-- Gestern früh schickt mir der Prinz de Ligne für Sie diese Verse hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou- tire sie ohne sie loben zu können, wie mir das immer geht. Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als schlecht abgefaßte Danksagungen schicken zu können. Ich habe diese Verse und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth ist. Die Gräfin Pachta findet sie außerordentlich. Zeigen Sie sie wenigstens Mad. Liman und meiner Familie, und dem Prinzen Louis, weil er alles goutirt.
Es ist mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und noch mehr, die Bekanntschaft der Frau von Humboldt zu versäumen. -- Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V. Frieden geschlossen hat. Gottlob! so wird man doch wieder einen Menschen sehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und den die Andern eigensinnig nennen. Wenn's ihr nur gut geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Ursachen, die sie in Berlin quälten, zur Hölle zurück sein sollten. --
Ich hab' einen Grafen Einsiedel kennen lernen, der mit Ihnen auf der Schule war, in Italien gereist ist, und jetzt in Dresden ist, wo ich ihn sehen werde. Von hier ist er schon lange weg. Er gefällt mir; er versteht Musik, und liebt Wahrheit.
Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte -- Sie haben mir dies schon so lange proponirt -- in hochtrabende
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Töplitz, den 4. September 1795.
— Geſtern früh ſchickt mir der Prinz de Ligne für Sie dieſe Verſe hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou- tire ſie ohne ſie loben zu können, wie mir das immer geht. Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als ſchlecht abgefaßte Dankſagungen ſchicken zu können. Ich habe dieſe Verſe und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth iſt. Die Gräfin Pachta findet ſie außerordentlich. Zeigen Sie ſie wenigſtens Mad. Liman und meiner Familie, und dem Prinzen Louis, weil er alles goutirt.
Es iſt mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und noch mehr, die Bekanntſchaft der Frau von Humboldt zu verſäumen. — Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V. Frieden geſchloſſen hat. Gottlob! ſo wird man doch wieder einen Menſchen ſehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und den die Andern eigenſinnig nennen. Wenn’s ihr nur gut geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Urſachen, die ſie in Berlin quälten, zur Hölle zurück ſein ſollten. —
Ich hab’ einen Grafen Einſiedel kennen lernen, der mit Ihnen auf der Schule war, in Italien gereiſt iſt, und jetzt in Dresden iſt, wo ich ihn ſehen werde. Von hier iſt er ſchon lange weg. Er gefällt mir; er verſteht Muſik, und liebt Wahrheit.
Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte — Sie haben mir dies ſchon ſo lange proponirt — in hochtrabende
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0168"n="154"/><divn="2"><head>An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Töplitz, den 4. September 1795.</hi></dateline><lb/><p>— Geſtern früh ſchickt mir der Prinz de Ligne für Sie<lb/>
dieſe Verſe hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou-<lb/>
tire ſie ohne ſie loben zu können, wie mir das immer geht.<lb/>
Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als<lb/>ſchlecht abgefaßte Dankſagungen ſchicken zu können. Ich habe<lb/>
dieſe Verſe und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth<lb/>
iſt. Die Gräfin Pachta findet ſie außerordentlich. Zeigen Sie<lb/>ſie wenigſtens Mad. Liman und meiner Familie, und dem<lb/>
Prinzen Louis, weil er alles goutirt.</p><lb/><p>Es iſt mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und<lb/>
noch mehr, die Bekanntſchaft der Frau von Humboldt zu<lb/>
verſäumen. — Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V.<lb/>
Frieden geſchloſſen hat. Gottlob! ſo wird man doch wieder<lb/>
einen Menſchen ſehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und<lb/>
den die Andern eigenſinnig nennen. Wenn’s ihr nur gut<lb/>
geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Urſachen,<lb/>
die ſie in Berlin quälten, zur Hölle zurück ſein ſollten. —</p><lb/><p>Ich hab’ einen Grafen Einſiedel kennen lernen, der mit<lb/>
Ihnen auf der Schule war, in Italien gereiſt iſt, und jetzt in<lb/>
Dresden iſt, wo ich ihn ſehen werde. Von hier iſt er ſchon<lb/>
lange weg. Er gefällt mir; er verſteht Muſik, und liebt<lb/>
Wahrheit.</p><lb/><p>Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte — Sie<lb/>
haben mir dies ſchon ſo lange proponirt — in hochtrabende<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[154/0168]
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Töplitz, den 4. September 1795.
— Geſtern früh ſchickt mir der Prinz de Ligne für Sie
dieſe Verſe hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou-
tire ſie ohne ſie loben zu können, wie mir das immer geht.
Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als
ſchlecht abgefaßte Dankſagungen ſchicken zu können. Ich habe
dieſe Verſe und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth
iſt. Die Gräfin Pachta findet ſie außerordentlich. Zeigen Sie
ſie wenigſtens Mad. Liman und meiner Familie, und dem
Prinzen Louis, weil er alles goutirt.
Es iſt mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und
noch mehr, die Bekanntſchaft der Frau von Humboldt zu
verſäumen. — Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V.
Frieden geſchloſſen hat. Gottlob! ſo wird man doch wieder
einen Menſchen ſehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und
den die Andern eigenſinnig nennen. Wenn’s ihr nur gut
geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Urſachen,
die ſie in Berlin quälten, zur Hölle zurück ſein ſollten. —
Ich hab’ einen Grafen Einſiedel kennen lernen, der mit
Ihnen auf der Schule war, in Italien gereiſt iſt, und jetzt in
Dresden iſt, wo ich ihn ſehen werde. Von hier iſt er ſchon
lange weg. Er gefällt mir; er verſteht Muſik, und liebt
Wahrheit.
Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte — Sie
haben mir dies ſchon ſo lange proponirt — in hochtrabende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/168>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.