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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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zweyerley/ als Talcum aureum &amp;amp; argenteum, den Gold- und Silber-Talc. Der beste ist so grünlicht-weiß/ in grossen Stücken/ glatt und wann er zerbrochen wird/ wie Silber gläntzet/ auch wann er zu Blättern gerissen wird/ hell und durchsichtig ist. Man muß aber Achtung geben/ daß er durch und durch also sey/ dann in den grossen Stücken sich zuweilen gelbe und rothe Adern finden/ welche gemeiniglich etwas Erde bey sich führen/ so den Talc unwerth und unannehmlich machen. In Ansehung der Landes-Art/ ist der Venedische der beste: nachgehends der Englische/ und letzlich der Moscowitische.

§. 6.

Dem Nutzen und Qualitäten nach wird der Talc nur äusserlich zum Schmincken tüchtig erachtet / und bestrebet sich das Frauenzimmer sonderlich umb das so hoch-gerühmte TALC-Oehl/ welches gleichsam ein Engelisches Angesicht machen/ und wann davon nur ein Tröpfflein über die Nase gesalbet werde/ dasselbige gantz hell und gläntzend machen soll; weßwegen manche Dame es zehenmahl theurer als Gold bezahlen solte/ wann es nur zu haben wäre. Dahero die Frage unter den Gelährten und Laboranten erstanden/ ob man auch das so sehr verlangte

OLEUM TALCI oder Talc-Oehl

darauß machen könne oder nicht? Die meisten halten es vor unmöglich/ indem der Talc weder gestossen/ noch durch das Feuer oder aufflösende Wasser kan gezwungen werden/ wie Ettmüllerus l. c. pag. 810. zeiget. Andere aber wollen das Gegentheil behaupten/ und bemühen sich sehr darum; wie dann in dem Schroeder und andern Scriben[unleserliches Material]en ein grosser Haufe Beschreibungen davon zu finden ist/ welche doch gemeiniglich mehr Geschrey als Wolle mit sich führen/ und wann man endlich ein Oehl darauß erzwinget/ so rühret es nicht von dem Talc/ sondern von andern Sachen / so man hinzugethan/ her/ oder steckt sonst ein Betrug darhinder; wie dann der berühmte und auffrichtige Zvvelferus von dem sonsten auch Welt-bekandten Tackenio einen artlichen Streich in seiner Refut. Tacken. Part. 1. c. 1. pag. 33. erzehlet/ welcher die so genandte Terram foliatam Tartari lange vor einen Talc außgegeben/ und dessen Liquorem vor das Talc-Oehl verkauffet hat: Als aber obgemeldter Zvvelferus unter andern Processen jetzgemeldte Terram foliatam auch gefunden/ und es nachmahlen dem Tackenio gezeiget hatte/ konte dieser endlich die Finesse nicht läugnen/ sondern sagte zu Zvvelfero: Si scis, bene, tacebis, oder: Ist es euch kund/ so haltet reinen Mund. Geschicht das am grü-Holtz/ was will am dürren werden? Thun das die Gelährte? was solten die Verkehrte/ als Storger/ Laboranten und Betrüger? En fin! Die Welt will betrogen seyn.

Das XIX. Capitel
Von dem Nasern- und Pocken- Stein/ wie auch dem Bononischen Phosphoro.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Pocken-Stein oder LAPIS VARIOLATUS, ist ein dunckel-grüner und sehr harter Stein / welcher auff einer Seite etwas erhabene und hell-grüne Flecken/ gleich den Kinder-Pocken hat / so auch auf der andern Seiten und inwendig etwas/ aber

zweyerley/ als Talcum aureum &amp;amp; argenteum, den Gold- und Silber-Talc. Der beste ist so grünlicht-weiß/ in grossen Stücken/ glatt und wann er zerbrochen wird/ wie Silber gläntzet/ auch wann er zu Blättern gerissen wird/ hell und durchsichtig ist. Man muß aber Achtung geben/ daß er durch und durch also sey/ dann in den grossen Stücken sich zuweilen gelbe und rothe Adern finden/ welche gemeiniglich etwas Erde bey sich führen/ so den Talc unwerth und unannehmlich machen. In Ansehung der Landes-Art/ ist der Venedische der beste: nachgehends der Englische/ und letzlich der Moscowitische.

§. 6.

Dem Nutzen und Qualitäten nach wird der Talc nur äusserlich zum Schmincken tüchtig erachtet / und bestrebet sich das Frauenzimmer sonderlich umb das so hoch-gerühmte TALC-Oehl/ welches gleichsam ein Engelisches Angesicht machen/ und wann davon nur ein Tröpfflein über die Nase gesalbet werde/ dasselbige gantz hell und gläntzend machen soll; weßwegen manche Dame es zehenmahl theurer als Gold bezahlen solte/ wann es nur zu haben wäre. Dahero die Frage unter den Gelährten und Laboranten erstanden/ ob man auch das so sehr verlangte

OLEUM TALCI oder Talc-Oehl

darauß machen könne oder nicht? Die meisten halten es vor unmöglich/ indem der Talc weder gestossen/ noch durch das Feuer oder aufflösende Wasser kan gezwungen werden/ wie Ettmüllerus l. c. pag. 810. zeiget. Andere aber wollen das Gegentheil behaupten/ und bemühen sich sehr darum; wie dann in dem Schroeder und andern Scriben[unleserliches Material]en ein grosser Haufe Beschreibungen davon zu finden ist/ welche doch gemeiniglich mehr Geschrey als Wolle mit sich führen/ und wann man endlich ein Oehl darauß erzwinget/ so rühret es nicht von dem Talc/ sondern von andern Sachen / so man hinzugethan/ her/ oder steckt sonst ein Betrug darhinder; wie dann der berühmte und auffrichtige Zvvelferus von dem sonsten auch Welt-bekandten Tackenio einen artlichen Streich in seiner Refut. Tacken. Part. 1. c. 1. pag. 33. erzehlet/ welcher die so genandte Terram foliatam Tartari lange vor einen Talc außgegeben/ und dessen Liquorem vor das Talc-Oehl verkauffet hat: Als aber obgemeldter Zvvelferus unter andern Processen jetzgemeldte Terram foliatam auch gefunden/ und es nachmahlen dem Tackenio gezeiget hatte/ konte dieser endlich die Finesse nicht läugnen/ sondern sagte zu Zvvelfero: Si scis, bene, tacebis, oder: Ist es euch kund/ so haltet reinen Mund. Geschicht das am grü-Holtz/ was will am dürren werden? Thun das die Gelährte? was solten die Verkehrte/ als Storger/ Laboranten und Betrüger? En fin! Die Welt will betrogen seyn.

Das XIX. Capitel
Von dem Nasern- und Pocken- Stein/ wie auch dem Bononischen Phosphoro.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Pocken-Stein oder LAPIS VARIOLATUS, ist ein dunckel-grüner und sehr harter Stein / welcher auff einer Seite etwas erhabene und hell-grüne Flecken/ gleich den Kinder-Pocken hat / so auch auf der andern Seiten und inwendig etwas/ aber

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[51/0095] zweyerley/ als Talcum aureum &amp;amp; argenteum, den Gold- und Silber-Talc. Der beste ist so grünlicht-weiß/ in grossen Stücken/ glatt und wann er zerbrochen wird/ wie Silber gläntzet/ auch wann er zu Blättern gerissen wird/ hell und durchsichtig ist. Man muß aber Achtung geben/ daß er durch und durch also sey/ dann in den grossen Stücken sich zuweilen gelbe und rothe Adern finden/ welche gemeiniglich etwas Erde bey sich führen/ so den Talc unwerth und unannehmlich machen. In Ansehung der Landes-Art/ ist der Venedische der beste: nachgehends der Englische/ und letzlich der Moscowitische. §. 6. Dem Nutzen und Qualitäten nach wird der Talc nur äusserlich zum Schmincken tüchtig erachtet / und bestrebet sich das Frauenzimmer sonderlich umb das so hoch-gerühmte TALC-Oehl/ welches gleichsam ein Engelisches Angesicht machen/ und wann davon nur ein Tröpfflein über die Nase gesalbet werde/ dasselbige gantz hell und gläntzend machen soll; weßwegen manche Dame es zehenmahl theurer als Gold bezahlen solte/ wann es nur zu haben wäre. Dahero die Frage unter den Gelährten und Laboranten erstanden/ ob man auch das so sehr verlangte OLEUM TALCI oder Talc-Oehl darauß machen könne oder nicht? Die meisten halten es vor unmöglich/ indem der Talc weder gestossen/ noch durch das Feuer oder aufflösende Wasser kan gezwungen werden/ wie Ettmüllerus l. c. pag. 810. zeiget. Andere aber wollen das Gegentheil behaupten/ und bemühen sich sehr darum; wie dann in dem Schroeder und andern Scriben_ en ein grosser Haufe Beschreibungen davon zu finden ist/ welche doch gemeiniglich mehr Geschrey als Wolle mit sich führen/ und wann man endlich ein Oehl darauß erzwinget/ so rühret es nicht von dem Talc/ sondern von andern Sachen / so man hinzugethan/ her/ oder steckt sonst ein Betrug darhinder; wie dann der berühmte und auffrichtige Zvvelferus von dem sonsten auch Welt-bekandten Tackenio einen artlichen Streich in seiner Refut. Tacken. Part. 1. c. 1. pag. 33. erzehlet/ welcher die so genandte Terram foliatam Tartari lange vor einen Talc außgegeben/ und dessen Liquorem vor das Talc-Oehl verkauffet hat: Als aber obgemeldter Zvvelferus unter andern Processen jetzgemeldte Terram foliatam auch gefunden/ und es nachmahlen dem Tackenio gezeiget hatte/ konte dieser endlich die Finesse nicht läugnen/ sondern sagte zu Zvvelfero: Si scis, bene, tacebis, oder: Ist es euch kund/ so haltet reinen Mund. Geschicht das am grü-Holtz/ was will am dürren werden? Thun das die Gelährte? was solten die Verkehrte/ als Storger/ Laboranten und Betrüger? En fin! Die Welt will betrogen seyn. Das XIX. Capitel Von dem Nasern- und Pocken- Stein/ wie auch dem Bononischen Phosphoro. [Abbildung] §. 1. DEr Pocken-Stein oder LAPIS VARIOLATUS, ist ein dunckel-grüner und sehr harter Stein / welcher auff einer Seite etwas erhabene und hell-grüne Flecken/ gleich den Kinder-Pocken hat / so auch auf der andern Seiten und inwendig etwas/ aber

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/95>, abgerufen am 21.11.2024.