Anhänglichkeit und Eingenommenheit. Antworten Sie gleich, theure Fürstin!
Ihre wohlgefundene treue Fr. v. V.
An Antonie von Horn.
Montag, den 13. Oktober 1828.
Den besten Dank, liebste Frau von Horn, für die Mühe, die Sie so gütig sind, sich für mich und Frau von Z. zu ge- ben! Wenn sie nur eine Zeile schreiben wollte, der es doch so leicht ankommt! sie ist mir wahrlich eine Antwort schuldig, auf einen sehr guten Brief, den ich ihr etwa vor fünf oder mehreren Wochen schickte. Welche Hypochondrie ist ihr über- fallen; wie so glaubt sie nur, krank zu werden? Ich fange an, stark zu glauben, daß sie gewiß nicht kommt. Ich sehe schon den Brief, der es abschreibt. Jedoch soll zu ihrem Em- pfang alles bereit sein, und sie es so bequem haben, als sie mir angenehm ist, wenn sie ja noch bei mir eintreffen sollte. Ich habe ihr auch anheim gestellt, getrost irgend wo anders zu wohnen, wenn es sie bei mir zu sein geniren könnte. Ich bin also kein Hinderniß. Sie haben Recht, ungeduldig zu werden; wenn man angesagte Freunde gewiß erwartet, und ihre Ankunft verschiebt und verschiebt sich, so vergeht einem, wie Sie sagen, der Hunger; und die Schmerzen stellen sich ein, sage ich. Mir aber war die Ankunft der Frau von Z. noch nie ganz gewiß: also ist mein Hunger noch da, und die Schmerzen noch nicht.
Ich habe ein Überschüßchen von Gesundheit gehabt, und
Anhänglichkeit und Eingenommenheit. Antworten Sie gleich, theure Fürſtin!
Ihre wohlgefundene treue Fr. v. V.
An Antonie von Horn.
Montag, den 13. Oktober 1828.
Den beſten Dank, liebſte Frau von Horn, für die Mühe, die Sie ſo gütig ſind, ſich für mich und Frau von Z. zu ge- ben! Wenn ſie nur eine Zeile ſchreiben wollte, der es doch ſo leicht ankommt! ſie iſt mir wahrlich eine Antwort ſchuldig, auf einen ſehr guten Brief, den ich ihr etwa vor fünf oder mehreren Wochen ſchickte. Welche Hypochondrie iſt ihr über- fallen; wie ſo glaubt ſie nur, krank zu werden? Ich fange an, ſtark zu glauben, daß ſie gewiß nicht kommt. Ich ſehe ſchon den Brief, der es abſchreibt. Jedoch ſoll zu ihrem Em- pfang alles bereit ſein, und ſie es ſo bequem haben, als ſie mir angenehm iſt, wenn ſie ja noch bei mir eintreffen ſollte. Ich habe ihr auch anheim geſtellt, getroſt irgend wo anders zu wohnen, wenn es ſie bei mir zu ſein geniren könnte. Ich bin alſo kein Hinderniß. Sie haben Recht, ungeduldig zu werden; wenn man angeſagte Freunde gewiß erwartet, und ihre Ankunft verſchiebt und verſchiebt ſich, ſo vergeht einem, wie Sie ſagen, der Hunger; und die Schmerzen ſtellen ſich ein, ſage ich. Mir aber war die Ankunft der Frau von Z. noch nie ganz gewiß: alſo iſt mein Hunger noch da, und die Schmerzen noch nicht.
Ich habe ein Überſchüßchen von Geſundheit gehabt, und
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Anhänglichkeit und Eingenommenheit. Antworten Sie gleich,
theure Fürſtin!
Ihre wohlgefundene treue Fr. v. V.
An Antonie von Horn.
Montag, den 13. Oktober 1828.
Den beſten Dank, liebſte Frau von Horn, für die Mühe,
die Sie ſo gütig ſind, ſich für mich und Frau von Z. zu ge-
ben! Wenn ſie nur eine Zeile ſchreiben wollte, der es doch ſo
leicht ankommt! ſie iſt mir wahrlich eine Antwort ſchuldig,
auf einen ſehr guten Brief, den ich ihr etwa vor fünf oder
mehreren Wochen ſchickte. Welche Hypochondrie iſt ihr über-
fallen; wie ſo glaubt ſie nur, krank zu werden? Ich fange
an, ſtark zu glauben, daß ſie gewiß nicht kommt. Ich ſehe
ſchon den Brief, der es abſchreibt. Jedoch ſoll zu ihrem Em-
pfang alles bereit ſein, und ſie es ſo bequem haben, als ſie
mir angenehm iſt, wenn ſie ja noch bei mir eintreffen ſollte.
Ich habe ihr auch anheim geſtellt, getroſt irgend wo anders
zu wohnen, wenn es ſie bei mir zu ſein geniren könnte. Ich
bin alſo kein Hinderniß. Sie haben Recht, ungeduldig zu
werden; wenn man angeſagte Freunde gewiß erwartet, und
ihre Ankunft verſchiebt und verſchiebt ſich, ſo vergeht einem,
wie Sie ſagen, der Hunger; und die Schmerzen ſtellen ſich
ein, ſage ich. Mir aber war die Ankunft der Frau von Z.
noch nie ganz gewiß: alſo iſt mein Hunger noch da, und die
Schmerzen noch nicht.
Ich habe ein Überſchüßchen von Geſundheit gehabt, und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/353>, abgerufen am 22.12.2024.
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