nicht zu weit, in die Betrachtung der Erkennt- niß unsrer Sele einlasse, indem man von einer so ungewissen Sache viel mehrere Merckmale haben müste, als man hat, wenn man sich dar- in vertieffen wolte.
§. 6.
Die Leute, welche eine von denen vorigen Meinungen behaupten, schweifen beständig aus. Entweder sie läugnen die Körper oder die Geister. Jst es aber nicht allemal besser die Mittelstrasse zu erwählen, und beydes zu- gleich anzunehmen. Darum sind die Duali- sten in dem Stücke zu loben, daß sie glauben, der Mensch bestehe nicht allein aus dem Kör- per oder allein aus Geist; sondern aus Geist und Körper zugleich. Hier kommt es nun ei- gentlich darauf an, daß wir untersuchen, wie diese die Uebereinstimmung der Handlungen des Körpers und der Sele erklären. Allein sie theilen sich wiederum in verschiedene Secten, und wir werden uns müssen gefallen lassen, ihre Meinungen ebenfals zu prüfen. Die erstern behaupten, die Sele habe allein Vorstellungen, und nach der Verschiedenheit derselben würde auch die Direction des Nervensaftes in dem Gehirne verändert. Weil sie aber wol sahen, daß hierzu nothwendig ein Director erfodert werde, und da sie nicht vor gut befanden, ihre Sele mit dieser Bemühung zu belästigen, so trugen sie das Directorium über den Nerven- saft GOtt auf. Die, welche dieser Meinung
anhän-
nicht zu weit, in die Betrachtung der Erkennt- niß unſrer Sele einlaſſe, indem man von einer ſo ungewiſſen Sache viel mehrere Merckmale haben muͤſte, als man hat, wenn man ſich dar- in vertieffen wolte.
§. 6.
Die Leute, welche eine von denen vorigen Meinungen behaupten, ſchweifen beſtaͤndig aus. Entweder ſie laͤugnen die Koͤrper oder die Geiſter. Jſt es aber nicht allemal beſſer die Mittelſtraſſe zu erwaͤhlen, und beydes zu- gleich anzunehmen. Darum ſind die Duali- ſten in dem Stuͤcke zu loben, daß ſie glauben, der Menſch beſtehe nicht allein aus dem Koͤr- per oder allein aus Geiſt; ſondern aus Geiſt und Koͤrper zugleich. Hier kommt es nun ei- gentlich darauf an, daß wir unterſuchen, wie dieſe die Uebereinſtimmung der Handlungen des Koͤrpers und der Sele erklaͤren. Allein ſie theilen ſich wiederum in verſchiedene Secten, und wir werden uns muͤſſen gefallen laſſen, ihre Meinungen ebenfals zu pruͤfen. Die erſtern behaupten, die Sele habe allein Vorſtellungen, und nach der Verſchiedenheit derſelben wuͤrde auch die Direction des Nervenſaftes in dem Gehirne veraͤndert. Weil ſie aber wol ſahen, daß hierzu nothwendig ein Director erfodert werde, und da ſie nicht vor gut befanden, ihre Sele mit dieſer Bemuͤhung zu belaͤſtigen, ſo trugen ſie das Directorium uͤber den Nerven- ſaft GOtt auf. Die, welche dieſer Meinung
anhaͤn-
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[18/0048]
nicht zu weit, in die Betrachtung der Erkennt-
niß unſrer Sele einlaſſe, indem man von einer
ſo ungewiſſen Sache viel mehrere Merckmale
haben muͤſte, als man hat, wenn man ſich dar-
in vertieffen wolte.
§. 6.
Die Leute, welche eine von denen vorigen
Meinungen behaupten, ſchweifen beſtaͤndig
aus. Entweder ſie laͤugnen die Koͤrper oder
die Geiſter. Jſt es aber nicht allemal beſſer
die Mittelſtraſſe zu erwaͤhlen, und beydes zu-
gleich anzunehmen. Darum ſind die Duali-
ſten in dem Stuͤcke zu loben, daß ſie glauben,
der Menſch beſtehe nicht allein aus dem Koͤr-
per oder allein aus Geiſt; ſondern aus Geiſt
und Koͤrper zugleich. Hier kommt es nun ei-
gentlich darauf an, daß wir unterſuchen, wie
dieſe die Uebereinſtimmung der Handlungen des
Koͤrpers und der Sele erklaͤren. Allein ſie
theilen ſich wiederum in verſchiedene Secten,
und wir werden uns muͤſſen gefallen laſſen, ihre
Meinungen ebenfals zu pruͤfen. Die erſtern
behaupten, die Sele habe allein Vorſtellungen,
und nach der Verſchiedenheit derſelben wuͤrde
auch die Direction des Nervenſaftes in dem
Gehirne veraͤndert. Weil ſie aber wol ſahen,
daß hierzu nothwendig ein Director erfodert
werde, und da ſie nicht vor gut befanden, ihre
Sele mit dieſer Bemuͤhung zu belaͤſtigen, ſo
trugen ſie das Directorium uͤber den Nerven-
ſaft GOtt auf. Die, welche dieſer Meinung
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/48>, abgerufen am 03.03.2025.
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