Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Des erreurs et de la verite. T. 1. p. 98. Im Ab-
schnitt de la vegetation spricht Saint-Martin von den Prin-
zipien der Dinge: nämlich der materiellen. Tiefsinnig, geheim-
nißvoll, willkürlich, und sehr schön; wie immer. Mir wird
dabei immer klarer, daß in allem zu Ergründenden wir nur
zweierlei -- wie in uns selbst -- zu finden vermögen: den
Willen und das Wissen. Der innerste Trieb der materiellen
Dinge ist ein Wollen: und alles, was wir auch nicht dafür
erkennen, organisch, für sich und für anderes zugleich bestimmt,
und hinlänglich; das heißt immer reicher in Thätigkeit, Da-
sein und Entwickelung. Je mehr Bewußtsein, je heller, je rei-
cher, je mehr Dasein: und es giebt gewiß Geister, die alles
schon wissen, was wir fragen müssen: die den ganzen Orga-
nismus dieser Welt überschauen. Organisches, Lebendiges, ist
eher zu verstehen, als Todtes, Todtes ist nur Unverstandenes;
wir leben selbst nur, insofern wir Absolutes in uns erkennen,
Hinlängliches. Nur mit unsrem bischen Leben suchen wir alles
zu erfassen. Wollen, Wissen; in Millionen Weisen aus-
gedrückt. --





Eine Gerechtigkeit waltet schon hier auf Erden;
Daß die Gesichter all wie ihre Seelen werden.


Des erreurs et de la verite. T. 2. p. 104. J'ai dit
en general que le mouvement n'etait autre chose que l'effet
de l'action: ou plutot l'action meme, puisqu'ils sont insepara-

Des erreurs et de la vérité. T. 1. p. 98. Im Ab-
ſchnitt de la végétation ſpricht Saint-Martin von den Prin-
zipien der Dinge: nämlich der materiellen. Tiefſinnig, geheim-
nißvoll, willkürlich, und ſehr ſchön; wie immer. Mir wird
dabei immer klarer, daß in allem zu Ergründenden wir nur
zweierlei — wie in uns ſelbſt — zu finden vermögen: den
Willen und das Wiſſen. Der innerſte Trieb der materiellen
Dinge iſt ein Wollen: und alles, was wir auch nicht dafür
erkennen, organiſch, für ſich und für anderes zugleich beſtimmt,
und hinlänglich; das heißt immer reicher in Thätigkeit, Da-
ſein und Entwickelung. Je mehr Bewußtſein, je heller, je rei-
cher, je mehr Daſein: und es giebt gewiß Geiſter, die alles
ſchon wiſſen, was wir fragen müſſen: die den ganzen Orga-
nismus dieſer Welt überſchauen. Organiſches, Lebendiges, iſt
eher zu verſtehen, als Todtes, Todtes iſt nur Unverſtandenes;
wir leben ſelbſt nur, inſofern wir Abſolutes in uns erkennen,
Hinlängliches. Nur mit unſrem bischen Leben ſuchen wir alles
zu erfaſſen. Wollen, Wiſſen; in Millionen Weiſen aus-
gedrückt. —





Eine Gerechtigkeit waltet ſchon hier auf Erden;
Daß die Geſichter all wie ihre Seelen werden.


Des erreurs et de la vérité. T. 2. p. 104. J’ai dit
en général que le mouvement n’était autre chose que l’effet
de l’action: ou plutôt l’action même, puisqu’ils sont insépara-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0051" n="43"/>
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Des erreurs et de la vérité</hi>. T. 1. p. 98.</hi> Im Ab-<lb/>
&#x017F;chnitt <hi rendition="#aq">de la végétation</hi> &#x017F;pricht Saint-Martin von den Prin-<lb/>
zipien der Dinge: nämlich der materiellen. Tief&#x017F;innig, geheim-<lb/>
nißvoll, willkürlich, und &#x017F;ehr &#x017F;chön; wie immer. Mir wird<lb/>
dabei immer klarer, daß in allem zu Ergründenden wir nur<lb/>
zweierlei &#x2014; wie in uns &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014; zu finden vermögen: den<lb/>
Willen und das Wi&#x017F;&#x017F;en. Der inner&#x017F;te Trieb der materiellen<lb/>
Dinge i&#x017F;t ein Wollen: und alles, was wir auch nicht dafür<lb/>
erkennen, organi&#x017F;ch, für &#x017F;ich und für anderes zugleich be&#x017F;timmt,<lb/>
und hinlänglich; das heißt immer reicher in Thätigkeit, Da-<lb/>
&#x017F;ein und Entwickelung. Je mehr Bewußt&#x017F;ein, je heller, je rei-<lb/>
cher, je mehr Da&#x017F;ein: und es giebt gewiß Gei&#x017F;ter, die alles<lb/>
&#x017F;chon wi&#x017F;&#x017F;en, was wir fragen mü&#x017F;&#x017F;en: die den ganzen Orga-<lb/>
nismus die&#x017F;er Welt über&#x017F;chauen. Organi&#x017F;ches, Lebendiges, i&#x017F;t<lb/>
eher zu ver&#x017F;tehen, als Todtes, Todtes i&#x017F;t nur Unver&#x017F;tandenes;<lb/>
wir leben &#x017F;elb&#x017F;t nur, in&#x017F;ofern wir Ab&#x017F;olutes in uns erkennen,<lb/>
Hinlängliches. Nur mit un&#x017F;rem bischen Leben &#x017F;uchen wir alles<lb/>
zu erfa&#x017F;&#x017F;en. Wollen, Wi&#x017F;&#x017F;en; in Millionen Wei&#x017F;en aus-<lb/>
gedrückt. &#x2014;</p><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">Dienstag, den 8. Mai 1821.</hi> </dateline>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 15. Juni 1821.</hi> </dateline><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#g">Eine</hi> Gerechtigkeit waltet &#x017F;chon hier auf Erden;</l><lb/>
              <l>Daß die Ge&#x017F;ichter all wie ihre Seelen werden.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Des erreurs et de la vérité</hi>. T. 2. p. 104. J&#x2019;ai dit<lb/>
en général que le mouvement n&#x2019;était autre chose que l&#x2019;effet<lb/>
de l&#x2019;action: ou plutôt l&#x2019;action même, puisqu&#x2019;ils sont insépara-<lb/></hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0051] Des erreurs et de la vérité. T. 1. p. 98. Im Ab- ſchnitt de la végétation ſpricht Saint-Martin von den Prin- zipien der Dinge: nämlich der materiellen. Tiefſinnig, geheim- nißvoll, willkürlich, und ſehr ſchön; wie immer. Mir wird dabei immer klarer, daß in allem zu Ergründenden wir nur zweierlei — wie in uns ſelbſt — zu finden vermögen: den Willen und das Wiſſen. Der innerſte Trieb der materiellen Dinge iſt ein Wollen: und alles, was wir auch nicht dafür erkennen, organiſch, für ſich und für anderes zugleich beſtimmt, und hinlänglich; das heißt immer reicher in Thätigkeit, Da- ſein und Entwickelung. Je mehr Bewußtſein, je heller, je rei- cher, je mehr Daſein: und es giebt gewiß Geiſter, die alles ſchon wiſſen, was wir fragen müſſen: die den ganzen Orga- nismus dieſer Welt überſchauen. Organiſches, Lebendiges, iſt eher zu verſtehen, als Todtes, Todtes iſt nur Unverſtandenes; wir leben ſelbſt nur, inſofern wir Abſolutes in uns erkennen, Hinlängliches. Nur mit unſrem bischen Leben ſuchen wir alles zu erfaſſen. Wollen, Wiſſen; in Millionen Weiſen aus- gedrückt. — Dienstag, den 8. Mai 1821. Den 15. Juni 1821. Eine Gerechtigkeit waltet ſchon hier auf Erden; Daß die Geſichter all wie ihre Seelen werden. Des erreurs et de la vérité. T. 2. p. 104. J’ai dit en général que le mouvement n’était autre chose que l’effet de l’action: ou plutôt l’action même, puisqu’ils sont insépara-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/51
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/51>, abgerufen am 20.11.2024.