Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXV. Capitel Von dem Stärck- oder Amelmehl/ Oblaten, Vermicelli &c.
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§. 1. WAs die weisse Stärcke/ Krafft- oder Amelmehl/ Lateinisch Amydum oder Amylum genandt/ seye / ist auch allen Wäscherinnen und alten Weibern bekandt. Wie es aber zubereitet und gemacht werde/ auch welches vor das beste zu halten/ dörffte wohl manchem noch ziemlich unbekandt seyn; weßwegen auch hiervon etwas zu melden/ und was sonsten vor Apothecker-Waaren darauß gemacht werden/ zu berichten ist. §. 2. Es wurde nemblich Anfangs das Krafft- oder A[unleserliches Material]ehl auß einer gewissen Frucht/ so von den Teutschen Amelkorn/ von den Botanicis aber Frumentum Amyleum und Far Candidum genennet wird / gemachet/ welches theils mit der Speltzen/ theils mit dem Weitzen über einander kombt; weilen aber solches nicht aller Orten gezogen wird/ so wird heutiges Tages die weisse Stärcke auch auß Speltzen und gutem Weitzen/ auff folgende Manier zubereitet: Man nimbt die beste und vollkommenste Körner von obigen Früchten/ und nachdem dieselbige sauber gewaschen/ so schüttet man sauber Bach-Wasser darüber/ lässer sie darinnen liegen/ und geusset täglich das Wasser ab und wieder frisches darüber: wann solches etwa 5. ober 6. Tage gescheschehen und die Frucht gantz weich worden/ lässet man das letzte Wasser in ein sauber Gefäß ablauffen / drucket das übrige durch ein Tuch/ und damit der Marck alle heraußkommer/ schüttet man immer von dem letzten Wasser etwas zu/ lässet nachgehends sich alles setzen/ giesset offt gemächlichen das Wasser/ so sich oben setzet/ ab/ und trucknet das übrige an der Sonnen / lässer es in Klumpen zusammen/ so hat man ein gutes Stärckmehl. §. 3. Diese Waare wurde vor diesem häuffig in Meissen/ Thüringen (woher sie noch heutiges Tages zu uns gebracht wird) zubereitet/ und von dar in Holland/ Franckreich und andere Länder verführet; allein es haben sich auch nun die Außländische daran gemacht/ und wird nunmehr das beste Krafftmehl auch zu Pariß verfertiget/ wie Pomet in seiner Material. Rammer p. 19. bezeuget. So wird es auch in Nürnberg gar schön gemacht/ wo man dreyerley Sorten findet/ nach Unterscheid der Schwerigkeit und der Früchten/ worauß es gemachet wird/ wie Joh. Jacob Marx in seiner Teutschen Material-Rammer pag. 17. meldet. Das beste ist/ so auß groben und doch leichten/ gantz weissen Klum- Das XXV. Capitel Von dem Stärck- oder Amelmehl/ Oblaten, Vermicelli &c.
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§. 1. WAs die weisse Stärcke/ Krafft- oder Amelmehl/ Lateinisch Amydum oder Amylum genandt/ seye / ist auch allen Wäscherinnen und alten Weibern bekandt. Wie es aber zubereitet und gemacht werde/ auch welches vor das beste zu halten/ dörffte wohl manchem noch ziemlich unbekandt seyn; weßwegen auch hiervon etwas zu melden/ und was sonsten vor Apothecker-Waaren darauß gemacht werden/ zu berichten ist. §. 2. Es wurde nemblich Anfangs das Krafft- oder A[unleserliches Material]ehl auß einer gewissen Frucht/ so von den Teutschen Amelkorn/ von den Botanicis aber Frumentum Amyleum und Far Candidum genennet wird / gemachet/ welches theils mit der Speltzen/ theils mit dem Weitzen über einander kombt; weilen aber solches nicht aller Orten gezogen wird/ so wird heutiges Tages die weisse Stärcke auch auß Speltzen und gutem Weitzen/ auff folgende Manier zubereitet: Man nimbt die beste und vollkommenste Körner von obigen Früchten/ und nachdem dieselbige sauber gewaschen/ so schüttet man sauber Bach-Wasser darüber/ lässer sie darinnen liegen/ und geusset täglich das Wasser ab und wieder frisches darüber: wann solches etwa 5. ober 6. Tage gescheschehen und die Frucht gantz weich worden/ lässet man das letzte Wasser in ein sauber Gefäß ablauffen / drucket das übrige durch ein Tuch/ und damit der Marck alle heraußkommer/ schüttet man immer von dem letzten Wasser etwas zu/ lässet nachgehends sich alles setzen/ giesset offt gemächlichen das Wasser/ so sich oben setzet/ ab/ und trucknet das übrige an der Sonnen / lässer es in Klumpen zusammen/ so hat man ein gutes Stärckmehl. §. 3. Diese Waare wurde vor diesem häuffig in Meissen/ Thüringen (woher sie noch heutiges Tages zu uns gebracht wird) zubereitet/ und von dar in Holland/ Franckreich und andere Länder verführet; allein es haben sich auch nun die Außländische daran gemacht/ und wird nunmehr das beste Krafftmehl auch zu Pariß verfertiget/ wie Pomet in seiner Material. Rammer p. 19. bezeuget. So wird es auch in Nürnberg gar schön gemacht/ wo man dreyerley Sorten findet/ nach Unterscheid der Schwerigkeit und der Früchten/ worauß es gemachet wird/ wie Joh. Jacob Marx in seiner Teutschen Material-Rammer pag. 17. meldet. Das beste ist/ so auß groben und doch leichten/ gantz weissen Klum- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0188" n="142"/> </div> <div> <head>Das XXV. Capitel<lb/> Von dem Stärck- oder Amelmehl/ Oblaten, Vermicelli &amp;amp;c.</head> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>WAs die weisse Stärcke/ Krafft- oder Amelmehl/ Lateinisch Amydum oder Amylum genandt/ seye / ist auch allen Wäscherinnen und alten Weibern bekandt. Wie es aber zubereitet und gemacht werde/ auch welches vor das beste zu halten/ dörffte wohl manchem noch ziemlich unbekandt seyn; weßwegen auch hiervon etwas zu melden/ und was sonsten vor Apothecker-Waaren darauß gemacht werden/ zu berichten ist.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Es wurde nemblich Anfangs das Krafft- oder A<gap reason="illegible"/>ehl auß einer gewissen Frucht/ so von den Teutschen Amelkorn/ von den Botanicis aber Frumentum Amyleum und Far Candidum genennet wird / gemachet/ welches theils mit der Speltzen/ theils mit dem Weitzen über einander kombt; weilen aber solches nicht aller Orten gezogen wird/ so wird heutiges Tages die weisse Stärcke auch auß Speltzen und gutem Weitzen/ auff folgende Manier zubereitet: Man nimbt die beste und vollkommenste Körner von obigen Früchten/ und nachdem dieselbige sauber gewaschen/ so schüttet man sauber Bach-Wasser darüber/ lässer sie darinnen liegen/ und geusset täglich das Wasser ab und wieder frisches darüber: wann solches etwa 5. ober 6. Tage gescheschehen und die Frucht gantz weich worden/ lässet man das letzte Wasser in ein sauber Gefäß ablauffen / drucket das übrige durch ein Tuch/ und damit der Marck alle heraußkommer/ schüttet man immer von dem letzten Wasser etwas zu/ lässet nachgehends sich alles setzen/ giesset offt gemächlichen das Wasser/ so sich oben setzet/ ab/ und trucknet das übrige an der Sonnen / lässer es in Klumpen zusammen/ so hat man ein gutes Stärckmehl.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Diese Waare wurde vor diesem häuffig in Meissen/ Thüringen (woher sie noch heutiges Tages zu uns gebracht wird) zubereitet/ und von dar in Holland/ Franckreich und andere Länder verführet; allein es haben sich auch nun die Außländische daran gemacht/ und wird nunmehr das beste Krafftmehl auch zu Pariß verfertiget/ wie Pomet in seiner Material. Rammer p. 19. bezeuget. So wird es auch in Nürnberg gar schön gemacht/ wo man dreyerley Sorten findet/ nach Unterscheid der Schwerigkeit und der Früchten/ worauß es gemachet wird/ wie Joh. Jacob Marx in seiner Teutschen Material-Rammer pag. 17. meldet. Das beste ist/ so auß groben und doch leichten/ gantz weissen Klum- </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0188]
Das XXV. Capitel
Von dem Stärck- oder Amelmehl/ Oblaten, Vermicelli &amp;c.
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§. 1. WAs die weisse Stärcke/ Krafft- oder Amelmehl/ Lateinisch Amydum oder Amylum genandt/ seye / ist auch allen Wäscherinnen und alten Weibern bekandt. Wie es aber zubereitet und gemacht werde/ auch welches vor das beste zu halten/ dörffte wohl manchem noch ziemlich unbekandt seyn; weßwegen auch hiervon etwas zu melden/ und was sonsten vor Apothecker-Waaren darauß gemacht werden/ zu berichten ist.
§. 2. Es wurde nemblich Anfangs das Krafft- oder A_ ehl auß einer gewissen Frucht/ so von den Teutschen Amelkorn/ von den Botanicis aber Frumentum Amyleum und Far Candidum genennet wird / gemachet/ welches theils mit der Speltzen/ theils mit dem Weitzen über einander kombt; weilen aber solches nicht aller Orten gezogen wird/ so wird heutiges Tages die weisse Stärcke auch auß Speltzen und gutem Weitzen/ auff folgende Manier zubereitet: Man nimbt die beste und vollkommenste Körner von obigen Früchten/ und nachdem dieselbige sauber gewaschen/ so schüttet man sauber Bach-Wasser darüber/ lässer sie darinnen liegen/ und geusset täglich das Wasser ab und wieder frisches darüber: wann solches etwa 5. ober 6. Tage gescheschehen und die Frucht gantz weich worden/ lässet man das letzte Wasser in ein sauber Gefäß ablauffen / drucket das übrige durch ein Tuch/ und damit der Marck alle heraußkommer/ schüttet man immer von dem letzten Wasser etwas zu/ lässet nachgehends sich alles setzen/ giesset offt gemächlichen das Wasser/ so sich oben setzet/ ab/ und trucknet das übrige an der Sonnen / lässer es in Klumpen zusammen/ so hat man ein gutes Stärckmehl.
§. 3. Diese Waare wurde vor diesem häuffig in Meissen/ Thüringen (woher sie noch heutiges Tages zu uns gebracht wird) zubereitet/ und von dar in Holland/ Franckreich und andere Länder verführet; allein es haben sich auch nun die Außländische daran gemacht/ und wird nunmehr das beste Krafftmehl auch zu Pariß verfertiget/ wie Pomet in seiner Material. Rammer p. 19. bezeuget. So wird es auch in Nürnberg gar schön gemacht/ wo man dreyerley Sorten findet/ nach Unterscheid der Schwerigkeit und der Früchten/ worauß es gemachet wird/ wie Joh. Jacob Marx in seiner Teutschen Material-Rammer pag. 17. meldet. Das beste ist/ so auß groben und doch leichten/ gantz weissen Klum-
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