Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
An P.


(Mit einem Schreibzeug.)

Wenn du dieses Schreibzeug siehst,
Warn' es dich vor falsch Beginnen,
Wo du eigentlich nichts wünschest;
Nur den Anfang enden mußt!
Das schon Strafe dieses Anfangs!
Schreib besonders keine Worte,
Die du ungesagt gern hättest.
Denk' an mich und meine Warnung,
Wie du dies Geschenk nur siehst.
Schreib' aus keinem andern Tintfaß,
Wenn zu Haus du dich befindest!
Hast du aber mal gefehlt,
So verzeih' es dir, wie Andern;
Nur verspende ein'ge Tinte;
Merk' es auf; vor diesem Kästchen!
Dies gethan, bist du vor schneller
Wiederkehr des Fehls gehütet:
Glaub' das altem Irrthumsdiener!
Und sei frohen guten Muthes!
Nur besinne dich recht oft;
Frag' dich, was du wirklich wollest:
Und zum Zeugen nehme mich.


An P.


(Mit einem Schreibzeug.)

Wenn du dieſes Schreibzeug ſiehſt,
Warn’ es dich vor falſch Beginnen,
Wo du eigentlich nichts wünſcheſt;
Nur den Anfang enden mußt!
Das ſchon Strafe dieſes Anfangs!
Schreib beſonders keine Worte,
Die du ungeſagt gern hätteſt.
Denk’ an mich und meine Warnung,
Wie du dies Geſchenk nur ſiehſt.
Schreib’ aus keinem andern Tintfaß,
Wenn zu Haus du dich befindeſt!
Haſt du aber mal gefehlt,
So verzeih’ es dir, wie Andern;
Nur verſpende ein’ge Tinte;
Merk’ es auf; vor dieſem Käſtchen!
Dies gethan, biſt du vor ſchneller
Wiederkehr des Fehls gehütet:
Glaub’ das altem Irrthumsdiener!
Und ſei frohen guten Muthes!
Nur beſinne dich recht oft;
Frag’ dich, was du wirklich wolleſt:
Und zum Zeugen nehme mich.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0544" n="536"/>
        <div n="2">
          <head>An P.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Herb&#x017F;t, 1831.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">(Mit einem Schreibzeug.)</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn du die&#x017F;es Schreibzeug &#x017F;ieh&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Warn&#x2019; es dich vor fal&#x017F;ch Beginnen,</l><lb/>
            <l>Wo du eigentlich nichts wün&#x017F;che&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Nur den Anfang enden mußt!</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;chon Strafe die&#x017F;es Anfangs!</l><lb/>
            <l>Schreib be&#x017F;onders keine Worte,</l><lb/>
            <l>Die du unge&#x017F;agt gern hätte&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Denk&#x2019; an mich und meine Warnung,</l><lb/>
            <l>Wie du dies Ge&#x017F;chenk nur &#x017F;ieh&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Schreib&#x2019; aus keinem andern Tintfaß,</l><lb/>
            <l>Wenn zu Haus du dich befinde&#x017F;t!</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t du aber mal gefehlt,</l><lb/>
            <l>So verzeih&#x2019; es dir, wie Andern;</l><lb/>
            <l>Nur ver&#x017F;pende ein&#x2019;ge Tinte;</l><lb/>
            <l>Merk&#x2019; es auf; vor die&#x017F;em Kä&#x017F;tchen!</l><lb/>
            <l>Dies gethan, bi&#x017F;t du vor &#x017F;chneller</l><lb/>
            <l>Wiederkehr des Fehls gehütet:</l><lb/>
            <l>Glaub&#x2019; das altem Irrthumsdiener!</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ei <hi rendition="#g">frohen</hi> guten Muthes!</l><lb/>
            <l>Nur be&#x017F;inne dich recht oft;</l><lb/>
            <l>Frag&#x2019; dich, was du wirklich wolle&#x017F;t:</l><lb/>
            <l>Und zum Zeugen nehme mich.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[536/0544] An P. Herbſt, 1831. (Mit einem Schreibzeug.) Wenn du dieſes Schreibzeug ſiehſt, Warn’ es dich vor falſch Beginnen, Wo du eigentlich nichts wünſcheſt; Nur den Anfang enden mußt! Das ſchon Strafe dieſes Anfangs! Schreib beſonders keine Worte, Die du ungeſagt gern hätteſt. Denk’ an mich und meine Warnung, Wie du dies Geſchenk nur ſiehſt. Schreib’ aus keinem andern Tintfaß, Wenn zu Haus du dich befindeſt! Haſt du aber mal gefehlt, So verzeih’ es dir, wie Andern; Nur verſpende ein’ge Tinte; Merk’ es auf; vor dieſem Käſtchen! Dies gethan, biſt du vor ſchneller Wiederkehr des Fehls gehütet: Glaub’ das altem Irrthumsdiener! Und ſei frohen guten Muthes! Nur beſinne dich recht oft; Frag’ dich, was du wirklich wolleſt: Und zum Zeugen nehme mich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/544
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/544>, abgerufen am 20.11.2024.