Unleidlichste ist: wie er da herauskomme, ist das Wesentliche. Das sind die neuen Eigenschaften, die er sich anarbieten, an- leben kann. Darin, geliebtes Kind und Freund, möchte ich Ihnen helfen. Dies ist diesmal mein Schmeicheln: tiefe Wahr- heit, wie ich sie mir selbst vorsetze. Daß Ihr Herz sie nur erkennt! als aus meinem liebevollsten fließend! Glauben Sie mir noch für's erste; es wird gut für Sie. Shakespeare sagt sehr klar, klug und erfahren: "Oft ist ein Fall das Mit- tel, desto glücklicher wieder aufzustehn;" dessen seien Sie ein- gedenk. Ich hab's öfter gesehen, kürzlich erfahren. Glück auf, lieber Freund! Muth oben! Einsicht frei! Sie können alles zu allem überreden. Wagen Sie das Neuste, die neuste Behauptung. Sie sollen einmal sehen! -- --
An Friederike Robert.
Den 21. Februar 1831.
Etsch aus! -- Das kommt von Geburtstagsfeiern: das ist die gerechte Strafe, wenn man sich um Geburtstagsda- tums bekümmert. Da haben Sie's!
Dann wird man angeführt; und wird in einem Jahr zwei älter und wird zweimal angebunden.
Es macht mir ein großes Vergnügen, Ihnen dieses Tisch- zeug zu Füßen zu legen; ich konnte seit unsrem letzten tete - a - tete nicht die Zeit erwarten, es Ihnen einzuhändigen, und doch wollte ich die Freude haben, dies grad' an Varnhagens Geburtstag zu thun, weil Sie sich nach dessen Datum erkun-
Unleidlichſte iſt: wie er da herauskomme, iſt das Weſentliche. Das ſind die neuen Eigenſchaften, die er ſich anarbieten, an- leben kann. Darin, geliebtes Kind und Freund, möchte ich Ihnen helfen. Dies iſt diesmal mein Schmeicheln: tiefe Wahr- heit, wie ich ſie mir ſelbſt vorſetze. Daß Ihr Herz ſie nur erkennt! als aus meinem liebevollſten fließend! Glauben Sie mir noch für’s erſte; es wird gut für Sie. Shakeſpeare ſagt ſehr klar, klug und erfahren: „Oft iſt ein Fall das Mit- tel, deſto glücklicher wieder aufzuſtehn;“ deſſen ſeien Sie ein- gedenk. Ich hab’s öfter geſehen, kürzlich erfahren. Glück auf, lieber Freund! Muth oben! Einſicht frei! Sie können alles zu allem überreden. Wagen Sie das Neuſte, die neuſte Behauptung. Sie ſollen einmal ſehen! — —
An Friederike Robert.
Den 21. Februar 1831.
Etſch aus! — Das kommt von Geburtstagsfeiern: das iſt die gerechte Strafe, wenn man ſich um Geburtstagsda- tums bekümmert. Da haben Sie’s!
Dann wird man angeführt; und wird in einem Jahr zwei älter und wird zweimal angebunden.
Es macht mir ein großes Vergnügen, Ihnen dieſes Tiſch- zeug zu Füßen zu legen; ich konnte ſeit unſrem letzten tête ‒ à ‒ tête nicht die Zeit erwarten, es Ihnen einzuhändigen, und doch wollte ich die Freude haben, dies grad’ an Varnhagens Geburtstag zu thun, weil Sie ſich nach deſſen Datum erkun-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0494"n="486"/>
Unleidlichſte iſt: wie er da herauskomme, iſt das Weſentliche.<lb/><hirendition="#g">Das</hi>ſind die neuen Eigenſchaften, die er ſich anarbieten, an-<lb/>
leben kann. Darin, geliebtes Kind und Freund, möchte ich<lb/>
Ihnen helfen. Dies iſt diesmal mein Schmeicheln: tiefe Wahr-<lb/>
heit, wie ich ſie mir ſelbſt vorſetze. Daß Ihr Herz ſie nur<lb/>
erkennt! als aus meinem liebevollſten fließend! <hirendition="#g">Glauben</hi><lb/>
Sie mir noch für’s erſte; es wird gut für Sie. Shakeſpeare<lb/>ſagt ſehr klar, klug und erfahren: „Oft iſt ein Fall das Mit-<lb/>
tel, deſto glücklicher wieder aufzuſtehn;“ deſſen ſeien Sie ein-<lb/>
gedenk. Ich hab’s öfter geſehen, kürzlich erfahren. Glück<lb/>
auf, lieber Freund! Muth oben! Einſicht frei! Sie können<lb/>
alles zu allem überreden. Wagen Sie das Neuſte, die neuſte<lb/>
Behauptung. Sie ſollen einmal ſehen! ——</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Friederike Robert.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Den 21. Februar 1831.</hi></dateline><lb/><p>Etſch aus! — Das kommt von Geburtstagsfeiern: das<lb/>
iſt die <hirendition="#g">gerechte</hi> Strafe, wenn man ſich um Geburtstagsda-<lb/>
tums bekümmert. <hirendition="#g">Da haben Sie’s</hi>!</p><lb/><p>Dann wird man angeführt; und wird in <hirendition="#g">einem</hi> Jahr<lb/>
zwei älter und wird zweimal angebunden.</p><lb/><p>Es macht mir ein großes Vergnügen, Ihnen dieſes Tiſch-<lb/>
zeug zu Füßen zu legen; ich konnte ſeit unſrem letzten <hirendition="#aq">tête ‒<lb/>
à ‒ tête</hi> nicht die Zeit erwarten, es Ihnen einzuhändigen, und<lb/>
doch wollte ich die Freude haben, dies grad’ an Varnhagens<lb/>
Geburtstag zu thun, weil Sie ſich nach deſſen Datum erkun-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[486/0494]
Unleidlichſte iſt: wie er da herauskomme, iſt das Weſentliche.
Das ſind die neuen Eigenſchaften, die er ſich anarbieten, an-
leben kann. Darin, geliebtes Kind und Freund, möchte ich
Ihnen helfen. Dies iſt diesmal mein Schmeicheln: tiefe Wahr-
heit, wie ich ſie mir ſelbſt vorſetze. Daß Ihr Herz ſie nur
erkennt! als aus meinem liebevollſten fließend! Glauben
Sie mir noch für’s erſte; es wird gut für Sie. Shakeſpeare
ſagt ſehr klar, klug und erfahren: „Oft iſt ein Fall das Mit-
tel, deſto glücklicher wieder aufzuſtehn;“ deſſen ſeien Sie ein-
gedenk. Ich hab’s öfter geſehen, kürzlich erfahren. Glück
auf, lieber Freund! Muth oben! Einſicht frei! Sie können
alles zu allem überreden. Wagen Sie das Neuſte, die neuſte
Behauptung. Sie ſollen einmal ſehen! — —
An Friederike Robert.
Den 21. Februar 1831.
Etſch aus! — Das kommt von Geburtstagsfeiern: das
iſt die gerechte Strafe, wenn man ſich um Geburtstagsda-
tums bekümmert. Da haben Sie’s!
Dann wird man angeführt; und wird in einem Jahr
zwei älter und wird zweimal angebunden.
Es macht mir ein großes Vergnügen, Ihnen dieſes Tiſch-
zeug zu Füßen zu legen; ich konnte ſeit unſrem letzten tête ‒
à ‒ tête nicht die Zeit erwarten, es Ihnen einzuhändigen, und
doch wollte ich die Freude haben, dies grad’ an Varnhagens
Geburtstag zu thun, weil Sie ſich nach deſſen Datum erkun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/494>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.