Bade. Ich frage sie, wohin. Vielleicht ließe sich dies alles mit deinem Aufenthalt kombiniren. -- Du fragtest mich, Liebe, nach einer Stiftung bei uns, von der auch ich nichts weiß; zu gleicher Zeit sagtest du mir auch, du wollest dir etwas ab- sparen, und es den Landsleuten reichen lassen. Kannst du etwas geben, so gieb es Einer, die ich dir vorschlagen werde, und wenn du es nach meinen Worten eben so rechtmäßig findest, als ich. Es ist die *. Ihr Unglück geht in's Große; nur ihr Karakter, und meine Verehrung für sie, mag es über- steigen. -- Sie leidet reell durch den rasenden Krieg, wie ein Verwundeter, wie ein Geplünderter. -- Ich füge dir nichts mehr hinzu, als daß ihr ganzes Schicksal ein historisches, nicht ab zuwendendes, alttestamentarisches, ja der Fluch ist, dem die Kinder seiner Anhänger vergeblich auf allen Erd- punkten entfliehen! --
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Freitag den 4. Februar 1814.
So eben erhalte ich euren Brief vom 23. Januar in Ant- wort auf meinen mit Urquijo. Ich bin noch krank mit spa- nischen Fliegen in meinem Bett: wie, mag ich und kann ich nicht schildern; ohne den Gebrauch meines Beins. Und jetzt sehr alterirt von eurem Brief. Gott! gebe, daß T. bezahlt, und ich das bezahlen kann, was ich seit Mama's Tod brauchte. So dacht' ich mir's nicht. Sie sich auch nicht. Ich will jede aufgesetzte Quittung für das, was ich erhielr, ausstellen, und
Bade. Ich frage ſie, wohin. Vielleicht ließe ſich dies alles mit deinem Aufenthalt kombiniren. — Du fragteſt mich, Liebe, nach einer Stiftung bei uns, von der auch ich nichts weiß; zu gleicher Zeit ſagteſt du mir auch, du wolleſt dir etwas ab- ſparen, und es den Landsleuten reichen laſſen. Kannſt du etwas geben, ſo gieb es Einer, die ich dir vorſchlagen werde, und wenn du es nach meinen Worten eben ſo rechtmäßig findeſt, als ich. Es iſt die *. Ihr Unglück geht in’s Große; nur ihr Karakter, und meine Verehrung für ſie, mag es über- ſteigen. — Sie leidet reell durch den raſenden Krieg, wie ein Verwundeter, wie ein Geplünderter. — Ich füge dir nichts mehr hinzu, als daß ihr ganzes Schickſal ein hiſtoriſches, nicht ab zuwendendes, altteſtamentariſches, ja der Fluch iſt, dem die Kinder ſeiner Anhänger vergeblich auf allen Erd- punkten entfliehen! —
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Freitag den 4. Februar 1814.
So eben erhalte ich euren Brief vom 23. Januar in Ant- wort auf meinen mit Urquijo. Ich bin noch krank mit ſpa- niſchen Fliegen in meinem Bett: wie, mag ich und kann ich nicht ſchildern; ohne den Gebrauch meines Beins. Und jetzt ſehr alterirt von eurem Brief. Gott! gebe, daß T. bezahlt, und ich das bezahlen kann, was ich ſeit Mama’s Tod brauchte. So dacht’ ich mir’s nicht. Sie ſich auch nicht. Ich will jede aufgeſetzte Quittung für das, was ich erhielr, ausſtellen, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0177"n="169"/>
Bade. Ich frage ſie, <hirendition="#g">woh</hi>in. Vielleicht ließe ſich dies alles<lb/>
mit deinem Aufenthalt kombiniren. — Du fragteſt mich, Liebe,<lb/>
nach einer Stiftung bei uns, von der auch ich nichts weiß;<lb/>
zu gleicher Zeit ſagteſt du mir auch, du wolleſt dir etwas ab-<lb/>ſparen, und es den Landsleuten reichen laſſen. Kannſt du<lb/>
etwas geben, ſo gieb es Einer, die ich dir vorſchlagen werde,<lb/>
und wenn du es nach meinen Worten eben ſo rechtmäßig<lb/>
findeſt, als ich. Es iſt die *. Ihr Unglück geht in’s Große;<lb/>
nur ihr Karakter, und meine Verehrung für ſie, mag es über-<lb/>ſteigen. — Sie leidet reell durch den raſenden Krieg, wie ein<lb/>
Verwundeter, wie ein Geplünderter. — Ich füge dir nichts<lb/>
mehr hinzu, als daß ihr <hirendition="#g">ganzes</hi> Schickſal ein hiſtoriſches,<lb/>
nicht <hirendition="#g">ab</hi> zuwendendes, altteſtamentariſches, ja der <hirendition="#g">Fluch</hi> iſt,<lb/>
dem die Kinder ſeiner Anhänger vergeblich auf allen Erd-<lb/>
punkten entfliehen! —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An M. Th. Robert, in Berlin.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Prag, Freitag den 4. Februar 1814.</hi></dateline><lb/><p>So eben erhalte ich euren Brief vom 23. Januar in Ant-<lb/>
wort auf meinen mit Urquijo. Ich bin noch krank mit ſpa-<lb/>
niſchen Fliegen in meinem <hirendition="#g">Bett: wie</hi>, mag ich und kann ich<lb/>
nicht ſchildern; ohne den Gebrauch meines Beins. Und <hirendition="#g">jetzt</hi><lb/>ſehr alterirt von eurem Brief. <hirendition="#g">Gott</hi>! gebe, daß T. bezahlt,<lb/>
und ich <hirendition="#g">das</hi> bezahlen kann, was ich ſeit Mama’s Tod brauchte.<lb/><hirendition="#g">So</hi> dacht’ ich mir’s nicht. Sie ſich auch nicht. Ich will jede<lb/>
aufgeſetzte Quittung für das, was ich erhielr, ausſtellen, und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[169/0177]
Bade. Ich frage ſie, wohin. Vielleicht ließe ſich dies alles
mit deinem Aufenthalt kombiniren. — Du fragteſt mich, Liebe,
nach einer Stiftung bei uns, von der auch ich nichts weiß;
zu gleicher Zeit ſagteſt du mir auch, du wolleſt dir etwas ab-
ſparen, und es den Landsleuten reichen laſſen. Kannſt du
etwas geben, ſo gieb es Einer, die ich dir vorſchlagen werde,
und wenn du es nach meinen Worten eben ſo rechtmäßig
findeſt, als ich. Es iſt die *. Ihr Unglück geht in’s Große;
nur ihr Karakter, und meine Verehrung für ſie, mag es über-
ſteigen. — Sie leidet reell durch den raſenden Krieg, wie ein
Verwundeter, wie ein Geplünderter. — Ich füge dir nichts
mehr hinzu, als daß ihr ganzes Schickſal ein hiſtoriſches,
nicht ab zuwendendes, altteſtamentariſches, ja der Fluch iſt,
dem die Kinder ſeiner Anhänger vergeblich auf allen Erd-
punkten entfliehen! —
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Freitag den 4. Februar 1814.
So eben erhalte ich euren Brief vom 23. Januar in Ant-
wort auf meinen mit Urquijo. Ich bin noch krank mit ſpa-
niſchen Fliegen in meinem Bett: wie, mag ich und kann ich
nicht ſchildern; ohne den Gebrauch meines Beins. Und jetzt
ſehr alterirt von eurem Brief. Gott! gebe, daß T. bezahlt,
und ich das bezahlen kann, was ich ſeit Mama’s Tod brauchte.
So dacht’ ich mir’s nicht. Sie ſich auch nicht. Ich will jede
aufgeſetzte Quittung für das, was ich erhielr, ausſtellen, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/177>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.