Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

zirgänger fleißig. Der Abend wie gewünscht; der Mond sah
hinein, und tröstete und erhellte auch noch! Den Abend tran-
ken wir Kaffee, und Mad. de Prie war da, rechte gute Unter-
haltung, wir speisten auch noch munter; und nach Tisch ging
ich mit Frau von Münk im Park; solchen goldigen, Gesund-
heit ausströmenden Mondabend schenkt das Jahr nur selten!!
Himmel, Gänge, Häuser, Laub, alles war so zufrieden, daß
es wieder wohlthat, und glänzende, helle Ruhe spendete; ohne
Geräusch und Tageshitze. Ich regrettirte heftig die Lieben!
und seufzte nach Heimath; doch genoß ich's ganz; den Au-
genblick, mit großem Bewußtsein. Der Himmel ließ wirklich
Gesundheit herab; ich dachte nicht daran, aber heute, den
Tag nachher, ist richtig der Himmel bewölkt, nämlich ganz
grau. In unsern Gegenden ist das so: in Berlin auch. Ich
schlief gut bis 8. Wenn mir doch alle Bäder so bekämen!
Ich war lange krank. -- --


Gebadet; nachher etwas in den Park mit Frau von Ephr.
Nach Tische nach dem göttlichen, zu wenig berühmten Hele-
nenthal. Durch lauter bebaute, äußerst angenehme Garten-
anlagen, Landbesitzungen, Osterien, und Dorfhäuser, kein wü-
ster Fleck bis hin: das ganze nahgelegen, dem kleinen Bach-
strom entlang, Felsen zur Linken; gegen Abend zu. Wir
fuhren in zwei Wagen. Frau von Arnstein nahm einen Mann
mit einem Dudelsack, der im Thale vor ihr auf dem Steinen-
Steg vorschritt. Besäet waren die schönen bequemen Gänge
aufwärts und im Ebenen mit artigen bunten Spazirgängern

zirgänger fleißig. Der Abend wie gewünſcht; der Mond ſah
hinein, und tröſtete und erhellte auch noch! Den Abend tran-
ken wir Kaffee, und Mad. de Prie war da, rechte gute Unter-
haltung, wir ſpeiſten auch noch munter; und nach Tiſch ging
ich mit Frau von Münk im Park; ſolchen goldigen, Geſund-
heit ausſtrömenden Mondabend ſchenkt das Jahr nur ſelten!!
Himmel, Gänge, Häuſer, Laub, alles war ſo zufrieden, daß
es wieder wohlthat, und glänzende, helle Ruhe ſpendete; ohne
Geräuſch und Tageshitze. Ich regrettirte heftig die Lieben!
und ſeufzte nach Heimath; doch genoß ich’s ganz; den Au-
genblick, mit großem Bewußtſein. Der Himmel ließ wirklich
Geſundheit herab; ich dachte nicht daran, aber heute, den
Tag nachher, iſt richtig der Himmel bewölkt, nämlich ganz
grau. In unſern Gegenden iſt das ſo: in Berlin auch. Ich
ſchlief gut bis 8. Wenn mir doch alle Bäder ſo bekämen!
Ich war lange krank. — —


Gebadet; nachher etwas in den Park mit Frau von Ephr.
Nach Tiſche nach dem göttlichen, zu wenig berühmten Hele-
nenthal. Durch lauter bebaute, äußerſt angenehme Garten-
anlagen, Landbeſitzungen, Oſterien, und Dorfhäuſer, kein wü-
ſter Fleck bis hin: das ganze nahgelegen, dem kleinen Bach-
ſtrom entlang, Felſen zur Linken; gegen Abend zu. Wir
fuhren in zwei Wagen. Frau von Arnſtein nahm einen Mann
mit einem Dudelſack, der im Thale vor ihr auf dem Steinen-
Steg vorſchritt. Beſäet waren die ſchönen bequemen Gänge
aufwärts und im Ebenen mit artigen bunten Spazirgängern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="292"/>
zirgänger fleißig. Der Abend wie gewün&#x017F;cht; der Mond &#x017F;ah<lb/>
hinein, und trö&#x017F;tete und erhellte auch noch! Den Abend tran-<lb/>
ken wir Kaffee, und Mad. de Prie war da, rechte gute Unter-<lb/>
haltung, wir &#x017F;pei&#x017F;ten auch noch munter; und nach Ti&#x017F;ch ging<lb/>
ich mit Frau von Münk im Park; &#x017F;olchen goldigen, Ge&#x017F;und-<lb/>
heit aus&#x017F;trömenden Mondabend &#x017F;chenkt das Jahr nur &#x017F;elten!!<lb/>
Himmel, Gänge, Häu&#x017F;er, Laub, alles war &#x017F;o zufrieden, daß<lb/>
es wieder wohlthat, und glänzende, helle Ruhe &#x017F;pendete; ohne<lb/>
Geräu&#x017F;ch und Tageshitze. Ich regrettirte heftig die Lieben!<lb/>
und &#x017F;eufzte nach Heimath; doch genoß ich&#x2019;s ganz; den Au-<lb/>
genblick, mit großem Bewußt&#x017F;ein. Der Himmel ließ wirklich<lb/>
Ge&#x017F;undheit herab; ich dachte nicht daran, aber heute, den<lb/>
Tag nachher, i&#x017F;t richtig der Himmel bewölkt, nämlich ganz<lb/>
grau. In un&#x017F;ern Gegenden i&#x017F;t das &#x017F;o: in Berlin auch. Ich<lb/>
&#x017F;chlief gut bis 8. Wenn mir doch alle Bäder &#x017F;o bekämen!<lb/>
Ich war lange krank. &#x2014; &#x2014;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Montag, den 19. Juni.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Gebadet; nachher etwas in den Park mit Frau von Ephr.<lb/>
Nach Ti&#x017F;che nach dem göttlichen, zu wenig berühmten Hele-<lb/>
nenthal. Durch lauter bebaute, äußer&#x017F;t angenehme Garten-<lb/>
anlagen, Landbe&#x017F;itzungen, O&#x017F;terien, und Dorfhäu&#x017F;er, kein wü-<lb/>
&#x017F;ter Fleck bis hin: das ganze nahgelegen, dem kleinen Bach-<lb/>
&#x017F;trom entlang, Fel&#x017F;en zur Linken; gegen Abend zu. Wir<lb/>
fuhren in zwei Wagen. Frau von Arn&#x017F;tein nahm einen Mann<lb/>
mit einem Dudel&#x017F;ack, der im Thale vor ihr auf dem Steinen-<lb/>
Steg vor&#x017F;chritt. Be&#x017F;äet waren die &#x017F;chönen bequemen Gänge<lb/>
aufwärts und im Ebenen mit artigen bunten Spazirgängern<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0300] zirgänger fleißig. Der Abend wie gewünſcht; der Mond ſah hinein, und tröſtete und erhellte auch noch! Den Abend tran- ken wir Kaffee, und Mad. de Prie war da, rechte gute Unter- haltung, wir ſpeiſten auch noch munter; und nach Tiſch ging ich mit Frau von Münk im Park; ſolchen goldigen, Geſund- heit ausſtrömenden Mondabend ſchenkt das Jahr nur ſelten!! Himmel, Gänge, Häuſer, Laub, alles war ſo zufrieden, daß es wieder wohlthat, und glänzende, helle Ruhe ſpendete; ohne Geräuſch und Tageshitze. Ich regrettirte heftig die Lieben! und ſeufzte nach Heimath; doch genoß ich’s ganz; den Au- genblick, mit großem Bewußtſein. Der Himmel ließ wirklich Geſundheit herab; ich dachte nicht daran, aber heute, den Tag nachher, iſt richtig der Himmel bewölkt, nämlich ganz grau. In unſern Gegenden iſt das ſo: in Berlin auch. Ich ſchlief gut bis 8. Wenn mir doch alle Bäder ſo bekämen! Ich war lange krank. — — Montag, den 19. Juni. Gebadet; nachher etwas in den Park mit Frau von Ephr. Nach Tiſche nach dem göttlichen, zu wenig berühmten Hele- nenthal. Durch lauter bebaute, äußerſt angenehme Garten- anlagen, Landbeſitzungen, Oſterien, und Dorfhäuſer, kein wü- ſter Fleck bis hin: das ganze nahgelegen, dem kleinen Bach- ſtrom entlang, Felſen zur Linken; gegen Abend zu. Wir fuhren in zwei Wagen. Frau von Arnſtein nahm einen Mann mit einem Dudelſack, der im Thale vor ihr auf dem Steinen- Steg vorſchritt. Beſäet waren die ſchönen bequemen Gänge aufwärts und im Ebenen mit artigen bunten Spazirgängern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/300
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/300>, abgerufen am 21.12.2024.