Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.sonsten nichts/ als die blosse Mühe zur Einsamblung darauff wenden dörffen/ davon Quiqueranus Tract. de Laudibus Gallo - Provinciae mit mehrerem zu sehen ist. Doch sollen auch dergleichen Grana Chermes auß America kommen/ deren sich die Färber meistens gebrauchen/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 534. gedencket; wie dann auch in Polen an der Wurtzel eines Krauts/ Polygonum Coccigerum genandt/ dergleichen Körner zu finden/ davon die Teutschen Curiosi in Miscell. Ac. N. C. Dec. 1. A. 1. p. 27. und Wilh. Robertson in Lexico Concord. mehreren Unterricht geben. §. 3. Nach Einsamblung der Karmasin-Beeren werden dieselbige entweder also/ wie sie gewachsen / auffgeddrret und in andere Länder verschicket: Oder man presset den Safft und Marck darauß / welchen die Apothecker mit Zucker vermischen und also in andere Länder verkauffen/ wo man die Confectionem Alkermes darauß machet: Die zurückbleibende Häutlein aber werden gesäubert und den Färbern verhandelt/ welche den Apotheckern offters das außgelegte Geld wieder zahlen müssen. §. 4. Im Einkauff der Karmasin-Beeren muß man die grosse und gantz frische/ von dem letzten Jahr erwehlen/ welche recht dunckel-roth und noch marckicht sind. Die wurmstichichte leicht-körnichte sind schon zu alt/ weilen die Würme/ so alsdann darinnen wachsen/ das inwendige Meel oder Scharlach-Weid verzehren und nichts/ dann das Häußlein zurück lassen / welches die Krafft der Beeren sehr vermindert. Die Frantzöische auß Languedoc sind insgemein die beste/ weilen sie groß und durch auß roth: Die Portugiesische werden so hoch nicht aestimiret/ weilen sie gemeiniglich klein/ mager und schwartzlich-roth außschen. Vid. Pomet Lib. 1. C. 26. p. 36. absonderlich aber Joh. Stephanus Strobelberger in seinem Buch von den Coccobaphien. §. 5. Den Qualitäten nach wird ihnen eine etwas anhaltende und stärckende Krafft zu geschrieben / darvon jene die verletzte Senn-Adern zu recht bringet/ diese aber die Lebens-Geister in Ohnmachten/ Hertz-Klopffen und andern dergleichen Schwachheiten stärcken sollen. Man gibt sie den Schwangeren Weiber/ wann sie gefallen/ auch zur Geburt arbeiten/ zu Pulver gestossen in einem Ey. Sonsten aber werden sie mehrentheils zu der kostbahrren Scharrlach-Farb und in der Medicin zu dem Alkermes-Safft und darauß entstehenden Confection gesuchet. §. 6. Was die Scharrlach-Farb anbelanget/ so werden nicht allen die gantze Körner darzu gebrauchet / sondern man ziehet auch absonderlich das zarte saubere Meel oder Pulver auß den Körnern/ so etliche die Scharlach-Weid / oder wie es die Frantzosen heissen/ Pastel d' Ecarlatte nennen: Ist das beste Theil davon / und kan nur auß den frischen und sehr rothen Körnern gemacht werden. Dieses brauchen die Färber zu den kostbahren Scharrlach-Tüchern; Und wellen diese Waare von denen Betrügern offters mit Essig angefeuchtet und also die Röthe dadurch erhöhet/ auch das Gewicht vermehret wird/ so muß man bey dem Einkauff wohl in acht nehmen/ daß die Waare nicht feucht sey und unannehmlich rieche/ woran der Betrug zu erkennen. Nechst dieser wird Der Alkermes-Safft oder Syrup zu Montpelier in der Provence mit Cassonad-Zucker verfertiget/ und in kleinen Fäßlein von weisem Holtz in Teutschland und andere Orten verschicket: Muß recht und durchauß roth Frisch auch seyn und eine rechte consistence haben/ auch nicht candisiret seyn. Wann er zu viel Zucker hat/ wird er etwas bleicher und gar zu susse seyn/ ohne eintzige Bitterkeit/ welche in dem recht-auffrichtigen/ doch ohne widerwillen/ gekostet wird. Unter diesen Safft kan man zur Zeit der Noth und des Gebrauchs sobalden andere Hertz-stärckende Mittel/ als praeparirte Perlen/ Zimmet und dergleichen mischen und also an statt der CONFECTIO ALKERMES gebrauchen/ zu mahlen verschiedenen Gelehrte Medici wegen einiger Stück/ so entweder eckelhafft/ als die rohe Seide/ oder zuweilen gefährlich/ wie der Lazur-Stein/ sind / dieselbe sehl desrecommendiren und mit Dan. Ludovici eine andere dergleichen Mixtur von dem Rosen Extract gebrauchen/ wie in dessen Pharmac. pag. 708. zusehen. Wolte man aber dieselbe den Alten und dem gemeinen Mann zu gefallen noch gebrauchen/ muß man solche nach des Zwelffers Anmerckungen verbessern/ in Beysein der Medicorum, oder auch des Raths/ verfertigen und nicht von den Landstrichern/ welche dieselbe/ als die wahre Provintzialische von Montpelier, hin und wieder tragen/ kauffen/ indem diese Betrüger lauter falsche Waare und der Materialisten Außwürffe zusammen raspeln und andern auffhangen; weswegen Herr Pomet solches offenbahren und an obigem Ort alle rechtschaffene Leut vor ihnen warnen wollen Der Gebrauch dieser Confection ist bekandt: Es ist die allgemeine Hertz-Stärckung und letzte Oehlung sonsten nichts/ als die blosse Mühe zur Einsamblung darauff wenden dörffen/ davon Quiqueranus Tract. de Laudibus Gallo - Provinciae mit mehrerem zu sehen ist. Doch sollen auch dergleichen Grana Chermes auß America kommen/ deren sich die Färber meistens gebrauchen/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 534. gedencket; wie dann auch in Polen an der Wurtzel eines Krauts/ Polygonum Coccigerum genandt/ dergleichen Körner zu finden/ davon die Teutschen Curiosi in Miscell. Ac. N. C. Dec. 1. A. 1. p. 27. und Wilh. Robertson in Lexico Concord. mehreren Unterricht geben. §. 3. Nach Einsamblung der Karmasin-Beeren werden dieselbige entweder also/ wie sie gewachsen / auffgeddrret und in andere Länder verschicket: Oder man presset den Safft und Marck darauß / welchen die Apothecker mit Zucker vermischen und also in andere Länder verkauffen/ wo man die Confectionem Alkermes darauß machet: Die zurückbleibende Häutlein aber werden gesäubert und den Färbern verhandelt/ welche den Apotheckern offters das außgelegte Geld wieder zahlen müssen. §. 4. Im Einkauff der Karmasin-Beeren muß man die grosse und gantz frische/ von dem letzten Jahr erwehlen/ welche recht dunckel-roth und noch marckicht sind. Die wurmstichichte leicht-körnichte sind schon zu alt/ weilen die Würme/ so alsdann darinnen wachsen/ das inwendige Meel oder Scharlach-Weid verzehren und nichts/ dann das Häußlein zurück lassen / welches die Krafft der Beeren sehr vermindert. Die Frantzöische auß Languedoc sind insgemein die beste/ weilen sie groß und durch auß roth: Die Portugiesische werden so hoch nicht aestimiret/ weilen sie gemeiniglich klein/ mager und schwartzlich-roth außschen. Vid. Pomet Lib. 1. C. 26. p. 36. absonderlich aber Joh. Stephanus Strobelberger in seinem Buch von den Coccobaphien. §. 5. Den Qualitäten nach wird ihnen eine etwas anhaltende und stärckende Krafft zu geschrieben / darvon jene die verletzte Senn-Adern zu recht bringet/ diese aber die Lebens-Geister in Ohnmachten/ Hertz-Klopffen und andern dergleichen Schwachheiten stärcken sollen. Man gibt sie den Schwangeren Weiber/ wann sie gefallen/ auch zur Geburt arbeiten/ zu Pulver gestossen in einem Ey. Sonsten aber werden sie mehrentheils zu der kostbahrren Scharrlach-Farb und in der Medicin zu dem Alkermes-Safft und darauß entstehenden Confection gesuchet. §. 6. Was die Scharrlach-Farb anbelanget/ so werden nicht allen die gantze Körner darzu gebrauchet / sondern man ziehet auch absonderlich das zarte saubere Meel oder Pulver auß den Körnern/ so etliche die Scharlach-Weid / oder wie es die Frantzosen heissen/ Pastel d' Ecarlatte nennen: Ist das beste Theil davon / und kan nur auß den frischen und sehr rothen Körnern gemacht werden. Dieses brauchen die Färber zu den kostbahren Scharrlach-Tüchern; Und wellen diese Waare von denen Betrügern offters mit Essig angefeuchtet und also die Röthe dadurch erhöhet/ auch das Gewicht vermehret wird/ so muß man bey dem Einkauff wohl in acht nehmen/ daß die Waare nicht feucht sey und unannehmlich rieche/ woran der Betrug zu erkennen. Nechst dieser wird Der Alkermes-Safft oder Syrup zu Montpelier in der Provence mit Cassonad-Zucker verfertiget/ und in kleinen Fäßlein von weisem Holtz in Teutschland und andere Orten verschicket: Muß recht und durchauß roth Frisch auch seyn und eine rechte consistence haben/ auch nicht candisiret seyn. Wann er zu viel Zucker hat/ wird er etwas bleicher und gar zu susse seyn/ ohne eintzige Bitterkeit/ welche in dem recht-auffrichtigen/ doch ohne widerwillen/ gekostet wird. Unter diesen Safft kan man zur Zeit der Noth und des Gebrauchs sobalden andere Hertz-stärckende Mittel/ als praeparirte Perlen/ Zimmet und dergleichen mischen und also an statt der CONFECTIO ALKERMES gebrauchen/ zu mahlen verschiedenen Gelehrte Medici wegen einiger Stück/ so entweder eckelhafft/ als die rohe Seide/ oder zuweilen gefährlich/ wie der Lazur-Stein/ sind / dieselbe sehl desrecommendiren und mit Dan. Ludovici eine andere dergleichen Mixtur von dem Rosen Extract gebrauchen/ wie in dessen Pharmac. pag. 708. zusehen. Wolte man aber dieselbe den Alten und dem gemeinen Mann zu gefallen noch gebrauchen/ muß man solche nach des Zwelffers Anmerckungen verbessern/ in Beysein der Medicorum, oder auch des Raths/ verfertigen und nicht von den Landstrichern/ welche dieselbe/ als die wahre Provintzialische von Montpelier, hin und wieder tragen/ kauffen/ indem diese Betrüger lauter falsche Waare und der Materialisten Außwürffe zusammen raspeln und andern auffhangen; weswegen Herr Pomet solches offenbahren und an obigem Ort alle rechtschaffene Leut vor ihnen warnen wollen Der Gebrauch dieser Confection ist bekandt: Es ist die allgemeine Hertz-Stärckung und letzte Oehlung <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0350" n="304"/> sonsten nichts/ als die blosse Mühe zur Einsamblung darauff wenden dörffen/ davon Quiqueranus Tract. de Laudibus Gallo - Provinciae mit mehrerem zu sehen ist. Doch sollen auch dergleichen Grana Chermes auß America kommen/ deren sich die Färber meistens gebrauchen/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 534. gedencket; wie dann auch in Polen an der Wurtzel eines Krauts/ Polygonum Coccigerum genandt/ dergleichen Körner zu finden/ davon die Teutschen Curiosi in Miscell. Ac. N. C. Dec. 1. A. 1. p. 27. und Wilh. Robertson in Lexico Concord. mehreren Unterricht geben.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Nach Einsamblung der Karmasin-Beeren werden dieselbige entweder also/ wie sie gewachsen / auffgeddrret und in andere Länder verschicket: Oder man presset den Safft und Marck darauß / welchen die Apothecker mit Zucker vermischen und also in andere Länder verkauffen/ wo man die Confectionem Alkermes darauß machet: Die zurückbleibende Häutlein aber werden gesäubert und den Färbern verhandelt/ welche den Apotheckern offters das außgelegte Geld wieder zahlen müssen.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Im Einkauff der Karmasin-Beeren muß man die grosse und gantz frische/ von dem letzten Jahr erwehlen/ welche recht dunckel-roth und noch marckicht sind. Die wurmstichichte leicht-körnichte sind schon zu alt/ weilen die Würme/ so alsdann darinnen wachsen/ das inwendige Meel oder Scharlach-Weid verzehren und nichts/ dann das Häußlein zurück lassen / welches die Krafft der Beeren sehr vermindert. Die Frantzöische auß Languedoc sind insgemein die beste/ weilen sie groß und durch auß roth: Die Portugiesische werden so hoch nicht aestimiret/ weilen sie gemeiniglich klein/ mager und schwartzlich-roth außschen. Vid. Pomet Lib. 1. C. 26. p. 36. absonderlich aber Joh. Stephanus Strobelberger in seinem Buch von den Coccobaphien.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Den Qualitäten nach wird ihnen eine etwas anhaltende und stärckende Krafft zu geschrieben / darvon jene die verletzte Senn-Adern zu recht bringet/ diese aber die Lebens-Geister in Ohnmachten/ Hertz-Klopffen und andern dergleichen Schwachheiten stärcken sollen. Man gibt sie den Schwangeren Weiber/ wann sie gefallen/ auch zur Geburt arbeiten/ zu Pulver gestossen in einem Ey. Sonsten aber werden sie mehrentheils zu der kostbahrren Scharrlach-Farb und in der Medicin zu dem Alkermes-Safft und darauß entstehenden Confection gesuchet.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Was die Scharrlach-Farb anbelanget/ so werden nicht allen die gantze Körner darzu gebrauchet / sondern man ziehet auch absonderlich das zarte saubere Meel oder Pulver auß den Körnern/ so etliche</p> <p>die Scharlach-Weid /</p> <p>oder wie es die Frantzosen heissen/ Pastel d' Ecarlatte nennen: Ist das beste Theil davon / und kan nur auß den frischen und sehr rothen Körnern gemacht werden. Dieses brauchen die Färber zu den kostbahren Scharrlach-Tüchern; Und wellen diese Waare von denen Betrügern offters mit Essig angefeuchtet und also die Röthe dadurch erhöhet/ auch das Gewicht vermehret wird/ so muß man bey dem Einkauff wohl in acht nehmen/ daß die Waare nicht feucht sey und unannehmlich rieche/ woran der Betrug zu erkennen. Nechst dieser wird</p> <p>Der Alkermes-Safft oder Syrup</p> <p>zu Montpelier in der Provence mit Cassonad-Zucker verfertiget/ und in kleinen Fäßlein von weisem Holtz in Teutschland und andere Orten verschicket: Muß recht und durchauß roth Frisch auch seyn und eine rechte consistence haben/ auch nicht candisiret seyn. Wann er zu viel Zucker hat/ wird er etwas bleicher und gar zu susse seyn/ ohne eintzige Bitterkeit/ welche in dem recht-auffrichtigen/ doch ohne widerwillen/ gekostet wird. Unter diesen Safft kan man zur Zeit der Noth und des Gebrauchs sobalden andere Hertz-stärckende Mittel/ als praeparirte Perlen/ Zimmet und dergleichen mischen und also an statt der</p> <p> <hi rendition="#k">CONFECTIO ALKERMES</hi> </p> <p>gebrauchen/ zu mahlen verschiedenen Gelehrte Medici wegen einiger Stück/ so entweder eckelhafft/ als die rohe Seide/ oder zuweilen gefährlich/ wie der Lazur-Stein/ sind / dieselbe sehl desrecommendiren und mit Dan. Ludovici eine andere dergleichen Mixtur von dem Rosen Extract gebrauchen/ wie in dessen Pharmac. pag. 708. zusehen. Wolte man aber dieselbe den Alten und dem gemeinen Mann zu gefallen noch gebrauchen/ muß man solche nach des Zwelffers Anmerckungen verbessern/ in Beysein der Medicorum, oder auch des Raths/ verfertigen und nicht von den Landstrichern/ welche dieselbe/ als die wahre Provintzialische von Montpelier, hin und wieder tragen/ kauffen/ indem diese Betrüger lauter falsche Waare und der Materialisten Außwürffe zusammen raspeln und andern auffhangen; weswegen Herr Pomet solches offenbahren und an obigem Ort alle rechtschaffene Leut vor ihnen warnen wollen Der Gebrauch dieser Confection ist bekandt: Es ist die allgemeine Hertz-Stärckung und letzte Oehlung </p> </div> </body> </text> </TEI> [304/0350]
sonsten nichts/ als die blosse Mühe zur Einsamblung darauff wenden dörffen/ davon Quiqueranus Tract. de Laudibus Gallo - Provinciae mit mehrerem zu sehen ist. Doch sollen auch dergleichen Grana Chermes auß America kommen/ deren sich die Färber meistens gebrauchen/ wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 534. gedencket; wie dann auch in Polen an der Wurtzel eines Krauts/ Polygonum Coccigerum genandt/ dergleichen Körner zu finden/ davon die Teutschen Curiosi in Miscell. Ac. N. C. Dec. 1. A. 1. p. 27. und Wilh. Robertson in Lexico Concord. mehreren Unterricht geben.
§. 3. Nach Einsamblung der Karmasin-Beeren werden dieselbige entweder also/ wie sie gewachsen / auffgeddrret und in andere Länder verschicket: Oder man presset den Safft und Marck darauß / welchen die Apothecker mit Zucker vermischen und also in andere Länder verkauffen/ wo man die Confectionem Alkermes darauß machet: Die zurückbleibende Häutlein aber werden gesäubert und den Färbern verhandelt/ welche den Apotheckern offters das außgelegte Geld wieder zahlen müssen.
§. 4. Im Einkauff der Karmasin-Beeren muß man die grosse und gantz frische/ von dem letzten Jahr erwehlen/ welche recht dunckel-roth und noch marckicht sind. Die wurmstichichte leicht-körnichte sind schon zu alt/ weilen die Würme/ so alsdann darinnen wachsen/ das inwendige Meel oder Scharlach-Weid verzehren und nichts/ dann das Häußlein zurück lassen / welches die Krafft der Beeren sehr vermindert. Die Frantzöische auß Languedoc sind insgemein die beste/ weilen sie groß und durch auß roth: Die Portugiesische werden so hoch nicht aestimiret/ weilen sie gemeiniglich klein/ mager und schwartzlich-roth außschen. Vid. Pomet Lib. 1. C. 26. p. 36. absonderlich aber Joh. Stephanus Strobelberger in seinem Buch von den Coccobaphien.
§. 5. Den Qualitäten nach wird ihnen eine etwas anhaltende und stärckende Krafft zu geschrieben / darvon jene die verletzte Senn-Adern zu recht bringet/ diese aber die Lebens-Geister in Ohnmachten/ Hertz-Klopffen und andern dergleichen Schwachheiten stärcken sollen. Man gibt sie den Schwangeren Weiber/ wann sie gefallen/ auch zur Geburt arbeiten/ zu Pulver gestossen in einem Ey. Sonsten aber werden sie mehrentheils zu der kostbahrren Scharrlach-Farb und in der Medicin zu dem Alkermes-Safft und darauß entstehenden Confection gesuchet.
§. 6. Was die Scharrlach-Farb anbelanget/ so werden nicht allen die gantze Körner darzu gebrauchet / sondern man ziehet auch absonderlich das zarte saubere Meel oder Pulver auß den Körnern/ so etliche
die Scharlach-Weid /
oder wie es die Frantzosen heissen/ Pastel d' Ecarlatte nennen: Ist das beste Theil davon / und kan nur auß den frischen und sehr rothen Körnern gemacht werden. Dieses brauchen die Färber zu den kostbahren Scharrlach-Tüchern; Und wellen diese Waare von denen Betrügern offters mit Essig angefeuchtet und also die Röthe dadurch erhöhet/ auch das Gewicht vermehret wird/ so muß man bey dem Einkauff wohl in acht nehmen/ daß die Waare nicht feucht sey und unannehmlich rieche/ woran der Betrug zu erkennen. Nechst dieser wird
Der Alkermes-Safft oder Syrup
zu Montpelier in der Provence mit Cassonad-Zucker verfertiget/ und in kleinen Fäßlein von weisem Holtz in Teutschland und andere Orten verschicket: Muß recht und durchauß roth Frisch auch seyn und eine rechte consistence haben/ auch nicht candisiret seyn. Wann er zu viel Zucker hat/ wird er etwas bleicher und gar zu susse seyn/ ohne eintzige Bitterkeit/ welche in dem recht-auffrichtigen/ doch ohne widerwillen/ gekostet wird. Unter diesen Safft kan man zur Zeit der Noth und des Gebrauchs sobalden andere Hertz-stärckende Mittel/ als praeparirte Perlen/ Zimmet und dergleichen mischen und also an statt der
CONFECTIO ALKERMES
gebrauchen/ zu mahlen verschiedenen Gelehrte Medici wegen einiger Stück/ so entweder eckelhafft/ als die rohe Seide/ oder zuweilen gefährlich/ wie der Lazur-Stein/ sind / dieselbe sehl desrecommendiren und mit Dan. Ludovici eine andere dergleichen Mixtur von dem Rosen Extract gebrauchen/ wie in dessen Pharmac. pag. 708. zusehen. Wolte man aber dieselbe den Alten und dem gemeinen Mann zu gefallen noch gebrauchen/ muß man solche nach des Zwelffers Anmerckungen verbessern/ in Beysein der Medicorum, oder auch des Raths/ verfertigen und nicht von den Landstrichern/ welche dieselbe/ als die wahre Provintzialische von Montpelier, hin und wieder tragen/ kauffen/ indem diese Betrüger lauter falsche Waare und der Materialisten Außwürffe zusammen raspeln und andern auffhangen; weswegen Herr Pomet solches offenbahren und an obigem Ort alle rechtschaffene Leut vor ihnen warnen wollen Der Gebrauch dieser Confection ist bekandt: Es ist die allgemeine Hertz-Stärckung und letzte Oehlung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |