz. — Alſo Börne in Straßburg! Gräß- lich behandelt er Goethe. Mir gleichgültig. Schelling ſprach ſchön über ihn in der Allgemeinen Zeitung. Adieu.
Eure F. V.
An Adolph von Williſen.
Sonnabend, den 21. April 1832.
Leſen Sie ja — wie dumm ausgedrückt! — in der Revue encyclopédique Seite 17, 18 bis 20, 21 bis 31. Auf dieſen Seiten ſtehn die gelungenſten, derbſten, lebendigſten Wahrhei- ten. Wie geſunde Jungen, im beſten Moment erzeugt: ſtreite man ihnen ihr Leben ab. Schlagen muß man ſich mit ihnen: getödtet wird man, wenn man ſie tödtet. Welch Tableau! — der Zuſtände! Wie nur geſagt, was wahr iſt: kein Raum, zu keiner Widerrede, als zur dümmſten: die auch der Frecheſte nicht mehr bei der Hand haben wird. — Wie ein großer nai- ver Arzt: der da am Körper, am geöffneten, zeigt: „Hier, an der Leber z. B., iſt das Übel, ſo theilt es ſich den übrigen Theilen und Funktionen mit; bis zum Herzen. Dies muß dagegen geſchehn: hier hilft kein Läugnen mehr, jeder Lebens- theil leidet, ſo und ſo, mit.“ So zeigt er auch ihnen die
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bald. Gott ſchütze uns! Geſtern Abend war Geſellſchaft hier:
ein ziemlich munterer Abend für Alle: ich, hatte dabei nichts
zu holen: bin aber mit der Andern Zufriedenheit zufrieden.
Jetzt habe ich geſchrieben, weil nach dem Baden es nicht
geht. Sonſt wäre es auch anders ausgefallen. Braun iſt
ſehr wohl und vergnügt, und beſucht mich: erſt ganz kürzlich:
geſtern aß er bei Moritz. — Alſo Börne in Straßburg! Gräß-
lich behandelt er Goethe. Mir gleichgültig. Schelling ſprach
ſchön über ihn in der Allgemeinen Zeitung. Adieu.
Eure F. V.
An Adolph von Williſen.
Sonnabend, den 21. April 1832.
Leſen Sie ja — wie dumm ausgedrückt! — in der Revue
encyclopédique Seite 17, 18 bis 20, 21 bis 31. Auf dieſen
Seiten ſtehn die gelungenſten, derbſten, lebendigſten Wahrhei-
ten. Wie geſunde Jungen, im beſten Moment erzeugt: ſtreite
man ihnen ihr Leben ab. Schlagen muß man ſich mit ihnen:
getödtet wird man, wenn man ſie tödtet. Welch Tableau! —
der Zuſtände! Wie nur geſagt, was wahr iſt: kein Raum,
zu keiner Widerrede, als zur dümmſten: die auch der Frecheſte
nicht mehr bei der Hand haben wird. — Wie ein großer nai-
ver Arzt: der da am Körper, am geöffneten, zeigt: „Hier, an
der Leber z. B., iſt das Übel, ſo theilt es ſich den übrigen
Theilen und Funktionen mit; bis zum Herzen. Dies muß
dagegen geſchehn: hier hilft kein Läugnen mehr, jeder Lebens-
theil leidet, ſo und ſo, mit.“ So zeigt er auch ihnen die
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/573>, abgerufen am 20.11.2024.
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