men wollen, und grämte sich, sie nicht erwarten zu können. Sie sind aber noch nicht hier. Ich glaub nicht, daß sie kom- men. -- Ich grüße Sie freundlich und danke Ihnen, schreiben kann ich nur nicht. Sagen Sie Frau von Humboldt dasselbe; und daß ihr Brief rein und unerfleht und unerwartet -- für mich -- wie ein Glück gekommen wäre. Denn ich hätte nicht geglaubt, daß sie mich so lieb hätte: und freue mich immer- meg damit. Sagen Sie ihr, daß auch ich so etwas nicht umsonst sage und wenn es nicht wahr ist. Seit vorgestern hab' ich Burgsdorf. -- Mit den ersten Kräften, die zum Schreiben hinlänglich sind, schreib' ich der Humboldt. Adieu.
An David Veit, in Halle.
Töplitz, den 23. August 1796.
Wie geht's Ihnen denn, lieber Veit? Ich -- finde mich so nach und nach wieder, und besser. Sogleich ruf' ich Sie an. Sie sind mir wohl gar böse? Thun Sie das nicht: ich bin und bleibe Galeerensklave. Ich habe viel in Karlsbad von der Kur gelitten; sie hat mir doch aber so gut gethan, daß sie mich sogar gestärkt hat. C'est tout dire von Karls- bad; nun weiß ich aber genau, was ich auf immer von meiner Krankheit zu denken habe, und auch zu thun. Von heut an bleib' ich noch wenigstens fünf Wochen hier. Hier bin ich gern; sogar das Wetter ist immer rein und heiter hier. Schreiben macht mir noch einigen Schwindel und Dröh- nen. Leben Sie wohl! werd' ich jemals gescheidt, und beschäf- tige mich wieder, so sollen Sie gewiß hören, wie, Auch wenn
mir
men wollen, und grämte ſich, ſie nicht erwarten zu können. Sie ſind aber noch nicht hier. Ich glaub nicht, daß ſie kom- men. — Ich grüße Sie freundlich und danke Ihnen, ſchreiben kann ich nur nicht. Sagen Sie Frau von Humboldt daſſelbe; und daß ihr Brief rein und unerfleht und unerwartet — für mich — wie ein Glück gekommen wäre. Denn ich hätte nicht geglaubt, daß ſie mich ſo lieb hätte: und freue mich immer- meg damit. Sagen Sie ihr, daß auch ich ſo etwas nicht umſonſt ſage und wenn es nicht wahr iſt. Seit vorgeſtern hab’ ich Burgsdorf. — Mit den erſten Kräften, die zum Schreiben hinlänglich ſind, ſchreib’ ich der Humboldt. Adieu.
An David Veit, in Halle.
Töplitz, den 23. Auguſt 1796.
Wie geht’s Ihnen denn, lieber Veit? Ich — finde mich ſo nach und nach wieder, und beſſer. Sogleich ruf’ ich Sie an. Sie ſind mir wohl gar böſe? Thun Sie das nicht: ich bin und bleibe Galeerenſklave. Ich habe viel in Karlsbad von der Kur gelitten; ſie hat mir doch aber ſo gut gethan, daß ſie mich ſogar geſtärkt hat. C’est tout dire von Karls- bad; nun weiß ich aber genau, was ich auf immer von meiner Krankheit zu denken habe, und auch zu thun. Von heut an bleib’ ich noch wenigſtens fünf Wochen hier. Hier bin ich gern; ſogar das Wetter iſt immer rein und heiter hier. Schreiben macht mir noch einigen Schwindel und Dröh- nen. Leben Sie wohl! werd’ ich jemals geſcheidt, und beſchäf- tige mich wieder, ſo ſollen Sie gewiß hören, wie, Auch wenn
mir
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0174"n="160"/>
men wollen, und grämte ſich, ſie nicht erwarten zu können.<lb/>
Sie ſind aber <hirendition="#g">noch</hi> nicht hier. Ich glaub nicht, daß ſie kom-<lb/>
men. — Ich grüße Sie freundlich und danke Ihnen, ſchreiben<lb/>
kann ich nur nicht. Sagen Sie Frau von Humboldt daſſelbe;<lb/>
und daß ihr Brief rein und unerfleht und unerwartet — für<lb/>
mich — wie ein <hirendition="#g">Glück</hi> gekommen wäre. Denn ich hätte nicht<lb/>
geglaubt, daß ſie mich ſo lieb hätte: und freue mich <hirendition="#g">immer-<lb/>
meg</hi> damit. Sagen Sie ihr, daß auch ich ſo etwas nicht<lb/>
umſonſt ſage und wenn es nicht wahr iſt. Seit vorgeſtern<lb/>
hab’ ich Burgsdorf. — Mit den erſten Kräften, die zum<lb/>
Schreiben hinlänglich ſind, ſchreib’ ich der Humboldt. Adieu.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An David Veit, in Halle.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Töplitz, den 23. Auguſt 1796.</hi></dateline><lb/><p>Wie geht’s Ihnen denn, lieber Veit? Ich — finde mich<lb/>ſo nach und nach wieder, und beſſer. Sogleich ruf’ ich Sie<lb/>
an. Sie ſind mir wohl gar böſe? Thun Sie das nicht: ich<lb/>
bin und bleibe Galeerenſklave. Ich habe <hirendition="#g">viel</hi> in Karlsbad<lb/>
von der Kur gelitten; ſie hat mir doch aber ſo gut gethan,<lb/>
daß ſie mich ſogar <hirendition="#g">geſtärkt</hi> hat. <hirendition="#aq">C’est tout dire</hi> von Karls-<lb/>
bad; nun weiß ich aber genau, was ich auf <hirendition="#g">immer</hi> von<lb/>
meiner Krankheit zu denken habe, und auch zu thun. Von<lb/>
heut an bleib’ ich noch <hirendition="#g">wenigſtens</hi> fünf Wochen hier. Hier<lb/>
bin ich gern; ſogar das Wetter iſt immer rein und heiter<lb/>
hier. Schreiben macht mir noch einigen Schwindel und Dröh-<lb/>
nen. Leben Sie wohl! werd’ ich jemals geſcheidt, und beſchäf-<lb/>
tige mich wieder, ſo ſollen <hirendition="#g">Sie</hi> gewiß hören, wie, Auch wenn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mir</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[160/0174]
men wollen, und grämte ſich, ſie nicht erwarten zu können.
Sie ſind aber noch nicht hier. Ich glaub nicht, daß ſie kom-
men. — Ich grüße Sie freundlich und danke Ihnen, ſchreiben
kann ich nur nicht. Sagen Sie Frau von Humboldt daſſelbe;
und daß ihr Brief rein und unerfleht und unerwartet — für
mich — wie ein Glück gekommen wäre. Denn ich hätte nicht
geglaubt, daß ſie mich ſo lieb hätte: und freue mich immer-
meg damit. Sagen Sie ihr, daß auch ich ſo etwas nicht
umſonſt ſage und wenn es nicht wahr iſt. Seit vorgeſtern
hab’ ich Burgsdorf. — Mit den erſten Kräften, die zum
Schreiben hinlänglich ſind, ſchreib’ ich der Humboldt. Adieu.
An David Veit, in Halle.
Töplitz, den 23. Auguſt 1796.
Wie geht’s Ihnen denn, lieber Veit? Ich — finde mich
ſo nach und nach wieder, und beſſer. Sogleich ruf’ ich Sie
an. Sie ſind mir wohl gar böſe? Thun Sie das nicht: ich
bin und bleibe Galeerenſklave. Ich habe viel in Karlsbad
von der Kur gelitten; ſie hat mir doch aber ſo gut gethan,
daß ſie mich ſogar geſtärkt hat. C’est tout dire von Karls-
bad; nun weiß ich aber genau, was ich auf immer von
meiner Krankheit zu denken habe, und auch zu thun. Von
heut an bleib’ ich noch wenigſtens fünf Wochen hier. Hier
bin ich gern; ſogar das Wetter iſt immer rein und heiter
hier. Schreiben macht mir noch einigen Schwindel und Dröh-
nen. Leben Sie wohl! werd’ ich jemals geſcheidt, und beſchäf-
tige mich wieder, ſo ſollen Sie gewiß hören, wie, Auch wenn
mir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/174>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.