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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
weilen erhalten so gar gewisse Nerven nur eine Zeitlang die
Fähigkeit, von gewissen Berührungen oder Einflüssen,
äußere sinnliche Eindrücke anzunehmen, die sich hernach
wieder verliert, wie z. E. in den sinnlichen Trieben.
(Vergl. §. 265.)

3. Ferner können von Natur gewisse äußere sinnliche
Eindrücke in die sonst empfindlichen Nerven so schwach
wirken, daß sie nicht bis zum Gehirne fortgehen, sondern
sich unterwegens verlieren oder entkräften. §. 46. N. 2.
Denn daß die zu schwache Berührung allerdings den
äußern sinnlichen Eindruck in Nerven gemachet habe, er-
hellet zum öftern aus andern thierischen Wirkungen, z. E.
aus gewissen thierischen Bewegungen, die dieser Eindruck
hervorbringt, und es muß also die Ursache, daß er nicht
empfunden wird, darinn liegen, daß er nicht bis zum Ge-
hirne gelanget ist. So machen Blähungen im Magen oft
eine Dehnung der Nerven desselben, die so schwach ist, daß
wir sie nicht empfinden, ob sich gleich der geschehene äuße-
re sinnliche Eindruck durch thierische Wirkungen, nämlich
durch Zusammenziehungen desselben verräth, welche das
Murren der Blähungen offenbaret. Es kann aber dieser
Fortgang des äußern sinnlichen Eindrucks zum Gehirne im
Zustande der Gesundheit auf noch eine andre Art gehindert
werden, die einer ausführlichern Erklärung bedarf.

§. 48.

4. Es ist unwidersprechlich, daß von sehr vielen Ner-
ven, die, ob sie gleich alle empfindlich sind, dennoch haupt-
sächlich nur zu gewissen thierischen Bewegungen im Körper
bestimmet worden, die hierzu nöthigen äußern sinnlichen
Eindrücke selten, oder gar nicht, oder doch nur gewisse Ar-
ten solcher, bis zum Gehirne fortgepflanzet werden, die
übrigen aber blos in der Maschine bleiben, und daß dieß
so ihre natürliche Bestimmung sey. Zum Beweise mögen
hier die Nerven des Magens, der Gedärme und des Her-
zens dienen. Eine Speise, die uns im Munde den lebhaf-

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
weilen erhalten ſo gar gewiſſe Nerven nur eine Zeitlang die
Faͤhigkeit, von gewiſſen Beruͤhrungen oder Einfluͤſſen,
aͤußere ſinnliche Eindruͤcke anzunehmen, die ſich hernach
wieder verliert, wie z. E. in den ſinnlichen Trieben.
(Vergl. §. 265.)

3. Ferner koͤnnen von Natur gewiſſe aͤußere ſinnliche
Eindruͤcke in die ſonſt empfindlichen Nerven ſo ſchwach
wirken, daß ſie nicht bis zum Gehirne fortgehen, ſondern
ſich unterwegens verlieren oder entkraͤften. §. 46. N. 2.
Denn daß die zu ſchwache Beruͤhrung allerdings den
aͤußern ſinnlichen Eindruck in Nerven gemachet habe, er-
hellet zum oͤftern aus andern thieriſchen Wirkungen, z. E.
aus gewiſſen thieriſchen Bewegungen, die dieſer Eindruck
hervorbringt, und es muß alſo die Urſache, daß er nicht
empfunden wird, darinn liegen, daß er nicht bis zum Ge-
hirne gelanget iſt. So machen Blaͤhungen im Magen oft
eine Dehnung der Nerven deſſelben, die ſo ſchwach iſt, daß
wir ſie nicht empfinden, ob ſich gleich der geſchehene aͤuße-
re ſinnliche Eindruck durch thieriſche Wirkungen, naͤmlich
durch Zuſammenziehungen deſſelben verraͤth, welche das
Murren der Blaͤhungen offenbaret. Es kann aber dieſer
Fortgang des aͤußern ſinnlichen Eindrucks zum Gehirne im
Zuſtande der Geſundheit auf noch eine andre Art gehindert
werden, die einer ausfuͤhrlichern Erklaͤrung bedarf.

§. 48.

4. Es iſt unwiderſprechlich, daß von ſehr vielen Ner-
ven, die, ob ſie gleich alle empfindlich ſind, dennoch haupt-
ſaͤchlich nur zu gewiſſen thieriſchen Bewegungen im Koͤrper
beſtimmet worden, die hierzu noͤthigen aͤußern ſinnlichen
Eindruͤcke ſelten, oder gar nicht, oder doch nur gewiſſe Ar-
ten ſolcher, bis zum Gehirne fortgepflanzet werden, die
uͤbrigen aber blos in der Maſchine bleiben, und daß dieß
ſo ihre natuͤrliche Beſtimmung ſey. Zum Beweiſe moͤgen
hier die Nerven des Magens, der Gedaͤrme und des Her-
zens dienen. Eine Speiſe, die uns im Munde den lebhaf-

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[64/0088] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. weilen erhalten ſo gar gewiſſe Nerven nur eine Zeitlang die Faͤhigkeit, von gewiſſen Beruͤhrungen oder Einfluͤſſen, aͤußere ſinnliche Eindruͤcke anzunehmen, die ſich hernach wieder verliert, wie z. E. in den ſinnlichen Trieben. (Vergl. §. 265.) 3. Ferner koͤnnen von Natur gewiſſe aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die ſonſt empfindlichen Nerven ſo ſchwach wirken, daß ſie nicht bis zum Gehirne fortgehen, ſondern ſich unterwegens verlieren oder entkraͤften. §. 46. N. 2. Denn daß die zu ſchwache Beruͤhrung allerdings den aͤußern ſinnlichen Eindruck in Nerven gemachet habe, er- hellet zum oͤftern aus andern thieriſchen Wirkungen, z. E. aus gewiſſen thieriſchen Bewegungen, die dieſer Eindruck hervorbringt, und es muß alſo die Urſache, daß er nicht empfunden wird, darinn liegen, daß er nicht bis zum Ge- hirne gelanget iſt. So machen Blaͤhungen im Magen oft eine Dehnung der Nerven deſſelben, die ſo ſchwach iſt, daß wir ſie nicht empfinden, ob ſich gleich der geſchehene aͤuße- re ſinnliche Eindruck durch thieriſche Wirkungen, naͤmlich durch Zuſammenziehungen deſſelben verraͤth, welche das Murren der Blaͤhungen offenbaret. Es kann aber dieſer Fortgang des aͤußern ſinnlichen Eindrucks zum Gehirne im Zuſtande der Geſundheit auf noch eine andre Art gehindert werden, die einer ausfuͤhrlichern Erklaͤrung bedarf. §. 48. 4. Es iſt unwiderſprechlich, daß von ſehr vielen Ner- ven, die, ob ſie gleich alle empfindlich ſind, dennoch haupt- ſaͤchlich nur zu gewiſſen thieriſchen Bewegungen im Koͤrper beſtimmet worden, die hierzu noͤthigen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ſelten, oder gar nicht, oder doch nur gewiſſe Ar- ten ſolcher, bis zum Gehirne fortgepflanzet werden, die uͤbrigen aber blos in der Maſchine bleiben, und daß dieß ſo ihre natuͤrliche Beſtimmung ſey. Zum Beweiſe moͤgen hier die Nerven des Magens, der Gedaͤrme und des Her- zens dienen. Eine Speiſe, die uns im Munde den lebhaf- teſten

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/88>, abgerufen am 21.11.2024.