hatte ich katarrhalisches Fieber: ich kurirte mich selbst: mußte den dritten zu Bette bleiben; hatte mein Bureau vor dem Bette etablirt: und alles trat davor hin; Ruhe hatte ich doch nicht. Soll ich Jäger und Soldaten trostlos abreisen lassen? Gott bewahre. Ich hatte auch immer wieder Kräfte. Wie kann man seine Pflicht nicht thun. Ich verstehe es nicht. Wenn ich eine ordentliche Besorgung hätte! O! ich verstehe es, wie Friedrich der Zweite lebte. Ruhig, thätig, gewissen- haft; und dann Königlich, in Kunst und stillem Genuß. --
In meinem frühern Brief steht schon, daß Marwitz über- morgen vor vier Wochen hier plötzlich ankam; er ist wohl; die Hand bessert sich: er sitzt still am Fenster, und liest Plato. Er wird wohl nun bald reisen. Wunder und Zeichen hätte ich dir von ihm zu berichten, traut' ich sie einem Briefe an. --
Mittwoch, den 13. Oktober. Nachmittags 4 Uhr. Sonnenschein, ziemliches Wetter.
Gestern Morgen gehe ich die Wohnstube durch nach Au- gustens Schlafzimmer von dem meinen zum Kaffee, vor ihr Bette -- weil mein Ofen noch blakt; und ich in der Unpäß- lichkeit weder dies, noch die offnen Fenster ertragen konnte --. Ich erzähle ihr gleich Folgendes. "Gut habe ich geschlafen, bin aber mit Kopfschmerzen aufgewacht; die auch schon verge- hen: die Köchin klappte wieder so draußen; es ärgert mich recht; denn eben träumt mir, Frau von Humboldt -- ich nannte sie wirklich -- schickt mir ein länglich Paket, worauf Varnhagens Hand ist; es hat nur einen umgewickelten losen Umschlag; und noch ein ordentlich Kouvert, auf etwas fließendem Pa-
hatte ich katarrhaliſches Fieber: ich kurirte mich ſelbſt: mußte den dritten zu Bette bleiben; hatte mein Bureau vor dem Bette etablirt: und alles trat davor hin; Ruhe hatte ich doch nicht. Soll ich Jäger und Soldaten troſtlos abreiſen laſſen? Gott bewahre. Ich hatte auch immer wieder Kräfte. Wie kann man ſeine Pflicht nicht thun. Ich verſtehe es nicht. Wenn ich eine ordentliche Beſorgung hätte! O! ich verſtehe es, wie Friedrich der Zweite lebte. Ruhig, thätig, gewiſſen- haft; und dann Königlich, in Kunſt und ſtillem Genuß. —
In meinem frühern Brief ſteht ſchon, daß Marwitz über- morgen vor vier Wochen hier plötzlich ankam; er iſt wohl; die Hand beſſert ſich: er ſitzt ſtill am Fenſter, und lieſt Plato. Er wird wohl nun bald reiſen. Wunder und Zeichen hätte ich dir von ihm zu berichten, traut’ ich ſie einem Briefe an. —
Mittwoch, den 13. Oktober. Nachmittags 4 Uhr. Sonnenſchein, ziemliches Wetter.
Geſtern Morgen gehe ich die Wohnſtube durch nach Au- guſtens Schlafzimmer von dem meinen zum Kaffee, vor ihr Bette — weil mein Ofen noch blakt; und ich in der Unpäß- lichkeit weder dies, noch die offnen Fenſter ertragen konnte —. Ich erzähle ihr gleich Folgendes. „Gut habe ich geſchlafen, bin aber mit Kopfſchmerzen aufgewacht; die auch ſchon verge- hen: die Köchin klappte wieder ſo draußen; es ärgert mich recht; denn eben träumt mir, Frau von Humboldt — ich nannte ſie wirklich — ſchickt mir ein länglich Paket, worauf Varnhagens Hand iſt; es hat nur einen umgewickelten loſen Umſchlag; und noch ein ordentlich Kouvert, auf etwas fließendem Pa-
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hatte ich katarrhaliſches Fieber: ich kurirte mich ſelbſt: mußte
den dritten zu Bette bleiben; hatte mein Bureau vor dem
Bette etablirt: und alles trat davor hin; Ruhe hatte ich doch
nicht. Soll ich Jäger und Soldaten troſtlos abreiſen laſſen?
Gott bewahre. Ich hatte auch immer wieder Kräfte. Wie
kann man ſeine Pflicht nicht thun. Ich verſtehe es nicht.
Wenn ich eine ordentliche Beſorgung hätte! O! ich verſtehe
es, wie Friedrich der Zweite lebte. Ruhig, thätig, gewiſſen-
haft; und dann Königlich, in Kunſt und ſtillem Genuß. —
In meinem frühern Brief ſteht ſchon, daß Marwitz über-
morgen vor vier Wochen hier plötzlich ankam; er iſt wohl;
die Hand beſſert ſich: er ſitzt ſtill am Fenſter, und lieſt Plato.
Er wird wohl nun bald reiſen. Wunder und Zeichen hätte
ich dir von ihm zu berichten, traut’ ich ſie einem Briefe an. —
Mittwoch, den 13. Oktober. Nachmittags 4 Uhr.
Sonnenſchein, ziemliches Wetter.
Geſtern Morgen gehe ich die Wohnſtube durch nach Au-
guſtens Schlafzimmer von dem meinen zum Kaffee, vor ihr
Bette — weil mein Ofen noch blakt; und ich in der Unpäß-
lichkeit weder dies, noch die offnen Fenſter ertragen konnte —.
Ich erzähle ihr gleich Folgendes. „Gut habe ich geſchlafen,
bin aber mit Kopfſchmerzen aufgewacht; die auch ſchon verge-
hen: die Köchin klappte wieder ſo draußen; es ärgert mich recht;
denn eben träumt mir, Frau von Humboldt — ich nannte ſie
wirklich — ſchickt mir ein länglich Paket, worauf Varnhagens
Hand iſt; es hat nur einen umgewickelten loſen Umſchlag;
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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