Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. I. DIe Juden-Kirschen sind dunckelgelbe und zusammen geruntzelte Früchte einer Kirschen groß / welche von einem platten/ runden und theils wie Nieren formirten Saamen angefullet sind: haben einen scharffichten und etwas bitteren Geschmack und fast keinen Geruch/ und werden sonsten Baccae Alkekengi oder Halicacabi genennet/ welche in den Apothecken zu verschiedenen Artzneyen angewendet werden/ wie drunten mit mehrerem angezeiget wird. §. 2. Das Kraut wächset gern in Wein-Gärten und schattichten Orten/ blühet im Julio und trägt hernacher groß auffgeblasene grüne Blasen/ weswegen es auch Solanum Vesicarium genennet wird; und wann diese Blasen gelbicht werden und endlich gar auffblatzen/ so erscheinet diese runde und roth-gelbe Kirsche/ wie aus der Figur zu ersehen: Worbey auch der West-Indische Halicacabus, dessen Hernande[unleserliches Material] gedencket/ mitgetheilet wird. §. 3. Man muß zusehen/ daß man sie frisch become und nicht die Wurmstichichte übernehme/ welche keinen Safft noch Krafft mehr haben; zu welchem Ende man sie selbsten erziehen könte/ daß man sie/ wie sie bißweilen verlanger werden/ zugleich frisch haben könne. §. 4. An den Kräfften und Qualitäten kommen sie/ wie auch das Kraut/ darin mit dem Nacht-Schatten überein/ daß sie eine gelinde schmertz-stillende Krafft in sich haben/ auch ein nitrosisches und essentialisches Saltz mit sich führen/ vermög dessen sie allen Schleim abwäschen und abtrucknen können; weswegen sie dann fast in allen Nieren- und Blasen-Gebrechen vortreffliche Hülffe leisten/ den Harn und Stein befordern/ und deswegen in der Kalten-Piß/ Trippert / Lenden-Weh und dergleichen trefflich zu statten kommen/ indem sie durch die tartarische und narcotische Theilger die krampffmäsige Zusammenziehung der Harngängen besänfftigen/ durch das Nitrosische Saltz aber alle Unreinigkeiten darinnen abwaschen. §. 5. Man braucht sie auff verschiedene Art und Weiß/ weicht oder kocht sie entweder mit Süßholtz in Wasser zu einem Tranck/ oder macht ein destillirtes Wasser und Spiritum daraus/ womit verschiedene Essentiae aus dem Extract oder Safft der Beeren gemacht werden/ wie davon etliche Beschreibungen bey dem berümbten Ettmüllero in seinem Commentario über des Schroederi Apothecker-Kunst p. 509. zu finden sind. Es werden auch diese Juden-Kirschen zu andern Compositionen genommen/ als unter den purgierenden Rhabarbar-Safft Syr. De cich. cum rhab. genandt/ und hauptsächlich unter der alten Trochiscos de Alkekengi; wobey dieses in den Apothecken wohl in Acht zu nehmen/ daß weilen die Trochisci de Alkekengi gemeiniglich nechst an denen Trochiscis Alhandal stehen/ die Wörter an den Büchsen/ wie gewöhnlich/ nicht abbreviirt, sondern fein außgeschrieben werden/ damit nicht eines vor das anderer genommen / und wie mir ein mahl zu Giessen (da ich [unleserliches Material] von den Trochisc. Alkekengi verschrieben/ der Apothecker-Junge aber soviel von den Troch. Alhandal genommen hatte) widerfahren/ der Medicus in Schrecken/ der Krancke aber in grosse Schmertzen/ ja Lebens-Gefahr gestürtzet werde. Vid. Miscellan. German. Curios. Dec. III. Ann. III. Obs. 78. pag. III. §. I. DIe Juden-Kirschen sind dunckelgelbe und zusammen geruntzelte Früchte einer Kirschen groß / welche von einem platten/ runden und theils wie Nieren formirten Saamen angefullet sind: haben einen scharffichten und etwas bitteren Geschmack und fast keinen Geruch/ und werden sonsten Baccae Alkekengi oder Halicacabi genennet/ welche in den Apothecken zu verschiedenen Artzneyen angewendet werden/ wie drunten mit mehrerem angezeiget wird. §. 2. Das Kraut wächset gern in Wein-Gärten und schattichten Orten/ blühet im Julio und trägt hernacher groß auffgeblasene grüne Blasen/ weswegen es auch Solanum Vesicarium genennet wird; und wann diese Blasen gelbicht werden und endlich gar auffblatzen/ so erscheinet diese runde und roth-gelbe Kirsche/ wie aus der Figur zu ersehen: Worbey auch der West-Indische Halicacabus, dessen Hernande[unleserliches Material] gedencket/ mitgetheilet wird. §. 3. Man muß zusehen/ daß man sie frisch become und nicht die Wurmstichichte übernehme/ welche keinen Safft noch Krafft mehr haben; zu welchem Ende man sie selbsten erziehen könte/ daß man sie/ wie sie bißweilen verlanger werden/ zugleich frisch haben könne. §. 4. An den Kräfften und Qualitäten kommen sie/ wie auch das Kraut/ darin mit dem Nacht-Schatten überein/ daß sie eine gelinde schmertz-stillende Krafft in sich haben/ auch ein nitrosisches und essentialisches Saltz mit sich führen/ vermög dessen sie allen Schleim abwäschen und abtrucknen können; weswegen sie dann fast in allen Nieren- und Blasen-Gebrechen vortreffliche Hülffe leisten/ den Harn und Stein befordern/ und deswegen in der Kalten-Piß/ Trippert / Lenden-Weh und dergleichen trefflich zu statten kommen/ indem sie durch die tartarische und narcotische Theilger die krampffmäsige Zusammenziehung der Harngängen besänfftigen/ durch das Nitrosische Saltz aber alle Unreinigkeiten darinnen abwaschen. §. 5. Man braucht sie auff verschiedene Art und Weiß/ weicht oder kocht sie entweder mit Süßholtz in Wasser zu einem Tranck/ oder macht ein destillirtes Wasser und Spiritum daraus/ womit verschiedene Essentiae aus dem Extract oder Safft der Beeren gemacht werden/ wie davon etliche Beschreibungen bey dem berümbten Ettmüllero in seinem Commentario über des Schroederi Apothecker-Kunst p. 509. zu finden sind. Es werden auch diese Juden-Kirschen zu andern Compositionen genommen/ als unter den purgierenden Rhabarbar-Safft Syr. De cich. cum rhab. genandt/ und hauptsächlich unter der alten Trochiscos de Alkekengi; wobey dieses in den Apothecken wohl in Acht zu nehmen/ daß weilen die Trochisci de Alkekengi gemeiniglich nechst an denen Trochiscis Alhandal stehen/ die Wörter an den Büchsen/ wie gewöhnlich/ nicht abbreviirt, sondern fein außgeschrieben werden/ damit nicht eines vor das anderer genommen / und wie mir ein mahl zu Giessen (da ich [unleserliches Material] von den Trochisc. Alkekengi verschrieben/ der Apothecker-Junge aber soviel von den Troch. Alhandal genommen hatte) widerfahren/ der Medicus in Schrecken/ der Krancke aber in grosse Schmertzen/ ja Lebens-Gefahr gestürtzet werde. Vid. Miscellan. German. Curios. Dec. III. Ann. III. Obs. 78. pag. III. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0396" n="350"/> </div> <div> <head>§. I.</head> <p>DIe Juden-Kirschen sind dunckelgelbe und zusammen geruntzelte Früchte einer Kirschen groß / welche von einem platten/ runden und theils wie Nieren formirten Saamen angefullet sind: haben einen scharffichten und etwas bitteren Geschmack und fast keinen Geruch/ und werden sonsten Baccae Alkekengi oder Halicacabi genennet/ welche in den Apothecken zu verschiedenen Artzneyen angewendet werden/ wie drunten mit mehrerem angezeiget wird.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Das Kraut wächset gern in Wein-Gärten und schattichten Orten/ blühet im Julio und trägt hernacher groß auffgeblasene grüne Blasen/ weswegen es auch Solanum Vesicarium genennet wird; und wann diese Blasen gelbicht werden und endlich gar auffblatzen/ so erscheinet diese runde und roth-gelbe Kirsche/ wie aus der Figur zu ersehen: Worbey auch der West-Indische Halicacabus, dessen Hernande<gap reason="illegible"/> gedencket/ mitgetheilet wird.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Man muß zusehen/ daß man sie frisch become und nicht die Wurmstichichte übernehme/ welche keinen Safft noch Krafft mehr haben; zu welchem Ende man sie selbsten erziehen könte/ daß man sie/ wie sie bißweilen verlanger werden/ zugleich frisch haben könne.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>An den Kräfften und Qualitäten kommen sie/ wie auch das Kraut/ darin mit dem Nacht-Schatten überein/ daß sie eine gelinde schmertz-stillende Krafft in sich haben/ auch ein nitrosisches und essentialisches Saltz mit sich führen/ vermög dessen sie allen Schleim abwäschen und abtrucknen können; weswegen sie dann fast in allen Nieren- und Blasen-Gebrechen vortreffliche Hülffe leisten/ den Harn und Stein befordern/ und deswegen in der Kalten-Piß/ Trippert / Lenden-Weh und dergleichen trefflich zu statten kommen/ indem sie durch die tartarische und narcotische Theilger die krampffmäsige Zusammenziehung der Harngängen besänfftigen/ durch das Nitrosische Saltz aber alle Unreinigkeiten darinnen abwaschen.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Man braucht sie auff verschiedene Art und Weiß/ weicht oder kocht sie entweder mit Süßholtz in Wasser zu einem Tranck/ oder macht ein destillirtes Wasser und Spiritum daraus/ womit verschiedene Essentiae aus dem Extract oder Safft der Beeren gemacht werden/ wie davon etliche Beschreibungen bey dem berümbten Ettmüllero in seinem Commentario über des Schroederi Apothecker-Kunst p. 509. zu finden sind. Es werden auch diese Juden-Kirschen zu andern Compositionen genommen/ als unter den purgierenden Rhabarbar-Safft Syr. De cich. cum rhab. genandt/ und hauptsächlich unter der alten Trochiscos de Alkekengi; wobey dieses in den Apothecken wohl in Acht zu nehmen/ daß weilen die Trochisci de Alkekengi gemeiniglich nechst an denen Trochiscis Alhandal stehen/ die Wörter an den Büchsen/ wie gewöhnlich/ nicht abbreviirt, sondern fein außgeschrieben werden/ damit nicht eines vor das anderer genommen / und wie mir ein mahl zu Giessen (da ich <gap reason="illegible"/> von den Trochisc. Alkekengi verschrieben/ der Apothecker-Junge aber soviel von den Troch. Alhandal genommen hatte) widerfahren/ der Medicus in Schrecken/ der Krancke aber in grosse Schmertzen/ ja Lebens-Gefahr gestürtzet werde. Vid. Miscellan. German. Curios. Dec. III. Ann. III. Obs. 78. pag. III.</p> </div> </body> </text> </TEI> [350/0396]
§. I. DIe Juden-Kirschen sind dunckelgelbe und zusammen geruntzelte Früchte einer Kirschen groß / welche von einem platten/ runden und theils wie Nieren formirten Saamen angefullet sind: haben einen scharffichten und etwas bitteren Geschmack und fast keinen Geruch/ und werden sonsten Baccae Alkekengi oder Halicacabi genennet/ welche in den Apothecken zu verschiedenen Artzneyen angewendet werden/ wie drunten mit mehrerem angezeiget wird.
§. 2. Das Kraut wächset gern in Wein-Gärten und schattichten Orten/ blühet im Julio und trägt hernacher groß auffgeblasene grüne Blasen/ weswegen es auch Solanum Vesicarium genennet wird; und wann diese Blasen gelbicht werden und endlich gar auffblatzen/ so erscheinet diese runde und roth-gelbe Kirsche/ wie aus der Figur zu ersehen: Worbey auch der West-Indische Halicacabus, dessen Hernande_ gedencket/ mitgetheilet wird.
§. 3. Man muß zusehen/ daß man sie frisch become und nicht die Wurmstichichte übernehme/ welche keinen Safft noch Krafft mehr haben; zu welchem Ende man sie selbsten erziehen könte/ daß man sie/ wie sie bißweilen verlanger werden/ zugleich frisch haben könne.
§. 4. An den Kräfften und Qualitäten kommen sie/ wie auch das Kraut/ darin mit dem Nacht-Schatten überein/ daß sie eine gelinde schmertz-stillende Krafft in sich haben/ auch ein nitrosisches und essentialisches Saltz mit sich führen/ vermög dessen sie allen Schleim abwäschen und abtrucknen können; weswegen sie dann fast in allen Nieren- und Blasen-Gebrechen vortreffliche Hülffe leisten/ den Harn und Stein befordern/ und deswegen in der Kalten-Piß/ Trippert / Lenden-Weh und dergleichen trefflich zu statten kommen/ indem sie durch die tartarische und narcotische Theilger die krampffmäsige Zusammenziehung der Harngängen besänfftigen/ durch das Nitrosische Saltz aber alle Unreinigkeiten darinnen abwaschen.
§. 5. Man braucht sie auff verschiedene Art und Weiß/ weicht oder kocht sie entweder mit Süßholtz in Wasser zu einem Tranck/ oder macht ein destillirtes Wasser und Spiritum daraus/ womit verschiedene Essentiae aus dem Extract oder Safft der Beeren gemacht werden/ wie davon etliche Beschreibungen bey dem berümbten Ettmüllero in seinem Commentario über des Schroederi Apothecker-Kunst p. 509. zu finden sind. Es werden auch diese Juden-Kirschen zu andern Compositionen genommen/ als unter den purgierenden Rhabarbar-Safft Syr. De cich. cum rhab. genandt/ und hauptsächlich unter der alten Trochiscos de Alkekengi; wobey dieses in den Apothecken wohl in Acht zu nehmen/ daß weilen die Trochisci de Alkekengi gemeiniglich nechst an denen Trochiscis Alhandal stehen/ die Wörter an den Büchsen/ wie gewöhnlich/ nicht abbreviirt, sondern fein außgeschrieben werden/ damit nicht eines vor das anderer genommen / und wie mir ein mahl zu Giessen (da ich _ von den Trochisc. Alkekengi verschrieben/ der Apothecker-Junge aber soviel von den Troch. Alhandal genommen hatte) widerfahren/ der Medicus in Schrecken/ der Krancke aber in grosse Schmertzen/ ja Lebens-Gefahr gestürtzet werde. Vid. Miscellan. German. Curios. Dec. III. Ann. III. Obs. 78. pag. III.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/396>, abgerufen am 04.03.2025. |