Nun führe ich meine Leser wiederum in ein gantz besonderes Fach. Die Materie, welche ich ietzo vorgetragen habe, ist eine logicalische Materie. Nun aber thue ich einen Sprung in die Artzneywissenschaft. Jch muß nunmeh- ro meinen Untersatz erweisen und hierzu habe ich lauter Erfahrungen nöthig die in die Artz- neykunst schlagen. Durch Anführung so ver- schiedener Observationen, werde ich im Stan- de seyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant- worten, die wir in den schönen Werck des Hrn. v. Fenelon:De l' existence de Dieu, Chap. XLV. pag. 59 finden, und die ich ihrer Schönheit wegen hier nicht unangeführt lassen kan. Er sagt: D' ou vient que des Etres si dissemblables, sont si intimement vnis en- semble dans l' homme? D' ou vient que les mouvemens du Corps donnent si promte- ment & si infailliblement certaines pensees a l'ame? D' ou vient que les pensees de l' ame donnent si promtement & si in- failliblement certains mouvemens au corps? D' ou vient cette societe si reguliere de soixante-dix ou quatre vingt ans, sans au- cune interruption? Dieser grosse Mann be- antwortet sich in der That diese Fragen selber indem er pag. 60 spricht: Rien n' est plus absolu que l' empire de l' esprit sur le corps. L' esprit veut: & tous les membres du corps se remuent a l' instant, comme s' ils etoient
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§. 25.
Nun fuͤhre ich meine Leſer wiederum in ein gantz beſonderes Fach. Die Materie, welche ich ietzo vorgetragen habe, iſt eine logicaliſche Materie. Nun aber thue ich einen Sprung in die Artzneywiſſenſchaft. Jch muß nunmeh- ro meinen Unterſatz erweiſen und hierzu habe ich lauter Erfahrungen noͤthig die in die Artz- neykunſt ſchlagen. Durch Anfuͤhrung ſo ver- ſchiedener Obſervationen, werde ich im Stan- de ſeyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant- worten, die wir in den ſchoͤnen Werck des Hrn. v. Fenelon:De l’ exiſtence de Dieu, Chap. XLV. pag. 59 finden, und die ich ihrer Schoͤnheit wegen hier nicht unangefuͤhrt laſſen kan. Er ſagt: D’ ou vient que des Etres ſi diſſemblables, ſont ſi intimement vnis en- ſemble dans l’ homme? D’ ou vient que les mouvemens du Corps donnent ſi promte- ment & ſi infailliblement certaines penſées à l’ame? D’ ou vient que les penſées de l’ ame donnent ſi promtement & ſi in- failliblement certains mouvemens au corps? D’ ou vient cette ſocieté ſi reguliére de ſoixante-dix ou quatre vingt ans, ſans au- cune interruption? Dieſer groſſe Mann be- antwortet ſich in der That dieſe Fragen ſelber indem er pag. 60 ſpricht: Rien n’ eſt plus abſolu que l’ empire de l’ eſprit ſur le corps. L’ eſprit veut: & tous les membres du corps ſe remuent a l’ inſtant, comme ſ’ ils etoient
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§. 25.
Nun fuͤhre ich meine Leſer wiederum in ein
gantz beſonderes Fach. Die Materie, welche
ich ietzo vorgetragen habe, iſt eine logicaliſche
Materie. Nun aber thue ich einen Sprung
in die Artzneywiſſenſchaft. Jch muß nunmeh-
ro meinen Unterſatz erweiſen und hierzu habe
ich lauter Erfahrungen noͤthig die in die Artz-
neykunſt ſchlagen. Durch Anfuͤhrung ſo ver-
ſchiedener Obſervationen, werde ich im Stan-
de ſeyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant-
worten, die wir in den ſchoͤnen Werck des
Hrn. v. Fenelon: De l’ exiſtence de Dieu,
Chap. XLV. pag. 59 finden, und die ich ihrer
Schoͤnheit wegen hier nicht unangefuͤhrt laſſen
kan. Er ſagt: D’ ou vient que des Etres ſi
diſſemblables, ſont ſi intimement vnis en-
ſemble dans l’ homme? D’ ou vient que les
mouvemens du Corps donnent ſi promte-
ment & ſi infailliblement certaines penſées
à l’ame? D’ ou vient que les penſées de
l’ ame donnent ſi promtement & ſi in-
failliblement certains mouvemens au corps?
D’ ou vient cette ſocieté ſi reguliére de
ſoixante-dix ou quatre vingt ans, ſans au-
cune interruption? Dieſer groſſe Mann be-
antwortet ſich in der That dieſe Fragen ſelber
indem er pag. 60 ſpricht: Rien n’ eſt plus
abſolu que l’ empire de l’ eſprit ſur le corps.
L’ eſprit veut: & tous les membres du corps
ſe remuent a l’ inſtant, comme ſ’ ils etoient
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/92>, abgerufen am 03.07.2024.
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