Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben.

§. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus.

§. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen.

§. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( [fremdsprachliches Material]) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut.

Das VII. Capitel.

Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel.

§. 1.

ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen.

§. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / und Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt.

§. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosa Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erwecken/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben.

§. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus.

§. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen.

§. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( [fremdsprachliches Material]) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut.

Das VII. Capitel.

Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel.

§. 1.

ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen.

§. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / uñ Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt.

§. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosâ Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erweckẽ/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0631" n="55"/>
Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt /       angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben.</p>
        <p>§. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley       Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit /       genennt Lomejerus.</p>
        <p>§. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu       anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und       warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht /       und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen       worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen.</p>
        <p>§. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch      / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die       Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des       Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>)       oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem       gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen       gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch       Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende      / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich       mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun       genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das VII. Capitel.</head>
        <p>Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen       Raritäten zu Constantinopel.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit       folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in       dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles       gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des       itzigen Constantinopels/ gläntzen.</p>
        <p>§. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des       Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle       seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem       hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen       dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre       Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen      / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln /       sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische       Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner /       un&#x0303; Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit       Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht       zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten       theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr       affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen       sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt.</p>
        <p>§. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind /       nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosâ Diei       Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt /       in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu       erwecke&#x0303;/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so      / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und       seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an       sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so /       wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche       Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm       unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen       der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0631] Tempel des Vulcani, die Bucher Iliadis und Ulyesseae, zur Verwahrung niedergelegt / angetroffen/ ihme dieselbigen zugeschrieben/ und vor die seinigen außgegeben. §. 14. Und was den anoern betrifft: so fiude ich/ auch hievon zu zweiffeln/ zweyerley Anlaß: Die eine genommen aus dem AEliano; die andere aus einem Scribenten neuerer Zeit / genennt Lomejerus. §. 15. AElianus, im 13. Buch seiner Historien (cap. 14.) schreibt/ Homeri Carmina wären zu anfang nur stückweise gemacht/ gesungen und hernach von Hipparcho, dem Sohn Pisistrati, und warhafftigem Schüler des Platonis, dem allerweisesten zu Athen/ zu erst nach Athen gebracht / und von ihm die Rhapsodi, das ist/ die Gelach-Sänger oder Schmarutzer-Poeten/ gezwungen worden/ dieselben in offentlichen Zusammenkünfften der Griechen zu singen. §. 16. Johann-Lomejerus aber (de Bibliothebis, cap. 7. sect. 2. p. 127.) schreibt Lateinisch / (aber hier alsofort verdeutschet) also: Es sol des Theodosii Junioris, welcher die Constantinopolitanische Bibliotheck umb viel tausend Bücher vermehrt/ Ehgemahl/ Endocia, des Leontii (eines Atheniensischen Philosophi) Tochter/ die Homerocentra ( _ ) oder Stücke von Homeri Gedichteu/ zusammen geflückt und getragen; oder/ sonst von einem gelehrten Mann coligirt, aber zerstreut und unvollkommen hinterlassen/ perfectionirt, zusammen gelapt/ oder gepletzt/ und in Ordnung gebracht haben. Mit welchem Lomejero deßfalls auch Helvicus in seinem Theatro Historico (pag. 101. i.) übereinstimmet/ und Sie Eudoxiam nennende / nebst einer andern/ genandt Falconia, aus dem Gyraldo zu zwey Poetinnen machet/ die sich mit zusammen-gerafften Versen aus dem Homero und Virgilio, berühmt gemachet hätten. Und nun genug einmal von der Byzantinischen Trachen-Haut. Das VII. Capitel. Von Ibrahim Bassae unvergleichlicher Magnificentz, Pallast/ und daselbst befindlichen Raritäten zu Constantinopel. §. 1. ICh muß mich bemühen/ den ohn-zweiffel bißanher-gehäusften Verdruß/ dem günstigen Leser mit folgender so viellustigerer Erzehlung hinwiederumb zu versüssen; und je weniger Raritäten in dem alten Byzantz zu holen gewesen seyn; desto heller und häuffiger wird itzo bald alles gleichsain von Gold/ Silber/ Edelsteinen/ und köstlicheu Manufacturen/ in Vorstellung des itzigen Constantinopels/ gläntzen. §. 2. Woselbsten/ was für Herrligkeit und allercuriöseste Pracht in dem Schloß des Durchläuch tigen Ibrahim Bassä/ Groß-Visiers/ und obersten Stadthalters des Türcken über alle seine Länder/ (so vor diesem ein Christ/ und zwar der Geburth ein Genueser/ auß dem hochberühmten fürnehmen Adelichen Hause der Justinianorum, gewesen) mit allen dabey-befindlichen Pertinentien/ sol zu sehen gewesen seyn; verstehe so-manche kostbahre Taffeln/ Säulen/ gewöldte Gänge und Gallerien/ Garten/ Grotten/ und Lust-Hölen/ Fontainen / Cascaden oder künstliche Wasserfälle/ Bibliothek/ Globi, oder Erd- und Himmels-Kugeln / sonderlich- und ungemeine Schau und Brenn-Gläser/ Prismata, Polyedra, Spiegel/ Optische Geinählde/ Uhrwercke/ Mathematische Instrumente; nebst einer herrlichen Rüst-Kanuner / uñ Kunst-Zimmer sonderlich/ in welchem viel schöne Prunck- oder Pracht-Lädgen/ mit Sinaragden/ Rubinen/ Demanten/ Türckissen/ Gold/ und Perlemnutter versetz; die dabey nicht zuvergessen: dieses und dergleichen ist umbständlich zu finden im dritten Buche des ersten theils/ dero von Philipp Zesen aus Frantzösischer ins Hochteutsche/ aber sehr affectirt-übersetzte/ und [so fern] zu lesen verdrüßlich/ an sich selbst aber/ und wegen sinnreichen Vortrags der Sachen/ gar fein-inventlrter Romaine/ Ibrahim Bassa intitulirt. §. 3. Dergleichen Schrifften Romanzi, der Romainen genennet werden/ und nichts anders sind / nach Joh. Gersonis, Parisischen Cantzelrs/ Urtheil (in libello, de superstitiosâ Diei Innocentium Observatione) als gleichsam Poetische Bücher von Kriegs-Händeln zusammen gesetzt / in welchen der grössere Theil ertichtet ist/ mehr eine Neuligkeit und Verwunderung zu erweckẽ/ als die Warheit selbst eigendlich kund zu machen; (ich setze darzu/ doch so / daß alles so vorgestellet werde/ hiemit so wol eine finnreiche Verflechtung der Actionen und seltzamen Begebenheiten/ den Leser von Anfang biß ans Ende/ in eifriger for-lesung allzeit an sich halten/ als von änsserlichem Schein möglicher Warheit/ gleich ob alles würcklich so / wie es beschrieben wird/ in der Welt vorgegangen wäre/ nit abgegaugen werde. Welche Leichtgläubigkeit derhalben so viel eher beym Leser erhalten wird/ so vielmehr ihm unterschiedene wahre Historien vorher bekandt/ die in solchen Büchern/ unter frembden Nahmen der Personen vorgebracht/ künstlich verworffen/ und mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/631
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/631>, abgerufen am 30.12.2024.