Sie selbst, liebe Freundin, theure Adelheid, holde Fürstin! mü[ss][ - 2 Zeichen fehlen] mir es sagen, daß Sie nicht kommen, sonst glaub' ich es nicht. Keinem Wasserschaden, keinem Froste; dem Für- sten nicht!
Sollte wirklich, in der That, wahrhaft, der Winter ver- gehn ohne Sie, wie es der Sommer mußte? Sie leben unter uns: nur hereintreten thun Sie nicht -- Leben verbreitend, das Zimmer erfüllend, -- nur der Wagen rollt nicht vor; und endet die Gespräche über Sie, von Ihnen; alle Abend, ich sei mit Varnh. allein, oder mit dem kleinen Freundeskreis: immer Fürstin Carolath! Wie sie ist; was sie kann; ob sie kommt, ob sie schreibt, was ich geschrieben habe. Noch macht man mir Hoffnung. Nicht der Fürst; den sah ich nur Ein- mal; (dann war ich unwohl; dazu konnt' ich den Fürsten nicht einladen. Nun die heiligen Feiertage. Aber während denen, oder gleich nachher; und diesesmal machte er mir keine Hoffnung; aber ich behielt sie: nur Sie, und das völlige Ende des Winters kann sie mir ganz ausrotten. Meine gewöhnli- chere Gesellschaft sind meine Nichten, Mad. Wilhelm Beer, Frau von Arnim, Henriette Solmar -- meine Schwägerinnen jetzt wegen Masern, die bei der einen herrschen, und Weite des Wegs bei der andern, seltener, -- Frau von Bardeleben. Herren, fremde: ein junger nicht hübscher, aber gescheidter Amerikaner Brisbane, Graf Mocenigo, Graf Raczynski; die
An Adelheid Fürſtin von Carolath.
Mittwoch Vormittag 12 Uhr, den 23. December 1829.
Heftiger Nordoſtwind auf dicken hellen Schnee.
Sie ſelbſt, liebe Freundin, theure Adelheid, holde Fürſtin! mü[ſſ][ – 2 Zeichen fehlen] mir es ſagen, daß Sie nicht kommen, ſonſt glaub’ ich es nicht. Keinem Waſſerſchaden, keinem Froſte; dem Für- ſten nicht!
Sollte wirklich, in der That, wahrhaft, der Winter ver- gehn ohne Sie, wie es der Sommer mußte? Sie leben unter uns: nur hereintreten thun Sie nicht — Leben verbreitend, das Zimmer erfüllend, — nur der Wagen rollt nicht vor; und endet die Geſpräche über Sie, von Ihnen; alle Abend, ich ſei mit Varnh. allein, oder mit dem kleinen Freundeskreis: immer Fürſtin Carolath! Wie ſie iſt; was ſie kann; ob ſie kommt, ob ſie ſchreibt, was ich geſchrieben habe. Noch macht man mir Hoffnung. Nicht der Fürſt; den ſah ich nur Ein- mal; (dann war ich unwohl; dazu konnt’ ich den Fürſten nicht einladen. Nun die heiligen Feiertage. Aber während denen, oder gleich nachher; und dieſesmal machte er mir keine Hoffnung; aber ich behielt ſie: nur Sie, und das völlige Ende des Winters kann ſie mir ganz ausrotten. Meine gewöhnli- chere Geſellſchaft ſind meine Nichten, Mad. Wilhelm Beer, Frau von Arnim, Henriette Solmar — meine Schwägerinnen jetzt wegen Maſern, die bei der einen herrſchen, und Weite des Wegs bei der andern, ſeltener, — Frau von Bardeleben. Herren, fremde: ein junger nicht hübſcher, aber geſcheidter Amerikaner Brisbane, Graf Mocenigo, Graf Raczynski; die
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An Adelheid Fürſtin von Carolath.
Mittwoch Vormittag 12 Uhr, den 23. December 1829.
Heftiger Nordoſtwind auf dicken hellen Schnee.
Sie ſelbſt, liebe Freundin, theure Adelheid, holde Fürſtin!
müſſ__ mir es ſagen, daß Sie nicht kommen, ſonſt glaub’ ich
es nicht. Keinem Waſſerſchaden, keinem Froſte; dem Für-
ſten nicht!
Sollte wirklich, in der That, wahrhaft, der Winter ver-
gehn ohne Sie, wie es der Sommer mußte? Sie leben unter
uns: nur hereintreten thun Sie nicht — Leben verbreitend,
das Zimmer erfüllend, — nur der Wagen rollt nicht vor;
und endet die Geſpräche über Sie, von Ihnen; alle Abend,
ich ſei mit Varnh. allein, oder mit dem kleinen Freundeskreis:
immer Fürſtin Carolath! Wie ſie iſt; was ſie kann; ob ſie
kommt, ob ſie ſchreibt, was ich geſchrieben habe. Noch macht
man mir Hoffnung. Nicht der Fürſt; den ſah ich nur Ein-
mal; (dann war ich unwohl; dazu konnt’ ich den Fürſten
nicht einladen. Nun die heiligen Feiertage. Aber während
denen, oder gleich nachher; und dieſesmal machte er mir keine
Hoffnung; aber ich behielt ſie: nur Sie, und das völlige Ende
des Winters kann ſie mir ganz ausrotten. Meine gewöhnli-
chere Geſellſchaft ſind meine Nichten, Mad. Wilhelm Beer,
Frau von Arnim, Henriette Solmar — meine Schwägerinnen
jetzt wegen Maſern, die bei der einen herrſchen, und Weite
des Wegs bei der andern, ſeltener, — Frau von Bardeleben.
Herren, fremde: ein junger nicht hübſcher, aber geſcheidter
Amerikaner Brisbane, Graf Mocenigo, Graf Raczynski; die
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/426>, abgerufen am 20.11.2024.
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