Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]
Die moderne Elektrotechnik.

I. Die Elektricitäts-Generatoren.

Wir erinnern uns aus der Geschichte der Elektricität, daß bereits Thales
von Milet im siebenten Jahrhunderte v. Chr. die Eigenschaft des Bern-
steines kannte, durch Reiben zur Anziehung kleiner, leichter Körperchen
befähigt zu werden. Wenngleich die Ursache dieser Erscheinung damals
noch nicht bekannt war, so bleibt doch immerhin der Bernstein das
erste Mittel, mit dessen Hilfe Elektricität erregt wurde. Wir erinnern uns auch
daran, daß der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke mehr als zwei
Jahrtausende darnach durch seinen Schwefelkugel-Apparat die erste Anregung zur
Construction von Elektrisirmaschinen gab, die im Laufe der Zeit so weit vervoll-
kommt wurden, daß sie eine ergiebigere Elektricitätsquelle darstellten. Die Elektrisir-
maschinen sind Elektricitäts-Generatoren, in welchen Elektricität durch Reibung
erregt wird.

Ein näheres Studium der elektrischen Entladungen, der hierbei auftretenden
Erscheinungen und des Verhaltens der Leiter und Isolatoren führte dann zum
Baue der Influenzmaschinen, d. h. zur Erfindung von Elektricitäts-Generatoren, mittelst
welcher Elektricität durch Influenz erregt wird. Beiderlei Elektricitäts-Generatoren
sind jedoch, von einigen speciellen Fällen abgesehen, nicht im Stande, die technische
Verwendung der Elektricität im ausgedehnten Maßstabe zu ermöglichen. Die Ur-
sachen hiervon sind in der unverläßlichen, von der Witterung abhängigen Function
und hauptsächlich in der geringen Ergiebigkeit zu suchen. Wir wissen, daß beiderlei
Maschinen zwar die Erregung hoher elektrischer Spannungen ermöglichen, aber
äußerst geringe Elektricitätsmengen produciren.

Im Jahre 1800 beschenkte endlich Volta die Welt mit der nach ihm be-
nannten Säule. Hiermit war eine dritte Art Elektricitäts-Generatoren, nämlich der
galvanische Generator, gegeben. Sein Verhalten und seine Eigenschaften
wurden im ersten Theile dieses Werkes eingehend gewürdigt und zeigten uns, daß
mit diesem Generator Elektricität fast in beliebiger Menge und von hinreichender

22*

[Abbildung]
Die moderne Elektrotechnik.

I. Die Elektricitäts-Generatoren.

Wir erinnern uns aus der Geſchichte der Elektricität, daß bereits Thales
von Milet im ſiebenten Jahrhunderte v. Chr. die Eigenſchaft des Bern-
ſteines kannte, durch Reiben zur Anziehung kleiner, leichter Körperchen
befähigt zu werden. Wenngleich die Urſache dieſer Erſcheinung damals
noch nicht bekannt war, ſo bleibt doch immerhin der Bernſtein das
erſte Mittel, mit deſſen Hilfe Elektricität erregt wurde. Wir erinnern uns auch
daran, daß der Magdeburger Bürgermeiſter Otto von Guericke mehr als zwei
Jahrtauſende darnach durch ſeinen Schwefelkugel-Apparat die erſte Anregung zur
Conſtruction von Elektriſirmaſchinen gab, die im Laufe der Zeit ſo weit vervoll-
kommt wurden, daß ſie eine ergiebigere Elektricitätsquelle darſtellten. Die Elektriſir-
maſchinen ſind Elektricitäts-Generatoren, in welchen Elektricität durch Reibung
erregt wird.

Ein näheres Studium der elektriſchen Entladungen, der hierbei auftretenden
Erſcheinungen und des Verhaltens der Leiter und Iſolatoren führte dann zum
Baue der Influenzmaſchinen, d. h. zur Erfindung von Elektricitäts-Generatoren, mittelſt
welcher Elektricität durch Influenz erregt wird. Beiderlei Elektricitäts-Generatoren
ſind jedoch, von einigen ſpeciellen Fällen abgeſehen, nicht im Stande, die techniſche
Verwendung der Elektricität im ausgedehnten Maßſtabe zu ermöglichen. Die Ur-
ſachen hiervon ſind in der unverläßlichen, von der Witterung abhängigen Function
und hauptſächlich in der geringen Ergiebigkeit zu ſuchen. Wir wiſſen, daß beiderlei
Maſchinen zwar die Erregung hoher elektriſcher Spannungen ermöglichen, aber
äußerſt geringe Elektricitätsmengen produciren.

Im Jahre 1800 beſchenkte endlich Volta die Welt mit der nach ihm be-
nannten Säule. Hiermit war eine dritte Art Elektricitäts-Generatoren, nämlich der
galvaniſche Generator, gegeben. Sein Verhalten und ſeine Eigenſchaften
wurden im erſten Theile dieſes Werkes eingehend gewürdigt und zeigten uns, daß
mit dieſem Generator Elektricität faſt in beliebiger Menge und von hinreichender

22*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0353" n="[339]"/>
        <figure/>
      </div>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Die moderne Elektrotechnik</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Die Elektricitäts-Generatoren.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ir erinnern uns aus der Ge&#x017F;chichte der Elektricität, daß bereits <hi rendition="#g">Thales</hi><lb/>
von Milet im &#x017F;iebenten Jahrhunderte v. Chr. die Eigen&#x017F;chaft des Bern-<lb/>
&#x017F;teines kannte, durch Reiben zur Anziehung kleiner, leichter Körperchen<lb/>
befähigt zu werden. Wenngleich die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Er&#x017F;cheinung damals<lb/>
noch nicht bekannt war, &#x017F;o bleibt doch immerhin der Bern&#x017F;tein das<lb/>
er&#x017F;te Mittel, mit de&#x017F;&#x017F;en Hilfe Elektricität erregt wurde. Wir erinnern uns auch<lb/>
daran, daß der Magdeburger Bürgermei&#x017F;ter Otto von Guericke mehr als zwei<lb/>
Jahrtau&#x017F;ende darnach durch &#x017F;einen Schwefelkugel-Apparat die er&#x017F;te Anregung zur<lb/>
Con&#x017F;truction von Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen gab, die im Laufe der Zeit &#x017F;o weit vervoll-<lb/>
kommt wurden, daß &#x017F;ie eine ergiebigere Elektricitätsquelle dar&#x017F;tellten. Die Elektri&#x017F;ir-<lb/>
ma&#x017F;chinen &#x017F;ind Elektricitäts-Generatoren, in welchen Elektricität durch <hi rendition="#g">Reibung</hi><lb/>
erregt wird.</p><lb/>
          <p>Ein näheres Studium der elektri&#x017F;chen Entladungen, der hierbei auftretenden<lb/>
Er&#x017F;cheinungen und des Verhaltens der Leiter und I&#x017F;olatoren führte dann zum<lb/>
Baue der Influenzma&#x017F;chinen, d. h. zur Erfindung von Elektricitäts-Generatoren, mittel&#x017F;t<lb/>
welcher Elektricität durch <hi rendition="#g">Influenz</hi> erregt wird. Beiderlei Elektricitäts-Generatoren<lb/>
&#x017F;ind jedoch, von einigen &#x017F;peciellen Fällen abge&#x017F;ehen, nicht im Stande, die techni&#x017F;che<lb/>
Verwendung der Elektricität im ausgedehnten Maß&#x017F;tabe zu ermöglichen. Die Ur-<lb/>
&#x017F;achen hiervon &#x017F;ind in der unverläßlichen, von der Witterung abhängigen Function<lb/>
und haupt&#x017F;ächlich in der geringen Ergiebigkeit zu &#x017F;uchen. Wir wi&#x017F;&#x017F;en, daß beiderlei<lb/>
Ma&#x017F;chinen zwar die Erregung hoher elektri&#x017F;cher Spannungen ermöglichen, aber<lb/>
äußer&#x017F;t geringe Elektricitätsmengen produciren.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1800 be&#x017F;chenkte endlich <hi rendition="#g">Volta</hi> die Welt mit der nach ihm be-<lb/>
nannten Säule. Hiermit war eine dritte Art Elektricitäts-Generatoren, nämlich der<lb/><hi rendition="#g">galvani&#x017F;che Generator</hi>, gegeben. Sein Verhalten und &#x017F;eine Eigen&#x017F;chaften<lb/>
wurden im er&#x017F;ten Theile die&#x017F;es Werkes eingehend gewürdigt und zeigten uns, daß<lb/>
mit die&#x017F;em Generator Elektricität fa&#x017F;t in beliebiger Menge und von hinreichender<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">22*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[339]/0353] [Abbildung] Die moderne Elektrotechnik. I. Die Elektricitäts-Generatoren. Wir erinnern uns aus der Geſchichte der Elektricität, daß bereits Thales von Milet im ſiebenten Jahrhunderte v. Chr. die Eigenſchaft des Bern- ſteines kannte, durch Reiben zur Anziehung kleiner, leichter Körperchen befähigt zu werden. Wenngleich die Urſache dieſer Erſcheinung damals noch nicht bekannt war, ſo bleibt doch immerhin der Bernſtein das erſte Mittel, mit deſſen Hilfe Elektricität erregt wurde. Wir erinnern uns auch daran, daß der Magdeburger Bürgermeiſter Otto von Guericke mehr als zwei Jahrtauſende darnach durch ſeinen Schwefelkugel-Apparat die erſte Anregung zur Conſtruction von Elektriſirmaſchinen gab, die im Laufe der Zeit ſo weit vervoll- kommt wurden, daß ſie eine ergiebigere Elektricitätsquelle darſtellten. Die Elektriſir- maſchinen ſind Elektricitäts-Generatoren, in welchen Elektricität durch Reibung erregt wird. Ein näheres Studium der elektriſchen Entladungen, der hierbei auftretenden Erſcheinungen und des Verhaltens der Leiter und Iſolatoren führte dann zum Baue der Influenzmaſchinen, d. h. zur Erfindung von Elektricitäts-Generatoren, mittelſt welcher Elektricität durch Influenz erregt wird. Beiderlei Elektricitäts-Generatoren ſind jedoch, von einigen ſpeciellen Fällen abgeſehen, nicht im Stande, die techniſche Verwendung der Elektricität im ausgedehnten Maßſtabe zu ermöglichen. Die Ur- ſachen hiervon ſind in der unverläßlichen, von der Witterung abhängigen Function und hauptſächlich in der geringen Ergiebigkeit zu ſuchen. Wir wiſſen, daß beiderlei Maſchinen zwar die Erregung hoher elektriſcher Spannungen ermöglichen, aber äußerſt geringe Elektricitätsmengen produciren. Im Jahre 1800 beſchenkte endlich Volta die Welt mit der nach ihm be- nannten Säule. Hiermit war eine dritte Art Elektricitäts-Generatoren, nämlich der galvaniſche Generator, gegeben. Sein Verhalten und ſeine Eigenſchaften wurden im erſten Theile dieſes Werkes eingehend gewürdigt und zeigten uns, daß mit dieſem Generator Elektricität faſt in beliebiger Menge und von hinreichender 22*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/353
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. [339]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/353>, abgerufen am 21.11.2024.