von daher fließend ansehn: und nicht ich allein; Sie haben noch andre Freunde; wenn auch jeder das Schöne nach seiner Herzensweise sieht. Ich gebe meiner den Vorzug, weil ich sie eben fühle; das thun die Andern wohl auch. Sehn Sie, theure Fürstin, diese gewichtigen, süßen Worte als mein Angebinde an! Sie enthalten Frühlingsblumen; und Früchte -- durch innigste, entschiedene Wahrhaftigkeit. --
Geben Sie sich in dem gewühl- und gefühlvollen Tag keine Mühe mir zu antworten! Wenn es angeht, komme ich noch einen Moment: sehe Ihnen in die guten Augen; und küsse Ihnen, wie ich Kindern thue, die Hand.
An Frau Generalin von Zielinski, in Frankfurt an der Oder.
Freitag, den 14. März 1828.
Graues, Südwestwindwetter, seuchtlich, und doch nach dem Frühling hinneigend, ohne für Wetterempfind- liche zum Spazirengehn zu sein. Tauben fliegen, blaue Fenster brechen in den Himmel, und lassen hie und da, wie jetzt, Helle durch.
Sie werden nicht bei mir wohnen wollen.
Das hab' ich mir zugezogen mit der Pause ehe ich Ihnen antwortete. "Wird der Kluge klug genug sein, nicht klug zu sein," sagt Oranien (Alba) -- glaub ich -- in Egmont. Wer- den Sie wissen, daß alle meine Äußerungen gegen Sie wahr, und dauernd waren, trotz des unpassenden Schweigens? Ja: und das dacht' ich alle Tage heimlich, wenn ich immer ant- worten wollte, und doch nicht antwortete; denn das Schreck-
von daher fließend anſehn: und nicht ich allein; Sie haben noch andre Freunde; wenn auch jeder das Schöne nach ſeiner Herzensweiſe ſieht. Ich gebe meiner den Vorzug, weil ich ſie eben fühle; das thun die Andern wohl auch. Sehn Sie, theure Fürſtin, dieſe gewichtigen, ſüßen Worte als mein Angebinde an! Sie enthalten Frühlingsblumen; und Früchte — durch innigſte, entſchiedene Wahrhaftigkeit. —
Geben Sie ſich in dem gewühl- und gefühlvollen Tag keine Mühe mir zu antworten! Wenn es angeht, komme ich noch einen Moment: ſehe Ihnen in die guten Augen; und küſſe Ihnen, wie ich Kindern thue, die Hand.
An Frau Generalin von Zielinski, in Frankfurt an der Oder.
Freitag, den 14. März 1828.
Graues, Südweſtwindwetter, ſeuchtlich, und doch nach dem Frühling hinneigend, ohne für Wetterempfind- liche zum Spazirengehn zu ſein. Tauben fliegen, blaue Fenſter brechen in den Himmel, und laſſen hie und da, wie jetzt, Helle durch.
Sie werden nicht bei mir wohnen wollen.
Das hab’ ich mir zugezogen mit der Pauſe ehe ich Ihnen antwortete. „Wird der Kluge klug genug ſein, nicht klug zu ſein,“ ſagt Oranien (Alba) — glaub ich — in Egmont. Wer- den Sie wiſſen, daß alle meine Äußerungen gegen Sie wahr, und dauernd waren, trotz des unpaſſenden Schweigens? Ja: und das dacht’ ich alle Tage heimlich, wenn ich immer ant- worten wollte, und doch nicht antwortete; denn das Schreck-
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von daher fließend anſehn: und nicht ich allein; Sie
haben noch andre Freunde; wenn auch jeder das Schöne nach
ſeiner Herzensweiſe ſieht. Ich gebe meiner den Vorzug, weil
ich ſie eben fühle; das thun die Andern wohl auch. Sehn
Sie, theure Fürſtin, dieſe gewichtigen, ſüßen Worte als mein
Angebinde an! Sie enthalten Frühlingsblumen; und Früchte
— durch innigſte, entſchiedene Wahrhaftigkeit. —
Geben Sie ſich in dem gewühl- und gefühlvollen Tag
keine Mühe mir zu antworten! Wenn es angeht, komme ich
noch einen Moment: ſehe Ihnen in die guten Augen; und
küſſe Ihnen, wie ich Kindern thue, die Hand.
An Frau Generalin von Zielinski, in Frankfurt an
der Oder.
Freitag, den 14. März 1828.
Graues, Südweſtwindwetter, ſeuchtlich, und doch nach
dem Frühling hinneigend, ohne für Wetterempfind-
liche zum Spazirengehn zu ſein. Tauben fliegen,
blaue Fenſter brechen in den Himmel, und laſſen hie
und da, wie jetzt, Helle durch.
Sie werden nicht bei mir wohnen wollen.
Das hab’ ich mir zugezogen mit der Pauſe ehe ich Ihnen
antwortete. „Wird der Kluge klug genug ſein, nicht klug zu
ſein,“ ſagt Oranien (Alba) — glaub ich — in Egmont. Wer-
den Sie wiſſen, daß alle meine Äußerungen gegen Sie wahr,
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und das dacht’ ich alle Tage heimlich, wenn ich immer ant-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/333>, abgerufen am 20.11.2024.
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