Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.nen andern/ und (wie Ettmüllerus loc. cit. vermeinet) nur den Frantzöischen zu bekommen pflegten; weßwegen dann die Welt-belobte Kayserl. Societät der Natur-Kündiger/ welche die Medici in Teutschland auffgerichtet/ vor gut befunden hat/ sich durch den Teutschen Medicum in India/ Hn. D. Cleyerum, zu erkundigen/ was es doch mit diesem Kraut vor eine Bewandnus habe/ welcher auch an oberwehnten Hn. de Jager deßwegen geschrieben/ aber doch nichts gewisses erhalten können / indem er nicht recht Achtung auff das noch wachsend- und grünende Kraut gegeben/ doch aber davor hält/ es seye eben dasjenige Kraut/ welches Rauvvolfus umb Bethlehem im H. Land gefunden und nachgehends in seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung im dritten Theil cap. 22. im offentlichen Truck abgemahlet hat/ auch obbenahmter Marxius vor genuin hält: die heutige vornehinste Botanici aber/ als der berühmte Herman, Dale und andere mit dem Hn. de Jager vor eine speciem Abrotani oder eine Art Stab-Wurtz halten/ wie auß den Ost-Indianischen Send-Schreiben Num. 3. erscheinet: Und hat man dessen zweyerley Species, wie auß dem IX. Ost-Indianischen Send-Schreiben zu sehen ist. §. 3. Auff was Art und Weise dieser Saame von den Persianern eingesamblet werde/ zeiget Mons. Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung pag. 384. Weilen er nemblich gar gern außfallen thut / auch wann man ihn mit den Händen samlen wolte/ unsauber würde/ so nehmen sie ihn mit einem Löffel ab: den übrigen Theil aber/ so in den Stengeln bleibet/ samblen sie mit zwey Wannen / so sie in den Wiesen gehend von einer Hand zur ander schlagen und nachmahlen ferner zu säubern wissen. §. 4. Weilen aber der rechte Wurm-Saame offters durch andere dergleichen bittere Saamen / insonderheit mit dem Stab-Wurtz- oder Reinfahren-Saamen verfälschet wird/ wie solches der offters-belobte Hr. Pomet wohl erinnert/ so muß man wohl zusehen/ daß man ihn recht sauber / dickkörnericht/ länglicht/ grünlicht und frisch/ auch von gutem und starcken Geruch erlese: sintemahl der falsche viel leichter und gelblichter ist/ auch mehr klein-geschnittenem Hexel oder Stroh/ als einem Saamen gleich siehet/ und weilen die Materialisten gemeiniglich den altverlegenen viel wohlfeiler als den frischen verkauffen/ daß sie dessen nur los werden/ so wird ein rechtschaffener Apothecker hier sein Gewissen in Acht nehmen und immer die beste Sorte sich anschaffen/ die schlechte aber den Storgern und Land-Streichern/ welche das arme einfältige Volck damit betriegen/ überlassen. §. 5. Den Gebrauch anbelangend/ so ist derselbe so bekandt/ daß es fast nicht nöthig etwas davon zu melden/ hat auch deßwegen den Nahmen bekommen/ weilen er bey uns den Kindern gegen die Würme gegeben wird/ welchen er so zu wieder ist/ daß auch der seel. Ludovici, weyland Sächsischer Leib-Medicus, in seinem sehr herrlichen Buch/ de Pharm. Mod. Sec. applicanda (worinnen er hauptsächlich auff Abschaffung der unnöthigen und frembden Artzneyen dringet) dem Santonico seinen Platz noch vergönnet/ wann er nur nicht mit Essig und andern Einbeitzungen entkräfftet ist. Die Perstaner/ ja auch die Holl- und Engeländer selbsten/ mischen ihn / gleich dem Aniß/ überzogen unter ihre Trisenet/ dann er den Magen stärcker und aller Fäulung wiederstehet: weßwegen man sich billich über den sonst gelahrten Frantzosen Mons. Rochas verwundern muß/ daß er in seinem Tr. de Rebus Min. s. Metall. zu den Gedancken kommen/ es würden die Spul-Würme durch Gebrauch des Wurm-Saamens vielmehr erzeuget/ als getödtet/ weilen er durch putrificirung des Saamens einiges Ungeziefer hervorgebracht; da doch auff solche Manier auß einem jeden Kraut/ auch von dem Wermuth selbsten einige Würmer können erwecket werden/ welches/ wie ein jeder bekennen muß/ den Spul- und anderen Würmen Augen-scheinlich zuwieder ist. Vielleicht ist gemeldter Scribent durch der Land-Streicher Betrug/ den Tabernaemontanus in seinem Kräuter- Buch an Tag geleget/ dahin bewogen worden/ welche die außgetriebene und zu Pulver gestossene Spul-Würme den Kindern eingeben/ auß welchem bald ein grosser Wust dergleichen Würmer hervor kommet/ und durch andere Mittel von ihnen/ mit Verwunderung des Pöbels/ außgeführet wird/ wie dann solches auch auß Faulung der Würmer kommen kan. §. 6. Diesem aber vorzukommen/ so ist sehr nöhtig/ daß manden Wurm-Saamen nicht allein/ sondern mit andern laxirenden medicinen, als Rhabarb. Spec. diaturbith. c. Rhabarbaro und dergleichen eingebe/ daß/ so bald sie getödtet und gestorben sind/ sie auch außgeführet werden möchten: anderst sie zur Fäulung im Leibe gerathen und dadurch ein heßlich-stinckender Athem / Wurm-Fieber und dergleichen bey den Kindern erreget werden/ wie solches offters gesehen und erfahren habe; wie dann auch durch Zuthuung dergleichen andern Pulvern die wiedrigkeit des Saamens in etwas gemindert wird/ daß man nicht so bald nöthig hat solchen mit vielem Zucker zu Confect, Morsellen/ Leckkuchen/ Zucker-Bletz zu machen/ und in andere Formen zu giessen / welches/ so es bey gar zu delicaten Kindern vonnöthen ist/ doch leichtlich mit den laxirenden Zusätzen auch geschehen kan. nen andern/ und (wie Ettmüllerus loc. cit. vermeinet) nur den Frantzöischen zu bekommen pflegten; weßwegen dann die Welt-belobte Kayserl. Societät der Natur-Kündiger/ welche die Medici in Teutschland auffgerichtet/ vor gut befunden hat/ sich durch den Teutschen Medicum in India/ Hn. D. Cleyerum, zu erkundigen/ was es doch mit diesem Kraut vor eine Bewandnus habe/ welcher auch an oberwehnten Hn. de Jager deßwegen geschrieben/ aber doch nichts gewisses erhalten können / indem er nicht recht Achtung auff das noch wachsend- und grünende Kraut gegeben/ doch aber davor hält/ es seye eben dasjenige Kraut/ welches Rauvvolfus umb Bethlehem im H. Land gefunden und nachgehends in seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung im dritten Theil cap. 22. im offentlichen Truck abgemahlet hat/ auch obbenahmter Marxius vor genuin hält: die heutige vornehinste Botanici aber/ als der berühmte Herman, Dale und andere mit dem Hn. de Jager vor eine speciem Abrotani oder eine Art Stab-Wurtz halten/ wie auß den Ost-Indianischen Send-Schreiben Num. 3. erscheinet: Und hat man dessen zweyerley Species, wie auß dem IX. Ost-Indianischen Send-Schreiben zu sehen ist. §. 3. Auff was Art und Weise dieser Saame von den Persianern eingesamblet werde/ zeiget Mons. Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung pag. 384. Weilen er nemblich gar gern außfallen thut / auch wann man ihn mit den Händen samlen wolte/ unsauber würde/ so nehmen sie ihn mit einem Löffel ab: den übrigen Theil aber/ so in den Stengeln bleibet/ samblen sie mit zwey Wannen / so sie in den Wiesen gehend von einer Hand zur ander schlagen und nachmahlen ferner zu säubern wissen. §. 4. Weilen aber der rechte Wurm-Saame offters durch andere dergleichen bittere Saamen / insonderheit mit dem Stab-Wurtz- oder Reinfahren-Saamen verfälschet wird/ wie solches der offters-belobte Hr. Pomet wohl erinnert/ so muß man wohl zusehen/ daß man ihn recht sauber / dickkörnericht/ länglicht/ grünlicht und frisch/ auch von gutem und starcken Geruch erlese: sintemahl der falsche viel leichter und gelblichter ist/ auch mehr klein-geschnittenem Hexel oder Stroh/ als einem Saamen gleich siehet/ und weilen die Materialisten gemeiniglich den altverlegenen viel wohlfeiler als den frischen verkauffen/ daß sie dessen nur los werden/ so wird ein rechtschaffener Apothecker hier sein Gewissen in Acht nehmen und immer die beste Sorte sich anschaffen/ die schlechte aber den Storgern und Land-Streichern/ welche das arme einfältige Volck damit betriegen/ überlassen. §. 5. Den Gebrauch anbelangend/ so ist derselbe so bekandt/ daß es fast nicht nöthig etwas davon zu melden/ hat auch deßwegen den Nahmen bekommen/ weilen er bey uns den Kindern gegen die Würme gegeben wird/ welchen er so zu wieder ist/ daß auch der seel. Ludovici, weyland Sächsischer Leib-Medicus, in seinem sehr herrlichen Buch/ de Pharm. Mod. Sec. applicanda (worinnen er hauptsächlich auff Abschaffung der unnöthigen und frembden Artzneyen dringet) dem Santonico seinen Platz noch vergönnet/ wann er nur nicht mit Essig und andern Einbeitzungen entkräfftet ist. Die Perstaner/ ja auch die Holl- und Engeländer selbsten/ mischen ihn / gleich dem Aniß/ überzogen unter ihre Trisenet/ dann er den Magen stärcker und aller Fäulung wiederstehet: weßwegen man sich billich über den sonst gelahrten Frantzosen Mons. Rochas verwundern muß/ daß er in seinem Tr. de Rebus Min. s. Metall. zu den Gedancken kommen/ es würden die Spul-Würme durch Gebrauch des Wurm-Saamens vielmehr erzeuget/ als getödtet/ weilen er durch putrificirung des Saamens einiges Ungeziefer hervorgebracht; da doch auff solche Manier auß einem jeden Kraut/ auch von dem Wermuth selbsten einige Würmer können erwecket werden/ welches/ wie ein jeder bekennen muß/ den Spul- und anderen Würmen Augen-scheinlich zuwieder ist. Vielleicht ist gemeldter Scribent durch der Land-Streicher Betrug/ den Tabernaemontanus in seinem Kräuter- Buch an Tag geleget/ dahin bewogen worden/ welche die außgetriebene und zu Pulver gestossene Spul-Würme den Kindern eingeben/ auß welchem bald ein grosser Wust dergleichen Würmer hervor kommet/ und durch andere Mittel von ihnen/ mit Verwunderung des Pöbels/ außgeführet wird/ wie dann solches auch auß Faulung der Würmer kommen kan. §. 6. Diesem aber vorzukommen/ so ist sehr nöhtig/ daß manden Wurm-Saamen nicht allein/ sondern mit andern laxirenden medicinen, als Rhabarb. Spec. diaturbith. c. Rhabarbaro und dergleichen eingebe/ daß/ so bald sie getödtet und gestorben sind/ sie auch außgeführet werden möchten: anderst sie zur Fäulung im Leibe gerathen und dadurch ein heßlich-stinckender Athem / Wurm-Fieber und dergleichen bey den Kindern erreget werden/ wie solches offters gesehen und erfahren habe; wie dann auch durch Zuthuung dergleichen andern Pulvern die wiedrigkeit des Saamens in etwas gemindert wird/ daß man nicht so bald nöthig hat solchen mit vielem Zucker zu Confect, Morsellen/ Leckkuchen/ Zucker-Bletz zu machen/ und in andere Formen zu giessen / welches/ so es bey gar zu delicaten Kindern vonnöthen ist/ doch leichtlich mit den laxirenden Zusätzen auch geschehen kan. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0179" n="133"/> nen andern/ und (wie Ettmüllerus loc. cit. vermeinet) nur den Frantzöischen zu bekommen pflegten; weßwegen dann die Welt-belobte Kayserl. Societät der Natur-Kündiger/ welche die Medici in Teutschland auffgerichtet/ vor gut befunden hat/ sich durch den Teutschen Medicum in India/ Hn. D. Cleyerum, zu erkundigen/ was es doch mit diesem Kraut vor eine Bewandnus habe/ welcher auch an oberwehnten Hn. de Jager deßwegen geschrieben/ aber doch nichts gewisses erhalten können / indem er nicht recht Achtung auff das noch wachsend- und grünende Kraut gegeben/ doch aber davor hält/ es seye eben dasjenige Kraut/ welches Rauvvolfus umb Bethlehem im H. Land gefunden und nachgehends in seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung im dritten Theil cap. 22. im offentlichen Truck abgemahlet hat/ auch obbenahmter Marxius vor genuin hält: die heutige vornehinste Botanici aber/ als der berühmte Herman, Dale und andere mit dem Hn. de Jager vor eine speciem Abrotani oder eine Art Stab-Wurtz halten/ wie auß den Ost-Indianischen Send-Schreiben Num. 3. erscheinet: Und hat man dessen zweyerley Species, wie auß dem IX. Ost-Indianischen Send-Schreiben zu sehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Auff was Art und Weise dieser Saame von den Persianern eingesamblet werde/ zeiget Mons. Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung pag. 384. Weilen er nemblich gar gern außfallen thut / auch wann man ihn mit den Händen samlen wolte/ unsauber würde/ so nehmen sie ihn mit einem Löffel ab: den übrigen Theil aber/ so in den Stengeln bleibet/ samblen sie mit zwey Wannen / so sie in den Wiesen gehend von einer Hand zur ander schlagen und nachmahlen ferner zu säubern wissen.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Weilen aber der rechte Wurm-Saame offters durch andere dergleichen bittere Saamen / insonderheit mit dem Stab-Wurtz- oder Reinfahren-Saamen verfälschet wird/ wie solches der offters-belobte Hr. Pomet wohl erinnert/ so muß man wohl zusehen/ daß man ihn recht sauber / dickkörnericht/ länglicht/ grünlicht und frisch/ auch von gutem und starcken Geruch erlese: sintemahl der falsche viel leichter und gelblichter ist/ auch mehr klein-geschnittenem Hexel oder Stroh/ als einem Saamen gleich siehet/ und weilen die Materialisten gemeiniglich den altverlegenen viel wohlfeiler als den frischen verkauffen/ daß sie dessen nur los werden/ so wird ein rechtschaffener Apothecker hier sein Gewissen in Acht nehmen und immer die beste Sorte sich anschaffen/ die schlechte aber den Storgern und Land-Streichern/ welche das arme einfältige Volck damit betriegen/ überlassen.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Den Gebrauch anbelangend/ so ist derselbe so bekandt/ daß es fast nicht nöthig etwas davon zu melden/ hat auch deßwegen den Nahmen bekommen/ weilen er bey uns den Kindern gegen die Würme gegeben wird/ welchen er so zu wieder ist/ daß auch der seel. Ludovici, weyland Sächsischer Leib-Medicus, in seinem sehr herrlichen Buch/ de Pharm. Mod. Sec. applicanda (worinnen er hauptsächlich auff Abschaffung der unnöthigen und frembden Artzneyen dringet) dem Santonico seinen Platz noch vergönnet/ wann er nur nicht mit Essig und andern Einbeitzungen entkräfftet ist. Die Perstaner/ ja auch die Holl- und Engeländer selbsten/ mischen ihn / gleich dem Aniß/ überzogen unter ihre Trisenet/ dann er den Magen stärcker und aller Fäulung wiederstehet: weßwegen man sich billich über den sonst gelahrten Frantzosen Mons. Rochas verwundern muß/ daß er in seinem Tr. de Rebus Min. s. Metall. zu den Gedancken kommen/ es würden die Spul-Würme durch Gebrauch des Wurm-Saamens vielmehr erzeuget/ als getödtet/ weilen er durch putrificirung des Saamens einiges Ungeziefer hervorgebracht; da doch auff solche Manier auß einem jeden Kraut/ auch von dem Wermuth selbsten einige Würmer können erwecket werden/ welches/ wie ein jeder bekennen muß/ den Spul- und anderen Würmen Augen-scheinlich zuwieder ist. Vielleicht ist gemeldter Scribent durch der Land-Streicher Betrug/ den Tabernaemontanus in seinem Kräuter- Buch an Tag geleget/ dahin bewogen worden/ welche die außgetriebene und zu Pulver gestossene Spul-Würme den Kindern eingeben/ auß welchem bald ein grosser Wust dergleichen Würmer hervor kommet/ und durch andere Mittel von ihnen/ mit Verwunderung des Pöbels/ außgeführet wird/ wie dann solches auch auß Faulung der Würmer kommen kan.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Diesem aber vorzukommen/ so ist sehr nöhtig/ daß manden Wurm-Saamen nicht allein/ sondern mit andern laxirenden medicinen, als Rhabarb. Spec. diaturbith. c. Rhabarbaro und dergleichen eingebe/ daß/ so bald sie getödtet und gestorben sind/ sie auch außgeführet werden möchten: anderst sie zur Fäulung im Leibe gerathen und dadurch ein heßlich-stinckender Athem / Wurm-Fieber und dergleichen bey den Kindern erreget werden/ wie solches offters gesehen und erfahren habe; wie dann auch durch Zuthuung dergleichen andern Pulvern die wiedrigkeit des Saamens in etwas gemindert wird/ daß man nicht so bald nöthig hat solchen mit vielem Zucker zu Confect, Morsellen/ Leckkuchen/ Zucker-Bletz zu machen/ und in andere Formen zu giessen / welches/ so es bey gar zu delicaten Kindern vonnöthen ist/ doch leichtlich mit den laxirenden Zusätzen auch geschehen kan.</p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0179]
nen andern/ und (wie Ettmüllerus loc. cit. vermeinet) nur den Frantzöischen zu bekommen pflegten; weßwegen dann die Welt-belobte Kayserl. Societät der Natur-Kündiger/ welche die Medici in Teutschland auffgerichtet/ vor gut befunden hat/ sich durch den Teutschen Medicum in India/ Hn. D. Cleyerum, zu erkundigen/ was es doch mit diesem Kraut vor eine Bewandnus habe/ welcher auch an oberwehnten Hn. de Jager deßwegen geschrieben/ aber doch nichts gewisses erhalten können / indem er nicht recht Achtung auff das noch wachsend- und grünende Kraut gegeben/ doch aber davor hält/ es seye eben dasjenige Kraut/ welches Rauvvolfus umb Bethlehem im H. Land gefunden und nachgehends in seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung im dritten Theil cap. 22. im offentlichen Truck abgemahlet hat/ auch obbenahmter Marxius vor genuin hält: die heutige vornehinste Botanici aber/ als der berühmte Herman, Dale und andere mit dem Hn. de Jager vor eine speciem Abrotani oder eine Art Stab-Wurtz halten/ wie auß den Ost-Indianischen Send-Schreiben Num. 3. erscheinet: Und hat man dessen zweyerley Species, wie auß dem IX. Ost-Indianischen Send-Schreiben zu sehen ist.
§. 3. Auff was Art und Weise dieser Saame von den Persianern eingesamblet werde/ zeiget Mons. Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung pag. 384. Weilen er nemblich gar gern außfallen thut / auch wann man ihn mit den Händen samlen wolte/ unsauber würde/ so nehmen sie ihn mit einem Löffel ab: den übrigen Theil aber/ so in den Stengeln bleibet/ samblen sie mit zwey Wannen / so sie in den Wiesen gehend von einer Hand zur ander schlagen und nachmahlen ferner zu säubern wissen.
§. 4. Weilen aber der rechte Wurm-Saame offters durch andere dergleichen bittere Saamen / insonderheit mit dem Stab-Wurtz- oder Reinfahren-Saamen verfälschet wird/ wie solches der offters-belobte Hr. Pomet wohl erinnert/ so muß man wohl zusehen/ daß man ihn recht sauber / dickkörnericht/ länglicht/ grünlicht und frisch/ auch von gutem und starcken Geruch erlese: sintemahl der falsche viel leichter und gelblichter ist/ auch mehr klein-geschnittenem Hexel oder Stroh/ als einem Saamen gleich siehet/ und weilen die Materialisten gemeiniglich den altverlegenen viel wohlfeiler als den frischen verkauffen/ daß sie dessen nur los werden/ so wird ein rechtschaffener Apothecker hier sein Gewissen in Acht nehmen und immer die beste Sorte sich anschaffen/ die schlechte aber den Storgern und Land-Streichern/ welche das arme einfältige Volck damit betriegen/ überlassen.
§. 5. Den Gebrauch anbelangend/ so ist derselbe so bekandt/ daß es fast nicht nöthig etwas davon zu melden/ hat auch deßwegen den Nahmen bekommen/ weilen er bey uns den Kindern gegen die Würme gegeben wird/ welchen er so zu wieder ist/ daß auch der seel. Ludovici, weyland Sächsischer Leib-Medicus, in seinem sehr herrlichen Buch/ de Pharm. Mod. Sec. applicanda (worinnen er hauptsächlich auff Abschaffung der unnöthigen und frembden Artzneyen dringet) dem Santonico seinen Platz noch vergönnet/ wann er nur nicht mit Essig und andern Einbeitzungen entkräfftet ist. Die Perstaner/ ja auch die Holl- und Engeländer selbsten/ mischen ihn / gleich dem Aniß/ überzogen unter ihre Trisenet/ dann er den Magen stärcker und aller Fäulung wiederstehet: weßwegen man sich billich über den sonst gelahrten Frantzosen Mons. Rochas verwundern muß/ daß er in seinem Tr. de Rebus Min. s. Metall. zu den Gedancken kommen/ es würden die Spul-Würme durch Gebrauch des Wurm-Saamens vielmehr erzeuget/ als getödtet/ weilen er durch putrificirung des Saamens einiges Ungeziefer hervorgebracht; da doch auff solche Manier auß einem jeden Kraut/ auch von dem Wermuth selbsten einige Würmer können erwecket werden/ welches/ wie ein jeder bekennen muß/ den Spul- und anderen Würmen Augen-scheinlich zuwieder ist. Vielleicht ist gemeldter Scribent durch der Land-Streicher Betrug/ den Tabernaemontanus in seinem Kräuter- Buch an Tag geleget/ dahin bewogen worden/ welche die außgetriebene und zu Pulver gestossene Spul-Würme den Kindern eingeben/ auß welchem bald ein grosser Wust dergleichen Würmer hervor kommet/ und durch andere Mittel von ihnen/ mit Verwunderung des Pöbels/ außgeführet wird/ wie dann solches auch auß Faulung der Würmer kommen kan.
§. 6. Diesem aber vorzukommen/ so ist sehr nöhtig/ daß manden Wurm-Saamen nicht allein/ sondern mit andern laxirenden medicinen, als Rhabarb. Spec. diaturbith. c. Rhabarbaro und dergleichen eingebe/ daß/ so bald sie getödtet und gestorben sind/ sie auch außgeführet werden möchten: anderst sie zur Fäulung im Leibe gerathen und dadurch ein heßlich-stinckender Athem / Wurm-Fieber und dergleichen bey den Kindern erreget werden/ wie solches offters gesehen und erfahren habe; wie dann auch durch Zuthuung dergleichen andern Pulvern die wiedrigkeit des Saamens in etwas gemindert wird/ daß man nicht so bald nöthig hat solchen mit vielem Zucker zu Confect, Morsellen/ Leckkuchen/ Zucker-Bletz zu machen/ und in andere Formen zu giessen / welches/ so es bey gar zu delicaten Kindern vonnöthen ist/ doch leichtlich mit den laxirenden Zusätzen auch geschehen kan.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/179>, abgerufen am 23.02.2025. |