Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.An Wilhelm Hensel. Zum 3. Oktober 1829. Die Sterne die begehrtest du; Du freust dich ihrer Pracht! Zwei Sterne scheinen Liebe dir, Aus ihrer schwarzen Nacht; Sie scheinen meist hinweg die Ruh', Dir geben sie die wahre Ruh'; Die Ruh' durch Liebesnacht. Von Treue ich nicht sprechen mag, Sie liegt in Liebe an dem Tag. Am heutigen Tage darf sie's zeigen; Die ganze Gunst, der Herzen Neigen. Wie glücklich ist das Glück, darf es sich zeigen! Trifft es auf allen seinen Wegen Geschwisterfreud' und Elternsegen! Genießt dies alles mit Bedenken: Und mein sollt ihr dabei gedenken. -- Ich, Mahler, zeigte dir der schwarzen Sterne Pracht! Und darum mir, wie dir, die schönste Gutenacht! Mit einer Lampe. Holde Lampe, liebe Vertraute! Wie du Lichter sanfter wiedergiebst, So verstumme nicht; so spend' auch Laute! Witzig-Passendes -- hier so leicht! -- bescheiden sage: Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebst! -- Wenn's aber fragt: "Wer schickt dich denn?" Antworte nicht auf diese Frage. Sonnabend, den 3. Oktober 1829. An Wilhelm Henſel. Zum 3. Oktober 1829. Die Sterne die begehrteſt du; Du freuſt dich ihrer Pracht! Zwei Sterne ſcheinen Liebe dir, Aus ihrer ſchwarzen Nacht; Sie ſcheinen meiſt hinweg die Ruh’, Dir geben ſie die wahre Ruh’; Die Ruh’ durch Liebesnacht. Von Treue ich nicht ſprechen mag, Sie liegt in Liebe an dem Tag. Am heutigen Tage darf ſie’s zeigen; Die ganze Gunſt, der Herzen Neigen. Wie glücklich iſt das Glück, darf es ſich zeigen! Trifft es auf allen ſeinen Wegen Geſchwiſterfreud’ und Elternſegen! Genießt dies alles mit Bedenken: Und mein ſollt ihr dabei gedenken. — Ich, Mahler, zeigte dir der ſchwarzen Sterne Pracht! Und darum mir, wie dir, die ſchönſte Gutenacht! Mit einer Lampe. Holde Lampe, liebe Vertraute! Wie du Lichter ſanfter wiedergiebſt, So verſtumme nicht; ſo ſpend’ auch Laute! Witzig-Paſſendes — hier ſo leicht! — beſcheiden ſage: Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebſt! — Wenn’s aber fragt: „Wer ſchickt dich denn?“ Antworte nicht auf dieſe Frage. Sonnabend, den 3. Oktober 1829. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0403" n="395"/> <div n="2"> <head>An Wilhelm Henſel.<lb/><hi rendition="#g">Zum 3. Oktober 1829</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Die Sterne die <hi rendition="#g">begehrt</hi>eſt <hi rendition="#g">du</hi>;</l><lb/> <l>Du freuſt dich ihrer Pracht!</l><lb/> <l>Zwei Sterne ſcheinen Liebe dir,</l><lb/> <l>Aus ihrer ſchwarzen Nacht;</l><lb/> <l>Sie ſcheinen meiſt hinweg die Ruh’,</l><lb/> <l>Dir geben ſie die wahre Ruh’;</l><lb/> <l>Die Ruh’ durch Liebesnacht.</l><lb/> <l>Von Treue ich nicht ſprechen mag,</l><lb/> <l>Sie liegt in Liebe an dem Tag.</l><lb/> <l>Am heutigen Tage darf ſie’s zeigen;</l><lb/> <l>Die ganze Gunſt, der Herzen Neigen.</l><lb/> <l>Wie glücklich iſt das Glück, darf es ſich zeigen!</l><lb/> <l>Trifft es auf allen ſeinen Wegen</l><lb/> <l>Geſchwiſterfreud’ und Elternſegen!</l><lb/> <l>Genießt dies alles mit Bedenken:</l><lb/> <l>Und mein ſollt ihr dabei gedenken. —</l><lb/> <l>Ich, Mahler, zeigte dir der ſchwarzen Sterne Pracht!</l><lb/> <l>Und darum mir, wie dir, die ſchönſte Gutenacht!</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Mit einer Lampe</hi>.</head> <l>Holde Lampe, liebe Vertraute!</l><lb/> <l>Wie du Lichter ſanfter wiedergiebſt,</l><lb/> <l>So verſtumme nicht; ſo ſpend’ auch Laute!</l><lb/> <l>Witzig-Paſſendes — hier ſo leicht! — beſcheiden ſage:</l><lb/> <l>Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebſt! —</l><lb/> <l>Wenn’s aber fragt: „Wer ſchickt dich denn?“</l><lb/> <l>Antworte nicht auf dieſe Frage.</l> </lg><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Sonnabend, den 3. Oktober 1829.</hi> </dateline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [395/0403]
An Wilhelm Henſel.
Zum 3. Oktober 1829.
Die Sterne die begehrteſt du;
Du freuſt dich ihrer Pracht!
Zwei Sterne ſcheinen Liebe dir,
Aus ihrer ſchwarzen Nacht;
Sie ſcheinen meiſt hinweg die Ruh’,
Dir geben ſie die wahre Ruh’;
Die Ruh’ durch Liebesnacht.
Von Treue ich nicht ſprechen mag,
Sie liegt in Liebe an dem Tag.
Am heutigen Tage darf ſie’s zeigen;
Die ganze Gunſt, der Herzen Neigen.
Wie glücklich iſt das Glück, darf es ſich zeigen!
Trifft es auf allen ſeinen Wegen
Geſchwiſterfreud’ und Elternſegen!
Genießt dies alles mit Bedenken:
Und mein ſollt ihr dabei gedenken. —
Ich, Mahler, zeigte dir der ſchwarzen Sterne Pracht!
Und darum mir, wie dir, die ſchönſte Gutenacht!
Mit einer Lampe. Holde Lampe, liebe Vertraute!
Wie du Lichter ſanfter wiedergiebſt,
So verſtumme nicht; ſo ſpend’ auch Laute!
Witzig-Paſſendes — hier ſo leicht! — beſcheiden ſage:
Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebſt! —
Wenn’s aber fragt: „Wer ſchickt dich denn?“
Antworte nicht auf dieſe Frage.
Sonnabend, den 3. Oktober 1829.
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