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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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5. Gruppe.
Lampen mit gegeneinander geneigten Kohlen.

Schon im Jahre 1846 ließ sich William Edward Staite verschiedene
Lampenconstructionen patentiren, deren eine in Fig. 506 abgebildet ist. Zwei
Kohlenstäbe werden in Metallröhren so geführt und durch Spiralfedern geschoben,
daß sie unter einem stets gleichbleibenden Winkel auf einer Säule auftreffen, welche
aus einem die Elektricität nicht leitenden und der hohen Temperatur des Volta-
bogens widerstehenden Materiale hergestellt ist. Da hierbei die beiden Kohlen, ohne
ihre Neigung zueinander zu ändern, immer in derselben Höhe durch die Säule in
der Vorwärtsbewegung gehemmt werden, muß auch die Entfernung der Kohlen-
spitzen voneinander gleich bleiben, also der Lichtbogen eine constante Größe bei-

[Abbildung] Fig. 506.

Lampe von Staite.

behalten. Um die Kohlen für verschieden lange
Bogen einstellen zu können, ist die Verschie-
bung des einen Kohlenträgers durch eine
an der Grundplatte der Lampe angebrachte
Stellvorrichtung ermöglicht.

Staite's Lampe wurde das Vorbild
vieler nachher construirter Lampen, so z. B.
jener von Gerard, Lescuyer, Hedges,
Rapieff
, der Soleil-Lampe u. s. w.

Bei der Lampe von Rapieff erheben sich
auf einer Grundplatte zwei Säulen s s' (Fig. 507),
welche je einen Kohlenhalter d und d' tragen. In
jedem Kohlenhalter befinden sich zwei Kohlen a a'
und b b', die unter spitzen Winkeln zueinander
geneigt sind. In dieser Lage werden sie durch kupferne
Gleitrollen erhalten. Die Ebenen der beiden durch
die Kohlenstäbe gebildeten Winkel stehen aufeinander
senkrecht. Die vom Scheitel der Winkel entfernten
Kohlenenden sind mit schweren Fassungen versehen,
von welchen Schnüre ausgehen, die über einige
Führungsrollen laufen und an einem Gegen-
gewicht W befestigt sind. Der Kohlenträger d und
die Säule s' sind von den übrigen Lampentheilen
isolirt; der Kohlenträger d' ist um ein Gelenk g drehbar, während d fest ist. Eine Schraube h
dient zum Höher- oder Tieferstellen des Voltabogens. Betrachtet man ein Kohlenpaar, z. B.
das obere, näher, so sieht man, daß die beiden Kohlenstäbe durch ihr Gewicht und das Gegen-
gewicht W so lange sinken müssen, bis sie durch Zusammentreffen ihrer Spitzen sich an der
Weiterbewegung gegenseitig hindern. Brennen nun die Kohlen ab, so werden sie im selben
Maße nachsinken, müssen sich aber räumlich im selben Punkte wieder treffen wie früher, da
vermöge der Gleitrollen ihre gegenseitige Neigung unverändert bleibt. Ebenso verhält sich das
untere Kohlenpaar. Die Entfernung beider Spitzen der Kohlenpaare bleibt also stets dieselbe,
das heißt die Bogenlänge bleibt unverändert. Dabei ist aber das eine Kohlenpaar unabhängig
vom andern. Das eine Kohlenpaar kann schneller abbrennen als das andere und doch rücken
die Kohlen so vor, daß stets je zwei in einer Spitze zusammentreffen. Dies hat den Vortheil,
daß gleichgerichtete Ströme verwendet werden können.

Wird die Lampe in einen Stromkreis eingeschaltet, so geht der Strom zunächst durch
einen im Sockel der Lampe angebrachten Elektromagnet, welcher durch Anziehen seines Ankers
eine durch die Röhre s gehende Stange herabzieht und dadurch den Kohlenträger d' nach
abwärts dreht, also die früher in Folge der Wirkung des Gewichtes W miteinander in
Berührung gestandenen Kohlenpaare voneinander entfernt und so den Lichtbogen bildet. Wie
beim Fortdauern des Lichtbogens die Kohlen nachrücken, wurde bereits erwähnt. Erlischt durch
irgend einen Umstand die Lampe, so wird auch der Elektromagnet stromlos und die Kohlen-

5. Gruppe.
Lampen mit gegeneinander geneigten Kohlen.

Schon im Jahre 1846 ließ ſich William Edward Staite verſchiedene
Lampenconſtructionen patentiren, deren eine in Fig. 506 abgebildet iſt. Zwei
Kohlenſtäbe werden in Metallröhren ſo geführt und durch Spiralfedern geſchoben,
daß ſie unter einem ſtets gleichbleibenden Winkel auf einer Säule auftreffen, welche
aus einem die Elektricität nicht leitenden und der hohen Temperatur des Volta-
bogens widerſtehenden Materiale hergeſtellt iſt. Da hierbei die beiden Kohlen, ohne
ihre Neigung zueinander zu ändern, immer in derſelben Höhe durch die Säule in
der Vorwärtsbewegung gehemmt werden, muß auch die Entfernung der Kohlen-
ſpitzen voneinander gleich bleiben, alſo der Lichtbogen eine conſtante Größe bei-

[Abbildung] Fig. 506.

Lampe von Staite.

behalten. Um die Kohlen für verſchieden lange
Bogen einſtellen zu können, iſt die Verſchie-
bung des einen Kohlenträgers durch eine
an der Grundplatte der Lampe angebrachte
Stellvorrichtung ermöglicht.

Staite’s Lampe wurde das Vorbild
vieler nachher conſtruirter Lampen, ſo z. B.
jener von Gérard, Lescuyer, Hedges,
Rapieff
, der Soleil-Lampe u. ſ. w.

Bei der Lampe von Rapieff erheben ſich
auf einer Grundplatte zwei Säulen s s' (Fig. 507),
welche je einen Kohlenhalter d und d' tragen. In
jedem Kohlenhalter befinden ſich zwei Kohlen a a'
und b b', die unter ſpitzen Winkeln zueinander
geneigt ſind. In dieſer Lage werden ſie durch kupferne
Gleitrollen erhalten. Die Ebenen der beiden durch
die Kohlenſtäbe gebildeten Winkel ſtehen aufeinander
ſenkrecht. Die vom Scheitel der Winkel entfernten
Kohlenenden ſind mit ſchweren Faſſungen verſehen,
von welchen Schnüre ausgehen, die über einige
Führungsrollen laufen und an einem Gegen-
gewicht W befeſtigt ſind. Der Kohlenträger d und
die Säule s' ſind von den übrigen Lampentheilen
iſolirt; der Kohlenträger d' iſt um ein Gelenk g drehbar, während d feſt iſt. Eine Schraube h
dient zum Höher- oder Tieferſtellen des Voltabogens. Betrachtet man ein Kohlenpaar, z. B.
das obere, näher, ſo ſieht man, daß die beiden Kohlenſtäbe durch ihr Gewicht und das Gegen-
gewicht W ſo lange ſinken müſſen, bis ſie durch Zuſammentreffen ihrer Spitzen ſich an der
Weiterbewegung gegenſeitig hindern. Brennen nun die Kohlen ab, ſo werden ſie im ſelben
Maße nachſinken, müſſen ſich aber räumlich im ſelben Punkte wieder treffen wie früher, da
vermöge der Gleitrollen ihre gegenſeitige Neigung unverändert bleibt. Ebenſo verhält ſich das
untere Kohlenpaar. Die Entfernung beider Spitzen der Kohlenpaare bleibt alſo ſtets dieſelbe,
das heißt die Bogenlänge bleibt unverändert. Dabei iſt aber das eine Kohlenpaar unabhängig
vom andern. Das eine Kohlenpaar kann ſchneller abbrennen als das andere und doch rücken
die Kohlen ſo vor, daß ſtets je zwei in einer Spitze zuſammentreffen. Dies hat den Vortheil,
daß gleichgerichtete Ströme verwendet werden können.

Wird die Lampe in einen Stromkreis eingeſchaltet, ſo geht der Strom zunächſt durch
einen im Sockel der Lampe angebrachten Elektromagnet, welcher durch Anziehen ſeines Ankers
eine durch die Röhre s gehende Stange herabzieht und dadurch den Kohlenträger d' nach
abwärts dreht, alſo die früher in Folge der Wirkung des Gewichtes W miteinander in
Berührung geſtandenen Kohlenpaare voneinander entfernt und ſo den Lichtbogen bildet. Wie
beim Fortdauern des Lichtbogens die Kohlen nachrücken, wurde bereits erwähnt. Erliſcht durch
irgend einen Umſtand die Lampe, ſo wird auch der Elektromagnet ſtromlos und die Kohlen-

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[692/0706] 5. Gruppe. Lampen mit gegeneinander geneigten Kohlen. Schon im Jahre 1846 ließ ſich William Edward Staite verſchiedene Lampenconſtructionen patentiren, deren eine in Fig. 506 abgebildet iſt. Zwei Kohlenſtäbe werden in Metallröhren ſo geführt und durch Spiralfedern geſchoben, daß ſie unter einem ſtets gleichbleibenden Winkel auf einer Säule auftreffen, welche aus einem die Elektricität nicht leitenden und der hohen Temperatur des Volta- bogens widerſtehenden Materiale hergeſtellt iſt. Da hierbei die beiden Kohlen, ohne ihre Neigung zueinander zu ändern, immer in derſelben Höhe durch die Säule in der Vorwärtsbewegung gehemmt werden, muß auch die Entfernung der Kohlen- ſpitzen voneinander gleich bleiben, alſo der Lichtbogen eine conſtante Größe bei- [Abbildung Fig. 506. Lampe von Staite.] behalten. Um die Kohlen für verſchieden lange Bogen einſtellen zu können, iſt die Verſchie- bung des einen Kohlenträgers durch eine an der Grundplatte der Lampe angebrachte Stellvorrichtung ermöglicht. Staite’s Lampe wurde das Vorbild vieler nachher conſtruirter Lampen, ſo z. B. jener von Gérard, Lescuyer, Hedges, Rapieff, der Soleil-Lampe u. ſ. w. Bei der Lampe von Rapieff erheben ſich auf einer Grundplatte zwei Säulen s s' (Fig. 507), welche je einen Kohlenhalter d und d' tragen. In jedem Kohlenhalter befinden ſich zwei Kohlen a a' und b b', die unter ſpitzen Winkeln zueinander geneigt ſind. In dieſer Lage werden ſie durch kupferne Gleitrollen erhalten. Die Ebenen der beiden durch die Kohlenſtäbe gebildeten Winkel ſtehen aufeinander ſenkrecht. Die vom Scheitel der Winkel entfernten Kohlenenden ſind mit ſchweren Faſſungen verſehen, von welchen Schnüre ausgehen, die über einige Führungsrollen laufen und an einem Gegen- gewicht W befeſtigt ſind. Der Kohlenträger d und die Säule s' ſind von den übrigen Lampentheilen iſolirt; der Kohlenträger d' iſt um ein Gelenk g drehbar, während d feſt iſt. Eine Schraube h dient zum Höher- oder Tieferſtellen des Voltabogens. Betrachtet man ein Kohlenpaar, z. B. das obere, näher, ſo ſieht man, daß die beiden Kohlenſtäbe durch ihr Gewicht und das Gegen- gewicht W ſo lange ſinken müſſen, bis ſie durch Zuſammentreffen ihrer Spitzen ſich an der Weiterbewegung gegenſeitig hindern. Brennen nun die Kohlen ab, ſo werden ſie im ſelben Maße nachſinken, müſſen ſich aber räumlich im ſelben Punkte wieder treffen wie früher, da vermöge der Gleitrollen ihre gegenſeitige Neigung unverändert bleibt. Ebenſo verhält ſich das untere Kohlenpaar. Die Entfernung beider Spitzen der Kohlenpaare bleibt alſo ſtets dieſelbe, das heißt die Bogenlänge bleibt unverändert. Dabei iſt aber das eine Kohlenpaar unabhängig vom andern. Das eine Kohlenpaar kann ſchneller abbrennen als das andere und doch rücken die Kohlen ſo vor, daß ſtets je zwei in einer Spitze zuſammentreffen. Dies hat den Vortheil, daß gleichgerichtete Ströme verwendet werden können. Wird die Lampe in einen Stromkreis eingeſchaltet, ſo geht der Strom zunächſt durch einen im Sockel der Lampe angebrachten Elektromagnet, welcher durch Anziehen ſeines Ankers eine durch die Röhre s gehende Stange herabzieht und dadurch den Kohlenträger d' nach abwärts dreht, alſo die früher in Folge der Wirkung des Gewichtes W miteinander in Berührung geſtandenen Kohlenpaare voneinander entfernt und ſo den Lichtbogen bildet. Wie beim Fortdauern des Lichtbogens die Kohlen nachrücken, wurde bereits erwähnt. Erliſcht durch irgend einen Umſtand die Lampe, ſo wird auch der Elektromagnet ſtromlos und die Kohlen-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/706>, abgerufen am 03.12.2024.