Heute, theure Fürstin, nur zwei Worte! Nur einen Dank für Ihren zweiten Brief! den lieben. Stillen Freitag bekam ich ihn; noch denselben Tag schickte ich nach dem Tüll, um ihn Ihnen baldmöglichst zu senden. Aber in meinem Leben schicke ich nicht wieder nach diesem Laden! -- Können Sie den Tüll, so wie er ist, gebrauchen? Macht Ihnen eine Naht mehr im Rock nichts? sie sagen, es seien englische Ellen -- die Lüge, er wird hier gemacht, glaub' ich, -- und die seien ein Viertel kürzer. --
Hätten Sie nur schönern stäteren Frühling! Sie können ihn ganz gebrauchen; im kleinen Paradiese. Hier ringt Früh- ling mit Winter; auch war ich seit zehn Tagen nur in Ri- chard dem Dritten (wegen einem rheumatischen Knie, von einem Fehltritt gereizt.) -- Welch Meisterstück, und wie ge- spielt, von der Mad. Krickeberg -- alte Herzogin von York, des Bösewichts Mutter -- und Mad. Schröck -- verbannte Margaretha. Über meine Vorstellung. Wie weh that es mir, daß Sie so Großes nicht sahen! Weh. Den ganzen Winter kam dergleichen nicht vor. Die Krickeberg wie eine symbolische Person: das Alter. Das hat immer Gram; und größern als alle Jüngern. Die drei Königinnen -- Töchter und Mütter von Königen, -- saßen wie drei Parzen, und be- sprachen der Welt Unheil im eignen Gefühl, der eignen Lei- den. Lesen Sie das Stück in Schlegels Übersetzung nach.
An Adelheid Fürſtin von Carolath.
Dienstag, den 8. April 1828.
Heute, theure Fürſtin, nur zwei Worte! Nur einen Dank für Ihren zweiten Brief! den lieben. Stillen Freitag bekam ich ihn; noch denſelben Tag ſchickte ich nach dem Tüll, um ihn Ihnen baldmöglichſt zu ſenden. Aber in meinem Leben ſchicke ich nicht wieder nach dieſem Laden! — Können Sie den Tüll, ſo wie er iſt, gebrauchen? Macht Ihnen eine Naht mehr im Rock nichts? ſie ſagen, es ſeien engliſche Ellen — die Lüge, er wird hier gemacht, glaub’ ich, — und die ſeien ein Viertel kürzer. —
Hätten Sie nur ſchönern ſtäteren Frühling! Sie können ihn ganz gebrauchen; im kleinen Paradieſe. Hier ringt Früh- ling mit Winter; auch war ich ſeit zehn Tagen nur in Ri- chard dem Dritten (wegen einem rheumatiſchen Knie, von einem Fehltritt gereizt.) — Welch Meiſterſtück, und wie ge- ſpielt, von der Mad. Krickeberg — alte Herzogin von York, des Böſewichts Mutter — und Mad. Schröck — verbannte Margaretha. Über meine Vorſtellung. Wie weh that es mir, daß Sie ſo Großes nicht ſahen! Weh. Den ganzen Winter kam dergleichen nicht vor. Die Krickeberg wie eine ſymboliſche Perſon: das Alter. Das hat immer Gram; und größern als alle Jüngern. Die drei Königinnen — Töchter und Mütter von Königen, — ſaßen wie drei Parzen, und be- ſprachen der Welt Unheil im eignen Gefühl, der eignen Lei- den. Leſen Sie das Stück in Schlegels Überſetzung nach.
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An Adelheid Fürſtin von Carolath.
Dienstag, den 8. April 1828.
Heute, theure Fürſtin, nur zwei Worte! Nur einen Dank
für Ihren zweiten Brief! den lieben. Stillen Freitag bekam
ich ihn; noch denſelben Tag ſchickte ich nach dem Tüll, um
ihn Ihnen baldmöglichſt zu ſenden. Aber in meinem Leben
ſchicke ich nicht wieder nach dieſem Laden! — Können Sie den
Tüll, ſo wie er iſt, gebrauchen? Macht Ihnen eine Naht
mehr im Rock nichts? ſie ſagen, es ſeien engliſche Ellen —
die Lüge, er wird hier gemacht, glaub’ ich, — und die ſeien
ein Viertel kürzer. —
Hätten Sie nur ſchönern ſtäteren Frühling! Sie können
ihn ganz gebrauchen; im kleinen Paradieſe. Hier ringt Früh-
ling mit Winter; auch war ich ſeit zehn Tagen nur in Ri-
chard dem Dritten (wegen einem rheumatiſchen Knie, von
einem Fehltritt gereizt.) — Welch Meiſterſtück, und wie ge-
ſpielt, von der Mad. Krickeberg — alte Herzogin von York,
des Böſewichts Mutter — und Mad. Schröck — verbannte
Margaretha. Über meine Vorſtellung. Wie weh that es
mir, daß Sie ſo Großes nicht ſahen! Weh. Den ganzen
Winter kam dergleichen nicht vor. Die Krickeberg wie eine
ſymboliſche Perſon: das Alter. Das hat immer Gram; und
größern als alle Jüngern. Die drei Königinnen — Töchter
und Mütter von Königen, — ſaßen wie drei Parzen, und be-
ſprachen der Welt Unheil im eignen Gefühl, der eignen Lei-
den. Leſen Sie das Stück in Schlegels Überſetzung nach.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/342>, abgerufen am 20.11.2024.
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