Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Sprüche.

1.

Du sollst nicht rechten und richten;
Du wirst es doch nicht schlichten.
2.

Die Welt ist reizend, viel zu lieben drin.
Sich damit begnügen, ihr innerster Sinn.
3.

Mit Liebe willst du die Welt umfassen?
Du kannst es nicht: sie will sich gar nicht lieben lassen.
4.

Mögst du dies nie verstehn!
Dir heil'ger Jugend Irren nie vergehn!
5.

Vergeblich ist der Wunsch, der Gegen!
Lebst du, mußt du durch alle Welten dich bewegen.
6.

Von hohem fremden Geist sind wir bewegt.
Und unser ganzes Dasein so erregt.
7.

Wir können uns nicht selber fassen:
Ergeben müssen wir uns gehen lassen.
8.

Wenn auch das Ganze wir nicht verstehn;
Desto mehr wollen wir auf nächste Schritte sehn.



Sprüche.

1.

Du ſollſt nicht rechten und richten;
Du wirſt es doch nicht ſchlichten.
2.

Die Welt iſt reizend, viel zu lieben drin.
Sich damit begnügen, ihr innerſter Sinn.
3.

Mit Liebe willſt du die Welt umfaſſen?
Du kannſt es nicht: ſie will ſich gar nicht lieben laſſen.
4.

Mögſt du dies nie verſtehn!
Dir heil’ger Jugend Irren nie vergehn!
5.

Vergeblich iſt der Wunſch, der Gegen!
Lebſt du, mußt du durch alle Welten dich bewegen.
6.

Von hohem fremden Geiſt ſind wir bewegt.
Und unſer ganzes Daſein ſo erregt.
7.

Wir können uns nicht ſelber faſſen:
Ergeben müſſen wir uns gehen laſſen.
8.

Wenn auch das Ganze wir nicht verſtehn;
Deſto mehr wollen wir auf nächſte Schritte ſehn.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0284" n="276"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Sprüche</hi>.</head>
            <lg type="poem"><lb/>
              <lg n="1">
                <head>1.</head><lb/>
                <l>Du &#x017F;oll&#x017F;t nicht rechten und richten;</l><lb/>
                <l>Du wir&#x017F;t es doch nicht &#x017F;chlichten.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <head>2.</head><lb/>
                <l>Die Welt i&#x017F;t reizend, viel zu lieben drin.</l><lb/>
                <l>Sich damit begnügen, ihr inner&#x017F;ter Sinn.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <head>3.</head><lb/>
                <l>Mit Liebe will&#x017F;t du die Welt umfa&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
                <l>Du kann&#x017F;t es nicht: &#x017F;ie will &#x017F;ich gar nicht lieben la&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <head>4.</head><lb/>
                <l>Mög&#x017F;t du dies nie ver&#x017F;tehn!</l><lb/>
                <l>Dir heil&#x2019;ger Jugend Irren nie vergehn!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <head>5.</head><lb/>
                <l>Vergeblich i&#x017F;t der Wun&#x017F;ch, der Gegen!</l><lb/>
                <l>Leb&#x017F;t du, mußt du durch alle Welten dich bewegen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <head>6.</head><lb/>
                <l>Von hohem fremden Gei&#x017F;t &#x017F;ind wir bewegt.</l><lb/>
                <l>Und un&#x017F;er ganzes Da&#x017F;ein &#x017F;o erregt.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <head>7.</head><lb/>
                <l>Wir können uns nicht &#x017F;elber fa&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
                <l>Ergeben mü&#x017F;&#x017F;en wir uns gehen la&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="8">
                <head>8.</head><lb/>
                <l>Wenn auch das Ganze wir nicht ver&#x017F;tehn;</l><lb/>
                <l>De&#x017F;to mehr wollen wir auf näch&#x017F;te Schritte &#x017F;ehn.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">1827.</hi> </dateline>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0284] Sprüche. 1. Du ſollſt nicht rechten und richten; Du wirſt es doch nicht ſchlichten. 2. Die Welt iſt reizend, viel zu lieben drin. Sich damit begnügen, ihr innerſter Sinn. 3. Mit Liebe willſt du die Welt umfaſſen? Du kannſt es nicht: ſie will ſich gar nicht lieben laſſen. 4. Mögſt du dies nie verſtehn! Dir heil’ger Jugend Irren nie vergehn! 5. Vergeblich iſt der Wunſch, der Gegen! Lebſt du, mußt du durch alle Welten dich bewegen. 6. Von hohem fremden Geiſt ſind wir bewegt. Und unſer ganzes Daſein ſo erregt. 7. Wir können uns nicht ſelber faſſen: Ergeben müſſen wir uns gehen laſſen. 8. Wenn auch das Ganze wir nicht verſtehn; Deſto mehr wollen wir auf nächſte Schritte ſehn. 1827.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/284
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/284>, abgerufen am 20.11.2024.