Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.runter mischet/ so entstehet das so genannte Bettwachs darvon/ womit die Tapissirer ihre Tücher/ und die Haußmütter die Bettzüchen wächsen/ daß die Federn nicht durchstechen: kan auch zum Baumwachs gebraucht werden. Endlich werden auch Wachsfackeln/ Kertzen und Wachsstöcke daraus gemacht / wiewohln die kleine Wachs-Liechtlein/ so man gegen den Blasenstein braucht/ mehr von dem weissen Wachs gemacht werden. §. V. Nach den Bienen folgen unter den Medicinalischen insecten die so genannte Spanische Fliegen oder CANTHARIDES. welche kleine und länglichte Goldkäferlein sind/ so aufwendig grün und schön gleissen/ als wann sie übergüldet wären; haben emen sehr stinckenden Geruch/ und scharff-brennenden Geschmack/ und werden nicht allein in Spanien (wovon sie den Namen haben/) sondern auch bißweilen in Teutschland auf den Rosenstöcklein/ Eychbäumen/ Welschen Hollunder und dergleichen/ aber nicht jährlich gefunden/ indem sie ein oder zwey Jahr außsetzen/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 24. in Acht genommen; dahero D. Geierus in einem eigenen Tr. de Cantharidibus cap. 2. dafür halten will/ daß die Spanische Fliegen hier zu Land sich nicht vermehren/ weilen man niemahlen deren Ovulen gefunden; sondern vermeynet/ sie kämen aus andern Ländern hergeflogen/ weilen sie sich auch bald wieder verlieren: nehren sich sonsten von dem Safft der Baum - Blätter/ fliegen des Tags herumb/ und des Nachts sammlen sie sich dey Haussen. Diese Käferlein pfleget man alsdann einzusammlen/ und mit dem Dampff von Essig zu tödten/ wie der Apothecker Viellieur in Beschreibung frembder Materialien p. 171. berichtet/ und kann man deren übeln Geruch/ welcher sich im Auffdörren spüren lässet / vertreiben/ wann man sie eine Zeitlang an der Sonnen ligen lässet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 73. unterrichtet. Sie müssen noch frisch/ doch recht trucken und gantz seyn/ dann sie in zwey oder drey Jahren sich leichtlich von sich selbsten verzehren/ und zu Milben werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. Part. 2. lib. I. p. 46. schreibet. §. VI. Von diesen Spanischen Mücken werden fast alle Blasen-Pflaster oder Vesicartoria gemacht / wann man nehmlich die äusserliche Flügel/ Kopff und Füsse (welche zu schwach und nichts würcken/) abschneidet/ und das übrige unter Sauertaig/ oder das gelbe Zugpflaster mischet / nachmahlen in der Grösse eines halben Kopffs in den Nacken/ auf die Puls/ oder die jenige Orte/ wo man Fontanellen setzen will/ leget/ da sie dann die Haut roth machen/ und Blasen erwecken/ welches durch das schafer Sal. vol. und sehr spitzige Theilgen geschiehet/ welche Borrichius in Act. Haffniens. Vol. 4. Obseru. 80. p. 186. mit Hülff der Vergrösserungs-Gläser darinnen gesehen: dergleichen Vesicatoria dann in allen Augen - Kranckheiten/ Krampffmässigen Zuckungen/ gifftigen Fiebern/ Podagra und vielen andern Kranckheiten trefflich gut thun/ wie Geierus l. c. weitläufftig zeiget. Einige/ als Thom. Barthol. Cent, 4. Epist. 54. p. 346. wollen sie auch innerlich gegen den Trippert und dergleichen geben/ wo Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 820. die gantze Gantharides erwehlet. Allein wie gefährliche Zufälle darauf erfolgen können/ hat der alte Susannen - Bruder bey dem Henrico ab Heer erfahren/ welcher an statt der gestärckten [unleserliches Material]. einen Blutharn bekommen: dahero Langius Lib. 1. Epist. 47. die Odst- und Garten-Diebe damit entdecken lehret. runter mischet/ so entstehet das so genannte Bettwachs darvon/ womit die Tapissirer ihre Tücher/ und die Haußmütter die Bettzüchen wächsen/ daß die Federn nicht durchstechen: kan auch zum Baumwachs gebraucht werden. Endlich werden auch Wachsfackeln/ Kertzen und Wachsstöcke daraus gemacht / wiewohln die kleine Wachs-Liechtlein/ so man gegen den Blasenstein braucht/ mehr von dem weissen Wachs gemacht werden. §. V. Nach den Bienen folgen unter den Medicinalischen insecten die so genannte Spanische Fliegen oder CANTHARIDES. welche kleine und länglichte Goldkäferlein sind/ so aufwendig grün und schön gleissen/ als wann sie übergüldet wären; haben emen sehr stinckenden Geruch/ und scharff-brennenden Geschmack/ und werden nicht allein in Spanien (wovon sie den Namen haben/) sondern auch bißweilen in Teutschland auf den Rosenstöcklein/ Eychbäumen/ Welschen Hollunder und dergleichen/ aber nicht jährlich gefunden/ indem sie ein oder zwey Jahr außsetzen/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 24. in Acht genommen; dahero D. Geierus in einem eigenen Tr. de Cantharidibus cap. 2. dafür halten will/ daß die Spanische Fliegen hier zu Land sich nicht vermehren/ weilen man niemahlen deren Ovulen gefunden; sondern vermeynet/ sie kämen aus andern Ländern hergeflogen/ weilen sie sich auch bald wieder verlieren: nehren sich sonsten von dem Safft der Baum - Blätter/ fliegen des Tags herumb/ und des Nachts sammlen sie sich dey Haussen. Diese Käferlein pfleget man alsdann einzusammlen/ und mit dem Dampff von Essig zu tödten/ wie der Apothecker Viellieur in Beschreibung frembder Materialien p. 171. berichtet/ und kann man deren übeln Geruch/ welcher sich im Auffdörren spüren lässet / vertreiben/ wann man sie eine Zeitlang an der Sonnen ligen lässet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 73. unterrichtet. Sie müssen noch frisch/ doch recht trucken und gantz seyn/ dann sie in zwey oder drey Jahren sich leichtlich von sich selbsten verzehren/ und zu Milben werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. Part. 2. lib. I. p. 46. schreibet. §. VI. Von diesen Spanischen Mücken werden fast alle Blasen-Pflaster oder Vesicartoria gemacht / wann man nehmlich die äusserliche Flügel/ Kopff und Füsse (welche zu schwach und nichts würcken/) abschneidet/ und das übrige unter Sauertaig/ oder das gelbe Zugpflaster mischet / nachmahlen in der Grösse eines halben Kopffs in den Nacken/ auf die Puls/ oder die jenige Orte/ wo man Fontanellen setzen will/ leget/ da sie dann die Haut roth machen/ und Blasen erwecken/ welches durch das schafer Sal. vol. und sehr spitzige Theilgen geschiehet/ welche Borrichius in Act. Haffniens. Vol. 4. Obseru. 80. p. 186. mit Hülff der Vergrösserungs-Gläser darinnen gesehen: dergleichen Vesicatoria dann in allen Augen - Kranckheiten/ Krampffmässigen Zuckungen/ gifftigen Fiebern/ Podagra und vielen andern Kranckheiten trefflich gut thun/ wie Geierus l. c. weitläufftig zeiget. Einige/ als Thom. Barthol. Cent, 4. Epist. 54. p. 346. wollen sie auch innerlich gegen den Trippert und dergleichen geben/ wo Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 820. die gantze Gantharides erwehlet. Allein wie gefährliche Zufälle darauf erfolgen können/ hat der alte Susannen - Bruder bey dem Henrico ab Heer erfahren/ welcher an statt der gestärckten [unleserliches Material]. einen Blutharn bekommen: dahero Langius Lib. 1. Epist. 47. die Odst- und Garten-Diebe damit entdecken lehret. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0563" n="511"/> runter mischet/ so entstehet das so genannte Bettwachs darvon/ womit die Tapissirer ihre Tücher/ und die Haußmütter die Bettzüchen wächsen/ daß die Federn nicht durchstechen: kan auch zum Baumwachs gebraucht werden. Endlich werden auch Wachsfackeln/ Kertzen und Wachsstöcke daraus gemacht / wiewohln die kleine Wachs-Liechtlein/ so man gegen den Blasenstein braucht/ mehr von dem weissen Wachs gemacht werden.</p> </div> <div> <head>§. 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Geierus in einem eigenen Tr. de Cantharidibus cap. 2. dafür halten will/ daß die Spanische Fliegen hier zu Land sich nicht vermehren/ weilen man niemahlen deren Ovulen gefunden; sondern vermeynet/ sie kämen aus andern Ländern hergeflogen/ weilen sie sich auch bald wieder verlieren: nehren sich sonsten von dem Safft der Baum - Blätter/ fliegen des Tags herumb/ und des Nachts sammlen sie sich dey Haussen. Diese Käferlein pfleget man alsdann einzusammlen/ und mit dem Dampff von Essig zu tödten/ wie der Apothecker Viellieur in Beschreibung frembder Materialien p. 171. berichtet/ und kann man deren übeln Geruch/ welcher sich im Auffdörren spüren lässet / vertreiben/ wann man sie eine Zeitlang an der Sonnen ligen lässet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 73. unterrichtet. Sie müssen noch frisch/ doch recht trucken und gantz seyn/ dann sie in zwey oder drey Jahren sich leichtlich von sich selbsten verzehren/ und zu Milben werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. Part. 2. lib. 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Epist. 54. p. 346. wollen sie auch innerlich gegen den Trippert und dergleichen geben/ wo Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 820. die gantze Gantharides erwehlet. Allein wie gefährliche Zufälle darauf erfolgen können/ hat der alte Susannen - Bruder bey dem Henrico ab Heer erfahren/ welcher an statt der gestärckten <gap reason="illegible"/>. einen Blutharn bekommen: dahero Langius Lib. 1. Epist. 47. die Odst- und Garten-Diebe damit entdecken lehret.</p> </div> </body> </text> </TEI> [511/0563]
runter mischet/ so entstehet das so genannte Bettwachs darvon/ womit die Tapissirer ihre Tücher/ und die Haußmütter die Bettzüchen wächsen/ daß die Federn nicht durchstechen: kan auch zum Baumwachs gebraucht werden. Endlich werden auch Wachsfackeln/ Kertzen und Wachsstöcke daraus gemacht / wiewohln die kleine Wachs-Liechtlein/ so man gegen den Blasenstein braucht/ mehr von dem weissen Wachs gemacht werden.
§. V. Nach den Bienen folgen unter den Medicinalischen insecten die so genannte Spanische Fliegen oder
CANTHARIDES.
welche kleine und länglichte Goldkäferlein sind/ so aufwendig grün und schön gleissen/ als wann sie übergüldet wären; haben emen sehr stinckenden Geruch/ und scharff-brennenden Geschmack/ und werden nicht allein in Spanien (wovon sie den Namen haben/) sondern auch bißweilen in Teutschland auf den Rosenstöcklein/ Eychbäumen/ Welschen Hollunder und dergleichen/ aber nicht jährlich gefunden/ indem sie ein oder zwey Jahr außsetzen/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 24. in Acht genommen; dahero D. Geierus in einem eigenen Tr. de Cantharidibus cap. 2. dafür halten will/ daß die Spanische Fliegen hier zu Land sich nicht vermehren/ weilen man niemahlen deren Ovulen gefunden; sondern vermeynet/ sie kämen aus andern Ländern hergeflogen/ weilen sie sich auch bald wieder verlieren: nehren sich sonsten von dem Safft der Baum - Blätter/ fliegen des Tags herumb/ und des Nachts sammlen sie sich dey Haussen. Diese Käferlein pfleget man alsdann einzusammlen/ und mit dem Dampff von Essig zu tödten/ wie der Apothecker Viellieur in Beschreibung frembder Materialien p. 171. berichtet/ und kann man deren übeln Geruch/ welcher sich im Auffdörren spüren lässet / vertreiben/ wann man sie eine Zeitlang an der Sonnen ligen lässet/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 73. unterrichtet. Sie müssen noch frisch/ doch recht trucken und gantz seyn/ dann sie in zwey oder drey Jahren sich leichtlich von sich selbsten verzehren/ und zu Milben werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. Part. 2. lib. I. p. 46. schreibet.
§. VI. Von diesen Spanischen Mücken werden fast alle Blasen-Pflaster oder Vesicartoria gemacht / wann man nehmlich die äusserliche Flügel/ Kopff und Füsse (welche zu schwach und nichts würcken/) abschneidet/ und das übrige unter Sauertaig/ oder das gelbe Zugpflaster mischet / nachmahlen in der Grösse eines halben Kopffs in den Nacken/ auf die Puls/ oder die jenige Orte/ wo man Fontanellen setzen will/ leget/ da sie dann die Haut roth machen/ und Blasen erwecken/ welches durch das schafer Sal. vol. und sehr spitzige Theilgen geschiehet/ welche Borrichius in Act. Haffniens. Vol. 4. Obseru. 80. p. 186. mit Hülff der Vergrösserungs-Gläser darinnen gesehen: dergleichen Vesicatoria dann in allen Augen - Kranckheiten/ Krampffmässigen Zuckungen/ gifftigen Fiebern/ Podagra und vielen andern Kranckheiten trefflich gut thun/ wie Geierus l. c. weitläufftig zeiget. Einige/ als Thom. Barthol. Cent, 4. Epist. 54. p. 346. wollen sie auch innerlich gegen den Trippert und dergleichen geben/ wo Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 820. die gantze Gantharides erwehlet. Allein wie gefährliche Zufälle darauf erfolgen können/ hat der alte Susannen - Bruder bey dem Henrico ab Heer erfahren/ welcher an statt der gestärckten _ . einen Blutharn bekommen: dahero Langius Lib. 1. Epist. 47. die Odst- und Garten-Diebe damit entdecken lehret.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/563>, abgerufen am 23.02.2025. |