so lange noch die Kriegstrümmern umhergehen, ist es keine Zeit zu blinkenden Kämmen in den Haaren, oder dgl. Du weißt, welch Gewissen ich immer habe, -- die Schlegel sogar wollte mir dies in Wien immer ausreden, -- Staat zu ma- chen neben Armuth im Lande! -- Aber es ist nicht genug, daß wir selbst geben. Ich schicke dir zwei Exemplare gestriger Zeitungen. Eins schicke meinen Brüdern nach Berlin, mit meinen Worten; und mit der Bitte, es allen meinen und ihren Bekannten herumzureichen, damit sie erschüttert werden, und geben; die Brüder sollen sich nicht schämen. Sie sollen Prediger Breidensteins und meine Worte gebrauchen in unsren Namen! Du aber, behalte ein Exemplar in Paris, und spreche dort alle Deutsche an. Lass' es sie lesen, Einen dem Andern geben. Jette'n Mendelssohn, Frau von Jordis, den andern Mendelssohns; allen Weibern besonders; die mögen es besor- gen. Es sind viele Prenßinnen, Berlinerinnen dort. -- Ich schicke die Zeitungen für die Brüder dir, des Porto wegen: du kannst sie mit einem Kourier schicken. Breidensteins Ermah- nung ist so sehr aus dem wahren Herzen, daß meines helfen soll, daß sie Erfolg hat. Er soll das Glück haben. Adieu liebe Guste.
Frankfurt a. M., den 13. September 1815.
Aus Goethens Leben. Zweiter Band. Sieben- tes Buch. S. 107. Sehr anspruchslos der Deutschen Zu- stand geschildert; der ganz jetzt aus der Acht gelassen, wo die Deutschen aus dem Stein springen sollen, ganz ohne Ver- gangenheit; dies aber grade gehört mit dazu. "Eben so zog
ſo lange noch die Kriegstrümmern umhergehen, iſt es keine Zeit zu blinkenden Kämmen in den Haaren, oder dgl. Du weißt, welch Gewiſſen ich immer habe, — die Schlegel ſogar wollte mir dies in Wien immer ausreden, — Staat zu ma- chen neben Armuth im Lande! — Aber es iſt nicht genug, daß wir ſelbſt geben. Ich ſchicke dir zwei Exemplare geſtriger Zeitungen. Eins ſchicke meinen Brüdern nach Berlin, mit meinen Worten; und mit der Bitte, es allen meinen und ihren Bekannten herumzureichen, damit ſie erſchüttert werden, und geben; die Brüder ſollen ſich nicht ſchämen. Sie ſollen Prediger Breidenſteins und meine Worte gebrauchen in unſren Namen! Du aber, behalte ein Exemplar in Paris, und ſpreche dort alle Deutſche an. Laſſ’ es ſie leſen, Einen dem Andern geben. Jette’n Mendelsſohn, Frau von Jordis, den andern Mendelsſohns; allen Weibern beſonders; die mögen es beſor- gen. Es ſind viele Prenßinnen, Berlinerinnen dort. — Ich ſchicke die Zeitungen für die Brüder dir, des Porto wegen: du kannſt ſie mit einem Kourier ſchicken. Breidenſteins Ermah- nung iſt ſo ſehr aus dem wahren Herzen, daß meines helfen ſoll, daß ſie Erfolg hat. Er ſoll das Glück haben. Adieu liebe Guſte.
Frankfurt a. M., den 13. September 1815.
Aus Goethens Leben. Zweiter Band. Sieben- tes Buch. S. 107. Sehr anſpruchslos der Deutſchen Zu- ſtand geſchildert; der ganz jetzt aus der Acht gelaſſen, wo die Deutſchen aus dem Stein ſpringen ſollen, ganz ohne Ver- gangenheit; dies aber grade gehört mit dazu. „Eben ſo zog
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ſo lange noch die Kriegstrümmern umhergehen, iſt es keine
Zeit zu blinkenden Kämmen in den Haaren, oder dgl. Du
weißt, welch Gewiſſen ich immer habe, — die Schlegel ſogar
wollte mir dies in Wien immer ausreden, — Staat zu ma-
chen neben Armuth im Lande! — Aber es iſt nicht genug,
daß wir ſelbſt geben. Ich ſchicke dir zwei Exemplare geſtriger
Zeitungen. Eins ſchicke meinen Brüdern nach Berlin, mit
meinen Worten; und mit der Bitte, es allen meinen und
ihren Bekannten herumzureichen, damit ſie erſchüttert werden,
und geben; die Brüder ſollen ſich nicht ſchämen. Sie ſollen
Prediger Breidenſteins und meine Worte gebrauchen in unſren
Namen! Du aber, behalte ein Exemplar in Paris, und ſpreche
dort alle Deutſche an. Laſſ’ es ſie leſen, Einen dem Andern
geben. Jette’n Mendelsſohn, Frau von Jordis, den andern
Mendelsſohns; allen Weibern beſonders; die mögen es beſor-
gen. Es ſind viele Prenßinnen, Berlinerinnen dort. — Ich
ſchicke die Zeitungen für die Brüder dir, des Porto wegen: du
kannſt ſie mit einem Kourier ſchicken. Breidenſteins Ermah-
nung iſt ſo ſehr aus dem wahren Herzen, daß meines helfen
ſoll, daß ſie Erfolg hat. Er ſoll das Glück haben. Adieu
liebe Guſte.
Frankfurt a. M., den 13. September 1815.
Aus Goethens Leben. Zweiter Band. Sieben-
tes Buch. S. 107. Sehr anſpruchslos der Deutſchen Zu-
ſtand geſchildert; der ganz jetzt aus der Acht gelaſſen, wo die
Deutſchen aus dem Stein ſpringen ſollen, ganz ohne Ver-
gangenheit; dies aber grade gehört mit dazu. „Eben ſo zog
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/349>, abgerufen am 21.11.2024.
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