Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XIV. Capitel Von dem guten- und wilden Saffran.
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§. 1. DEr rechte und gute Saffran/ im Lateinischen CROCUS genandt/ bestehet aus den inneren Fäserlein einer Blume dieses Nahmens/ welche eine rothgelbe Farb/ einen scharffichten/ etwas bitteren und öhlichten Geschmack/ und sehr durchdringenden Geruch haben: wird theils aus Orient, am meisten aber aus Spanien/ Franckreich / Engeland und Oestreich in Säcken heraus gebracht/ und sowohl gantz/ als gestossen zu vielerley Gebrauch angewandt. §. 2. Diese Blume wächset aus einer Wurtzel/ wie eine graue Zwibel/ und zwar ohne Blätter/ wie die Zeitlosen/ denen sie auch gleich sind/ aber von unterschiedenen Farben. Mitten in den Blumen finder man den blutrothen Saffran/ wie ein schmales Zünglein/ mit drey. Fäserlein / welche zwischen andern 6. Fäserlein oder gelben Zäpfflein (wie in den weissen Lilien) hervor schiessen. Wann die Blumen vergangen seynd/ so kommen alsdann sehr schmale und lange Blätter hernach/ so den gentzen Winter über grün bleiben/ aber gegen den Sommer werden sie welck. Im vierdren Jahr/ gegen dem Früling/ gräbt man die Wurtzel aus/ so findet man bey einer Wurtzel fünff oder sechs junge Zwieblein/ welche in der Lufft/ aber nicht an der Sonnen / sollen gedörret werden. Diese werden alsdann im Früling wieder Reihenweis/ wie die Weinstöck in die Erde gesteckt/ welche aber im ersten Jahr nichts/ als die blosse Blätter tragen: das zweyte Jahr kommen die Blumen und Fäserlein/ welche im September oder October vor der Sonnen Auffgang gesamlet/ und wann sie wohl gesäubert/ über dem Feuer getrucknet werden. Den andern Tag und so ferner werden die jenige/ so über Nacht hervor geschossen/ auff gleiche Manier / abgeschnitten/ biß die Zwibeln nichts mehr hervor schiessen lassen/ welche sonsten/ nicht ohne Verwunderung/ binnen 24. Stund wieder neue Blumen gaben/ wormit eine grosse Handlung getrieben wird. §. 3. Ist aber eine Specerey, deren man viele und verschiedene Sorten hat/ so ist es gewißlich der Saffran/ nachdem er entweder aus Türckey und andern Orientalischen Ländern/ als Persien/ aus der Insul Madagascat und dergleichen gebracht wird/ oder aus Spanien/ Franckreich/ Engeland und Oestreich herkommet/ deren jede wieder ihre besondere Sorten hat. Zwar dem Türckischen Saffran will man heut zu Tag nicht viel guts zuschreiben/ sondern vor den geringsten halten; dann Das XIV. Capitel Von dem guten- und wilden Saffran.
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§. 1. DEr rechte und gute Saffran/ im Lateinischen CROCUS genandt/ bestehet aus den inneren Fäserlein einer Blume dieses Nahmens/ welche eine rothgelbe Farb/ einen scharffichten/ etwas bitteren und öhlichten Geschmack/ und sehr durchdringenden Geruch haben: wird theils aus Orient, am meisten aber aus Spanien/ Franckreich / Engeland und Oestreich in Säcken heraus gebracht/ und sowohl gantz/ als gestossen zu vielerley Gebrauch angewandt. §. 2. Diese Blume wächset aus einer Wurtzel/ wie eine graue Zwibel/ und zwar ohne Blätter/ wie die Zeitlosen/ denen sie auch gleich sind/ aber von unterschiedenen Farben. Mitten in den Blumen finder man den blutrothen Saffran/ wie ein schmales Zünglein/ mit drey. Fäserlein / welche zwischen andern 6. Fäserlein oder gelben Zäpfflein (wie in den weissen Lilien) hervor schiessen. Wann die Blumen vergangen seynd/ so kom̃en alsdann sehr schmale und lange Blätter hernach/ so den gentzen Winter über grün bleiben/ aber gegen den Sommer werden sie welck. Im vierdren Jahr/ gegen dem Früling/ gräbt man die Wurtzel aus/ so findet man bey einer Wurtzel fünff oder sechs junge Zwieblein/ welche in der Lufft/ aber nicht an der Sonnen / sollen gedörret werden. Diese werden alsdann im Früling wieder Reihenweis/ wie die Weinstöck in die Erde gesteckt/ welche aber im ersten Jahr nichts/ als die blosse Blätter tragen: das zweyte Jahr kommen die Blumen und Fäserlein/ welche im September oder October vor der Sonnen Auffgang gesamlet/ und wann sie wohl gesäubert/ über dem Feuer getrucknet werden. Den andern Tag und so ferner werden die jenige/ so über Nacht hervor geschossen/ auff gleiche Manier / abgeschnitten/ biß die Zwibeln nichts mehr hervor schiessen lassen/ welche sonsten/ nicht ohne Verwunderung/ binnen 24. Stund wieder neue Blumen gaben/ wormit eine grosse Handlung getrieben wird. §. 3. Ist aber eine Specerey, deren man viele und verschiedene Sorten hat/ so ist es gewißlich der Saffran/ nachdem er entweder aus Türckey und andern Orientalischen Ländern/ als Persien/ aus der Insul Madagascat und dergleichen gebracht wird/ oder aus Spanien/ Franckreich/ Engeland und Oestreich herkommet/ deren jede wieder ihre besondere Sorten hat. Zwar dem Türckischen Saffran will man heut zu Tag nicht viel guts zuschreiben/ sondern vor den geringsten halten; dann <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0281" n="235"/> </div> <div> <head>Das XIV. Capitel</head> <p> <hi rendition="#b">Von dem guten- und wilden Saffran.</hi> </p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DEr rechte und gute Saffran/ im Lateinischen</p> <p> <hi rendition="#k">CROCUS</hi> </p> <p>genandt/ bestehet aus den inneren Fäserlein einer Blume dieses Nahmens/ welche eine rothgelbe Farb/ einen scharffichten/ etwas bitteren und öhlichten Geschmack/ und sehr durchdringenden Geruch haben: wird theils aus Orient, am meisten aber aus Spanien/ Franckreich / Engeland und Oestreich in Säcken heraus gebracht/ und sowohl gantz/ als gestossen zu vielerley Gebrauch angewandt.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Diese Blume wächset aus einer Wurtzel/ wie eine graue Zwibel/ und zwar ohne Blätter/ wie die Zeitlosen/ denen sie auch gleich sind/ aber von unterschiedenen Farben. Mitten in den Blumen finder man den blutrothen Saffran/ wie ein schmales Zünglein/ mit drey. Fäserlein / welche zwischen andern 6. Fäserlein oder gelben Zäpfflein (wie in den weissen Lilien) hervor schiessen. Wann die Blumen vergangen seynd/ so kom̃en alsdann sehr schmale und lange Blätter hernach/ so den gentzen Winter über grün bleiben/ aber gegen den Sommer werden sie welck. Im vierdren Jahr/ gegen dem Früling/ gräbt man die Wurtzel aus/ so findet man bey einer Wurtzel fünff oder sechs junge Zwieblein/ welche in der Lufft/ aber nicht an der Sonnen / sollen gedörret werden. Diese werden alsdann im Früling wieder Reihenweis/ wie die Weinstöck in die Erde gesteckt/ welche aber im ersten Jahr nichts/ als die blosse Blätter tragen: das zweyte Jahr kommen die Blumen und Fäserlein/ welche im September oder October vor der Sonnen Auffgang gesamlet/ und wann sie wohl gesäubert/ über dem Feuer getrucknet werden. Den andern Tag und so ferner werden die jenige/ so über Nacht hervor geschossen/ auff gleiche Manier / abgeschnitten/ biß die Zwibeln nichts mehr hervor schiessen lassen/ welche sonsten/ nicht ohne Verwunderung/ binnen 24. Stund wieder neue Blumen gaben/ wormit eine grosse Handlung getrieben wird.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Ist aber eine Specerey, deren man viele und verschiedene Sorten hat/ so ist es gewißlich der Saffran/ nachdem er entweder aus Türckey und andern Orientalischen Ländern/ als Persien/ aus der Insul Madagascat und dergleichen gebracht wird/ oder aus Spanien/ Franckreich/ Engeland und Oestreich herkommet/ deren jede wieder ihre besondere Sorten hat. Zwar dem Türckischen Saffran will man heut zu Tag nicht viel guts zuschreiben/ sondern vor den geringsten halten; dann </p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0281]
Das XIV. Capitel Von dem guten- und wilden Saffran.
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§. 1. DEr rechte und gute Saffran/ im Lateinischen
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genandt/ bestehet aus den inneren Fäserlein einer Blume dieses Nahmens/ welche eine rothgelbe Farb/ einen scharffichten/ etwas bitteren und öhlichten Geschmack/ und sehr durchdringenden Geruch haben: wird theils aus Orient, am meisten aber aus Spanien/ Franckreich / Engeland und Oestreich in Säcken heraus gebracht/ und sowohl gantz/ als gestossen zu vielerley Gebrauch angewandt.
§. 2. Diese Blume wächset aus einer Wurtzel/ wie eine graue Zwibel/ und zwar ohne Blätter/ wie die Zeitlosen/ denen sie auch gleich sind/ aber von unterschiedenen Farben. Mitten in den Blumen finder man den blutrothen Saffran/ wie ein schmales Zünglein/ mit drey. Fäserlein / welche zwischen andern 6. Fäserlein oder gelben Zäpfflein (wie in den weissen Lilien) hervor schiessen. Wann die Blumen vergangen seynd/ so kom̃en alsdann sehr schmale und lange Blätter hernach/ so den gentzen Winter über grün bleiben/ aber gegen den Sommer werden sie welck. Im vierdren Jahr/ gegen dem Früling/ gräbt man die Wurtzel aus/ so findet man bey einer Wurtzel fünff oder sechs junge Zwieblein/ welche in der Lufft/ aber nicht an der Sonnen / sollen gedörret werden. Diese werden alsdann im Früling wieder Reihenweis/ wie die Weinstöck in die Erde gesteckt/ welche aber im ersten Jahr nichts/ als die blosse Blätter tragen: das zweyte Jahr kommen die Blumen und Fäserlein/ welche im September oder October vor der Sonnen Auffgang gesamlet/ und wann sie wohl gesäubert/ über dem Feuer getrucknet werden. Den andern Tag und so ferner werden die jenige/ so über Nacht hervor geschossen/ auff gleiche Manier / abgeschnitten/ biß die Zwibeln nichts mehr hervor schiessen lassen/ welche sonsten/ nicht ohne Verwunderung/ binnen 24. Stund wieder neue Blumen gaben/ wormit eine grosse Handlung getrieben wird.
§. 3. Ist aber eine Specerey, deren man viele und verschiedene Sorten hat/ so ist es gewißlich der Saffran/ nachdem er entweder aus Türckey und andern Orientalischen Ländern/ als Persien/ aus der Insul Madagascat und dergleichen gebracht wird/ oder aus Spanien/ Franckreich/ Engeland und Oestreich herkommet/ deren jede wieder ihre besondere Sorten hat. Zwar dem Türckischen Saffran will man heut zu Tag nicht viel guts zuschreiben/ sondern vor den geringsten halten; dann
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/281>, abgerufen am 23.02.2025. |