macht; daß man besser ist, als wofür man muß gehalten wer- den: das wäre göttlich gewesen! Warum hat er Tasso nicht genommen; da sind sie gesittet, und können sich doch nicht helfen. Die Lage, daß Woldemar und Henriette zu liirt sind um sich zu heirathen oder zu lieben (das erstere geht noch weit eher an), ist mir nicht besonders und nicht neu; wie mir denn auch alles, was Hr. von Humboldt noch sehr Schönes von Sinnlichkeit, Moral und überhaupt Allgemeines sagt, sehr verständlich, deutlich und begreiflich scheint. Auch die Einleitung zur Rezension hab' ich verstanden: und gleich und sehr leicht. Wundern Sie sich nur nicht: und glauben Sie's nur. Morgen werd' ich Ihr kleines Briefchen beantworten, heute bin ich zu müde. Ich bleibe also bis jetzt dabei, im zweiten Theil werden sie plötzlich toll; ich hatte das Buch ganz vergessen, und nur mein Urtheil darüber behalten. Hum- boldt hat's recht aufgefrischt. Die Rezension ist was Erstes! Dabei bleibts; göttlich! --
Den 16. November 1794.
Ich kann mich von den Rezensionen gar nicht wieder trennen! Sie ist doch außerordentlich, die des Woldemar! Sie haben keinen Begriff, wie mir die gefällt. So zusam- mengegriffen, was man beurtheilen soll, und dann, wie man's beurtheilen soll. Ich will endlich nur einmal aufhören; aber so hab' ich mir lange gewünscht möchte man einmal die Men- schen nehmen: und nun kommt ein Humboldt und thut's, so ein Humboldt, den man kennt. Nein, diese Satisfaktion ist zu groß. Sie müssen nur wissen, daß ich bei der Matthis-
macht; daß man beſſer iſt, als wofür man muß gehalten wer- den: das wäre göttlich geweſen! Warum hat er Taſſo nicht genommen; da ſind ſie geſittet, und können ſich doch nicht helfen. Die Lage, daß Woldemar und Henriette zu liirt ſind um ſich zu heirathen oder zu lieben (das erſtere geht noch weit eher an), iſt mir nicht beſonders und nicht neu; wie mir denn auch alles, was Hr. von Humboldt noch ſehr Schönes von Sinnlichkeit, Moral und überhaupt Allgemeines ſagt, ſehr verſtändlich, deutlich und begreiflich ſcheint. Auch die Einleitung zur Rezenſion hab’ ich verſtanden: und gleich und ſehr leicht. Wundern Sie ſich nur nicht: und glauben Sie’s nur. Morgen werd’ ich Ihr kleines Briefchen beantworten, heute bin ich zu müde. Ich bleibe alſo bis jetzt dabei, im zweiten Theil werden ſie plötzlich toll; ich hatte das Buch ganz vergeſſen, und nur mein Urtheil darüber behalten. Hum- boldt hat’s recht aufgefriſcht. Die Rezenſion iſt was Erſtes! Dabei bleibts; göttlich! —
Den 16. November 1794.
Ich kann mich von den Rezenſionen gar nicht wieder trennen! Sie iſt doch außerordentlich, die des Woldemar! Sie haben keinen Begriff, wie mir die gefällt. So zuſam- mengegriffen, was man beurtheilen ſoll, und dann, wie man’s beurtheilen ſoll. Ich will endlich nur einmal aufhören; aber ſo hab’ ich mir lange gewünſcht möchte man einmal die Men- ſchen nehmen: und nun kommt ein Humboldt und thut’s, ſo ein Humboldt, den man kennt. Nein, dieſe Satisfaktion iſt zu groß. Sie müſſen nur wiſſen, daß ich bei der Matthiſ-
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macht; daß man beſſer iſt, als wofür man muß gehalten wer-
den: das wäre göttlich geweſen! Warum hat er Taſſo nicht
genommen; da ſind ſie geſittet, und können ſich doch nicht
helfen. Die Lage, daß Woldemar und Henriette zu liirt ſind
um ſich zu heirathen oder zu lieben (das erſtere geht noch
weit eher an), iſt mir nicht beſonders und nicht neu; wie mir
denn auch alles, was Hr. von Humboldt noch ſehr Schönes
von Sinnlichkeit, Moral und überhaupt Allgemeines ſagt,
ſehr verſtändlich, deutlich und begreiflich ſcheint. Auch die
Einleitung zur Rezenſion hab’ ich verſtanden: und gleich und
ſehr leicht. Wundern Sie ſich nur nicht: und glauben Sie’s
nur. Morgen werd’ ich Ihr kleines Briefchen beantworten,
heute bin ich zu müde. Ich bleibe alſo bis jetzt dabei, im
zweiten Theil werden ſie plötzlich toll; ich hatte das Buch
ganz vergeſſen, und nur mein Urtheil darüber behalten. Hum-
boldt hat’s recht aufgefriſcht. Die Rezenſion iſt was Erſtes!
Dabei bleibts; göttlich! —
Den 16. November 1794.
Ich kann mich von den Rezenſionen gar nicht wieder
trennen! Sie iſt doch außerordentlich, die des Woldemar!
Sie haben keinen Begriff, wie mir die gefällt. So zuſam-
mengegriffen, was man beurtheilen ſoll, und dann, wie man’s
beurtheilen ſoll. Ich will endlich nur einmal aufhören; aber
ſo hab’ ich mir lange gewünſcht möchte man einmal die Men-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/124>, abgerufen am 20.11.2024.
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