Ist unter dem Mitgetheilten dennoch manches auch nach meinem Gefühl Bedenkliche und Unangenehme, so möge man darin den Zwang erkennen, welchen ein solches Geschäft auch dem besten Willen auferlegt; ich durfte solche Stellen um so weniger unterdrücken, als sie an sich bedeutend und merkwürdig erschienen; so bin ich weit entfernt, die mancherlei harten und seltsamen Urtheile, z. B. über Fichte, die Ansicht von dem Kampfe der Griechen, und manche auffallende Aeußerung über religiöse Gegenstände zu unterschreiben: allein um de߬ willen hielt ich mich noch nicht befugt, dergleichen aus¬ zulöschen, denn meine Pflicht hier ist nicht die Ver¬ tretung oder Berichtigung von Erhards Irrthümern, wohl aber die Darlegung seiner Eigenheiten. Uebrigens dürfte nichts besser die Güte und Stärke einer Sache beweisen, als daß sie Mißurtheile ruhig ertragen kann, und inzwischen nur fortfährt, sich als das zu bewähren, was sie sein soll. Möchte diese Bemerkung verhältni߬ mäßig auch auf dieses Buch einst ihre günstige Anwen¬ dung zu finden haben!
Johann Benjamin Erhards eigne Lebensbeschreibung.
Ich bin 1766 den 8. Februar geboren. Mein Vater, Jakob Reinhard Erhard, ist Scheibenziehermeister in
14 *
Iſt unter dem Mitgetheilten dennoch manches auch nach meinem Gefuͤhl Bedenkliche und Unangenehme, ſo moͤge man darin den Zwang erkennen, welchen ein ſolches Geſchaͤft auch dem beſten Willen auferlegt; ich durfte ſolche Stellen um ſo weniger unterdruͤcken, als ſie an ſich bedeutend und merkwuͤrdig erſchienen; ſo bin ich weit entfernt, die mancherlei harten und ſeltſamen Urtheile, z. B. uͤber Fichte, die Anſicht von dem Kampfe der Griechen, und manche auffallende Aeußerung uͤber religioͤſe Gegenſtaͤnde zu unterſchreiben: allein um de߬ willen hielt ich mich noch nicht befugt, dergleichen aus¬ zuloͤſchen, denn meine Pflicht hier iſt nicht die Ver¬ tretung oder Berichtigung von Erhards Irrthuͤmern, wohl aber die Darlegung ſeiner Eigenheiten. Uebrigens duͤrfte nichts beſſer die Guͤte und Staͤrke einer Sache beweiſen, als daß ſie Mißurtheile ruhig ertragen kann, und inzwiſchen nur fortfaͤhrt, ſich als das zu bewaͤhren, was ſie ſein ſoll. Moͤchte dieſe Bemerkung verhaͤltni߬ maͤßig auch auf dieſes Buch einſt ihre guͤnſtige Anwen¬ dung zu finden haben!
Johann Benjamin Erhards eigne Lebensbeſchreibung.
Ich bin 1766 den 8. Februar geboren. Mein Vater, Jakob Reinhard Erhard, iſt Scheibenziehermeiſter in
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Iſt unter dem Mitgetheilten dennoch manches auch
nach meinem Gefuͤhl Bedenkliche und Unangenehme, ſo
moͤge man darin den Zwang erkennen, welchen ein
ſolches Geſchaͤft auch dem beſten Willen auferlegt; ich
durfte ſolche Stellen um ſo weniger unterdruͤcken, als
ſie an ſich bedeutend und merkwuͤrdig erſchienen; ſo bin
ich weit entfernt, die mancherlei harten und ſeltſamen
Urtheile, z. B. uͤber Fichte, die Anſicht von dem Kampfe
der Griechen, und manche auffallende Aeußerung uͤber
religioͤſe Gegenſtaͤnde zu unterſchreiben: allein um de߬
willen hielt ich mich noch nicht befugt, dergleichen aus¬
zuloͤſchen, denn meine Pflicht hier iſt nicht die Ver¬
tretung oder Berichtigung von Erhards Irrthuͤmern,
wohl aber die Darlegung ſeiner Eigenheiten. Uebrigens
duͤrfte nichts beſſer die Guͤte und Staͤrke einer Sache
beweiſen, als daß ſie Mißurtheile ruhig ertragen kann,
und inzwiſchen nur fortfaͤhrt, ſich als das zu bewaͤhren,
was ſie ſein ſoll. Moͤchte dieſe Bemerkung verhaͤltni߬
maͤßig auch auf dieſes Buch einſt ihre guͤnſtige Anwen¬
dung zu finden haben!
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Ich bin 1766 den 8. Februar geboren. Mein Vater,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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