Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.halten es vor eine sechsfüßige Qualster oder Cimicem: andere vor das Nest eines Wurms; welche Meynungen doch alle nicht passiren können/ nachdem ein berümbter Engeländer/ Doct. Edvvardus Tyson in Erfahrung kommen/ daß es eine Art kleiner Schröder seye/ welche er auch abgerissen/ in den Actis obbelobter Königlichen Societät Num. 176. unter Augen stellet/ welches dann der Warheit desto ähnlicher scheinet/ weilen zuweilen die Flügel von diesen Schrödern unter den Cochinellen/ gefunden werden. Ja es setzet Ammanus in seinem Büchlein de Materia Med. daß/ so man diese vermeinte Cochinellen-Körner in heiß Wasser lege/ deren Füsse auch zu sehen seyn; wiewohlen ich solche weder in warmen Wasser / noch mit dem Vergrösserungs-Glas habe sehen können/ und dahero leichtlicher zu glauben/ daß wie der Kopff und Flügel/ also auch die Füsse diesen Thierlein abgerieben seyn. §. 6. Wie sonsten diese Thierlein gezeuget und nachmahlen von denen Einwohnern gesamblet und gereiniget werden/ ist in der Relation eines Alten Spaniers/ so viele Jahr der Orthen gelebet / in obberührten Engelischen Actis erzehlet. Anfangs lässet sich ein kleines Knöpfflein oder Bläslein an den Indianischen Feigen-Blättern sehen/ worinnen/ gleich es in den jungen Galläpffeln geschiehet/ eine Made oder kleiner Wurm/ ohne zweiffel auß seinem eigenen Seminio und Eyerlein/ durch die Wärme der Sonnen gezeuget wird/ welcher/ wie andere Würme und Raupen / nach und nach in solchen Käfer oder kleinen Schröder verwandelt wird. Wann nun diese Käfer zur perfection gekommen sind/ so werden sie mit einem dicken Rauch (wie die Bienen mit dem Schwefel) getödtet/ und mit denen untergelegten Leilachen aufgefangen/ worauf sie/ durch Rüttelung der Blätter/ leicht licht fallen. Nachgehends werden sie an der Sonnen gedörret / davon sie sich zusammen ziehen/ und also runtzelicht werden/ und wann sie dürr gnug sind / werden sie gelind mit den Händen gerieben/ biß die Flügel-Füse und dergleichen abgerieben / welche durch Außschwingung und andere Handgriffe davon abzusondern sind. §. 7. Unterdessen ist zu wissen/ daß man wohl drey-biß viererley Sorten von der Cochinillen bey denen Materialisten finde/ davon die erste la Cochenille Mesteque von den Franzosen genennet wird/ und biß daher von uns beschrieben worden: die zweyte/ welche Coccionella Campeschana benennet wird/ bestehet auß lauter Stücklein von der vorigen/ worunter andere Körner/ Hülsen und rothe Thierlein/ so unsere Kinder Herr-Gotts-Kälber nennen/ und andere Unreinigkeiten vermischet sind; wiewohlen auch die erstere/ wann sie schon einmahl zum Färben gebraucht und wieder auffgedörrt worden/ unter diesem Nahmen verkaufet wird. Die dritte ist Coccionella Tetrechalla, welche nichts anders/ als die blose Erde ist/ so unter der Campescham zu finden. Die vierdte/ endlich ist die wilde Cochinelle oder diejenige Körner/ welche an den Wurtzelen der grossen Pimpernellen oder Pimpinella Sanguisorba zu finden/ davon an einem andern Orth soll gehandelt werden. §. 8. Unter allen diesen ist die erste die beste/ welche dicke/ schwere/ saubere und wohl-gedörrete Körner haben soll/ so außwendig eine Silberfarbe oder gleichsam graue-gläutzende Coleur haben/ und wann davon eines im Mund zerbissen wird/ den Speichel gantz roth färbe; die leichte/ magere und klein-körnichte muß man nicht annehmen/ auch zusehen/ daß keine Steinlein darunter gemenget seyn/ wie es offt/ wann diese Waare zu theuer ist/ zu geschehen pfleget. §. 9. Was den Nutzen und Gebrauch der Kutzenellen anlanget/ so sind sie biß daher eben nicht sonderlich in der Artzney-Kunst verschrieben worden/ ob schon Samuel Dale l. c. denenselben eine Hertz-stärckende/ Gifft- und Schweistreibende Krafft/ mit welcher sie dem gefährlichen Flecken-Fieber/ ja der Pest selbsten gewachsen seyn/ zuschreibet; welches desto mehr zu glauben/ je bekandter es ist/ daß dergleichen Thierlein auch sehr viel flüchtige Theilgen oder Sal. vol. bey sich führen/ in Ansehen dessen sie auch den verschlossenen Harn in Dysuria befördern/ wie Ettmüllerus in Schroed. diluc. P. 543. berichtet. Unsere Apothecker hergegen gebrauchen sich deselben offt/ indem sie ihren Aquavit und Magen-Wasser damit roth färben / auch die Alchennes-Güsse auf Marcipanen damit anmachen/ wann sie den Zucker mit dem Crem. Tart. oder andere saure Sachen vermischen und mit den Kutzenellen färben: Am meisten aber werden solche von den Färbern zu der Carmosin-rothen Farb gesuchet/ welche zu jedem [unleserliches Material]. Garn / Strümpff oder Tuch ein Loth (so auf 15. alb. kombt) Coccionellen brauchen/ und nachdem das Garn zuvor mit Alaun und Wein-Stein gebeitzet/ mit denen in Weitzen-Kleyen-Wasser auffgelößten Kutzenellen zu färben wissen. In Orient nehmen die Türcken zu zwey Theilen von denen Cotschinellen/ ein Theil Bazgendge (ist eine frembde Frucht/ so auf einer Art Eich-Baum wächset) und ein Theil Wein-Stein/ stossen es zusammen und machen darauß eine überauß schöne Scharlach-Farbe. halten es vor eine sechsfüßige Qualster oder Cimicem: andere vor das Nest eines Wurms; welche Meynungen doch alle nicht passiren können/ nachdem ein berümbter Engeländer/ Doct. Edvvardus Tyson in Erfahrung kommen/ daß es eine Art kleiner Schröder seye/ welche er auch abgerissen/ in den Actis obbelobter Königlichen Societät Num. 176. unter Augen stellet/ welches dann der Warheit desto ähnlicher scheinet/ weilen zuweilen die Flügel von diesen Schrödern unter den Cochinellen/ gefunden werden. Ja es setzet Ammanus in seinem Büchlein de Materiâ Med. daß/ so man diese vermeinte Cochinellen-Körner in heiß Wasser lege/ deren Füsse auch zu sehen seyn; wiewohlen ich solche weder in warmen Wasser / noch mit dem Vergrösserungs-Glas habe sehen können/ und dahero leichtlicher zu glauben/ daß wie der Kopff und Flügel/ also auch die Füsse diesen Thierlein abgerieben seyn. §. 6. Wie sonsten diese Thierlein gezeuget und nachmahlen von denen Einwohnern gesamblet und gereiniget werden/ ist in der Relation eines Alten Spaniers/ so viele Jahr der Orthen gelebet / in obberührten Engelischen Actis erzehlet. Anfangs lässet sich ein kleines Knöpfflein oder Bläslein an den Indianischen Feigen-Blättern sehen/ worinnen/ gleich es in den jungen Galläpffeln geschiehet/ eine Made oder kleiner Wurm/ ohne zweiffel auß seinem eigenen Seminio und Eyerlein/ durch die Wärme der Sonnen gezeuget wird/ welcher/ wie andere Würme und Raupen / nach und nach in solchen Käfer oder kleinen Schröder verwandelt wird. Wann nun diese Käfer zur perfection gekommen sind/ so werden sie mit einem dicken Rauch (wie die Bienen mit dem Schwefel) getödtet/ und mit denen untergelegten Leilachen aufgefangen/ worauf sie/ durch Rüttelung der Blätter/ leicht licht fallen. Nachgehends werden sie an der Sonnen gedörret / davon sie sich zusammen ziehen/ und also runtzelicht werden/ und wann sie dürr gnug sind / werden sie gelind mit den Händen gerieben/ biß die Flügel-Füse und dergleichen abgerieben / welche durch Außschwingung und andere Handgriffe davon abzusondern sind. §. 7. Unterdessen ist zu wissen/ daß man wohl drey-biß viererley Sorten von der Cochinillen bey denen Materialisten finde/ davon die erste la Cochenille Mesteque von den Franzosen genennet wird/ und biß daher von uns beschrieben worden: die zweyte/ welche Coccionella Campeschana benennet wird/ bestehet auß lauter Stücklein von der vorigen/ worunter andere Körner/ Hülsen und rothe Thierlein/ so unsere Kinder Herr-Gotts-Kälber nennen/ und andere Unreinigkeiten vermischet sind; wiewohlen auch die erstere/ wann sie schon einmahl zum Färben gebraucht und wieder auffgedörrt worden/ unter diesem Nahmen verkaufet wird. Die dritte ist Coccionella Tetrechalla, welche nichts anders/ als die blose Erde ist/ so unter der Campescham zu finden. Die vierdte/ endlich ist die wilde Cochinelle oder diejenige Körner/ welche an den Wurtzelen der grossen Pimpernellen oder Pimpinella Sanguisorba zu finden/ davon an einem andern Orth soll gehandelt werden. §. 8. Unter allen diesen ist die erste die beste/ welche dicke/ schwere/ saubere und wohl-gedörrete Körner haben soll/ so außwendig eine Silberfarbe oder gleichsam graue-gläutzende Coleur haben/ und wann davon eines im Mund zerbissen wird/ den Speichel gantz roth färbe; die leichte/ magere und klein-körnichte muß man nicht annehmen/ auch zusehen/ daß keine Steinlein darunter gemenget seyn/ wie es offt/ wann diese Waare zu theuer ist/ zu geschehen pfleget. §. 9. Was den Nutzen und Gebrauch der Kutzenellen anlanget/ so sind sie biß daher eben nicht sonderlich in der Artzney-Kunst verschrieben worden/ ob schon Samuel Dale l. c. denenselben eine Hertz-stärckende/ Gifft- und Schweistreibende Krafft/ mit welcher sie dem gefährlichen Flecken-Fieber/ ja der Pest selbsten gewachsen seyn/ zuschreibet; welches desto mehr zu glauben/ je bekandter es ist/ daß dergleichen Thierlein auch sehr viel flüchtige Theilgen oder Sal. vol. bey sich führen/ in Ansehen dessen sie auch den verschlossenen Harn in Dysuria befördern/ wie Ettmüllerus in Schroed. diluc. P. 543. berichtet. Unsere Apothecker hergegen gebrauchen sich deselben offt/ indem sie ihren Aquavit und Magen-Wasser damit roth färben / auch die Alchennes-Güsse auf Marcipanen damit anmachen/ wann sie den Zucker mit dem Crem. Tart. oder andere saure Sachen vermischen und mit den Kutzenellen färben: Am meisten aber werden solche von den Färbern zu der Carmosin-rothen Farb gesuchet/ welche zu jedem [unleserliches Material]. Garn / Strümpff oder Tuch ein Loth (so auf 15. alb. kombt) Coccionellen brauchen/ und nachdem das Garn zuvor mit Alaun und Wein-Stein gebeitzet/ mit denen in Weitzen-Kleyen-Wasser auffgelößten Kutzenellen zu färben wissen. In Orient nehmen die Türcken zu zwey Theilen von denen Cotschinellen/ ein Theil Bazgendge (ist eine frembde Frucht/ so auf einer Art Eich-Baum wächset) und ein Theil Wein-Stein/ stossen es zusammen und machen darauß eine überauß schöne Scharlach-Farbe. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0570" n="518"/> halten es vor eine sechsfüßige Qualster oder Cimicem: andere vor das Nest eines Wurms; welche Meynungen doch alle nicht passiren können/ nachdem ein berümbter Engeländer/ Doct. Edvvardus Tyson in Erfahrung kommen/ daß es eine Art kleiner Schröder seye/ welche er auch abgerissen/ in den Actis obbelobter Königlichen Societät Num. 176. unter Augen stellet/ welches dann der Warheit desto ähnlicher scheinet/ weilen zuweilen die Flügel von diesen Schrödern unter den Cochinellen/ gefunden werden. Ja es setzet Ammanus in seinem Büchlein de Materiâ Med. daß/ so man diese vermeinte Cochinellen-Körner in heiß Wasser lege/ deren Füsse auch zu sehen seyn; wiewohlen ich solche weder in warmen Wasser / noch mit dem Vergrösserungs-Glas habe sehen können/ und dahero leichtlicher zu glauben/ daß wie der Kopff und Flügel/ also auch die Füsse diesen Thierlein abgerieben seyn.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Wie sonsten diese Thierlein gezeuget und nachmahlen von denen Einwohnern gesamblet und gereiniget werden/ ist in der Relation eines Alten Spaniers/ so viele Jahr der Orthen gelebet / in obberührten Engelischen Actis erzehlet. Anfangs lässet sich ein kleines Knöpfflein oder Bläslein an den Indianischen Feigen-Blättern sehen/ worinnen/ gleich es in den jungen Galläpffeln geschiehet/ eine Made oder kleiner Wurm/ ohne zweiffel auß seinem eigenen Seminio und Eyerlein/ durch die Wärme der Sonnen gezeuget wird/ welcher/ wie andere Würme und Raupen / nach und nach in solchen Käfer oder kleinen Schröder verwandelt wird. Wann nun diese Käfer zur perfection gekommen sind/ so werden sie mit einem dicken Rauch (wie die Bienen mit dem Schwefel) getödtet/ und mit denen untergelegten Leilachen aufgefangen/ worauf sie/ durch Rüttelung der Blätter/ leicht licht fallen. Nachgehends werden sie an der Sonnen gedörret / davon sie sich zusammen ziehen/ und also runtzelicht werden/ und wann sie dürr gnug sind / werden sie gelind mit den Händen gerieben/ biß die Flügel-Füse und dergleichen abgerieben / welche durch Außschwingung und andere Handgriffe davon abzusondern sind.</p> </div> <div> <head>§. 7.</head> <p>Unterdessen ist zu wissen/ daß man wohl drey-biß viererley Sorten von der Cochinillen bey denen Materialisten finde/ davon die erste la Cochenille Mesteque von den Franzosen genennet wird/ und biß daher von uns beschrieben worden: die zweyte/ welche Coccionella Campeschana benennet wird/ bestehet auß lauter Stücklein von der vorigen/ worunter andere Körner/ Hülsen und rothe Thierlein/ so unsere Kinder Herr-Gotts-Kälber nennen/ und andere Unreinigkeiten vermischet sind; wiewohlen auch die erstere/ wann sie schon einmahl zum Färben gebraucht und wieder auffgedörrt worden/ unter diesem Nahmen verkaufet wird. Die dritte ist Coccionella Tetrechalla, welche nichts anders/ als die blose Erde ist/ so unter der Campescham zu finden. Die vierdte/ endlich ist die wilde Cochinelle oder diejenige Körner/ welche an den Wurtzelen der grossen Pimpernellen oder Pimpinella Sanguisorba zu finden/ davon an einem andern Orth soll gehandelt werden.</p> </div> <div> <head>§. 8.</head> <p>Unter allen diesen ist die erste die beste/ welche dicke/ schwere/ saubere und wohl-gedörrete Körner haben soll/ so außwendig eine Silberfarbe oder gleichsam graue-gläutzende Coleur haben/ und wann davon eines im Mund zerbissen wird/ den Speichel gantz roth färbe; die leichte/ magere und klein-körnichte muß man nicht annehmen/ auch zusehen/ daß keine Steinlein darunter gemenget seyn/ wie es offt/ wann diese Waare zu theuer ist/ zu geschehen pfleget.</p> </div> <div> <head>§. 9.</head> <p>Was den Nutzen und Gebrauch der Kutzenellen anlanget/ so sind sie biß daher eben nicht sonderlich in der Artzney-Kunst verschrieben worden/ ob schon Samuel Dale l. c. denenselben eine Hertz-stärckende/ Gifft- und Schweistreibende Krafft/ mit welcher sie dem gefährlichen Flecken-Fieber/ ja der Pest selbsten gewachsen seyn/ zuschreibet; welches desto mehr zu glauben/ je bekandter es ist/ daß dergleichen Thierlein auch sehr viel flüchtige Theilgen oder Sal. vol. bey sich führen/ in Ansehen dessen sie auch den verschlossenen Harn in Dysuria befördern/ wie Ettmüllerus in Schroed. diluc. P. 543. berichtet. Unsere Apothecker hergegen gebrauchen sich deselben offt/ indem sie ihren Aquavit und Magen-Wasser damit roth färben / auch die Alchennes-Güsse auf Marcipanen damit anmachen/ wann sie den Zucker mit dem Crem. Tart. oder andere saure Sachen vermischen und mit den Kutzenellen färben: Am meisten aber werden solche von den Färbern zu der Carmosin-rothen Farb gesuchet/ welche zu jedem <gap reason="illegible"/>. Garn / Strümpff oder Tuch ein Loth (so auf 15. alb. kombt) Coccionellen brauchen/ und nachdem das Garn zuvor mit Alaun und Wein-Stein gebeitzet/ mit denen in Weitzen-Kleyen-Wasser auffgelößten Kutzenellen zu färben wissen. In Orient nehmen die Türcken zu zwey Theilen von denen Cotschinellen/ ein Theil Bazgendge (ist eine frembde Frucht/ so auf einer Art Eich-Baum wächset) und ein Theil Wein-Stein/ stossen es zusammen und machen darauß eine überauß schöne Scharlach-Farbe.</p> </div> </body> </text> </TEI> [518/0570]
halten es vor eine sechsfüßige Qualster oder Cimicem: andere vor das Nest eines Wurms; welche Meynungen doch alle nicht passiren können/ nachdem ein berümbter Engeländer/ Doct. Edvvardus Tyson in Erfahrung kommen/ daß es eine Art kleiner Schröder seye/ welche er auch abgerissen/ in den Actis obbelobter Königlichen Societät Num. 176. unter Augen stellet/ welches dann der Warheit desto ähnlicher scheinet/ weilen zuweilen die Flügel von diesen Schrödern unter den Cochinellen/ gefunden werden. Ja es setzet Ammanus in seinem Büchlein de Materiâ Med. daß/ so man diese vermeinte Cochinellen-Körner in heiß Wasser lege/ deren Füsse auch zu sehen seyn; wiewohlen ich solche weder in warmen Wasser / noch mit dem Vergrösserungs-Glas habe sehen können/ und dahero leichtlicher zu glauben/ daß wie der Kopff und Flügel/ also auch die Füsse diesen Thierlein abgerieben seyn.
§. 6. Wie sonsten diese Thierlein gezeuget und nachmahlen von denen Einwohnern gesamblet und gereiniget werden/ ist in der Relation eines Alten Spaniers/ so viele Jahr der Orthen gelebet / in obberührten Engelischen Actis erzehlet. Anfangs lässet sich ein kleines Knöpfflein oder Bläslein an den Indianischen Feigen-Blättern sehen/ worinnen/ gleich es in den jungen Galläpffeln geschiehet/ eine Made oder kleiner Wurm/ ohne zweiffel auß seinem eigenen Seminio und Eyerlein/ durch die Wärme der Sonnen gezeuget wird/ welcher/ wie andere Würme und Raupen / nach und nach in solchen Käfer oder kleinen Schröder verwandelt wird. Wann nun diese Käfer zur perfection gekommen sind/ so werden sie mit einem dicken Rauch (wie die Bienen mit dem Schwefel) getödtet/ und mit denen untergelegten Leilachen aufgefangen/ worauf sie/ durch Rüttelung der Blätter/ leicht licht fallen. Nachgehends werden sie an der Sonnen gedörret / davon sie sich zusammen ziehen/ und also runtzelicht werden/ und wann sie dürr gnug sind / werden sie gelind mit den Händen gerieben/ biß die Flügel-Füse und dergleichen abgerieben / welche durch Außschwingung und andere Handgriffe davon abzusondern sind.
§. 7. Unterdessen ist zu wissen/ daß man wohl drey-biß viererley Sorten von der Cochinillen bey denen Materialisten finde/ davon die erste la Cochenille Mesteque von den Franzosen genennet wird/ und biß daher von uns beschrieben worden: die zweyte/ welche Coccionella Campeschana benennet wird/ bestehet auß lauter Stücklein von der vorigen/ worunter andere Körner/ Hülsen und rothe Thierlein/ so unsere Kinder Herr-Gotts-Kälber nennen/ und andere Unreinigkeiten vermischet sind; wiewohlen auch die erstere/ wann sie schon einmahl zum Färben gebraucht und wieder auffgedörrt worden/ unter diesem Nahmen verkaufet wird. Die dritte ist Coccionella Tetrechalla, welche nichts anders/ als die blose Erde ist/ so unter der Campescham zu finden. Die vierdte/ endlich ist die wilde Cochinelle oder diejenige Körner/ welche an den Wurtzelen der grossen Pimpernellen oder Pimpinella Sanguisorba zu finden/ davon an einem andern Orth soll gehandelt werden.
§. 8. Unter allen diesen ist die erste die beste/ welche dicke/ schwere/ saubere und wohl-gedörrete Körner haben soll/ so außwendig eine Silberfarbe oder gleichsam graue-gläutzende Coleur haben/ und wann davon eines im Mund zerbissen wird/ den Speichel gantz roth färbe; die leichte/ magere und klein-körnichte muß man nicht annehmen/ auch zusehen/ daß keine Steinlein darunter gemenget seyn/ wie es offt/ wann diese Waare zu theuer ist/ zu geschehen pfleget.
§. 9. Was den Nutzen und Gebrauch der Kutzenellen anlanget/ so sind sie biß daher eben nicht sonderlich in der Artzney-Kunst verschrieben worden/ ob schon Samuel Dale l. c. denenselben eine Hertz-stärckende/ Gifft- und Schweistreibende Krafft/ mit welcher sie dem gefährlichen Flecken-Fieber/ ja der Pest selbsten gewachsen seyn/ zuschreibet; welches desto mehr zu glauben/ je bekandter es ist/ daß dergleichen Thierlein auch sehr viel flüchtige Theilgen oder Sal. vol. bey sich führen/ in Ansehen dessen sie auch den verschlossenen Harn in Dysuria befördern/ wie Ettmüllerus in Schroed. diluc. P. 543. berichtet. Unsere Apothecker hergegen gebrauchen sich deselben offt/ indem sie ihren Aquavit und Magen-Wasser damit roth färben / auch die Alchennes-Güsse auf Marcipanen damit anmachen/ wann sie den Zucker mit dem Crem. Tart. oder andere saure Sachen vermischen und mit den Kutzenellen färben: Am meisten aber werden solche von den Färbern zu der Carmosin-rothen Farb gesuchet/ welche zu jedem _ . Garn / Strümpff oder Tuch ein Loth (so auf 15. alb. kombt) Coccionellen brauchen/ und nachdem das Garn zuvor mit Alaun und Wein-Stein gebeitzet/ mit denen in Weitzen-Kleyen-Wasser auffgelößten Kutzenellen zu färben wissen. In Orient nehmen die Türcken zu zwey Theilen von denen Cotschinellen/ ein Theil Bazgendge (ist eine frembde Frucht/ so auf einer Art Eich-Baum wächset) und ein Theil Wein-Stein/ stossen es zusammen und machen darauß eine überauß schöne Scharlach-Farbe.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/570>, abgerufen am 04.03.2025. |