Mit diesem letzten Briefe hören unsre Nachrichten auf; nur durch die öffentlichen Blätter erfuhren wir nach einiger Zeit, daß Bollmann im Jahre 1821 eine neue Reise nach Amerika unternommen, und zwar dies¬ mal nach Westindien und den ehemaligen spanischen Besitzungen des Festlandes, um wichtigen Anleihe- und Waaren-Geschäften, bei welchen wiederum das Haus Baring betheiligt war, persönlich vorzustehn. Im Laufe dieser Betreibungen, denen ein unermeßliches Feld eröffnet, und großer Gewinn vorauszusehen war, ereilte ihn unvermuthet der Tod. Er starb am 10. De¬ zember 1821 zu Kingston in Jamaika an einem hitzi¬ gen Fieber, das er sich durch zu große Arbeitsamkeit zugezogen hatte. Seine beiden Töchter, Karoline und Elisabeth, waren in London geblieben, und sind später¬ hin, nachdem sie das Ableben ihres theuern Vaters tief betrauert, wie wir hören, in glücklichen Verhält¬ nissen nach Nordamerika zurückgekehrt. Wir aber schließen unsern Abriß mit der Betrachtung, daß, wie es als das schönste Loos des Menschen erscheint, wenn seinem eingebornen Streben aus allen Verwirrungen der Welt die richtige Bahn sich immer wieder klar hervorhebt und unabsehbar neue Zielpunkte zeigt, wir es auch in dem Scheiden Bollmann's tröstlich aner¬ kennen dürfen, daß er, seinem Sinne, seinen Fähig¬ keiten und Wünschen gemäß, bis zuletzt in seinem
VI.
Mit dieſem letzten Briefe hoͤren unſre Nachrichten auf; nur durch die oͤffentlichen Blaͤtter erfuhren wir nach einiger Zeit, daß Bollmann im Jahre 1821 eine neue Reiſe nach Amerika unternommen, und zwar dies¬ mal nach Weſtindien und den ehemaligen ſpaniſchen Beſitzungen des Feſtlandes, um wichtigen Anleihe- und Waaren-Geſchaͤften, bei welchen wiederum das Haus Baring betheiligt war, perſoͤnlich vorzuſtehn. Im Laufe dieſer Betreibungen, denen ein unermeßliches Feld eroͤffnet, und großer Gewinn vorauszuſehen war, ereilte ihn unvermuthet der Tod. Er ſtarb am 10. De¬ zember 1821 zu Kingſton in Jamaika an einem hitzi¬ gen Fieber, das er ſich durch zu große Arbeitſamkeit zugezogen hatte. Seine beiden Toͤchter, Karoline und Eliſabeth, waren in London geblieben, und ſind ſpaͤter¬ hin, nachdem ſie das Ableben ihres theuern Vaters tief betrauert, wie wir hoͤren, in gluͤcklichen Verhaͤlt¬ niſſen nach Nordamerika zuruͤckgekehrt. Wir aber ſchließen unſern Abriß mit der Betrachtung, daß, wie es als das ſchoͤnſte Loos des Menſchen erſcheint, wenn ſeinem eingebornen Streben aus allen Verwirrungen der Welt die richtige Bahn ſich immer wieder klar hervorhebt und unabſehbar neue Zielpunkte zeigt, wir es auch in dem Scheiden Bollmann's troͤſtlich aner¬ kennen duͤrfen, daß er, ſeinem Sinne, ſeinen Faͤhig¬ keiten und Wuͤnſchen gemaͤß, bis zuletzt in ſeinem
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VI.
Mit dieſem letzten Briefe hoͤren unſre Nachrichten
auf; nur durch die oͤffentlichen Blaͤtter erfuhren wir
nach einiger Zeit, daß Bollmann im Jahre 1821 eine
neue Reiſe nach Amerika unternommen, und zwar dies¬
mal nach Weſtindien und den ehemaligen ſpaniſchen
Beſitzungen des Feſtlandes, um wichtigen Anleihe- und
Waaren-Geſchaͤften, bei welchen wiederum das Haus
Baring betheiligt war, perſoͤnlich vorzuſtehn. Im
Laufe dieſer Betreibungen, denen ein unermeßliches
Feld eroͤffnet, und großer Gewinn vorauszuſehen war,
ereilte ihn unvermuthet der Tod. Er ſtarb am 10. De¬
zember 1821 zu Kingſton in Jamaika an einem hitzi¬
gen Fieber, das er ſich durch zu große Arbeitſamkeit
zugezogen hatte. Seine beiden Toͤchter, Karoline und
Eliſabeth, waren in London geblieben, und ſind ſpaͤter¬
hin, nachdem ſie das Ableben ihres theuern Vaters
tief betrauert, wie wir hoͤren, in gluͤcklichen Verhaͤlt¬
niſſen nach Nordamerika zuruͤckgekehrt. Wir aber
ſchließen unſern Abriß mit der Betrachtung, daß, wie
es als das ſchoͤnſte Loos des Menſchen erſcheint, wenn
ſeinem eingebornen Streben aus allen Verwirrungen
der Welt die richtige Bahn ſich immer wieder klar
hervorhebt und unabſehbar neue Zielpunkte zeigt, wir
es auch in dem Scheiden Bollmann's troͤſtlich aner¬
kennen duͤrfen, daß er, ſeinem Sinne, ſeinen Faͤhig¬
keiten und Wuͤnſchen gemaͤß, bis zuletzt in ſeinem
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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