Die Sterne die begehrtest du; Du freust dich ihrer Pracht! Zwei Sterne scheinen Liebe dir, Aus ihrer schwarzen Nacht; Sie scheinen meist hinweg die Ruh', Dir geben sie die wahre Ruh'; Die Ruh' durch Liebesnacht. Von Treue ich nicht sprechen mag, Sie liegt in Liebe an dem Tag. Am heutigen Tage darf sie's zeigen; Die ganze Gunst, der Herzen Neigen. Wie glücklich ist das Glück, darf es sich zeigen! Trifft es auf allen seinen Wegen Geschwisterfreud' und Elternsegen! Genießt dies alles mit Bedenken: Und mein sollt ihr dabei gedenken. -- Ich, Mahler, zeigte dir der schwarzen Sterne Pracht! Und darum mir, wie dir, die schönste Gutenacht!
Mit einer Lampe.
Holde Lampe, liebe Vertraute! Wie du Lichter sanfter wiedergiebst, So verstumme nicht; so spend' auch Laute! Witzig-Passendes -- hier so leicht! -- bescheiden sage: Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebst! -- Wenn's aber fragt: "Wer schickt dich denn?" Antworte nicht auf diese Frage.
Sonnabend, den 3. Oktober 1829.
An Wilhelm Henſel. Zum 3. Oktober 1829.
Die Sterne die begehrteſt du; Du freuſt dich ihrer Pracht! Zwei Sterne ſcheinen Liebe dir, Aus ihrer ſchwarzen Nacht; Sie ſcheinen meiſt hinweg die Ruh’, Dir geben ſie die wahre Ruh’; Die Ruh’ durch Liebesnacht. Von Treue ich nicht ſprechen mag, Sie liegt in Liebe an dem Tag. Am heutigen Tage darf ſie’s zeigen; Die ganze Gunſt, der Herzen Neigen. Wie glücklich iſt das Glück, darf es ſich zeigen! Trifft es auf allen ſeinen Wegen Geſchwiſterfreud’ und Elternſegen! Genießt dies alles mit Bedenken: Und mein ſollt ihr dabei gedenken. — Ich, Mahler, zeigte dir der ſchwarzen Sterne Pracht! Und darum mir, wie dir, die ſchönſte Gutenacht!
Mit einer Lampe.
Holde Lampe, liebe Vertraute! Wie du Lichter ſanfter wiedergiebſt, So verſtumme nicht; ſo ſpend’ auch Laute! Witzig-Paſſendes — hier ſo leicht! — beſcheiden ſage: Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebſt! — Wenn’s aber fragt: „Wer ſchickt dich denn?“ Antworte nicht auf dieſe Frage.
Sonnabend, den 3. Oktober 1829.
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An Wilhelm Henſel.
Zum 3. Oktober 1829.
Die Sterne die begehrteſt du;
Du freuſt dich ihrer Pracht!
Zwei Sterne ſcheinen Liebe dir,
Aus ihrer ſchwarzen Nacht;
Sie ſcheinen meiſt hinweg die Ruh’,
Dir geben ſie die wahre Ruh’;
Die Ruh’ durch Liebesnacht.
Von Treue ich nicht ſprechen mag,
Sie liegt in Liebe an dem Tag.
Am heutigen Tage darf ſie’s zeigen;
Die ganze Gunſt, der Herzen Neigen.
Wie glücklich iſt das Glück, darf es ſich zeigen!
Trifft es auf allen ſeinen Wegen
Geſchwiſterfreud’ und Elternſegen!
Genießt dies alles mit Bedenken:
Und mein ſollt ihr dabei gedenken. —
Ich, Mahler, zeigte dir der ſchwarzen Sterne Pracht!
Und darum mir, wie dir, die ſchönſte Gutenacht!
Mit einer Lampe. Holde Lampe, liebe Vertraute!
Wie du Lichter ſanfter wiedergiebſt,
So verſtumme nicht; ſo ſpend’ auch Laute!
Witzig-Paſſendes — hier ſo leicht! — beſcheiden ſage:
Aber hell, und doch verhüllt, wie du es liebſt! —
Wenn’s aber fragt: „Wer ſchickt dich denn?“
Antworte nicht auf dieſe Frage.
Sonnabend, den 3. Oktober 1829.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/403>, abgerufen am 22.02.2025.
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