Stägemann -- Geh. Staatsrath, -- Komödien-Schulz, ein musikalischer Herr Volange, Deutscher; Herr Greuhm, Herr von Lüttwitz, Mlls. Sebald, zwei Markuse's, Mad. Frohberg. Beide Markuse's sangen sehr gut und viel; die Sebalds auch, und gut französisch; die Liman und Bethmann vortreff- lich italiänisch; die Liman, wie niemand in der Stadt. Ich nannte sie beständig Limanetti. Ich sprach nur mit Herrn von Lüttwitz, der mich amüsirte. Und Einmal, aus respeet humain, mit der Töplitzer Sebald, damit sie, den Äußerungen gegen Sie zufolge, nicht denken sollte, ich spiele Ball mit ihr. Mit den Herren allen hatte ich auch gesprochen -- apropos! Bernhardi war auch da -- mit Hrn. Tiedge und Stägemann besonders. Als ich gegen 10 Uhr nach Hause komme, finde ich einen liebenswürdigen Brief von Redtel, den ich mit Stolz Ihnen danke! Und nun erliege ich! -- und gehe spaziren, warte auf einen Brief von Ihnen, und gehe heute Abend zum Thee bei Mad. Lercaro. Alles dieses fade, weil Sie's nicht miterleben: uns nicht fade war, nur hier so ist. Adieu!
Sonnabend, den 8. November 1811. Abends 7 Uhr.
-- Er sprach alles und jedes sich vom Herzen, mit einem Zutrauen, einem Bedürfniß, was allein mich schon gewinnt! Öde kommt's mir vor, wenn alles was im Hause geschehen soll, was ich thue, sich nur auf mich bezieht; freudig bin ich nur, wenn ich mich bequeme, schaffe, besorge, bedenke für An- dre. Helas! Nach und nach sehe ist erst ein, aus welchen geselligen Bestandtheilen ich gemacht bin; sonst schrieb ich al- les der verliebten Liebe zu; ach! und die selbst schwoll und
Stägemann — Geh. Staatsrath, — Komödien-Schulz, ein muſikaliſcher Herr Volange, Deutſcher; Herr Greuhm, Herr von Lüttwitz, Mlls. Sebald, zwei Markuſe’s, Mad. Frohberg. Beide Markuſe’s ſangen ſehr gut und viel; die Sebalds auch, und gut franzöſiſch; die Liman und Bethmann vortreff- lich italiäniſch; die Liman, wie niemand in der Stadt. Ich nannte ſie beſtändig Limanetti. Ich ſprach nur mit Herrn von Lüttwitz, der mich amüſirte. Und Einmal, aus respeet humain, mit der Töplitzer Sebald, damit ſie, den Äußerungen gegen Sie zufolge, nicht denken ſollte, ich ſpiele Ball mit ihr. Mit den Herren allen hatte ich auch geſprochen — apropos! Bernhardi war auch da — mit Hrn. Tiedge und Stägemann beſonders. Als ich gegen 10 Uhr nach Hauſe komme, finde ich einen liebenswürdigen Brief von Redtel, den ich mit Stolz Ihnen danke! Und nun erliege ich! — und gehe ſpaziren, warte auf einen Brief von Ihnen, und gehe heute Abend zum Thee bei Mad. Lercaro. Alles dieſes fade, weil Sie’s nicht miterleben: uns nicht fade war, nur hier ſo iſt. Adieu!
Sonnabend, den 8. November 1811. Abends 7 Uhr.
— Er ſprach alles und jedes ſich vom Herzen, mit einem Zutrauen, einem Bedürfniß, was allein mich ſchon gewinnt! Öde kommt’s mir vor, wenn alles was im Hauſe geſchehen ſoll, was ich thue, ſich nur auf mich bezieht; freudig bin ich nur, wenn ich mich bequeme, ſchaffe, beſorge, bedenke für An- dre. Hélas! Nach und nach ſehe iſt erſt ein, aus welchen geſelligen Beſtandtheilen ich gemacht bin; ſonſt ſchrieb ich al- les der verliebten Liebe zu; ach! und die ſelbſt ſchwoll und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0562"n="548"/>
Stägemann — Geh. Staatsrath, — Komödien-Schulz, ein<lb/>
muſikaliſcher Herr Volange, Deutſcher; Herr Greuhm, Herr<lb/>
von Lüttwitz, Mlls. Sebald, zwei Markuſe’s, Mad. Frohberg.<lb/>
Beide Markuſe’s ſangen <hirendition="#g">ſehr</hi> gut und viel; die Sebalds<lb/>
auch, und gut franzöſiſch; die Liman und Bethmann vortreff-<lb/>
lich italiäniſch; die Liman, wie niemand in der <hirendition="#g">Stadt</hi>. Ich<lb/>
nannte ſie beſtändig Limanetti. Ich ſprach nur mit Herrn<lb/>
von Lüttwitz, der mich amüſirte. Und Einmal, aus <hirendition="#aq">respeet<lb/>
humain,</hi> mit der Töplitzer Sebald, damit ſie, den Äußerungen<lb/>
gegen Sie zufolge, nicht denken ſollte, ich ſpiele Ball mit ihr.<lb/>
Mit den Herren allen hatte ich auch geſprochen — apropos!<lb/>
Bernhardi war auch da — mit Hrn. Tiedge und Stägemann<lb/>
beſonders. Als ich gegen 10 Uhr nach Hauſe komme, finde<lb/>
ich einen liebenswürdigen Brief von Redtel, den ich mit Stolz<lb/>
Ihnen danke! Und nun erliege ich! — und gehe ſpaziren,<lb/>
warte auf einen Brief von Ihnen, und gehe heute Abend zum<lb/>
Thee bei Mad. Lercaro. Alles dieſes fade, weil Sie’s nicht<lb/>
miterleben: uns nicht fade <hirendition="#g">war</hi>, nur hier ſo iſt. Adieu!</p></div><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Sonnabend, den 8. November 1811. Abends 7 Uhr.</hi></dateline><lb/><p>— Er ſprach alles und jedes ſich vom Herzen, mit einem<lb/>
Zutrauen, einem Bedürfniß, was allein mich ſchon gewinnt!<lb/>
Öde kommt’s mir vor, wenn alles was im Hauſe geſchehen<lb/>ſoll, was ich thue, ſich nur auf mich bezieht; freudig bin ich<lb/>
nur, wenn ich mich bequeme, ſchaffe, beſorge, bedenke für An-<lb/>
dre. <hirendition="#aq">Hélas!</hi> Nach und nach ſehe iſt erſt ein, aus welchen<lb/>
geſelligen Beſtandtheilen ich gemacht bin; ſonſt ſchrieb ich al-<lb/>
les der verliebten Liebe zu; ach! und die ſelbſt ſchwoll und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[548/0562]
Stägemann — Geh. Staatsrath, — Komödien-Schulz, ein
muſikaliſcher Herr Volange, Deutſcher; Herr Greuhm, Herr
von Lüttwitz, Mlls. Sebald, zwei Markuſe’s, Mad. Frohberg.
Beide Markuſe’s ſangen ſehr gut und viel; die Sebalds
auch, und gut franzöſiſch; die Liman und Bethmann vortreff-
lich italiäniſch; die Liman, wie niemand in der Stadt. Ich
nannte ſie beſtändig Limanetti. Ich ſprach nur mit Herrn
von Lüttwitz, der mich amüſirte. Und Einmal, aus respeet
humain, mit der Töplitzer Sebald, damit ſie, den Äußerungen
gegen Sie zufolge, nicht denken ſollte, ich ſpiele Ball mit ihr.
Mit den Herren allen hatte ich auch geſprochen — apropos!
Bernhardi war auch da — mit Hrn. Tiedge und Stägemann
beſonders. Als ich gegen 10 Uhr nach Hauſe komme, finde
ich einen liebenswürdigen Brief von Redtel, den ich mit Stolz
Ihnen danke! Und nun erliege ich! — und gehe ſpaziren,
warte auf einen Brief von Ihnen, und gehe heute Abend zum
Thee bei Mad. Lercaro. Alles dieſes fade, weil Sie’s nicht
miterleben: uns nicht fade war, nur hier ſo iſt. Adieu!
Sonnabend, den 8. November 1811. Abends 7 Uhr.
— Er ſprach alles und jedes ſich vom Herzen, mit einem
Zutrauen, einem Bedürfniß, was allein mich ſchon gewinnt!
Öde kommt’s mir vor, wenn alles was im Hauſe geſchehen
ſoll, was ich thue, ſich nur auf mich bezieht; freudig bin ich
nur, wenn ich mich bequeme, ſchaffe, beſorge, bedenke für An-
dre. Hélas! Nach und nach ſehe iſt erſt ein, aus welchen
geſelligen Beſtandtheilen ich gemacht bin; ſonſt ſchrieb ich al-
les der verliebten Liebe zu; ach! und die ſelbſt ſchwoll und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/562>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.