lernen. Aber keine rekommandirte; auch keine gefährliche: liebliche von der zweiten Klaffe; die ist die erste. Warum schreibst du nichts von Beanvilliers? Mit meiner Eßlust und Kunde geht's crescendo. Die Raucourt wie die Gardel muß man sich erst einsehen; wie eintanzen z. B. -- Betrachte die erste mehr als Maske. Und bei der Gardel muß man ordent- lich fleißig im Zusehen sein. Die Herzogin von Kurland ist hier und die Pignatelli.
R. L.
Die Pobeh. soll mir sagen lassen, daß sie noch so glück- lich ist. Und sie sollte Einmal bedenken, wer jetzt alles in Paris bei ihr wäre, und unter welchen Umständen. Ob einen das nicht berechtigte, an die ganze Mythologie zu glauben! --
Sonnabend, den 1. Februar 1803.
Es giebt geistreiche Menschen, die mögen thun was sie wollen, es ist mir alles lieb; es giebt auch ehrliche Leute, bei denen es mir so ist. Aber solchen begegne ich nur äußerst selten.
Wenn ein Mensch das, was er ehren und schonen sollte, mißbraucht, Schwäche oder Vernunft eines Andern: das bringt auf; wird aber ein Mensch aufgebracht, so macht das kalt, und man kann es wie ein schönes Gewitter beobachten.
Den 8. März 1803.
Die dunkelsten Sachen, und alles was wir je gelesen ha- ben, werden an uns wahr, wie die trivialsten Sprichwörter.
lernen. Aber keine rekommandirte; auch keine gefährliche: liebliche von der zweiten Klaffe; die iſt die erſte. Warum ſchreibſt du nichts von Beanvilliers? Mit meiner Eßluſt und Kunde geht’s crescendo. Die Raucourt wie die Gardel muß man ſich erſt einſehen; wie eintanzen z. B. — Betrachte die erſte mehr als Maske. Und bei der Gardel muß man ordent- lich fleißig im Zuſehen ſein. Die Herzogin von Kurland iſt hier und die Pignatelli.
R. L.
Die Pobeh. ſoll mir ſagen laſſen, daß ſie noch ſo glück- lich iſt. Und ſie ſollte Einmal bedenken, wer jetzt alles in Paris bei ihr wäre, und unter welchen Umſtänden. Ob einen das nicht berechtigte, an die ganze Mythologie zu glauben! —
Sonnabend, den 1. Februar 1803.
Es giebt geiſtreiche Menſchen, die mögen thun was ſie wollen, es iſt mir alles lieb; es giebt auch ehrliche Leute, bei denen es mir ſo iſt. Aber ſolchen begegne ich nur äußerſt ſelten.
Wenn ein Menſch das, was er ehren und ſchonen ſollte, mißbraucht, Schwäche oder Vernunft eines Andern: das bringt auf; wird aber ein Menſch aufgebracht, ſo macht das kalt, und man kann es wie ein ſchönes Gewitter beobachten.
Den 8. März 1803.
Die dunkelſten Sachen, und alles was wir je geleſen ha- ben, werden an uns wahr, wie die trivialſten Sprichwörter.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0272"n="258"/>
lernen. Aber keine rekommandirte; auch keine gefährliche:<lb/>
liebliche von der zweiten Klaffe; die <hirendition="#g">iſt</hi> die erſte. Warum<lb/>ſchreibſt du nichts von Beanvilliers? Mit meiner Eßluſt und<lb/>
Kunde geht’s <hirendition="#aq">crescendo.</hi> Die Raucourt wie die Gardel muß<lb/>
man ſich erſt einſehen; wie eintanzen z. B. — Betrachte die<lb/>
erſte mehr als Maske. Und bei der Gardel muß man ordent-<lb/>
lich fleißig im Zuſehen ſein. Die Herzogin von Kurland iſt<lb/>
hier und die Pignatelli.</p><closer><salute><hirendition="#et">R. L.</hi></salute></closer><lb/><postscript><p>Die Pobeh. ſoll mir ſagen laſſen, daß ſie noch ſo glück-<lb/>
lich iſt. Und ſie ſollte Einmal bedenken, <hirendition="#g">wer</hi> jetzt alles in<lb/>
Paris bei ihr wäre, und unter welchen Umſtänden. Ob einen<lb/>
das nicht berechtigte, an die ganze Mythologie zu glauben! —</p></postscript></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Sonnabend, den 1. Februar 1803.</hi></dateline><lb/><p>Es giebt geiſtreiche Menſchen, die mögen thun was ſie<lb/>
wollen, es iſt mir alles lieb; es giebt auch ehrliche Leute, bei<lb/>
denen es mir ſo iſt. Aber ſolchen begegne ich nur äußerſt<lb/>ſelten.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Wenn ein Menſch das, was er ehren und ſchonen ſollte,<lb/>
mißbraucht, Schwäche oder Vernunft eines Andern: das bringt<lb/>
auf; wird aber ein Menſch aufgebracht, ſo macht das kalt,<lb/>
und man kann es wie ein ſchönes Gewitter beobachten.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Den 8. März 1803.</hi></dateline><lb/><p>Die dunkelſten Sachen, und alles was wir je geleſen ha-<lb/>
ben, werden an uns wahr, wie die trivialſten Sprichwörter.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[258/0272]
lernen. Aber keine rekommandirte; auch keine gefährliche:
liebliche von der zweiten Klaffe; die iſt die erſte. Warum
ſchreibſt du nichts von Beanvilliers? Mit meiner Eßluſt und
Kunde geht’s crescendo. Die Raucourt wie die Gardel muß
man ſich erſt einſehen; wie eintanzen z. B. — Betrachte die
erſte mehr als Maske. Und bei der Gardel muß man ordent-
lich fleißig im Zuſehen ſein. Die Herzogin von Kurland iſt
hier und die Pignatelli.
R. L.
Die Pobeh. ſoll mir ſagen laſſen, daß ſie noch ſo glück-
lich iſt. Und ſie ſollte Einmal bedenken, wer jetzt alles in
Paris bei ihr wäre, und unter welchen Umſtänden. Ob einen
das nicht berechtigte, an die ganze Mythologie zu glauben! —
Sonnabend, den 1. Februar 1803.
Es giebt geiſtreiche Menſchen, die mögen thun was ſie
wollen, es iſt mir alles lieb; es giebt auch ehrliche Leute, bei
denen es mir ſo iſt. Aber ſolchen begegne ich nur äußerſt
ſelten.
Wenn ein Menſch das, was er ehren und ſchonen ſollte,
mißbraucht, Schwäche oder Vernunft eines Andern: das bringt
auf; wird aber ein Menſch aufgebracht, ſo macht das kalt,
und man kann es wie ein ſchönes Gewitter beobachten.
Den 8. März 1803.
Die dunkelſten Sachen, und alles was wir je geleſen ha-
ben, werden an uns wahr, wie die trivialſten Sprichwörter.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/272>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.