Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ist/ welcher endlich/ wann sie zeitig werden / auffspringet und die Mandelen in einer andern sehr harten/ mit vielen tieff eingeschnittenen Strichen gezierten Schale/ fallen lässet/ welche nachmahlen zu eröffnen und die Kerne darauß zusamlen sind. Doch gibt es auch eine Art/ an welcher diese holtzichte Schale also zart ist / daß man sie mit den Zähnen auffbeissen kan/ weswegen sie auch Beiß-Mandelen genennet und also gantz bey dem Nach-Tisch auffgetragen werden; dahero sie auch die Materialisten also gantz bringen lassen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. erwehnet hat.

§. 3.

Es gibt aber zweyerley Mandeln/ nemlich süsse und bittere.

Die süsse Mandelen

oder

AMYGDALAE DULCES

werden hinwiederumb in verschiedene Sorten getheilet/ deren eine Ambrosin, die andere Commun-Mandeln genennet werden. Jene sind grösser und höher an der Farb/ werden zu Bavia, in Pugli/ Calabria, nach dem Cantar (welches in Venedig alla grossa 187. [unleserliches Material] alla subtila 294. [unleserliches Material] in Nürnberg aber 172. [unleserliches Material] thut) eingekaufft/ wie Georg Nic. Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 13. berichtet. Diese aber bestehen auß kleineren und nicht so schönen Kernen. Sonsten aber werden sie auch nach den Ländern/ worauß sie kommen/ genennet/ dahero einige die Provintzische/ einige die Valenser/ andere die Barbarische genennet werden. Die Provintzische kommen auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ welchen doch obgemeldter Materialist diejenige/ welche von Genff kommen/ vorziehet. Die Valenser kommen über Welschland/ und wann sie groß sind/ gehen sie den Provintzischen weit vor: wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 16. lehret. Die Barbarische aber/ welche gar auß Orient und Indien kommen/ sind fast die schlechteste/ indem sie klein und guten Theils halb rund sind/ wie Pomet c. l. berichtet; und weilen die süsse Mandeln frisch am besten sind/ so ziehet Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 72. allen solchen Außländischen nicht ohne Ursach unsere Teutsche/ welche immer frisch und gut zu haben sind/ weit vor.

§. 4.

Sie mögen aber herkommen/ wo sie wollen/ so müssen die beste noch frisch/ schön groß / breit/ hoch an der Farb/ nicht zu blaß/ inwendig schön weiß und von einem recht süssen und angenehmen Geschmack seyn. Sie sollen auch keine Schale/ keine Stücker/ vielweniger andern Staub in sich halten/ sonsten müssen sie zuvor anßgelesen werden. Doch muß man unter dem Staub die Blume nicht verstehen/ welche die Mandel-Kernen erhält. Diejenige/ welche gantze Tonnen und Ballen davon einkauffen lassen/ sehen wohl zu/ daß sie durch und durch gut und nicht vermischet seyen/ indem einige Kauffleut zu Lyon und Pariß solche also zu dressiren und zu packen wissen/ daß man leicht Schaden nehmen kan/ wann man sich nicht wohl vorsiher/ wie Pomet c. l. von seinen eigenen Lands-Leuten auffrichtig bekennet und warnet.

§. 5.

Den Nutzen betreffend/ so ist unläugbar/ daß die Mandeln nicht allein eine grosse Nahrung geben und also in den Küchen zu vielen delicaten Speisen/ Marcipanen/ Macronen/ Mandel-Milch sc. gebrauchet werden/ absonderlich aber die Frucht der Schwangeren Weiber stärcken/ auch den Männlichen Saamen vermehren/ sondern auch wegen ihres temperirten Oehls alle scharffe Feuchtigkeiten besänfftigen und deßwegen den Lungensüchtigen/ Schwindsüchtigen und dergleichen zu gut kommen. Zu welchen End dann auch das Süß-Mandel-Oehl oder OLEUM AMYGDALARUM DULCIUM darauß gezwungen wird; und weilen solches nicht allein eusserlich/ sondern auch innerlich gebraucht wird/ so muß es wohl praepariret/ nicht auß alten/ runtzelichten/ und verlegenen Mandeln/ (worvon Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 65. das gemeine herführet) sondern recht frischen und guten Kernen/ und zwar kalt/ ohne Feuer/ außgepresset werden/ sonsten es sobalden einen andern/ nach dem Feuer riechenden/ Geschmack bekommen kan. Es wird innerlich den neugebohrnen Kindlein/ mit oder ohne einem purgierenden Säfftgen eingegeben/ damit die schwartze Unreinigkeiten (worvon sie sonsten Grimmen/ Schwere-Noth und dergleichen bekommen) bey Zeiten auß dem Leibe geschaffet werden. In erwachsenen Personen besänfftiget es den Stein-Schmertzen und befördert den Nieren und Blaßen-Stein/ beilet auch andere Gebrechen des Urins: Laxiret und stillet die Colic/ befördert das Außwerffen im Seitenstechen/ Husten und der gleichen. Eusserlich aber wird es von den Heb-Ammen in der Geburth und vielen andern Dingen gebrauchet; wie dann auch der hinterlassene Taig der Schalen von dem Frauen-Zimmer gebrauchet und die berümbre Mandel-Seiffe davon gemachet wird/ wormit sie sich eine zarte Haut und geschweidige Hände zu machen getrauen/ worzu doch die bittere Mandeln viel desser sind. Sonsten soll I. [unleserliches Material] Mandeln [unleserliches Material]. olei geben/ wie Vielbeuer c. l. in Acht genommen hat.

§. 6.

Die bittere Mandelen

oder

ist/ welcher endlich/ wann sie zeitig werden / auffspringet und die Mandelen in einer andern sehr harten/ mit vielen tieff eingeschnittenen Strichen gezierten Schale/ fallen lässet/ welche nachmahlen zu eröffnen und die Kerne darauß zusamlen sind. Doch gibt es auch eine Art/ an welcher diese holtzichte Schale also zart ist / daß man sie mit den Zähnen auffbeissen kan/ weswegen sie auch Beiß-Mandelen genennet und also gantz bey dem Nach-Tisch auffgetragen werden; dahero sie auch die Materialisten also gantz bringen lassen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. erwehnet hat.

§. 3.

Es gibt aber zweyerley Mandeln/ nemlich süsse und bittere.

Die süsse Mandelen

oder

AMYGDALAE DULCES

werden hinwiederumb in verschiedene Sorten getheilet/ deren eine Ambrosin, die andere Commun-Mandeln genennet werden. Jene sind grösser und höher an der Farb/ werden zu Bavia, in Pugli/ Calabriâ, nach dem Cantar (welches in Venedig alla grossa 187. [unleserliches Material] alla subtila 294. [unleserliches Material] in Nürnberg aber 172. [unleserliches Material] thut) eingekaufft/ wie Georg Nic. Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 13. berichtet. Diese aber bestehen auß kleineren und nicht so schönen Kernen. Sonsten aber werden sie auch nach den Ländern/ worauß sie kommen/ genennet/ dahero einige die Provintzische/ einige die Valenser/ andere die Barbarische genennet werden. Die Provintzische kommen auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ welchen doch obgemeldter Materialist diejenige/ welche von Genff kommen/ vorziehet. Die Valenser kommen über Welschland/ und wann sie groß sind/ gehen sie den Provintzischen weit vor: wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 16. lehret. Die Barbarische aber/ welche gar auß Orient und Indien kommen/ sind fast die schlechteste/ indem sie klein und guten Theils halb rund sind/ wie Pomet c. l. berichtet; und weilen die süsse Mandeln frisch am besten sind/ so ziehet Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 72. allen solchen Außländischen nicht ohne Ursach unsere Teutsche/ welche immer frisch und gut zu haben sind/ weit vor.

§. 4.

Sie mögen aber herkommen/ wo sie wollen/ so müssen die beste noch frisch/ schön groß / breit/ hoch an der Farb/ nicht zu blaß/ inwendig schön weiß und von einem recht süssen und angenehmen Geschmack seyn. Sie sollen auch keine Schale/ keine Stücker/ vielweniger andern Staub in sich halten/ sonsten müssen sie zuvor anßgelesen werden. Doch muß man unter dem Staub die Blume nicht verstehen/ welche die Mandel-Kernen erhält. Diejenige/ welche gantze Tonnen und Ballen davon einkauffen lassen/ sehen wohl zu/ daß sie durch und durch gut und nicht vermischet seyen/ indem einige Kauffleut zu Lyon und Pariß solche also zu dressiren und zu packen wissen/ daß man leicht Schaden nehmen kan/ wann man sich nicht wohl vorsiher/ wie Pomet c. l. von seinen eigenen Lands-Leuten auffrichtig bekennet und warnet.

§. 5.

Den Nutzen betreffend/ so ist unläugbar/ daß die Mandeln nicht allein eine grosse Nahrung geben und also in den Küchen zu vielen delicaten Speisen/ Marcipanen/ Macronen/ Mandel-Milch sc. gebrauchet werden/ absonderlich aber die Frucht der Schwangeren Weiber stärcken/ auch den Männlichen Saamen vermehren/ sondern auch wegen ihres temperirten Oehls alle scharffe Feuchtigkeiten besänfftigen und deßwegen den Lungensüchtigen/ Schwindsüchtigen und dergleichen zu gut kommen. Zu welchen End dann auch das Süß-Mandel-Oehl oder OLEUM AMYGDALARUM DULCIUM darauß gezwungen wird; und weilen solches nicht allein eusserlich/ sondern auch innerlich gebraucht wird/ so muß es wohl praepariret/ nicht auß alten/ runtzelichten/ und verlegenen Mandeln/ (worvon Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 65. das gemeine herführet) sondern recht frischen und guten Kernen/ und zwar kalt/ ohne Feuer/ außgepresset werden/ sonsten es sobalden einen andern/ nach dem Feuer riechenden/ Geschmack bekommen kan. Es wird innerlich den neugebohrnen Kindlein/ mit oder ohne einem purgierenden Säfftgen eingegeben/ damit die schwartze Unreinigkeiten (worvon sie sonsten Grimmen/ Schwere-Noth und dergleichen bekommen) bey Zeiten auß dem Leibe geschaffet werden. In erwachsenen Personen besänfftiget es den Stein-Schmertzen und befördert den Nieren und Blaßen-Stein/ beilet auch andere Gebrechen des Urins: Laxiret und stillet die Colic/ befördert das Außwerffen im Seitenstechen/ Husten und der gleichen. Eusserlich aber wird es von den Heb-Ammen in der Geburth und vielen andern Dingen gebrauchet; wie dann auch der hinterlassene Taig der Schalen von dem Frauen-Zimmer gebrauchet und die berümbre Mandel-Seiffe davon gemachet wird/ wormit sie sich eine zarte Haut und geschweidige Hände zu machen getrauen/ worzu doch die bittere Mandeln viel desser sind. Sonsten soll I. [unleserliches Material] Mandeln [unleserliches Material]. olei geben/ wie Vielbeuer c. l. in Acht genommen hat.

§. 6.

Die bittere Mandelen

oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0375" n="329"/>
ist/ welcher endlich/ wann sie zeitig werden /       auffspringet und die Mandelen in einer andern sehr harten/ mit vielen tieff eingeschnittenen       Strichen gezierten Schale/ fallen lässet/ welche nachmahlen zu eröffnen und die Kerne darauß       zusamlen sind. Doch gibt es auch eine Art/ an welcher diese holtzichte Schale also zart ist /       daß man sie mit den Zähnen auffbeissen kan/ weswegen sie auch Beiß-Mandelen genennet und also       gantz bey dem Nach-Tisch auffgetragen werden; dahero sie auch die Materialisten also gantz       bringen lassen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. erwehnet hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Es gibt aber zweyerley Mandeln/ nemlich süsse und bittere.</p>
        <p>Die süsse Mandelen</p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">AMYGDALAE DULCES</hi> </p>
        <p>werden hinwiederumb in verschiedene Sorten getheilet/ deren eine Ambrosin, die andere       Commun-Mandeln genennet werden. Jene sind grösser und höher an der Farb/ werden zu Bavia, in       Pugli/ Calabriâ, nach dem Cantar (welches in Venedig alla grossa 187. <gap reason="illegible"/> alla subtila 294.       <gap reason="illegible"/> in Nürnberg aber 172. <gap reason="illegible"/> thut) eingekaufft/ wie Georg Nic. Schurtzius in seiner       Material-Kammer pag. 13. berichtet. Diese aber bestehen auß kleineren und nicht so schönen       Kernen. Sonsten aber werden sie auch nach den Ländern/ worauß sie kommen/ genennet/ dahero       einige die Provintzische/ einige die Valenser/ andere die Barbarische genennet werden. Die       Provintzische kommen auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ welchen doch obgemeldter       Materialist diejenige/ welche von Genff kommen/ vorziehet. Die Valenser kommen über       Welschland/ und wann sie groß sind/ gehen sie den Provintzischen weit vor: wie Marxius in       seiner Material-Kammer pag. 16. lehret. Die Barbarische aber/ welche gar auß Orient und Indien       kommen/ sind fast die schlechteste/ indem sie klein und guten Theils halb rund sind/ wie       Pomet c. l. berichtet; und weilen die süsse Mandeln frisch am besten sind/ so ziehet Vielheuer       in Beschreibung frembder Materialien pag. 72. allen solchen Außländischen nicht ohne Ursach       unsere Teutsche/ welche immer frisch und gut zu haben sind/ weit vor.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Sie mögen aber herkommen/ wo sie wollen/ so müssen die beste noch frisch/ schön groß /       breit/ hoch an der Farb/ nicht zu blaß/ inwendig schön weiß und von einem recht süssen und       angenehmen Geschmack seyn. Sie sollen auch keine Schale/ keine Stücker/ vielweniger andern       Staub in sich halten/ sonsten müssen sie zuvor anßgelesen werden. Doch muß man unter dem Staub       die Blume nicht verstehen/ welche die Mandel-Kernen erhält. Diejenige/ welche gantze Tonnen       und Ballen davon einkauffen lassen/ sehen wohl zu/ daß sie durch und durch gut und nicht       vermischet seyen/ indem einige Kauffleut zu Lyon und Pariß solche also zu dressiren und zu       packen wissen/ daß man leicht Schaden nehmen kan/ wann man sich nicht wohl vorsiher/ wie       Pomet c. l. von seinen eigenen Lands-Leuten auffrichtig bekennet und warnet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Den Nutzen betreffend/ so ist unläugbar/ daß die Mandeln nicht allein eine grosse Nahrung       geben und also in den Küchen zu vielen delicaten Speisen/ Marcipanen/ Macronen/ Mandel-Milch       sc. gebrauchet werden/ absonderlich aber die Frucht der Schwangeren Weiber stärcken/ auch den       Männlichen Saamen vermehren/ sondern auch wegen ihres temperirten Oehls alle scharffe       Feuchtigkeiten besänfftigen und deßwegen den Lungensüchtigen/ Schwindsüchtigen und dergleichen       zu gut kommen. Zu welchen End dann auch das Süß-Mandel-Oehl oder OLEUM AMYGDALARUM DULCIUM       darauß gezwungen wird; und weilen solches nicht allein eusserlich/ sondern auch innerlich       gebraucht wird/ so muß es wohl praepariret/ nicht auß alten/ runtzelichten/ und verlegenen       Mandeln/ (worvon Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 65. das gemeine herführet) sondern       recht frischen und guten Kernen/ und zwar kalt/ ohne Feuer/ außgepresset werden/ sonsten es       sobalden einen andern/ nach dem Feuer riechenden/ Geschmack bekommen kan. Es wird innerlich       den neugebohrnen Kindlein/ mit oder ohne einem purgierenden Säfftgen eingegeben/ damit die       schwartze Unreinigkeiten (worvon sie sonsten Grimmen/ Schwere-Noth und dergleichen bekommen)       bey Zeiten auß dem Leibe geschaffet werden. In erwachsenen Personen besänfftiget es den       Stein-Schmertzen und befördert den Nieren und Blaßen-Stein/ beilet auch andere Gebrechen des       Urins: Laxiret und stillet die Colic/ befördert das Außwerffen im Seitenstechen/ Husten und       der gleichen. Eusserlich aber wird es von den Heb-Ammen in der Geburth und vielen andern Dingen       gebrauchet; wie dann auch der hinterlassene Taig der Schalen von dem Frauen-Zimmer gebrauchet       und die berümbre Mandel-Seiffe davon gemachet wird/ wormit sie sich eine zarte Haut und       geschweidige Hände zu machen getrauen/ worzu doch die bittere Mandeln viel desser sind.       Sonsten soll I. <gap reason="illegible"/> Mandeln <gap reason="illegible"/>. olei geben/ wie Vielbeuer c. l. in Acht genommen hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Die bittere Mandelen</p>
        <p>oder</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0375] ist/ welcher endlich/ wann sie zeitig werden / auffspringet und die Mandelen in einer andern sehr harten/ mit vielen tieff eingeschnittenen Strichen gezierten Schale/ fallen lässet/ welche nachmahlen zu eröffnen und die Kerne darauß zusamlen sind. Doch gibt es auch eine Art/ an welcher diese holtzichte Schale also zart ist / daß man sie mit den Zähnen auffbeissen kan/ weswegen sie auch Beiß-Mandelen genennet und also gantz bey dem Nach-Tisch auffgetragen werden; dahero sie auch die Materialisten also gantz bringen lassen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. erwehnet hat. §. 3. Es gibt aber zweyerley Mandeln/ nemlich süsse und bittere. Die süsse Mandelen oder AMYGDALAE DULCES werden hinwiederumb in verschiedene Sorten getheilet/ deren eine Ambrosin, die andere Commun-Mandeln genennet werden. Jene sind grösser und höher an der Farb/ werden zu Bavia, in Pugli/ Calabriâ, nach dem Cantar (welches in Venedig alla grossa 187. _ alla subtila 294. _ in Nürnberg aber 172. _ thut) eingekaufft/ wie Georg Nic. Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 13. berichtet. Diese aber bestehen auß kleineren und nicht so schönen Kernen. Sonsten aber werden sie auch nach den Ländern/ worauß sie kommen/ genennet/ dahero einige die Provintzische/ einige die Valenser/ andere die Barbarische genennet werden. Die Provintzische kommen auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ welchen doch obgemeldter Materialist diejenige/ welche von Genff kommen/ vorziehet. Die Valenser kommen über Welschland/ und wann sie groß sind/ gehen sie den Provintzischen weit vor: wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 16. lehret. Die Barbarische aber/ welche gar auß Orient und Indien kommen/ sind fast die schlechteste/ indem sie klein und guten Theils halb rund sind/ wie Pomet c. l. berichtet; und weilen die süsse Mandeln frisch am besten sind/ so ziehet Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 72. allen solchen Außländischen nicht ohne Ursach unsere Teutsche/ welche immer frisch und gut zu haben sind/ weit vor. §. 4. Sie mögen aber herkommen/ wo sie wollen/ so müssen die beste noch frisch/ schön groß / breit/ hoch an der Farb/ nicht zu blaß/ inwendig schön weiß und von einem recht süssen und angenehmen Geschmack seyn. Sie sollen auch keine Schale/ keine Stücker/ vielweniger andern Staub in sich halten/ sonsten müssen sie zuvor anßgelesen werden. Doch muß man unter dem Staub die Blume nicht verstehen/ welche die Mandel-Kernen erhält. Diejenige/ welche gantze Tonnen und Ballen davon einkauffen lassen/ sehen wohl zu/ daß sie durch und durch gut und nicht vermischet seyen/ indem einige Kauffleut zu Lyon und Pariß solche also zu dressiren und zu packen wissen/ daß man leicht Schaden nehmen kan/ wann man sich nicht wohl vorsiher/ wie Pomet c. l. von seinen eigenen Lands-Leuten auffrichtig bekennet und warnet. §. 5. Den Nutzen betreffend/ so ist unläugbar/ daß die Mandeln nicht allein eine grosse Nahrung geben und also in den Küchen zu vielen delicaten Speisen/ Marcipanen/ Macronen/ Mandel-Milch sc. gebrauchet werden/ absonderlich aber die Frucht der Schwangeren Weiber stärcken/ auch den Männlichen Saamen vermehren/ sondern auch wegen ihres temperirten Oehls alle scharffe Feuchtigkeiten besänfftigen und deßwegen den Lungensüchtigen/ Schwindsüchtigen und dergleichen zu gut kommen. Zu welchen End dann auch das Süß-Mandel-Oehl oder OLEUM AMYGDALARUM DULCIUM darauß gezwungen wird; und weilen solches nicht allein eusserlich/ sondern auch innerlich gebraucht wird/ so muß es wohl praepariret/ nicht auß alten/ runtzelichten/ und verlegenen Mandeln/ (worvon Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 65. das gemeine herführet) sondern recht frischen und guten Kernen/ und zwar kalt/ ohne Feuer/ außgepresset werden/ sonsten es sobalden einen andern/ nach dem Feuer riechenden/ Geschmack bekommen kan. Es wird innerlich den neugebohrnen Kindlein/ mit oder ohne einem purgierenden Säfftgen eingegeben/ damit die schwartze Unreinigkeiten (worvon sie sonsten Grimmen/ Schwere-Noth und dergleichen bekommen) bey Zeiten auß dem Leibe geschaffet werden. In erwachsenen Personen besänfftiget es den Stein-Schmertzen und befördert den Nieren und Blaßen-Stein/ beilet auch andere Gebrechen des Urins: Laxiret und stillet die Colic/ befördert das Außwerffen im Seitenstechen/ Husten und der gleichen. Eusserlich aber wird es von den Heb-Ammen in der Geburth und vielen andern Dingen gebrauchet; wie dann auch der hinterlassene Taig der Schalen von dem Frauen-Zimmer gebrauchet und die berümbre Mandel-Seiffe davon gemachet wird/ wormit sie sich eine zarte Haut und geschweidige Hände zu machen getrauen/ worzu doch die bittere Mandeln viel desser sind. Sonsten soll I. _ Mandeln _ . olei geben/ wie Vielbeuer c. l. in Acht genommen hat. §. 6. Die bittere Mandelen oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/375
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/375>, abgerufen am 03.12.2024.