Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. mittelbar am Eie zu dieser oder jener Periode erscheinen, welcheGestalt, Ausdehnung u. dgl. sie haben; dort dagegen, in welchem Zusammenhange der Form und Function sie mit dem Embryo stehen, von welchen Theilen desselben sie ausgehen, mit welchen sie in Verbindung, in Abhängigkeit u. s. w. sind. So liegt es zwar in der Natur der Sache, dass hier Wiederholungen unver- meidlich sind, allein da bei der zweifachen Behandlung dasselbe Object unter zwei Gesichtspunkten angesehen wird, soll wenig- stens dadurch die Zahl derselben möglicherweise gemindert wer- den. -- Es zerfallen aber die hierher gehörenden Theile in drei Gebilde, welche entweder immer oder zu einer bestimmten Pe- riode des Fruchtlebens geschlossene Blasen darstellen und in ih- rem Inneren eine geringere oder grössere Quantität einer bestimm- ten Flüssigkeit enthalten und zwar a. Die Blase existirt schon vor der Entwickelung des Embryo und dieser entsteht aus einem Theile desselben, die Nabelblase. b. Die Blase entsteht aus den an den Embryo angrenzenden, hautförmigen Gebilden, welche sich schliessen und auf eine bestimmte unten noch zu erörternde Weise die Blasenform annehmen, das Amnion und c. Ein einfa- ches oder doppeltes blasenförmiges Organ, welches von dem Em- bryo aus, aus einem Theile desselben, dem Darmkanale, hervor- gestülpt wird, über die Frucht hinauswächst und so zwischen Chorion und Amnion tritt, die Allantois. Als Anhang dieses letz- teren Gebildes soll das Wichtigste über die Conformation des Mutterkuchens und des Nabelstranges abgehandelt werden. a. Die Nabelblase. Wir haben im Vorhergehenden zu zeigen uns bemüht, dass III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. mittelbar am Eie zu dieser oder jener Periode erscheinen, welcheGestalt, Ausdehnung u. dgl. sie haben; dort dagegen, in welchem Zusammenhange der Form und Function sie mit dem Embryo stehen, von welchen Theilen desselben sie ausgehen, mit welchen sie in Verbindung, in Abhängigkeit u. s. w. sind. So liegt es zwar in der Natur der Sache, daſs hier Wiederholungen unver- meidlich sind, allein da bei der zweifachen Behandlung dasselbe Object unter zwei Gesichtspunkten angesehen wird, soll wenig- stens dadurch die Zahl derselben möglicherweise gemindert wer- den. — Es zerfallen aber die hierher gehörenden Theile in drei Gebilde, welche entweder immer oder zu einer bestimmten Pe- riode des Fruchtlebens geschlossene Blasen darstellen und in ih- rem Inneren eine geringere oder gröſsere Quantität einer bestimm- ten Flüssigkeit enthalten und zwar a. Die Blase existirt schon vor der Entwickelung des Embryo und dieser entsteht aus einem Theile desselben, die Nabelblase. b. Die Blase entsteht aus den an den Embryo angrenzenden, hautförmigen Gebilden, welche sich schlieſsen und auf eine bestimmte unten noch zu erörternde Weise die Blasenform annehmen, das Amnion und c. Ein einfa- ches oder doppeltes blasenförmiges Organ, welches von dem Em- bryo aus, aus einem Theile desselben, dem Darmkanale, hervor- gestülpt wird, über die Frucht hinauswächst und so zwischen Chorion und Amnion tritt, die Allantois. Als Anhang dieses letz- teren Gebildes soll das Wichtigste über die Conformation des Mutterkuchens und des Nabelstranges abgehandelt werden. a. Die Nabelblase. Wir haben im Vorhergehenden zu zeigen uns bemüht, daſs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0122" n="94"/><fw place="top" type="header">III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.</fw><lb/> mittelbar am Eie zu dieser oder jener Periode erscheinen, welche<lb/> Gestalt, Ausdehnung u. dgl. sie haben; dort dagegen, in welchem<lb/> Zusammenhange der Form und Function sie mit dem Embryo<lb/> stehen, von welchen Theilen desselben sie ausgehen, mit welchen<lb/> sie in Verbindung, in Abhängigkeit u. s. w. sind. So liegt es<lb/> zwar in der Natur der Sache, daſs hier Wiederholungen unver-<lb/> meidlich sind, allein da bei der <choice><sic>zwiefachen</sic><corr>zweifachen</corr></choice> Behandlung dasselbe<lb/> Object unter zwei Gesichtspunkten angesehen wird, soll wenig-<lb/> stens dadurch die Zahl derselben möglicherweise gemindert wer-<lb/> den. — Es zerfallen aber die hierher gehörenden Theile in drei<lb/> Gebilde, welche entweder immer oder zu einer bestimmten Pe-<lb/> riode des Fruchtlebens geschlossene Blasen darstellen und in ih-<lb/> rem Inneren eine geringere oder gröſsere Quantität einer bestimm-<lb/> ten Flüssigkeit enthalten und zwar a. Die Blase existirt schon<lb/> vor der Entwickelung des Embryo und dieser entsteht aus einem<lb/> Theile desselben, die Nabelblase. b. Die Blase entsteht aus den<lb/> an den Embryo angrenzenden, hautförmigen Gebilden, welche sich<lb/> schlieſsen und auf eine bestimmte unten noch zu erörternde<lb/> Weise die Blasenform annehmen, das Amnion und c. Ein einfa-<lb/> ches oder doppeltes blasenförmiges Organ, welches von dem Em-<lb/> bryo aus, aus einem Theile desselben, dem Darmkanale, hervor-<lb/> gestülpt wird, über die Frucht hinauswächst und so zwischen<lb/> Chorion und Amnion tritt, die Allantois. Als Anhang dieses letz-<lb/> teren Gebildes soll das Wichtigste über die Conformation des<lb/> Mutterkuchens und des Nabelstranges abgehandelt werden.</p><lb/> <div n="4"> <head>a. <hi rendition="#g">Die Nabelblase</hi>.</head><lb/> <p>Wir haben im Vorhergehenden zu zeigen uns bemüht, daſs<lb/> das Eichen der Säugethiere schon von dem Eierstocke aus ein<lb/> Bläschen darstelle, welches der Dotterkugel des Vogeleies <choice><sic>aualog</sic><corr>analog</corr></choice><lb/> sey, sich bei dem Durchgange durch die Tuben ungemein vergrö-<lb/> ſsere, und entweder auf einem Theile seiner Oberfläche oder in<lb/> seiner ganzen Peripherie ein Gebilde zeige, welches der Keim-<lb/> haut der Vögel entspräche. Wir hatten dieses wichtige Bläs-<lb/> chen bis zu seinem Eintritte in die Gebärmutter verfolgt, und<lb/> müssen hier wieder dessen Geschichte <choice><sic>vou</sic><corr>von</corr></choice> da fortsetzen, wo wir sie<lb/> oben abgebrochen. Wenn nun dieses Bläschen, was kaum zu bezwei-<lb/> feln ist, dem Dotter der Vögel entspricht, wenn der Embryo der<lb/> Säugethiere sich auf analoge Weise entwickelt, als der der Vö-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0122]
III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
mittelbar am Eie zu dieser oder jener Periode erscheinen, welche
Gestalt, Ausdehnung u. dgl. sie haben; dort dagegen, in welchem
Zusammenhange der Form und Function sie mit dem Embryo
stehen, von welchen Theilen desselben sie ausgehen, mit welchen
sie in Verbindung, in Abhängigkeit u. s. w. sind. So liegt es
zwar in der Natur der Sache, daſs hier Wiederholungen unver-
meidlich sind, allein da bei der zweifachen Behandlung dasselbe
Object unter zwei Gesichtspunkten angesehen wird, soll wenig-
stens dadurch die Zahl derselben möglicherweise gemindert wer-
den. — Es zerfallen aber die hierher gehörenden Theile in drei
Gebilde, welche entweder immer oder zu einer bestimmten Pe-
riode des Fruchtlebens geschlossene Blasen darstellen und in ih-
rem Inneren eine geringere oder gröſsere Quantität einer bestimm-
ten Flüssigkeit enthalten und zwar a. Die Blase existirt schon
vor der Entwickelung des Embryo und dieser entsteht aus einem
Theile desselben, die Nabelblase. b. Die Blase entsteht aus den
an den Embryo angrenzenden, hautförmigen Gebilden, welche sich
schlieſsen und auf eine bestimmte unten noch zu erörternde
Weise die Blasenform annehmen, das Amnion und c. Ein einfa-
ches oder doppeltes blasenförmiges Organ, welches von dem Em-
bryo aus, aus einem Theile desselben, dem Darmkanale, hervor-
gestülpt wird, über die Frucht hinauswächst und so zwischen
Chorion und Amnion tritt, die Allantois. Als Anhang dieses letz-
teren Gebildes soll das Wichtigste über die Conformation des
Mutterkuchens und des Nabelstranges abgehandelt werden.
a. Die Nabelblase.
Wir haben im Vorhergehenden zu zeigen uns bemüht, daſs
das Eichen der Säugethiere schon von dem Eierstocke aus ein
Bläschen darstelle, welches der Dotterkugel des Vogeleies analog
sey, sich bei dem Durchgange durch die Tuben ungemein vergrö-
ſsere, und entweder auf einem Theile seiner Oberfläche oder in
seiner ganzen Peripherie ein Gebilde zeige, welches der Keim-
haut der Vögel entspräche. Wir hatten dieses wichtige Bläs-
chen bis zu seinem Eintritte in die Gebärmutter verfolgt, und
müssen hier wieder dessen Geschichte von da fortsetzen, wo wir sie
oben abgebrochen. Wenn nun dieses Bläschen, was kaum zu bezwei-
feln ist, dem Dotter der Vögel entspricht, wenn der Embryo der
Säugethiere sich auf analoge Weise entwickelt, als der der Vö-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |