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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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An Rosa Maria Assing, in Hamburg.


Thauwetter nach größlicher Kälte auf unschmelzbarem Schnee.

Ich habe Ihnen etwas sehr Angenehmes zu melden, sehr
werthgeschätzte Rosa! Varnhagen ist sehr ehrenvoll und un-
verhofft, und unter den günstigsten Äußerungen, in Königli-
chen Aufträgen versendet. Den letzten Donnerstag sind es
vierzehn Tage, daß er beim König speiste, und zwei Stunden
drauf nach Kassel abreiste. Alles was ein Mensch nur zur
Wärme und Bequemlichkeit mit haben kann, besorgte ich ihm
aus meinem Krankenbette. Er wußte nicht, wie krank ich
war, -- wie nie, -- und ich verbarg ihm, was zu wissen un-
nütz war. Acht Tage nach seiner Abreise, als ich vierzehn ge-
litten hatte, fing ich zu genesen an; und so geht's gut und
langsam fort. Ich habe ihm schon zehn Briefe geschrieben,
und eben so viele erhalten; es geht ihm vortrefflichst. Gestern
schrieb ich von Ihrem Packet und Brief, von den prächtigen
Kindern; und daß ich Ihnen antworten würde. Er kann es
nicht; denn ich darf ihm auf dieser Reise nichts schicken;
besonders dürfte nicht "Rosa Maria" unterzeichnet werden;
da ich mich Einmal der List, als ich von ihm, zu ihm in ei-
nem Briefe reden wollte, bediente, zu sagen, "Rosa Maria's
Bruder." Wie findet eine geborne Varnhagen diese ungeborne
Phrase! Zeigen Sie sie wohl dem Gemahl, den ich darin gar
nicht scheue: aber keiner Ottilie und Ludmilla. August kann
sechs, acht, zehn Wochen wegbleiben. Niemand kann dies be-
stimmen, außer die Geschäfte selbst. Wollen Sie etwas wissen,

An Roſa Maria Aſſing, in Hamburg.


Thauwetter nach größlicher Kälte auf unſchmelzbarem Schnee.

Ich habe Ihnen etwas ſehr Angenehmes zu melden, ſehr
werthgeſchätzte Roſa! Varnhagen iſt ſehr ehrenvoll und un-
verhofft, und unter den günſtigſten Äußerungen, in Königli-
chen Aufträgen verſendet. Den letzten Donnerstag ſind es
vierzehn Tage, daß er beim König ſpeiſte, und zwei Stunden
drauf nach Kaſſel abreiſte. Alles was ein Menſch nur zur
Wärme und Bequemlichkeit mit haben kann, beſorgte ich ihm
aus meinem Krankenbette. Er wußte nicht, wie krank ich
war, — wie nie, — und ich verbarg ihm, was zu wiſſen un-
nütz war. Acht Tage nach ſeiner Abreiſe, als ich vierzehn ge-
litten hatte, fing ich zu geneſen an; und ſo geht’s gut und
langſam fort. Ich habe ihm ſchon zehn Briefe geſchrieben,
und eben ſo viele erhalten; es geht ihm vortrefflichſt. Geſtern
ſchrieb ich von Ihrem Packet und Brief, von den prächtigen
Kindern; und daß ich Ihnen antworten würde. Er kann es
nicht; denn ich darf ihm auf dieſer Reiſe nichts ſchicken;
beſonders dürfte nicht „Roſa Maria“ unterzeichnet werden;
da ich mich Einmal der Liſt, als ich von ihm, zu ihm in ei-
nem Briefe reden wollte, bediente, zu ſagen, „Roſa Maria’s
Bruder.“ Wie findet eine geborne Varnhagen dieſe ungeborne
Phraſe! Zeigen Sie ſie wohl dem Gemahl, den ich darin gar
nicht ſcheue: aber keiner Ottilie und Ludmilla. Auguſt kann
ſechs, acht, zehn Wochen wegbleiben. Niemand kann dies be-
ſtimmen, außer die Geſchäfte ſelbſt. Wollen Sie etwas wiſſen,

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[361/0369] An Roſa Maria Aſſing, in Hamburg. Sonntag Mittag, den 15. Februar 1829. Thauwetter nach größlicher Kälte auf unſchmelzbarem Schnee. Ich habe Ihnen etwas ſehr Angenehmes zu melden, ſehr werthgeſchätzte Roſa! Varnhagen iſt ſehr ehrenvoll und un- verhofft, und unter den günſtigſten Äußerungen, in Königli- chen Aufträgen verſendet. Den letzten Donnerstag ſind es vierzehn Tage, daß er beim König ſpeiſte, und zwei Stunden drauf nach Kaſſel abreiſte. Alles was ein Menſch nur zur Wärme und Bequemlichkeit mit haben kann, beſorgte ich ihm aus meinem Krankenbette. Er wußte nicht, wie krank ich war, — wie nie, — und ich verbarg ihm, was zu wiſſen un- nütz war. Acht Tage nach ſeiner Abreiſe, als ich vierzehn ge- litten hatte, fing ich zu geneſen an; und ſo geht’s gut und langſam fort. Ich habe ihm ſchon zehn Briefe geſchrieben, und eben ſo viele erhalten; es geht ihm vortrefflichſt. Geſtern ſchrieb ich von Ihrem Packet und Brief, von den prächtigen Kindern; und daß ich Ihnen antworten würde. Er kann es nicht; denn ich darf ihm auf dieſer Reiſe nichts ſchicken; beſonders dürfte nicht „Roſa Maria“ unterzeichnet werden; da ich mich Einmal der Liſt, als ich von ihm, zu ihm in ei- nem Briefe reden wollte, bediente, zu ſagen, „Roſa Maria’s Bruder.“ Wie findet eine geborne Varnhagen dieſe ungeborne Phraſe! Zeigen Sie ſie wohl dem Gemahl, den ich darin gar nicht ſcheue: aber keiner Ottilie und Ludmilla. Auguſt kann ſechs, acht, zehn Wochen wegbleiben. Niemand kann dies be- ſtimmen, außer die Geſchäfte ſelbſt. Wollen Sie etwas wiſſen,

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/369>, abgerufen am 20.11.2024.