Windloses, duschiges Wetter; an den Thürmen Nebel. Kein Wetter möchte ich das nennen.
Unendlich habe ich mich gefreut, mein theurer August, als ich gestern Morgen deinen Brief aus Düsseldorf, den munteren erhielt. Singe du nur! dann tanze ich. Der Frühling muß ja auch kommen; und trifft dich in den schönen Gefilden. Ich kenne Schwelm, Elberfeld, die Spiegelscheiben, alles. Und wie muß das in achtundzwanzig industriellen Jahren zuge- nommen haben. Spanien sogar (wie unter einem tollen Gärt- ner Gottes Vegetation) prosperirt ja mit uns Übrigen, und seine Kaufleute stiften allerlei Vereine, Anstalten; Barcelona will prosperiren u. s. w. -- Wie haben wir unserm König zu danken! du hast Recht: aber ich versäume dies bei keiner Gelegenheit! naßäugig. Du weißt es: ich küsse ja Frie- drich dem Großen, unserm großen Kurfürsten, noch mit auf- schlagendem Herzen den Saum des Mantels. Schönes, herr- liches Gefühl: Verdanken! Respekt! -- Ich sage nicht: wo bin ich hingerathen; sondern fahre fort. --
Den 4. März.
-- Was man jetzt von unsrem König für himmlische Geschichten hat! Und keine kommt -- für die Fremden; wir Alle wissen sie; und wissen sie auch im voraus -- in ein Blatt! Will es der König nicht? Höre die englischste! Des berühmten Sanssouci-Müller jetziger Nachkommbesitzer dieser
An Varnhagen, in Bonn.
Montag, halb 11 Uhr, den 3. März 1829.
Windloſes, duſchiges Wetter; an den Thürmen Nebel. Kein Wetter möchte ich das nennen.
Unendlich habe ich mich gefreut, mein theurer Auguſt, als ich geſtern Morgen deinen Brief aus Düſſeldorf, den munteren erhielt. Singe du nur! dann tanze ich. Der Frühling muß ja auch kommen; und trifft dich in den ſchönen Gefilden. Ich kenne Schwelm, Elberfeld, die Spiegelſcheiben, alles. Und wie muß das in achtundzwanzig induſtriellen Jahren zuge- nommen haben. Spanien ſogar (wie unter einem tollen Gärt- ner Gottes Vegetation) proſperirt ja mit uns Übrigen, und ſeine Kaufleute ſtiften allerlei Vereine, Anſtalten; Barcelona will proſperiren u. ſ. w. — Wie haben wir unſerm König zu danken! du haſt Recht: aber ich verſäume dies bei keiner Gelegenheit! naßäugig. Du weißt es: ich küſſe ja Frie- drich dem Großen, unſerm großen Kurfürſten, noch mit auf- ſchlagendem Herzen den Saum des Mantels. Schönes, herr- liches Gefühl: Verdanken! Reſpekt! — Ich ſage nicht: wo bin ich hingerathen; ſondern fahre fort. —
Den 4. März.
— Was man jetzt von unſrem König für himmliſche Geſchichten hat! Und keine kommt — für die Fremden; wir Alle wiſſen ſie; und wiſſen ſie auch im voraus — in ein Blatt! Will es der König nicht? Höre die engliſchſte! Des berühmten Sansſouci-Müller jetziger Nachkommbeſitzer dieſer
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An Varnhagen, in Bonn.
Montag, halb 11 Uhr, den 3. März 1829.
Windloſes, duſchiges Wetter; an den Thürmen Nebel.
Kein Wetter möchte ich das nennen.
Unendlich habe ich mich gefreut, mein theurer Auguſt, als
ich geſtern Morgen deinen Brief aus Düſſeldorf, den munteren
erhielt. Singe du nur! dann tanze ich. Der Frühling muß
ja auch kommen; und trifft dich in den ſchönen Gefilden. Ich
kenne Schwelm, Elberfeld, die Spiegelſcheiben, alles. Und
wie muß das in achtundzwanzig induſtriellen Jahren zuge-
nommen haben. Spanien ſogar (wie unter einem tollen Gärt-
ner Gottes Vegetation) proſperirt ja mit uns Übrigen, und
ſeine Kaufleute ſtiften allerlei Vereine, Anſtalten; Barcelona
will proſperiren u. ſ. w. — Wie haben wir unſerm König
zu danken! du haſt Recht: aber ich verſäume dies bei keiner
Gelegenheit! naßäugig. Du weißt es: ich küſſe ja Frie-
drich dem Großen, unſerm großen Kurfürſten, noch mit auf-
ſchlagendem Herzen den Saum des Mantels. Schönes, herr-
liches Gefühl: Verdanken! Reſpekt! — Ich ſage nicht: wo bin
ich hingerathen; ſondern fahre fort. —
Den 4. März.
— Was man jetzt von unſrem König für himmliſche
Geſchichten hat! Und keine kommt — für die Fremden;
wir Alle wiſſen ſie; und wiſſen ſie auch im voraus — in ein
Blatt! Will es der König nicht? Höre die engliſchſte! Des
berühmten Sansſouci-Müller jetziger Nachkommbeſitzer dieſer
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/375>, abgerufen am 20.11.2024.
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