parce qu'elle entend parler francais, et ne la trouve pas si redoutable parce qu'on lui parle une espece d'allemand. Adieu, cher ami; j'attends une reponse. Comme toujours vo- tre R. Les Gavaudans jouent aujourd'hui le tyran corrige. J'ai une loge.
An Varnhagen, in Berlin.
Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr, den 14. Oktober 1817.
Nicht ganz kühles, helles schönes Wetter.
Deine ganze liebevolle Art, dein Gesicht, der Ausdruck womit du mich ansiehst, steht vor meinen Augen! Tausend Liebe! und liebevolle Vorsätze gegen dich strömen dir aus mei- nem Herzen entgegen; und ich merke erst recht, wenn du nicht da bist, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir Theuerstgewordene, die Vorsorge mit ihren in kleine Thätig- keiten zerfallenen Beschäftigungen. Theurer, lieber Freund! Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir sind ganz wie unsere äußere Organisation: manche Dinge, Dinge die wir nah, und lange nah sahen, müssen ferner geschoben werden, damit wir sie wieder recht sehen; besser sehen. Lieber August! bei der kleinsten Trennung überlege ich mir dein Wesen, wie ge- diegen es ist, und sich immer bessert; und wie zu meinem Glück sich zu mir stimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor- urtheil. Und nun umarm' ich dich!
Heute ist endlich der Tag, wo ich denken kann, du bist
parce qu’elle entend parler français, et ne la trouve pas si redoutable parce qu’on lui parle une espèce d’allemand. Adieu, cher ami; j’attends une réponse. Comme toujours vo- tre R. Les Gavaudans jouent aujourd’hui le tyran corrigé. J’ai une loge.
An Varnhagen, in Berlin.
Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr, den 14. Oktober 1817.
Nicht ganz kühles, helles ſchönes Wetter.
Deine ganze liebevolle Art, dein Geſicht, der Ausdruck womit du mich anſiehſt, ſteht vor meinen Augen! Tauſend Liebe! und liebevolle Vorſätze gegen dich ſtrömen dir aus mei- nem Herzen entgegen; und ich merke erſt recht, wenn du nicht da biſt, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir Theuerſtgewordene, die Vorſorge mit ihren in kleine Thätig- keiten zerfallenen Beſchäftigungen. Theurer, lieber Freund! Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir ſind ganz wie unſere äußere Organiſation: manche Dinge, Dinge die wir nah, und lange nah ſahen, müſſen ferner geſchoben werden, damit wir ſie wieder recht ſehen; beſſer ſehen. Lieber Auguſt! bei der kleinſten Trennung überlege ich mir dein Weſen, wie ge- diegen es iſt, und ſich immer beſſert; und wie zu meinem Glück ſich zu mir ſtimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor- urtheil. Und nun umarm’ ich dich!
Heute iſt endlich der Tag, wo ich denken kann, du biſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0485"n="477"/>
parce qu’elle entend parler français, et ne la trouve pas si<lb/>
redoutable parce qu’on lui parle une espèce d’allemand.<lb/>
Adieu, cher ami; j’attends une réponse. Comme toujours vo-<lb/>
tre R. Les Gavaudans jouent aujourd’hui le tyran corrigé.<lb/>
J’ai une loge.</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Varnhagen, in Berlin.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr,<lb/>
den 14. Oktober 1817.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#et">Nicht ganz kühles, helles ſchönes Wetter.</hi></p><lb/><p>Deine ganze liebevolle Art, dein Geſicht, der Ausdruck<lb/>
womit du mich anſiehſt, ſteht vor meinen Augen! Tauſend<lb/>
Liebe! und liebevolle Vorſätze gegen dich ſtrömen dir aus mei-<lb/>
nem Herzen entgegen; und ich merke erſt recht, wenn du nicht<lb/>
da biſt, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir<lb/>
Theuerſtgewordene, die Vorſorge mit ihren in kleine Thätig-<lb/>
keiten zerfallenen Beſchäftigungen. Theurer, lieber Freund!<lb/>
Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer<lb/>
bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir ſind ganz wie<lb/>
unſere äußere Organiſation: manche Dinge, Dinge die wir nah,<lb/>
und lange nah ſahen, müſſen ferner geſchoben werden, damit<lb/>
wir ſie wieder recht ſehen; beſſer ſehen. <hirendition="#g">Lieber</hi> Auguſt! bei<lb/>
der kleinſten Trennung überlege ich mir dein Weſen, wie ge-<lb/>
diegen es iſt, und ſich immer beſſert; und wie zu meinem<lb/>
Glück ſich zu mir ſtimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor-<lb/>
urtheil. Und nun umarm’ ich dich!</p><lb/><p>Heute iſt endlich der Tag, wo ich denken kann, du biſt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[477/0485]
parce qu’elle entend parler français, et ne la trouve pas si
redoutable parce qu’on lui parle une espèce d’allemand.
Adieu, cher ami; j’attends une réponse. Comme toujours vo-
tre R. Les Gavaudans jouent aujourd’hui le tyran corrigé.
J’ai une loge.
An Varnhagen, in Berlin.
Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr,
den 14. Oktober 1817.
Nicht ganz kühles, helles ſchönes Wetter.
Deine ganze liebevolle Art, dein Geſicht, der Ausdruck
womit du mich anſiehſt, ſteht vor meinen Augen! Tauſend
Liebe! und liebevolle Vorſätze gegen dich ſtrömen dir aus mei-
nem Herzen entgegen; und ich merke erſt recht, wenn du nicht
da biſt, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir
Theuerſtgewordene, die Vorſorge mit ihren in kleine Thätig-
keiten zerfallenen Beſchäftigungen. Theurer, lieber Freund!
Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer
bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir ſind ganz wie
unſere äußere Organiſation: manche Dinge, Dinge die wir nah,
und lange nah ſahen, müſſen ferner geſchoben werden, damit
wir ſie wieder recht ſehen; beſſer ſehen. Lieber Auguſt! bei
der kleinſten Trennung überlege ich mir dein Weſen, wie ge-
diegen es iſt, und ſich immer beſſert; und wie zu meinem
Glück ſich zu mir ſtimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor-
urtheil. Und nun umarm’ ich dich!
Heute iſt endlich der Tag, wo ich denken kann, du biſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/485>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.