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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

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oben geredet. Die Vernunftschlüsse, wodurch
man auf dergleichen Beurtheilung gefallen mö-
gen eben die tiefsten nicht seyn. Es kommt
meines Erachtens alles darauf an, ob ein Stah-
lianer behauptet, er wisse wie die Sele alle
Veränderungen ihres Körpers würcke, oder
wisse nichts mehr, als daß sie dieselben hervor-
bringe. Und dieses ist eine Sache, welche noch
gar wohl zu entscheiden seyn wird.

§. 50.

Wenn sich ein Stahlianer rühmte, er wisse
wie die Sele alle Veränderungen ihres Kör-
pers hervorbrächte, so müste er auch die Mittel
anzuzeigen wissen, wodurch sie dieses ins Werck
richtet Allein meines Wissens hat sich noch
kein Stahlianer hiermit breit gemacht. Er
ist viel zu bescheiden, als daß er von Sachen
urtheilen solte, welche begreifen zu wollen eine
Bemühung ohne Fortgang und wieder die Na-
tur wäre. Er weiß nichts weiter als daß seine
Sele ihren Körper bewege; wenn man ihn
aber fräget, wie dieses zugehe, so antwortet er
billig mit einem ehrfurchtsvollen Erstaunen:

Das hat der, der uns schuf, vor uns
verbergen wollen.

Aber, wird man sagen, bestätiget es nicht die
Erfahrung genugsam, daß man die Sele bald
mit einem Haushalter und bald mit einem
Kriegesmanne verwechselt? Alles dieses ist nicht
zu läugnen. Wir finden nach der Stahliani-

schen
K 4

oben geredet. Die Vernunftſchluͤſſe, wodurch
man auf dergleichen Beurtheilung gefallen moͤ-
gen eben die tiefſten nicht ſeyn. Es kommt
meines Erachtens alles darauf an, ob ein Stah-
lianer behauptet, er wiſſe wie die Sele alle
Veraͤnderungen ihres Koͤrpers wuͤrcke, oder
wiſſe nichts mehr, als daß ſie dieſelben hervor-
bringe. Und dieſes iſt eine Sache, welche noch
gar wohl zu entſcheiden ſeyn wird.

§. 50.

Wenn ſich ein Stahlianer ruͤhmte, er wiſſe
wie die Sele alle Veraͤnderungen ihres Koͤr-
pers hervorbraͤchte, ſo muͤſte er auch die Mittel
anzuzeigen wiſſen, wodurch ſie dieſes ins Werck
richtet Allein meines Wiſſens hat ſich noch
kein Stahlianer hiermit breit gemacht. Er
iſt viel zu beſcheiden, als daß er von Sachen
urtheilen ſolte, welche begreifen zu wollen eine
Bemuͤhung ohne Fortgang und wieder die Na-
tur waͤre. Er weiß nichts weiter als daß ſeine
Sele ihren Koͤrper bewege; wenn man ihn
aber fraͤget, wie dieſes zugehe, ſo antwortet er
billig mit einem ehrfurchtsvollen Erſtaunen:

Das hat der, der uns ſchuf, vor uns
verbergen wollen.

Aber, wird man ſagen, beſtaͤtiget es nicht die
Erfahrung genugſam, daß man die Sele bald
mit einem Haushalter und bald mit einem
Kriegesmanne verwechſelt? Alles dieſes iſt nicht
zu laͤugnen. Wir finden nach der Stahliani-

ſchen
K 4
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[125/0155] oben geredet. Die Vernunftſchluͤſſe, wodurch man auf dergleichen Beurtheilung gefallen moͤ- gen eben die tiefſten nicht ſeyn. Es kommt meines Erachtens alles darauf an, ob ein Stah- lianer behauptet, er wiſſe wie die Sele alle Veraͤnderungen ihres Koͤrpers wuͤrcke, oder wiſſe nichts mehr, als daß ſie dieſelben hervor- bringe. Und dieſes iſt eine Sache, welche noch gar wohl zu entſcheiden ſeyn wird. §. 50. Wenn ſich ein Stahlianer ruͤhmte, er wiſſe wie die Sele alle Veraͤnderungen ihres Koͤr- pers hervorbraͤchte, ſo muͤſte er auch die Mittel anzuzeigen wiſſen, wodurch ſie dieſes ins Werck richtet Allein meines Wiſſens hat ſich noch kein Stahlianer hiermit breit gemacht. Er iſt viel zu beſcheiden, als daß er von Sachen urtheilen ſolte, welche begreifen zu wollen eine Bemuͤhung ohne Fortgang und wieder die Na- tur waͤre. Er weiß nichts weiter als daß ſeine Sele ihren Koͤrper bewege; wenn man ihn aber fraͤget, wie dieſes zugehe, ſo antwortet er billig mit einem ehrfurchtsvollen Erſtaunen: Das hat der, der uns ſchuf, vor uns verbergen wollen. Aber, wird man ſagen, beſtaͤtiget es nicht die Erfahrung genugſam, daß man die Sele bald mit einem Haushalter und bald mit einem Kriegesmanne verwechſelt? Alles dieſes iſt nicht zu laͤugnen. Wir finden nach der Stahliani- ſchen K 4

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/155>, abgerufen am 03.12.2024.