Rathke, die Wolff'schen Körper nach Joh. Müller, die Primordial- nieren nach Jacobson finden sich in folgenden Thierklassen.
1. Bei den Batrachiern. Joh. Müller, Rathke und wir.
2. Bei den höheren Amphibien. Emmert und Hochstetter, Rathke, Joh. Müller und wir.
3. Bei den Vögeln. Wolff, Haller, Rathke, Bär, Joh. Mül- ler und wir.
4. Bei den Säugethieren. Hier kennt man sie bei folgenden Thieren: Bei dem Hunde, der Katze, dem Kaninchen, der Ratte, der Maus, dem Igel, dem Ochsen, dem Schaafe, dem Rehe, dem Schweine, dem Narwall und endlich bei dem Menschen. Es lässt sich daher wohl kaum die Allgemeinheit dieser Organe, so wie ihre hohe Wichtigkeit nicht bloss für die uropöetischen und Ge- schlechtsorgane, sondern für das ganze früheste Embryonalleben be- zweifeln. Dieses Letztere muss daher als vorzüglichste Anregung betrachtet werden, sie in jeder Rücksicht und in allen Verhält- nissen so genau, als möglich kennen zu lernen. Das Ziel der fol- genden, auf eigener Untersuchung basirten Darstellung soll vor- züglich dieses seyn, zu zeigen, dass sie selbstständige wichtige Organe des Embryo sind und mit den Harnorganen gar nicht, mit den Geschlechtstheilen aber nur in secundäre und untergeord- nete Berührung kommen. --
A. Die Wolff'schen Körper bei Säugethieren und dem Menschen, besonders nach ihrer Structur in den verschiedenen Epochen der Entwickelung.
Diese merkwürdigen Organe kommen doppelt in dem Körper jeder Frucht zu verschiedenen Zeiten der Entwickelung vor. Ihre Ausdehnung ist verschieden. In frühester Zeit, wo noch weiter keine Scheidung zwischen Brust- und Unterleibshöhle Statt findet, reichen sie von der hinteren Gegend des Herzens bis zu dem hintersten Ende des Körpers und scheinen sich dort an den Enddarm kurz vor seinem Ausgange anzulegen oder einzumünden. Zuerst sind sie eine mehr unförmliche Masse, deren Blastem ur- sprünglich von dem serösen Blatte ausgeht, das sich mit dem Gefässblatte zu der neuen Bildung verbindet und so auf jeder Seite ein langes spindelförmiges Organ darstellt. Es entsteht nun aber die Frage, ob diese Urmasse in der ersten Zeit einfach sei
Von dem Embryo.
Rathke, die Wolff’schen Körper nach Joh. Müller, die Primordial- nieren nach Jacobson finden sich in folgenden Thierklassen.
1. Bei den Batrachiern. Joh. Müller, Rathke und wir.
2. Bei den höheren Amphibien. Emmert und Hochstetter, Rathke, Joh. Müller und wir.
3. Bei den Vögeln. Wolff, Haller, Rathke, Bär, Joh. Mül- ler und wir.
4. Bei den Säugethieren. Hier kennt man sie bei folgenden Thieren: Bei dem Hunde, der Katze, dem Kaninchen, der Ratte, der Maus, dem Igel, dem Ochsen, dem Schaafe, dem Rehe, dem Schweine, dem Narwall und endlich bei dem Menschen. Es läſst sich daher wohl kaum die Allgemeinheit dieser Organe, so wie ihre hohe Wichtigkeit nicht bloſs für die uropöetischen und Ge- schlechtsorgane, sondern für das ganze früheste Embryonalleben be- zweifeln. Dieses Letztere muſs daher als vorzüglichste Anregung betrachtet werden, sie in jeder Rücksicht und in allen Verhält- nissen so genau, als möglich kennen zu lernen. Das Ziel der fol- genden, auf eigener Untersuchung basirten Darstellung soll vor- züglich dieses seyn, zu zeigen, daſs sie selbstständige wichtige Organe des Embryo sind und mit den Harnorganen gar nicht, mit den Geschlechtstheilen aber nur in secundäre und untergeord- nete Berührung kommen. —
A. Die Wolff’schen Körper bei Säugethieren und dem Menschen, besonders nach ihrer Structur in den verschiedenen Epochen der Entwickelung.
Diese merkwürdigen Organe kommen doppelt in dem Körper jeder Frucht zu verschiedenen Zeiten der Entwickelung vor. Ihre Ausdehnung ist verschieden. In frühester Zeit, wo noch weiter keine Scheidung zwischen Brust- und Unterleibshöhle Statt findet, reichen sie von der hinteren Gegend des Herzens bis zu dem hintersten Ende des Körpers und scheinen sich dort an den Enddarm kurz vor seinem Ausgange anzulegen oder einzumünden. Zuerst sind sie eine mehr unförmliche Masse, deren Blastem ur- sprünglich von dem serösen Blatte ausgeht, das sich mit dem Gefäſsblatte zu der neuen Bildung verbindet und so auf jeder Seite ein langes spindelförmiges Organ darstellt. Es entsteht nun aber die Frage, ob diese Urmasse in der ersten Zeit einfach sei
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0404"n="376"/><fwplace="top"type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
Rathke, die Wolff’schen Körper nach Joh. Müller, die Primordial-<lb/>
nieren nach Jacobson finden sich in folgenden Thierklassen.</p><lb/><p>1. Bei den Batrachiern. Joh. Müller, Rathke und wir.</p><lb/><p>2. Bei den höheren Amphibien. Emmert und Hochstetter,<lb/>
Rathke, Joh. Müller und wir.</p><lb/><p>3. Bei den Vögeln. Wolff, Haller, Rathke, Bär, Joh. Mül-<lb/>
ler und wir.</p><lb/><p>4. Bei den Säugethieren. Hier kennt man sie bei folgenden<lb/>
Thieren: Bei dem Hunde, der Katze, dem Kaninchen, der Ratte,<lb/>
der Maus, dem Igel, dem Ochsen, dem Schaafe, dem Rehe, dem<lb/>
Schweine, dem Narwall und endlich bei dem Menschen. Es läſst<lb/>
sich daher wohl kaum die Allgemeinheit dieser Organe, so wie<lb/>
ihre hohe Wichtigkeit nicht bloſs für die uropöetischen und Ge-<lb/>
schlechtsorgane, sondern für das ganze früheste Embryonalleben be-<lb/>
zweifeln. Dieses Letztere muſs daher als vorzüglichste Anregung<lb/>
betrachtet werden, sie in jeder Rücksicht und in allen Verhält-<lb/>
nissen so genau, als möglich kennen zu lernen. Das Ziel der fol-<lb/>
genden, auf eigener Untersuchung basirten Darstellung soll vor-<lb/>
züglich dieses seyn, zu zeigen, daſs sie selbstständige wichtige<lb/>
Organe des Embryo sind und mit den Harnorganen gar nicht,<lb/>
mit den Geschlechtstheilen aber nur in secundäre und untergeord-<lb/>
nete Berührung kommen. —</p><lb/><divn="4"><head>A. <hirendition="#g">Die Wolff’schen Körper bei Säugethieren und dem<lb/>
Menschen, besonders nach ihrer Structur in den<lb/>
verschiedenen Epochen der Entwickelung</hi>.</head><lb/><p>Diese merkwürdigen Organe kommen doppelt in dem Körper<lb/>
jeder Frucht zu verschiedenen Zeiten der <choice><sic>Enrwickelung</sic><corr>Entwickelung</corr></choice> vor.<lb/>
Ihre Ausdehnung ist verschieden. In frühester Zeit, wo noch<lb/>
weiter keine Scheidung zwischen Brust- und Unterleibshöhle Statt<lb/>
findet, reichen sie von der hinteren Gegend des Herzens bis zu<lb/>
dem hintersten Ende des Körpers und scheinen sich dort an den<lb/>
Enddarm kurz vor seinem Ausgange anzulegen oder einzumünden.<lb/>
Zuerst sind sie eine mehr unförmliche Masse, deren Blastem ur-<lb/>
sprünglich von dem serösen Blatte ausgeht, das sich mit dem<lb/>
Gefäſsblatte zu der neuen Bildung verbindet und so auf jeder<lb/>
Seite ein langes spindelförmiges Organ darstellt. Es entsteht nun<lb/>
aber die Frage, ob diese Urmasse in der ersten Zeit einfach sei<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[376/0404]
Von dem Embryo.
Rathke, die Wolff’schen Körper nach Joh. Müller, die Primordial-
nieren nach Jacobson finden sich in folgenden Thierklassen.
1. Bei den Batrachiern. Joh. Müller, Rathke und wir.
2. Bei den höheren Amphibien. Emmert und Hochstetter,
Rathke, Joh. Müller und wir.
3. Bei den Vögeln. Wolff, Haller, Rathke, Bär, Joh. Mül-
ler und wir.
4. Bei den Säugethieren. Hier kennt man sie bei folgenden
Thieren: Bei dem Hunde, der Katze, dem Kaninchen, der Ratte,
der Maus, dem Igel, dem Ochsen, dem Schaafe, dem Rehe, dem
Schweine, dem Narwall und endlich bei dem Menschen. Es läſst
sich daher wohl kaum die Allgemeinheit dieser Organe, so wie
ihre hohe Wichtigkeit nicht bloſs für die uropöetischen und Ge-
schlechtsorgane, sondern für das ganze früheste Embryonalleben be-
zweifeln. Dieses Letztere muſs daher als vorzüglichste Anregung
betrachtet werden, sie in jeder Rücksicht und in allen Verhält-
nissen so genau, als möglich kennen zu lernen. Das Ziel der fol-
genden, auf eigener Untersuchung basirten Darstellung soll vor-
züglich dieses seyn, zu zeigen, daſs sie selbstständige wichtige
Organe des Embryo sind und mit den Harnorganen gar nicht,
mit den Geschlechtstheilen aber nur in secundäre und untergeord-
nete Berührung kommen. —
A. Die Wolff’schen Körper bei Säugethieren und dem
Menschen, besonders nach ihrer Structur in den
verschiedenen Epochen der Entwickelung.
Diese merkwürdigen Organe kommen doppelt in dem Körper
jeder Frucht zu verschiedenen Zeiten der Entwickelung vor.
Ihre Ausdehnung ist verschieden. In frühester Zeit, wo noch
weiter keine Scheidung zwischen Brust- und Unterleibshöhle Statt
findet, reichen sie von der hinteren Gegend des Herzens bis zu
dem hintersten Ende des Körpers und scheinen sich dort an den
Enddarm kurz vor seinem Ausgange anzulegen oder einzumünden.
Zuerst sind sie eine mehr unförmliche Masse, deren Blastem ur-
sprünglich von dem serösen Blatte ausgeht, das sich mit dem
Gefäſsblatte zu der neuen Bildung verbindet und so auf jeder
Seite ein langes spindelförmiges Organ darstellt. Es entsteht nun
aber die Frage, ob diese Urmasse in der ersten Zeit einfach sei
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/404>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.