Familiennachrichten und Geschlechtsregister hat man bisher hauptsächlich nur aus Absichten der Eitelkeit und des äußern Vortheils gesammelt und aufgestellt, es ist aber kein Zweifel, daß solche auch zu einer tiefen und wichtigen Belehrung gereichen könnten, wenn man sie sie zu solchem Behuf einrichtete. Die Aufeinanderfolge, Verbreitung und Dauer eines Geschlechts, die Mischun¬ gen, welche es durch Aufnahme und Abgabe von Glie¬ dern erfährt und bewirkt, die Verpflanzungen nach andern Orten und Ländern, die Wandlungen der äußern Verhältnisse, die Gestaltungen der Karaktere und der Talente, alles dies würde, in gehöriger Masse bestimm¬ ter Einzelheiten übersichtlich dargelegt, der Gegenstand ungemein anziehender und lehrreicher Betrachtungen sein. Solche Fäden des Privatlebens, -- denn auch die Königsgeschlechter dürften in diesem Sinn keine andre Auffassung ansprechen, -- durch größere Zeit¬ räume fortgeführt, müßten selbst den Lauf der weltge¬
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Herkommen. Erſte Jugend.
Familiennachrichten und Geſchlechtsregiſter hat man bisher hauptſaͤchlich nur aus Abſichten der Eitelkeit und des aͤußern Vortheils geſammelt und aufgeſtellt, es iſt aber kein Zweifel, daß ſolche auch zu einer tiefen und wichtigen Belehrung gereichen koͤnnten, wenn man ſie ſie zu ſolchem Behuf einrichtete. Die Aufeinanderfolge, Verbreitung und Dauer eines Geſchlechts, die Miſchun¬ gen, welche es durch Aufnahme und Abgabe von Glie¬ dern erfaͤhrt und bewirkt, die Verpflanzungen nach andern Orten und Laͤndern, die Wandlungen der aͤußern Verhaͤltniſſe, die Geſtaltungen der Karaktere und der Talente, alles dies wuͤrde, in gehoͤriger Maſſe beſtimm¬ ter Einzelheiten uͤberſichtlich dargelegt, der Gegenſtand ungemein anziehender und lehrreicher Betrachtungen ſein. Solche Faͤden des Privatlebens, — denn auch die Koͤnigsgeſchlechter duͤrften in dieſem Sinn keine andre Auffaſſung anſprechen, — durch groͤßere Zeit¬ raͤume fortgefuͤhrt, muͤßten ſelbſt den Lauf der weltge¬
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[[3]/0017]
Herkommen. Erſte Jugend.
Familiennachrichten und Geſchlechtsregiſter hat man
bisher hauptſaͤchlich nur aus Abſichten der Eitelkeit und
des aͤußern Vortheils geſammelt und aufgeſtellt, es iſt
aber kein Zweifel, daß ſolche auch zu einer tiefen und
wichtigen Belehrung gereichen koͤnnten, wenn man ſie
ſie zu ſolchem Behuf einrichtete. Die Aufeinanderfolge,
Verbreitung und Dauer eines Geſchlechts, die Miſchun¬
gen, welche es durch Aufnahme und Abgabe von Glie¬
dern erfaͤhrt und bewirkt, die Verpflanzungen nach
andern Orten und Laͤndern, die Wandlungen der aͤußern
Verhaͤltniſſe, die Geſtaltungen der Karaktere und der
Talente, alles dies wuͤrde, in gehoͤriger Maſſe beſtimm¬
ter Einzelheiten uͤberſichtlich dargelegt, der Gegenſtand
ungemein anziehender und lehrreicher Betrachtungen
ſein. Solche Faͤden des Privatlebens, — denn auch
die Koͤnigsgeſchlechter duͤrften in dieſem Sinn keine
andre Auffaſſung anſprechen, — durch groͤßere Zeit¬
raͤume fortgefuͤhrt, muͤßten ſelbſt den Lauf der weltge¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/17>, abgerufen am 03.12.2024.
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