Grüße Marwitz millionenmal: seine Schwägerin ist hier, und hat mich nach ihm fragen lassen. Ach! nun kommen nicht mehr häufige Briefe von dir! Adieu! adieu! --
An Varnhagen, in Mecklenburg.
Prag, Sonnabend den 10. Juli 1813.
Vormittags 10 Uhr. Helle brennende Sonnenhitze; mein Fenster gegen Morgen.
-- Als ich gestern deine Briefe gelesen hatte, mußt' ich gleich nach dem Landhause, die Schildwache genannt, fahren, ich nahm Papier mit, und wollte dir dort schreiben: die Hitze, die Sonne, die Menschen, mein körperlicher Zustand, alles störte mich. -- Nach Tisch kam eine Unzahl Menschen. Das Schwarzenbergische Hauptquartier steht in der Nähe, und seine Suite sitzt bei Liebich; recht lebselige, artige, angenehme Leute; und was noch viel mehr ist, launige, lustige Leute. Ein Hr. von Böhm, der komplet artig und fein, und freundli- chen Herzens ist, und keine Grade der Artigkeit äußert, sondern den Orden nicht getheilt hat; artige Behandlung fließt aus ihm aus, weil er artig ist; vielleicht kennst du ihn, er war mit Fürst Schwarzenberg in Paris; sieht Barnekow etwas ähnlich. Dann ein Graf Karl Cl. M. ein schöner junger Mann; dem ich erst Unrecht that, weil es nicht meine Schön- heit ist; der ungeheuer natürlich ist, und keine Art von Prä- tension hat; der für sein Alter bewundernswürdig abgeschliffen ist, ohne nur im Geringsten an Jugendlichkeit zu verlieren; eine menschliche Artigkeit in sich trägt, die in Arglosigkeit.
Grüße Marwitz millionenmal: ſeine Schwägerin iſt hier, und hat mich nach ihm fragen laſſen. Ach! nun kommen nicht mehr häufige Briefe von dir! Adieu! adieu! —
An Varnhagen, in Mecklenburg.
Prag, Sonnabend den 10. Juli 1813.
Vormittags 10 Uhr. Helle brennende Sonnenhitze; mein Fenſter gegen Morgen.
— Als ich geſtern deine Briefe geleſen hatte, mußt’ ich gleich nach dem Landhauſe, die Schildwache genannt, fahren, ich nahm Papier mit, und wollte dir dort ſchreiben: die Hitze, die Sonne, die Menſchen, mein körperlicher Zuſtand, alles ſtörte mich. — Nach Tiſch kam eine Unzahl Menſchen. Das Schwarzenbergiſche Hauptquartier ſteht in der Nähe, und ſeine Suite ſitzt bei Liebich; recht lebſelige, artige, angenehme Leute; und was noch viel mehr iſt, launige, luſtige Leute. Ein Hr. von Böhm, der komplet artig und fein, und freundli- chen Herzens iſt, und keine Grade der Artigkeit äußert, ſondern den Orden nicht getheilt hat; artige Behandlung fließt aus ihm aus, weil er artig iſt; vielleicht kennſt du ihn, er war mit Fürſt Schwarzenberg in Paris; ſieht Barnekow etwas ähnlich. Dann ein Graf Karl Cl. M. ein ſchöner junger Mann; dem ich erſt Unrecht that, weil es nicht meine Schön- heit iſt; der ungeheuer natürlich iſt, und keine Art von Prä- tenſion hat; der für ſein Alter bewundernswürdig abgeſchliffen iſt, ohne nur im Geringſten an Jugendlichkeit zu verlieren; eine menſchliche Artigkeit in ſich trägt, die in Argloſigkeit.
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Grüße Marwitz millionenmal: ſeine Schwägerin iſt hier,
und hat mich nach ihm fragen laſſen. Ach! nun kommen
nicht mehr häufige Briefe von dir! Adieu! adieu! —
An Varnhagen, in Mecklenburg.
Prag, Sonnabend den 10. Juli 1813.
Vormittags 10 Uhr. Helle brennende Sonnenhitze;
mein Fenſter gegen Morgen.
— Als ich geſtern deine Briefe geleſen hatte, mußt’ ich
gleich nach dem Landhauſe, die Schildwache genannt, fahren,
ich nahm Papier mit, und wollte dir dort ſchreiben: die Hitze,
die Sonne, die Menſchen, mein körperlicher Zuſtand, alles
ſtörte mich. — Nach Tiſch kam eine Unzahl Menſchen. Das
Schwarzenbergiſche Hauptquartier ſteht in der Nähe, und
ſeine Suite ſitzt bei Liebich; recht lebſelige, artige, angenehme
Leute; und was noch viel mehr iſt, launige, luſtige Leute.
Ein Hr. von Böhm, der komplet artig und fein, und freundli-
chen Herzens iſt, und keine Grade der Artigkeit äußert, ſondern
den Orden nicht getheilt hat; artige Behandlung fließt aus
ihm aus, weil er artig iſt; vielleicht kennſt du ihn, er war
mit Fürſt Schwarzenberg in Paris; ſieht Barnekow etwas
ähnlich. Dann ein Graf Karl Cl. M. ein ſchöner junger
Mann; dem ich erſt Unrecht that, weil es nicht meine Schön-
heit iſt; der ungeheuer natürlich iſt, und keine Art von Prä-
tenſion hat; der für ſein Alter bewundernswürdig abgeſchliffen
iſt, ohne nur im Geringſten an Jugendlichkeit zu verlieren;
eine menſchliche Artigkeit in ſich trägt, die in Argloſigkeit.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/110>, abgerufen am 03.12.2024.
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