Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.Sprüche. 1. Du sollst nicht rechten und richten; Du wirst es doch nicht schlichten. 2. Die Welt ist reizend, viel zu lieben drin. Sich damit begnügen, ihr innerster Sinn. 3. Mit Liebe willst du die Welt umfassen? Du kannst es nicht: sie will sich gar nicht lieben lassen. 4. Mögst du dies nie verstehn! Dir heil'ger Jugend Irren nie vergehn! 5. Vergeblich ist der Wunsch, der Gegen! Lebst du, mußt du durch alle Welten dich bewegen. 6. Von hohem fremden Geist sind wir bewegt. Und unser ganzes Dasein so erregt. 7. Wir können uns nicht selber fassen: Ergeben müssen wir uns gehen lassen. 8. Wenn auch das Ganze wir nicht verstehn; Desto mehr wollen wir auf nächste Schritte sehn. 1827. Sprüche. 1. Du ſollſt nicht rechten und richten; Du wirſt es doch nicht ſchlichten. 2. Die Welt iſt reizend, viel zu lieben drin. Sich damit begnügen, ihr innerſter Sinn. 3. Mit Liebe willſt du die Welt umfaſſen? Du kannſt es nicht: ſie will ſich gar nicht lieben laſſen. 4. Mögſt du dies nie verſtehn! Dir heil’ger Jugend Irren nie vergehn! 5. Vergeblich iſt der Wunſch, der Gegen! Lebſt du, mußt du durch alle Welten dich bewegen. 6. Von hohem fremden Geiſt ſind wir bewegt. Und unſer ganzes Daſein ſo erregt. 7. Wir können uns nicht ſelber faſſen: Ergeben müſſen wir uns gehen laſſen. 8. Wenn auch das Ganze wir nicht verſtehn; Deſto mehr wollen wir auf nächſte Schritte ſehn. 1827. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0284" n="276"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Sprüche</hi>.</head> <lg type="poem"><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l>Du ſollſt nicht rechten und richten;</l><lb/> <l>Du wirſt es doch nicht ſchlichten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Die Welt iſt reizend, viel zu lieben drin.</l><lb/> <l>Sich damit begnügen, ihr innerſter Sinn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Mit Liebe willſt du die Welt umfaſſen?</l><lb/> <l>Du kannſt es nicht: ſie will ſich gar nicht lieben laſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head>4.</head><lb/> <l>Mögſt du dies nie verſtehn!</l><lb/> <l>Dir heil’ger Jugend Irren nie vergehn!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head>5.</head><lb/> <l>Vergeblich iſt der Wunſch, der Gegen!</l><lb/> <l>Lebſt du, mußt du durch alle Welten dich bewegen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head>6.</head><lb/> <l>Von hohem fremden Geiſt ſind wir bewegt.</l><lb/> <l>Und unſer ganzes Daſein ſo erregt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head>7.</head><lb/> <l>Wir können uns nicht ſelber faſſen:</l><lb/> <l>Ergeben müſſen wir uns gehen laſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head>8.</head><lb/> <l>Wenn auch das Ganze wir nicht verſtehn;</l><lb/> <l>Deſto mehr wollen wir auf nächſte Schritte ſehn.</l> </lg> </lg><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">1827.</hi> </dateline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [276/0284]
Sprüche.
1.
Du ſollſt nicht rechten und richten;
Du wirſt es doch nicht ſchlichten.
2.
Die Welt iſt reizend, viel zu lieben drin.
Sich damit begnügen, ihr innerſter Sinn.
3.
Mit Liebe willſt du die Welt umfaſſen?
Du kannſt es nicht: ſie will ſich gar nicht lieben laſſen.
4.
Mögſt du dies nie verſtehn!
Dir heil’ger Jugend Irren nie vergehn!
5.
Vergeblich iſt der Wunſch, der Gegen!
Lebſt du, mußt du durch alle Welten dich bewegen.
6.
Von hohem fremden Geiſt ſind wir bewegt.
Und unſer ganzes Daſein ſo erregt.
7.
Wir können uns nicht ſelber faſſen:
Ergeben müſſen wir uns gehen laſſen.
8.
Wenn auch das Ganze wir nicht verſtehn;
Deſto mehr wollen wir auf nächſte Schritte ſehn.
1827.
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Zitationshilfe: | Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/284>, abgerufen am 16.07.2024. |