einst anreihen und die entscheidenste Wendung und die dau- erndste Vereinigung meines Lebens geknüpft sein sollte." --
1807. Frühjahr.
"Unter den mancherlei Personen, die wir in diesem Kreise oft beziehungsreich nennen oder schildern hörten, waren die angesehensten Männer und die merkwürdigsten Frauen, mit welchen jedes edle Interesse unsrer Bildung sich verknüpft fand. Kein Name jedoch war vielfältiger und bedeutender genannt, als der von Rahel Levin; das Verlangen, sie ken- nen zu lernen, wurde deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauses, wo wir zusammen kamen, sprach von ihr immer als von etwas Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das strömende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß, z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf äußern Schein und mehr Einklang, wenn auch nur verstellter, mit der gewöhnli- chen Welt zu wünschen wäre, so hatte sie es doch in keiner Weise hehl, daß sie vor ihr sonst in jeder wesentlichen Be- ziehung sich beuge und ihr unterordne. Wenn eine Frau, die selber so gebildet, so kenntnißreich, so fein und sittig vor un- sern Augen stand, daß sie uns für alles Frauenwesen fast ein höchstes Muster zu sein schien, in solcher Weise von einer an- dern sprach, und sie unbedingt über jede Vergleichung erhob, so war das freilich sehr auffallend, und Harscher insbesondere drang darauf, jene möchte ihre Freundin einmal mit uns zu- sammen einladen, wo er denn doch die Vergleichung zu Gun- sten der erstern ausfallen zu sehen im voraus entschlossen war,
einſt anreihen und die entſcheidenſte Wendung und die dau- erndſte Vereinigung meines Lebens geknüpft ſein ſollte.“ —
1807. Frühjahr.
„Unter den mancherlei Perſonen, die wir in dieſem Kreiſe oft beziehungsreich nennen oder ſchildern hörten, waren die angeſehenſten Männer und die merkwürdigſten Frauen, mit welchen jedes edle Intereſſe unſrer Bildung ſich verknüpft fand. Kein Name jedoch war vielfältiger und bedeutender genannt, als der von Rahel Levin; das Verlangen, ſie ken- nen zu lernen, wurde deßhalb oftmals rege. Die Dame des Hauſes, wo wir zuſammen kamen, ſprach von ihr immer als von etwas Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in das ſtrömende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß, z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf äußern Schein und mehr Einklang, wenn auch nur verſtellter, mit der gewöhnli- chen Welt zu wünſchen wäre, ſo hatte ſie es doch in keiner Weiſe hehl, daß ſie vor ihr ſonſt in jeder weſentlichen Be- ziehung ſich beuge und ihr unterordne. Wenn eine Frau, die ſelber ſo gebildet, ſo kenntnißreich, ſo fein und ſittig vor un- ſern Augen ſtand, daß ſie uns für alles Frauenweſen faſt ein höchſtes Muſter zu ſein ſchien, in ſolcher Weiſe von einer an- dern ſprach, und ſie unbedingt über jede Vergleichung erhob, ſo war das freilich ſehr auffallend, und Harſcher insbeſondere drang darauf, jene möchte ihre Freundin einmal mit uns zu- ſammen einladen, wo er denn doch die Vergleichung zu Gun- ſten der erſtern ausfallen zu ſehen im voraus entſchloſſen war,
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einſt anreihen und die entſcheidenſte Wendung und die dau-
erndſte Vereinigung meines Lebens geknüpft ſein ſollte.“ —
1807. Frühjahr.
„Unter den mancherlei Perſonen, die wir in dieſem Kreiſe
oft beziehungsreich nennen oder ſchildern hörten, waren die
angeſehenſten Männer und die merkwürdigſten Frauen, mit
welchen jedes edle Intereſſe unſrer Bildung ſich verknüpft
fand. Kein Name jedoch war vielfältiger und bedeutender
genannt, als der von Rahel Levin; das Verlangen, ſie ken-
nen zu lernen, wurde deßhalb oftmals rege. Die Dame des
Hauſes, wo wir zuſammen kamen, ſprach von ihr immer als
von etwas Einzigem, Unvergleichbaren, und wenn auch in
das ſtrömende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß,
z. B. daß zuweilen mehr Bedacht auf äußern Schein und
mehr Einklang, wenn auch nur verſtellter, mit der gewöhnli-
chen Welt zu wünſchen wäre, ſo hatte ſie es doch in keiner
Weiſe hehl, daß ſie vor ihr ſonſt in jeder weſentlichen Be-
ziehung ſich beuge und ihr unterordne. Wenn eine Frau, die
ſelber ſo gebildet, ſo kenntnißreich, ſo fein und ſittig vor un-
ſern Augen ſtand, daß ſie uns für alles Frauenweſen faſt ein
höchſtes Muſter zu ſein ſchien, in ſolcher Weiſe von einer an-
dern ſprach, und ſie unbedingt über jede Vergleichung erhob,
ſo war das freilich ſehr auffallend, und Harſcher insbeſondere
drang darauf, jene möchte ihre Freundin einmal mit uns zu-
ſammen einladen, wo er denn doch die Vergleichung zu Gun-
ſten der erſtern ausfallen zu ſehen im voraus entſchloſſen war,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/21>, abgerufen am 30.12.2024.
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