heißt Stamm. Haben Sie eine gute Jungfer? Viel neue Klei- der und hardes? ich ziemlich. Adieu! Adieu! Pfuel war einige Tage hier. Sehr wohl und klug. Von Willisen weiß ich nichts: ziehen Sie Erkundigungen ein! Dehn war auch hier. Varnhagen läßt Ihnen tausend Schönes und Liebes sagen. --
Frankfurt a. M., den 25. December 1815.
Diese Nacht träumte mir, ich höre ein so schönes Prälu- dium, aus der Höhe, oder wo es sonst herkam, genug ich sah nichts, welches eine so große Harmonie entwickelte, daß ich auf die Kniee sinken mußte, weinte, betete, und immer ausrief: hab' ich es nicht gesagt, die Musik ist Gott, die wahre Musik, damit meinte ich Harmonieen und keine Me- lodieen, ist Gott! Immer schöner wurde die Musik; ich betete, weinte, und rief immer mehr; wie durch einen Schein, und ohne Gedankenformen, wurde mir alles, das ganze Sein in meiner Brust, hell und deutlicher; das Herz ging mir von glücklichem Weinen entzwei: und ich erwachte.
An Rose, im Haag.
Frankfurt a. M. den 30. December 1815. 1 Uhr, Vormit- tag, in trübem windigen Wetter; nach einer stürmi- schen Nacht, in welcher auch Feuer in der Stadt aus- gekommen war, und wir erst um drei Uhr zu Bette gingen.
Meine geliebte Rosentochter! Theure Schwester! Nur das Unglück, nur die Bosheit darüber, daß wir getrennt leben müssen, macht es; daß ich ohnerachtet unserer Freundschaft,
heißt Stamm. Haben Sie eine gute Jungfer? Viel neue Klei- der und hardes? ich ziemlich. Adieu! Adieu! Pfuel war einige Tage hier. Sehr wohl und klug. Von Williſen weiß ich nichts: ziehen Sie Erkundigungen ein! Dehn war auch hier. Varnhagen läßt Ihnen tauſend Schönes und Liebes ſagen. —
Frankfurt a. M., den 25. December 1815.
Dieſe Nacht träumte mir, ich höre ein ſo ſchönes Prälu- dium, aus der Höhe, oder wo es ſonſt herkam, genug ich ſah nichts, welches eine ſo große Harmonie entwickelte, daß ich auf die Kniee ſinken mußte, weinte, betete, und immer ausrief: hab’ ich es nicht geſagt, die Muſik iſt Gott, die wahre Muſik, damit meinte ich Harmonieen und keine Me- lodieen, iſt Gott! Immer ſchöner wurde die Muſik; ich betete, weinte, und rief immer mehr; wie durch einen Schein, und ohne Gedankenformen, wurde mir alles, das ganze Sein in meiner Bruſt, hell und deutlicher; das Herz ging mir von glücklichem Weinen entzwei: und ich erwachte.
An Roſe, im Haag.
Frankfurt a. M. den 30. December 1815. 1 Uhr, Vormit- tag, in trübem windigen Wetter; nach einer ſtürmi- ſchen Nacht, in welcher auch Feuer in der Stadt aus- gekommen war, und wir erſt um drei Uhr zu Bette gingen.
Meine geliebte Roſentochter! Theure Schweſter! Nur das Unglück, nur die Bosheit darüber, daß wir getrennt leben müſſen, macht es; daß ich ohnerachtet unſerer Freundſchaft,
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heißt Stamm. Haben Sie eine gute Jungfer? Viel neue Klei-
der und hardes? ich ziemlich. Adieu! Adieu! Pfuel war einige
Tage hier. Sehr wohl und klug. Von Williſen weiß ich
nichts: ziehen Sie Erkundigungen ein! Dehn war auch hier.
Varnhagen läßt Ihnen tauſend Schönes und Liebes ſagen. —
Frankfurt a. M., den 25. December 1815.
Dieſe Nacht träumte mir, ich höre ein ſo ſchönes Prälu-
dium, aus der Höhe, oder wo es ſonſt herkam, genug ich
ſah nichts, welches eine ſo große Harmonie entwickelte, daß
ich auf die Kniee ſinken mußte, weinte, betete, und immer
ausrief: hab’ ich es nicht geſagt, die Muſik iſt Gott, die
wahre Muſik, damit meinte ich Harmonieen und keine Me-
lodieen, iſt Gott! Immer ſchöner wurde die Muſik; ich betete,
weinte, und rief immer mehr; wie durch einen Schein, und
ohne Gedankenformen, wurde mir alles, das ganze Sein in
meiner Bruſt, hell und deutlicher; das Herz ging mir von
glücklichem Weinen entzwei: und ich erwachte.
An Roſe, im Haag.
Frankfurt a. M. den 30. December 1815. 1 Uhr, Vormit-
tag, in trübem windigen Wetter; nach einer ſtürmi-
ſchen Nacht, in welcher auch Feuer in der Stadt aus-
gekommen war, und wir erſt um drei Uhr zu Bette
gingen.
Meine geliebte Roſentochter! Theure Schweſter! Nur
das Unglück, nur die Bosheit darüber, daß wir getrennt leben
müſſen, macht es; daß ich ohnerachtet unſerer Freundſchaft,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/370>, abgerufen am 21.12.2024.
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